Gross Schärhorn (3295m)


Publiziert von أجنبي , 24. August 2012 um 11:45.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:20 August 2012
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR   Ortstockgruppe 
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1800 m
Strecke:Klausenpass – P. 2346 – P. 2739 – P. 2872 – Iswändli – Chammlijoch – Hüfifirn – Chammlilücke – Gross Schärhorn – retour auf gleicher Route
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Klausenpass
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Auto ab Klausenpass
Kartennummer:LK 1:25.000: 1192 Schächental, 1193 Tödi

Nach der erfolgreichen, im Gipfelaufstieg etwas grenzwertigen *Tour auf den Gross Ruchen am Samstag hatte ich definitiv Lust auf mehr. Konkret: Lust auf nochmals was Hohes mit kühlender Unterlage, denn es herrschte ja Tropenhitze. Am Sonntag war jedoch erst mal etwas Schlaf und Erholung zu Hause am See angesagt, denn der lange, geröllige Abstieg durch die Ruch Chälen hatten ihren Tribut gefordert und meine Gelenke sind mittlerweile auch Ü30.

Ende April stiess ich bei unserem *erfolglosen Versuch am Sustenhorn völlig überraschend auf meine Cousine und ihren Tourenpartner. Ihr Tempo beeindruckte und motivierte: Eine gemeinsame Tour musste her. Nun war es soweit: Steigeisen, Helme, Seil und Cousine fuhren in aller Herrgottsfrühe mit auf den Klausenpass. Irgendwie war ich froh, in dieser elend heissen Nacht nicht mehr als 4h im Bett zu verbringen. Um 4.20 Uhr, trotteten wir (im Unterhemd!) mutterseelenallein im Schein unserer Stirnlampen los.

Da uns der wohl wärmste Tag des Jahres erwartete, stand für uns fest, dass wir zur Mittagszeit den Gletscher wieder verlassen wollten. Und sowieso: Aufstiege zur frühen Stunde sind immer wieder ein besonderes Erlebnis. Diesmal sah ich sogar zwei Sternschnuppen. Bis zum Iswändli kalkulierten wir 2h, was auf die Minute genau aufging. Und was beim Steigeisen-Montieren auch noch aufging: die Sonne hinter dem Gemsfairenstock. Traumhaft...! Einer der schönsten Sonnenaufgänge, die meine Augen je gesehen haben.

Ausgangs Iswändli, dort wo's etwas abflacht und die ersten Spalten auftauchen, seilten wir an. Über's Chammlijoch war's angenehm windig – und unangenehm spaltig. Viele Spalten waren zwar offen und daher gut zu sehen, aber teilweise lag auch noch Schnee auf dem Gletscher. Vorsicht war angesagt. Wir bewegten uns wie in einem Labyrinth und fanden immer wieder irgendwo eine Möglichkeit, über einen dieser dunklen Abgründe zu hüpfen oder über eine schmale Eisbrücke zu balancieren.

Auf dem Chammlijoch ist es übrigens ratsam, nicht zu nahe am Chammliberg-Ostgipfel entlang zu gehen, da's dort recht oft heruntergepollert kommt. Selbiges gilt für die anschliessende Umgehung des Chammlihoren. Im Abstieg auf dem Hüfifirn rechneten wir damit, vielleicht doch noch andere Tourengänger zu entdecken, lag doch die Planurahütte nahe. Doch damit war's nix. Erst als wir nachmittags über's Chammlijoch vorbei zurück zum Iswändli stolperten, sahen wir ein paar Bergsteiger am Clariden. Wahrlich nicht viel Betrieb bei diesem Traumwetter...

Nun, auf ca. 2800m, dort wo man um das Chammlihoren herum biegt und plötzlich das Schärhorn vor sich hat, verliessen wir für kurze Zeit den eisigen Untergrund. Der Hüfifirn zieht sich zurück. Um die Ecke herum gab's dann wieder ein paar Spalten zu queren. Diesmal gestaltete sich die Angelegenheit praktisch schneefrei und daher etwas unproblematischer als auf dem Chammlijoch. Weiter Richtung Chammlilücke hoch war der Gletscher dann wieder gut zugeschneit.

Die Lücke erreichten wir um 8.15 Uhr und damit einiges früher als erwartet. Uns konnte es recht sein, denn zu lange wollten wir uns an einem derart heissen Tag nicht auf dem Gletscher tummeln. Der Aufstieg zum Gross Schärhorn sah schneefrei aus, da wir beide aber noch nie an diesem Berg unterwegs waren und's ganz oben auf dem Südgrat noch etwas weiss war, schleppten wir vorsichtshalber Steigeisen und Seil mit hoch. Wie sich erweisen sollte, war dies unnötig und wir hätten die Ausrüstung unten deponieren können.

Der Einstieg zum breiten, gerölligen Rücken war zunächst etwas unübersichtlich. Wir kraxelten zu den Biwakplätzen hoch und siehe da: eine Wegspur. Dieser folgten wir auf und über den Ostgrat, querten die Südostflanke und erreichten so den Südgrat kurz vor dem Gipfel. Bis dahin war der Aufstieg sehr einfach, doch wartete ich noch auf meine persönliche Schlüsselstelle: Rund 20m vor dem Gipfel gibt es auf dem Grat eine kurze Kletterstelle. Zwar nicht wirklich schwierig und auch nicht allzu ausgesetzt, doch eben: Man ist auf dem Gipfelgrat und auf beiden Seiten geht's sehr weit hinunter.

Kurz gesammelt, Ruhe gefunden, Luft geholt, Eispickel deponiert (man braucht beide Hände für die Passage), einen Schluck Wasser getrunken und los ging's. Und schwupps – bewältigt war die Stelle und vor meinen Augen zeigte sich das Gipfelkreuz! Jetzt war es klar, dass wir's schaffen würden. Ein paar Schritte auf dem nun zunehmend breiteren Grat und voilà: Gipfel um 9.10 Uhr erreicht!

Im Frühling hatten wir auf *unserer Gemsfairenstock-Clariden-Skitour das Schärhorn noch links liegen gelassen. Der steile Flankenaufstieg mit anschliessender Abfahrt im verwehten, schlechten Schnee war mir eine Nummer zu gross für meine Rookie-Saison. Wir kamen zum Schluss, den Gipfel zuerst als Sommer-Hochtour zu machen. Auf zahlreichen Touren in „meiner“ Gegend habe ich das Gross Schärhorn schon x-fach abgelichtet und bestaunt. Äusserst schön war nun also das Gefühl, endlich (bzw. bereits!) dort ganz zu oberst zu stehen und runter zu schauen.

Für den Aufstieg hatten wir ab Klausenpass inkl. Pausen 4h 50min gebraucht. Bei der Tourenplanung rechneten wir mit rund fünfeinhalb Stunden. Aufgrund des Windes verlegten wir die ausführliche Gipfelrast in die schuttige Südostflanke. Nachdem das Gipfelei verspiesen, die wunderbare Aussicht aufgesogen und die Sonnencréme aufgestrichen war, ging's um 10 Uhr in den Abstieg. Wenn möglich, wollten wir um 12 Uhr auf dem Chammlijoch sein. Und so kam's dann auch: Um 12.10 erreichten wir den Fuss des Iswändli und waren somit weg vom Gletscher. Nach erneuter, längerer Pause stiegen wir auf den Klausenpass ab. Tausende Schweisstropfen später erreichten wir diesen kurz nach 14 Uhr.


Tourengänger: أجنبي


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Kommentare (2)


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Gelöschter Kommentar

أجنبي hat gesagt: RE:Danke für Deinen
Gesendet am 12. September 2012 um 16:31
Yep, Helm ist dort oben immer eine gute Idee. Würd ich auf jeden Fall auf beide Touren mitnehmen. Wünsche euch eine schöne Tour. Das Wetter sollte ja gut kommen...


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