Gemsfairenstock (2.972 m) - vom Urnerboden nach Linthal


Publiziert von dulac , 20. August 2012 um 17:51.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:15 August 2012
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   CH-UR   Claridengruppe 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1850 m
Abstieg: 2550 m
Strecke:Urnerboden-Sunne - Fisetengrat - Ober Orthalten - Rundloch - Gemsfairenjoch - Gemsfairenstock -Gemsfairenjoch - Fisetengrat - Malor - Geissstein - Abzweig Linthal - Altstafel - Ahornen - Stelli - Reitimatt - Hütten - Linthal
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PTT-Linie Linthal-Flüelen Haltestelle Urnerboden-Sunne
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Linthal

Der Gemsfairenstock – ein wahrer Logenplatz mit Blick auf Tödi und Clariden!
Doch ein Logenplatz hat auch seinen Preis. In diesem Fall entweder in Form eines Bergbahntickets, oder für den, der darauf aus welchen Gründen auch immer verzichten möchte, in Form eines Aufstiegs von mehr als 1.500 Höhenmetern.
 
Letztlich inspiriert zu dieser Tour hat mich dieser Bericht *Der Gemsfairenstock (2972 m) im Hochsommer von kroebl. Offensichtlich auf Grund eines mancherorts gehaltenen Feiertags am 15. August hatte der Bus von Linthal zum Klausenpass an diesem Tag auch unter Woche einen Frühkurs um 8 Uhr. Diese Chance und das gute Wetter sollten genutzt werden. Auf die Seilbahn wollte ich jedoch verzichten. Deshalb Fahrt nur zur Haltestelle Sonne auf dem Urnerboden. Von hier Aufstieg zum Fisetengrat.
 
Der Weg quert zunächst den Bach auf die gegenüberliegende, südliche Talseite und führt danach zügig nach oben. Leider ist er über weite Strecken von den Kühen ziemlich in Mitleidenschaft gezogen worden und bereitet darum nur wenig Freude. Zumindest war ich bei Erreichen des Fisetengrats entschlossen, mir für den Rückweg eine Alternative zu suchen.
 
Hilfreich dann der Hinweis von kroebl, gleich nach dem Schafgatter nach links, nach oben vom markierten Wanderweg abzubiegen! Ohne ihn wäre wohl auch ich zunächst geradeaus weiter gegangen, denn die ersten Meter des Steigs sind weniger deutlich als der weitere Verlauf.
 
Danach gibt es eigentlich kein Vertun mehr. Zwar kein markierter Weg. Doch die Wegspuren, das Terrain und die zahlreichem Steinmandli sind überwiegend ein- und nur gelegentlich kurzzeitig zweideutig. Wenig später lösen sich etwaige Zweifel nämlich gleich wieder in Wohlgefallen auf!
 
Eindrücklich der Wegverlauf, zunächst entlang der linken, später der rechten Abbruchkante.
 
Das Rund Loch, markanter Punkt auf knapp 2.300 m kann nach Belieben überschritten oder umgangen werden.
 
Danach dann die erste Steilstufe. Weiter oben ist dann das als Wasserfall in den Abgrund hinunterschießende Schmelzwasser zunächst nur akustisch wahrnehmbar, dann auch zu sehen. Gedanklich stellt man sich auf eine möglicherweise heikle Überquerung ein. Doch nichts von allem: Zumindest auf meinem Trassee hatte ich einen Weg gewählt, auf dem dieser Wasserlauf irgendwie im Untergrund verlief und ich mich danach nur wundern konnte, wie ich auf einmal den Wasserfall auf der anderen Seite hinter mir erblickte.
 
Nicht vergessen zu erwähnen möchte ich, daß der Lang Firn, der Gletscher unterhalb des Gemsfairenstocks, entsprechend den Steigspuren rechts umgangen wird, zumindest bis zum Gemsfairenjoch. Hier eröffnet sich zum einem erstmalig das Panorama auf Tödi und Compagnie, zum andern liegt der Gletscher auf dem Weiterweg zum Gipfel jetzt unterhalb.
 
In Nähe des Grats geht es jetzt also die letzten Meter hoch bis zum Gipfel.
Aussicht traumhaft!
Eine Stunde Aufenthalt ist jetzt das Minimum nach insgesamt vier Stunden Aufstieg, finde ich.
 
(Teilweises) Rätselraten, wie die Berge wohl alle heissen mögen, die man an diesem Tage auch in weiter Ferne klar erkennen kann. Ein Zugang zu udeuschle.de wäre jetzt hilfreich, aber ohne Smartphone hätte man das Panorama bereits ausgedruckt mitbringen müssen ;-)
 
Der anschließende Abstieg zum Fisetengrat zurück ist kurzweilig. Gefühlsmäßig ist es bei der Ankunft dort für mich noch früh am Tag. Ich habe keine rechte Lust, jetzt schon abzusteigen, weder Richtung Klausenpass noch wieder hinab zum Gasthaus Sonne.
 
Irgendwie reizt mich die Angabe auf dem Wegweiser „Linthal 4 h 55 min“. Die Route kenne ich noch nicht und üblicherweise benötige ich auch etwas weniger als die angegebenen Gehzeiten. Üblicherweise zumindest! Ich peile den Zug ab Linthal kurz nach Sieben für die Rückfahrt an.
 
Während der ersten anderthalb Stunden ist der Weg identisch mit dem Aufstieg zur Claridenhütte: Zunächst in die weite Mulde zwischen Fisetengrat und Gemsfairenstock, zu Beginn vielleicht 200 Höhenmeter hinab, danach diese und einige mehr wieder hinauf, dann um eine Kante herum, in das anschließende Tal hinein und auch dort tendenziell eher nach oben. Streckenweise hatten auch hier die Kühe ganze Arbeit geleistet, leider!
 
Dann ist endlich der Abzweig zum markierten Abstieg nach Linthal erreicht: In einer Mulde mit viel Geröll geht es rasch hinab. Danach geht der Steig in einen breiteren über. Dieser jedoch vermittelt den Eindruck, hier hätten vor kurzem Bauarbeiten etwa für eine Wasserleitung stattgefunden, diese seien aber noch nicht beendet.
 
Schlußendlich wird auf etwa 1.500 m ein Fahrsträßchen erreicht, über das entsprechend der Markierung der weitere Abstieg nach Linthal über Reitimatt erfolgt.
 
An einigen Stellen lassen sich die weitausholenden Runden auf Wiesengelände verkürzen. Doch am Ende zieht es sich endlos, wie es scheint, bis nach Linthal. Von meinem Ziel „Bahn kurz nach 7“ habe ich mich bereits verabschiedet, kurz nach Acht heißt die neue Parole stattdessen.
 
Bereits seit geraumer Zeit habe ich eine trockene Kehle. Zwar hatte ich in dem Bach in der Mulde nach dem Fisetengrat die Wasserflasche nachgefüllt. Der Farbe nach zu urteilen Schmelzwasser, nicht über jeden Zweifel erhaben. Also nur für den Notfall.
 
Noch fühle ich den nicht gekommen. Statt dessen hoffe von Alp zu Alp eine vertrauenswürdige Wasserquelle zu finden. Doch vergeblich. Erst in Linthal selbst gibt es öffentliche Brunnen. Wenn ich doch nur an einem von ihnen bereits zwei Stunden früher vorbeigekommen wäre!
 
Speziell die letzten 3 Kilometer auf der Teerstraße von Tierfehd kommen mir endlos vor. Auch die Zeit schreitet voran. Am Ende erreiche ich den Zug kurz nach Acht, eine halbe Stunde habe ich auf die offizielle Gehzeit gutgemacht. Immerhin!
 
Der Bahnhof fast ausgestorben, ein einsamer Zug steht da. Ich will sichergehen, daß das tatsächlich der richtige und nicht nur ein abgestellter ist. Auf dem Fahrplan keine Angabe zum Gleis. Doch die Auswahl ist ohnehin nur binär. Klimatisierte Züge scheinen die SBB auf dieser Strecke nicht einzusetzen, in sämtlichen Waggons noch die Hitze des Tages.
 
Zur fahrplanmäßigen Zeit setzt sich der Zug in Bewegung, durch die geöffneten Scheiben kommt etwas kühlerer Fahrtwind in den Waggon. Heimwärts, zurücklehnen, die Beine weit von sich strecken und den restlichen Proviant aus dem Rucksack holen.
 
Es ist ein sehr langer Tag geworden. Doch die Anstrengung hat sich in jedem Fall gelohnt!
 
Und für das nächste Mal, das ich bereits jetzt fest ins Auge gefasst habe, dann vom Gipfel besser eine Runde über die Claridenhütte zurück zum Fisetengrat. Für größere Flexibilität und mehr zur Verfügung stehende Zeit müßte dann aber vielleicht doch einmal – ausnahmsweise – das Auto herhalten.
 
 
Meine Gehzeiten:
 
Urnerboden (Sonne) – Fisetenpass:                    1 ½ h
Fisetenpass – Gemsfairenstock Gipfel:               2 ½ h
Gemsfairenstock Gipfel – Fisetenpass:               1 ½ h
Fisetenpass – Linthal:                                           4 ½ h
 

Tourengänger: dulac
Communities: ÖV Touren


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Kommentare (5)


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rkroebl hat gesagt:
Gesendet am 20. August 2012 um 20:25
Super Bericht und schöne Fotos! Aus 'meiner' Tour hast Du aber eine Monumentalleistung gemacht, Mannomann. Chapeau!

Mit Dir geh ich nie wandern! :-)

LG, Ray

dulac hat gesagt: Ganz herzlichen Dank ...
Gesendet am 21. August 2012 um 23:43
für Deine anerkennenden Bemerkungen zu meiner Variante Deiner schönen Tour!

Das augenzwinkernd ausgesprochene Verdikt möchte ich aber so nicht stehen lassen. Denn ich kann auch anders: Als Beweis dafür muß ich wohl in den nächsten Tagen einen Bericht über eine zwei Tage später durchgeführte ganz und gar "faule" Tour nachliefern, den ich mir eigentlich sparen wollte ;-)

Einstweilen liebe Grüsse und weiterhin so spannende Touren, damit ich auch in Zukunft das eine oder andere abkupfern kann

Wolfgang

Runner hat gesagt: Schöne Tour
Gesendet am 25. August 2012 um 22:01
etwas "monströs". Werd' ich mir notieren... Merci!

dulac hat gesagt:
Gesendet am 26. August 2012 um 00:10
Pas de quoi!

Runner hat gesagt: RE:
Gesendet am 26. August 2012 um 00:19
:-D


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