Matter-Horn


Publiziert von PStraub , 10. August 2012 um 19:24.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:10 August 2012
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Spitzmeilengruppe 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1250 m
Kartennummer:1174

Matt, heute Teil von Glarus Süd, hat nicht nur eines, sondern eine ganze Reihe von Horen und Hörnern. Doch das einzige, das direkt über dem Dorf und ganz in Matter Huben liegt und darum Matterhorn heissen müsste, ist das Stuelegghorn. 
Zugegeben, das ist mit 1855.7 m nicht unglaublich hoch. Aber es erlaubt einerseits eine hübsche Rundwanderung (alter Weg hinauf, neuer Weg hinunter) und eine äusserst lohnende Besteigungsvariante für den Fanenstock.
 
Für den Aufstieg benutze ich den "Geissweg", der heute kaum noch begangen wird. Er beginnt am Dorfende (Haltestelle Matt - Brummbach). Mit "Er" ist der Aufstieg gemeint, der Weg beginnt - wie auf der Karte korrekt eingetragen - im Nirgendwo oberhalb des oberen Stadels im Hang von Hanigen. Kaum in Wald, wird er besser, und ein altes Schild erinnert an eine Sanierungsaktion. Der Weg wird nicht (mehr) unterhalten, wenn ein Baum umfällt, bleibt er dort liegen. Und davon hats einige.
Früher war das der Weg der Geisshirten und -herden. Ziegen waren bis in die 50er-Jahre eine wichtige Nahrungsgrundlage für die meist armen Einwohner. So hatte praktisch jeder Dörfler ein paar davon. Diese Ziegen wurden in Dorfhirtenen (Herden) gemeinsam zur Weide geführt. Der (meist halbwüchsige) Geisshirt übte eine verantwortungsvolle und durchaus angesehene Tätigkeit aus. Für diese Herden gab es oft auch eigene Geisswege und die Gegend ist voll von Namen wie Geisstal, -planggen oder -stafel.
Ziegen waren praktisch. Mit ihnen konnten Weiden genutzt werden, die zu steil oder zu klein für Vieh oder zum Heuen waren und die sie mit ihrer Vorliebe fürs Nagen und Knappern von Bäumen und Büschen freihielten. 
 
Heute sind Hirsche die einzigen regelmässigen Begeher dieses Weges. Davon muss es jede Menge haben. Überall hats mächtige Tritte und vielerorts verlassen Wechsel den Weg, sodass man sich besser darauf konzentriert, nicht versehentlich einem Wildwechsel zu folgen.
 
Bei P. 1447 kommt man in den Fahrweg, der aus dem Chrauchtal kommt und den man bei der Rundwanderung für den Abstieg benutzt. Ab hier ist der Aufstieg - äusserst sparsam - markiert. Auf rund 1700 m weicht der Wald einer Wiese, die tatsächlich noch gemäht wird. Wenn man bedenkt, dass heute selbst bestens erschlossene Heuteile verganden, ist das nicht selbstverständlich. Es verdient unsere Hochachtung, dass jemand Wiesen mäht, wo zuerst einmal rund 400 m aufgestiegen werden muss.
Die beiden haben dort oben übrigens ein Zelt aufgestellt, und ihre "Küche" hat eine einzigartige Aussicht.
 
Der Stuelegghorn-Gipfel, ein Triangulationspunkt 3. Kategorie, ist praktisch zugewachsen und kaum der Rede Wert. Der Grat Richtung Fanenstock hingegen bietet eine umfassende Aussicht.
 
Auf der Online-Karte ist der Aufstieg Stuelegghorn-Fanenstock als blau-weisser Bergweg eingetragen. Dezenter als diese kann eine Route nicht markiert und/oder ausgerüstet sein. Im Klartext: Es gibt keine. Das ist übrigens egal, der Aufstieg ist offensichtlich und nicht zu verfehlen. Und mit einem knappen T5 weit einfacher, als er von unten aussieht.
 
Einmal auf dem Fanenstock, könnte man den Plattengrat Richtung Foostöckli begehen. Das ist recht attaktiv. Nur bei einer der Abrutschstellen erreicht das ein T5, sonst ist der Grat durchgehend und maximal im T4-Bereich begehbar.
 
Aber ich wollte runter. 
Beim Fanenfurggeli könnte man nach rechts in die Westflanke absteigen. Ich habe das einmal gemacht. Es lohnt sich nur, wenn mal im Sinn hat, den exotischen Abstieg via Gufelchopf - Alpli - Ober- und Unter Gufel nach Sulzbach zu begehen. 
Ich jedoch wollte versuchen, bei Fanen einen Direktabstieg zu finden. Das war von oben nicht zu machen, man sieht einfach zu wenig weit. Später von unten angeschaut, wurde klar: Der erste Versuch muss von unten kommen. Man muss sehr genau wissen, wo gequert werden muss, sonst wirds heikel (= deutlich über III).
Ab P. 1728 habe ich den attraktiven Wanderweg via Windegg genommen. Anders als auf der Winterroute ist so der Fanenstock auch im Sommer ein lohnendes und abwechslungsreiches Wanderziel.
 
Nach dem obligaten Chübel in Elm mit dem Bus zurück. Die ganze Wanderung ist ÖV-tauglich.
 
Hand aufs Herz - hätten Sie den Thread überhaupt geöffnet, wenn es im Titel nicht "Matterhorn" hiesse?
Und: Warum soll ich mich in Zermatt für mein gutes Geld wie Dreck behandeln lassen, wenn ich einsame, lohnende Ziele gleich vor der Haustür habe?

Tourengänger: PStraub


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Kommentare (4)


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sozinho hat gesagt: Hand auf's Herz...
Gesendet am 10. August 2012 um 20:02
Lieber Herr Straub, ich lese grundsätzlich alle Ihre Hikr-Berichte sehr gerne, und dank der von Ihnen vefassten aktuellen Ausgabe des Glarner SAC-Führers sind die Glarner Alpen meine Lieblings-Berggegend geworden. Herzlichen Dank & beste Grüsse

Mo6451 hat gesagt: Thread öffnen
Gesendet am 10. August 2012 um 20:38
auch ich lese die Berichte sehr gern, auch wenn T5 noch eine Nummer zu groß für mich ist.
Viele Grüße
Monika

PStraub hat gesagt: Herzlichen Dank ..
Gesendet am 13. August 2012 um 07:51
.. für Eure netten Zeilen!
An sich wollte ich nur darauf hinweisen, dass oft nicht die Modetouren und -berge die lohnendsten Wanderungen bieten.
Gerade in den Bergen muss die Mehrheit nicht immer recht haben ..

Tzimisce hat gesagt: Tread öffnen...
Gesendet am 14. September 2020 um 21:39
Ich "musste" diesen öffnen, unabhängig vom Titel, weil es der einzige Eintrag ist welchen die hikr Suche ausspuckt wenn man nach Gufelchopf sucht
Und man will sich ja etwas über einen möglichen Aufstieg von Ober Gufel über eben diesen Gufelchopf zum Fanenstock schlau zu machen...

Und auch in diesem Bericht ist diese exotische Route nicht beschrieben, aber zumindest erwähnt, und das reicht ja eigentlich schon ;-)

Dank dem Bericht aber noch spontan den Plattengrat angehängt, es hat sich also gleich doppelt gelohnt ihn zu lesen - vielen Dank


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