Grosses Furkahorn 3169m ESE-Grat eine Alpine Klettertour


Publiziert von Lulubusi , 5. August 2012 um 16:16.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum: 1 August 2012
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: 4+ (Französische Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR   CH-VS 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 750 m
Abstieg: 750 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Via Andermatt zum Furkapass

Grosses Furkahorn 3169m via ESE-Grat

 

Auf Grund der Arbeit hatte ich nur Zeit für eine Tagestour. Vor kurzem waren wir am Trotzigplanggen unterwegs, was uns dazu veranlasste erneut irgendwo in dieser wunderschönen und wilden Alpenregion eine Unternehmung zu starten. Heute lasse wir allerdings die Verzweigung zu Sustenpass vorbei ziehen, fuhren weiter nach Andermatt und folgen schliesslich der Asphaltschlange in Richtung Furkapass.

 

Beim Hotel Furkablick P.2427 gibt es trotz 4 angetriebenen Rädern, mit dem Auto kein Weiterkommen mehr. Zumindest auf unserem Weg. Tja, dann überlassen wir das Auto eben sich selbst und gehen zu Fuss weiter.

 

Unser Ziel der ESE-Grat zum Furkahorn soll eine der beliebtesten Kletterrouten im Furkagebiet sein, was einige Seilschaften zu erwarten lässt. Vor allem am heutigen Feiertag den ersten August. Erstaunlicherweise waren heute, mit uns nur drei Seilschaften unterwegs.

 

Zustieg zum ESE-Grat

Bei unserem Start steht die Sonne schon einige Zeit am Himmel und hatte dementsprechend Zeit die Luft zu erwärmen. Die Folge daraus: Schon beim Zustieg war schwitze angesagt. Irgendwie freue ich mich schon auf den Winter. Die kühleren Temperaturen liegen mir einfach mehr, aber egal.

 

Vom Parkplatz wandern wir auf dem sanft ansteigenden Hüttenweg der Sidelenhütte nordwärts und durchqueren Galenbödmen. Auf dem bestens ausgebauten, rot-weiss-rot markierten Bergwanderweg kommen wir zügig voran. P.2501 lassen wir hinter uns, überqueren den Sidelenbach und folgen weiter dem Hüttenweg.

Eine stabile Aluminiumbrücke überspannt den Sidelenbach. Hier drängt sich mir der Werbespot „Wir machen alles für unsere Touristen“ in meine Gedanken. (da gibt es nicht mal feucht Schuhsolen)

 

Wenige Meter nach P.2659 verlassen wir den Hüttenweg. Der Weg verläuft weiter nach Nordosten, wir wandern jedoch nach Norden, den spärlichen Resten des Sidelengletschers entgegen. Vereinzelnde Wegspuren leiten durch die Geröllwüste bis zum ersten Schneefeld, dass über den Gletscher hinaus ragt.

 

Die gut gesetzte Schneedecke ermöglicht uns eine schnelle und einfaches aufwärts kommen. Mittels eines weiten Linksbogen steigen wir hoch und ungefähr auf Höhe Hanibal, der nördlich von uns liegt, biegen wir zum Einstieg ab und überqueren die Mittelmoräne des Sidelengletschers. Holt man noch weiter aus und geht etwas weiter hoch, kann man zur  Zeit, bis beinahe zum Einstieg bei ca. 2860m über eine geschlossene Schneedecke hochsteigen.

 

Der Ostsüdost-Grat

Es ist eine recht lange Route. Vom Einstieg bis auf die Nadel Frukahorn sind etwa 10 Seillängen zu meistern.

Was den Grat ausmacht: Schwierigere Passagen wechseln sich regelmässig mit leichten ab. Trotz gegenteiliger Aussagen, ist der gesamte Grat nur minimal mit Haken ausgestattet. Es kann aber sehr gut mit Friends, Zackenschlingen oder Keilen zusätzlich abgesichert werden. Bei einigen Ständen ist zwischenzeitlich zu den alten Schlaghaken ein zusätzlicher Bohrhaken hinzugekommen so dass diese mit zwei Fixpunkten ausgestattet sind.

 

Die Einstiegsseillänge ist bereits eine recht knackige Sache und sagt um was es geht. Wer hier schon Probleme hat, der sollte sich noch mal überlegen, ob dies wirklich die Ideale Tour ist.

Vom Einstieg geht es in gerader Linie durch eine Rinne (Verschneidung) nach oben, bis zum ersten, Stand. Reibungs- oder Rissklettern ist hier angesagt. „4c“. Richtig eingedreht kann man hier gut mit Zug und Druck arbeiten, was das hochkommen doch deutlich einfacher gestaltet. Kleine simsartige Griffe sind reichlich vorhanden.

Beim ersten Stand klettert man nach links weiter, direkt auf den hier schmalen, ausgesetzten Grat und weiter bis zum zweiten Stand. „4c“. Diese beiden Seillängen sind je ca. 20m lang.

 

Nun wird es Niveau mässig einfacher. Möglichst nahe an der Gratschneide beleibend klettern wir aufwärts. Vom Grat weichen wir nur selten ab und wenn dann, nur für wenige Meter. Einen weiteren Stand erreicht man nach überklettern einiger Stufen und Platten „3-4“. Dieser liegt unterhalb einer beinahe senkrechten Platte die mit vertikal verlaufenden Rissen durchzogen ist. „4b“.

Diese Platte sieht schlussendlich schwieriger aus als sie in Wirklichkeit ist. Man kann diese recht gut den Rissen folgende überklettern. Gute und bewusstes Platzieren der Füsse vorausgesetzt.

 

Nach diesem plattigen Intermezzo legt sich der Grat etwas zurück und man klettert direkt über diesen weiter. Nun folgen zwei Passagen die an abklettert. Erst eine ca. 2m Hohe Stufe, dann eine Rinne „3a.4a“. Nun befindet man sich unterhalb des Roten Turms auf dessen Südwestseite (Seilstand). Durch die Rinne erleichtert ein Fixseil den Abstieg.

 

Über eine Platte durch die sich Risse ziehe, klettern wir nun wieder auf die Gratschneide hoch. „4b“

Nun stehen wir vor einer nach Süden geneigten, steilen und abschüssige Platte. Wir jedoch umgehen diese im etwas einfacheren aber sehr brüchigen Gelände, was sich nicht optimal absichern lässt, auf der rechten Seite. „2-3c“

So erreichen wir einen weiteren Stand bei einem Podest von ca. 1x3m Grösse. Diesen Platz nutzen wir für eine kleine Stärkungspause.

 

Die folgenden Meter bis zum nächsten Standplatz verlaufe die ersten ca. 30m exakt auf der Gratkante und schwenkt zum Schluss vom Grat nach rechst Weg „max. 3c“. Standplatz vor der Finalen Seillänge.

 

Heute hatte ich das Vergnügen unsere Seilschaft durch die letzte Seillänge auf den Gipfel zu führen. Die mit Haken gesicherte Route führt hier noch mals über eine benahe senkrechte, kurze Platte. eine schuppenartige, aufgesetzte kleinere Platte ermöglicht recht gute Griffe.

 

Wir allerdings umgehen diese Platte etwas links durch eine kleine Verschneidung „3b“ und gelangen so wieder auf den Grat.  Wenige Meter folgt man über den Grat bis zur letzten in den Himmel ragenden Zacke, dem Gipfel.

 

Über die senkrechte mit guten Griffen ausgestatteten Stelle klettert man auf der Nordseite auf den Grat hoch. „4c“

Ich bekundete im ersten Moment etwas Mühe die eigentlich einfache Stelle hoch zu kommen und musste eine Pause zur Belüftung meines Hirns einschalten.

Schlussfolgerung: „ich Dödel hatte mich auf die falsche Seite eingedreht und habe mir damit das Leben selber schwer gemacht.“

Im Bereich von „4b“ erreicht man schliesslich dem Grat folgend den letzten Stand bei mehreren liegenden Platten die genug Platz für etwa 2 Seilschaften bieten. Das Grosse Furkahorn P.3169 ist erreicht. Von hier sind es etwa noch zwei Meter bis zum wirklich höchsten Punkt. Eine Nadel die aber nur für eine Person Platz bietet.

 

Abstieg

Nach einer gemütlichen Pause, es herrschte schliesslich mit drei Seilschaften nicht gerade Grossandrang, machten wir uns an den Abstieg.

 

Auf der Südseite und ca. 50cm unterhalb des Gipfelzackens, befindet sich der Abseilstand. Das macht es nicht gerade einfach zum Stand zu gelangen. Wir steigen auf den Zacken direkt oberhalb des Standes und hängen eine lange Bandschlinge ein. Dies reicht gerade um etwas zurück und auf einen mini Sims und über diesen zurück zum Stand zu queren. Klingt kompliziert, funktioniert aber einwandfrei.

 

15m Seilt man hier über die Westseite in eine Schart ab. Nun folgt der erste Teil des Fussabstieges. 

Vorsicht: Nicht direkt nach links in das naheliegende Couloir abbiegen, das ist falsch. Erst nördlich halten! Steinmänner weisen den Weg. So erreicht man den Fussabstieg.

 

Über teilweise mit Schutt bedeckte Platten geht es schliesslich abwärts. Immer schön dem Furkapass entgegen. Wegspuren erleichtern die Wegfindung.

Bei einem grossen Steinmann, teilt sich der Weg. Wegspuren führen nach links und nach rechts, je zu einem Abseilstand.

 

Achtung: Seillänge beachten. Rechte Variante = 40m abseilen! Linke Variante = 20m abseilen.

 

Wir wählen die kürzere Abseilstelle. Gezwungenermassen! Wir waren nur mit einem 50m Seil unterwegs. Der dort vor einiger Zeit angebrachte Sauschwanz hält aus unserer Sicht das Gewicht einer Person alle mal.

 

Unten angekommen, steigt man nach rechts über ein Band (Steinmann). Dabei trifft man auf das Ende der 40m Abseilstelle. Nun können wir über Felsstufen auf das unter uns liegende Schneefeld absteigen „2b“. Über das Schneefeld geht anschliessend der Abstieg relativ rasant und einfach. Ich denke es ist eher aussergewöhnlich, dass hier noch so viel Schnee liegt. Schneereicher Winter sei dank.

Zwischen Gipfelwand und Sidelwand führt ein Band entlang, dass zum Abstieg genutzt wird. Dieses Band verläuft genau unter dem ESE-Grat. Hier befinden sich auch die Ausgangspunkte für die Gipfelwandrouten.

 

Im Anschluss an das Band geht es nochmals etwas steiler abwärts. Durch den steilen, teilweise sandigen, gut gestuften, schmalen Grashang (mehr ein Band) führen deutliche Wegspuren und Steinmänner zum Einstieg des ESE-Grates zurück.

 

Hier gönnten wir uns eine ausgiebige Pause. Nach unserem Powernapping wandern wir ungefähr auf der Aufstiegsroute zurück zum Auto.

 

Allgemeines

Die hier beschriebene Route ist eine mögliche Variante. Grundsätzlich führ die Route benahe vollständig der Gratschneide entlang. Es bestehen allerdings immer wieder Möglichkeiten sich einen andere Weg, teilweise einfacheren Weg zu suchen. Deshalb ist es auch schwierig eine genaue Anzahl Seillängen zu nenne.

Für den Grat benötigten wir etwa 4 ½ Stunden, reine Kletterzeit.

 

Vor kurzem habe ich den Trotzigplanggstock/Wichelplanggstock vollständig überschritten. Beide Touren werden im Plaisir Ost gleich bewertet. Ich persönlich finde die Tour auf das Furkahorn wesentlich anspruchsvoller. Im Vergleich ist diese Tour minimal abgesichert und die 4c Kletterpassagen sind häufiger und länger.

 

Die Felsqualität ist perfekt und veranlasst kaum zu Klagen. Am Furkahorn muss aber viel mehr über Platten geklettert werden.

 

Wir haben alle mit Bergschuhen geklettert, was im Gegensatz mit Kletterfinken schnell etwas anspruchsvoller wird.

 

Startpunkt

Hotel Furkablick 2427m

 

Ziel

Grosses Furkahorn 3169m

 

Anforderungen

Lange Route mit sehr alpinem Charakter. Bei einem Wettersturz wird ein Rückzug sehr problematisch. Alpiner Zu- und Abstieg.

Der geforderte Klettergrat 4c sollte im alpinen Gelände beherrscht werden. Hackenabstände sind teilweise sehr gross. (Minimal ausgestattet) Teilweise altes Hackenmaterial.

Es kann aber gut mit Friends, Keilen oder Zackenschlingen zusätzlich abgesichert werden. Erfahrung im Umgang mit mobilen Sicherungsgeräten ist erforderlich.

Hauptsächlich Gratkletterei.

 

Material

50m Einfachseil (2x50m Halbseil), 8 Express, Bandschlingen, Friends in der Grösse 0.75, 1, 2

Hinzu kommt die übliche Kletterausrüstung.

 

Zusätzliche Info

http://www.sidelen-huette.ch/aktuell/index.php

 

Fazit

  • Fantastische Tour in bestem Urner Granit in wilder Felslandschaft
  • Recht Alpine Tour die gut als Vorbereitung für grösseres diene kann.
  • Toller Ausblick zum Galenstock mit seinen Kletterrouten
  • Blick auf Hanibal Turm
  • Relativ kurzer und einfacher Zu- und Abstieg
  • Meist sehr guter und fester, griffiger Fels
  • Am Wochenende eher häufig begangen.

 

Genaue Route

Hotel Furkablick P.2427, Hüttenweg Sidelenhütte, Galenbödmen, P.2501, Sidelenbach, P.2659, Sidelengletscher, Einstieg ca. bei 2860m, ESE-Grat, Grosses Furkahorn P.3169, Abseilen, nordwärts, Plattig abwärts zum nächsten Abseilstand, Band zwischen Gipfelwand und Sidelwand, Wegspuren zum Einstieg ESE-Grat, restlicher Abstieg auf Augstiegsroute

 

Alternativ

Es besteht eine Vielzahl an verschiedenen Kletterrouten und Kletterparks.

Galenstock

 

 


Tourengänger: Lulubusi


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Kommentare (2)


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WoPo1961 hat gesagt:
Gesendet am 5. August 2012 um 19:25
Einen herzlichen Glückwunsch zu dieser Tour in einer mir ziemlich unbekannten Gegend. Dafür waren die Fotos aber soo eindrücklich, das ich mir einen ersten Eindruck verschaffen konnte.
Denke, du hattest die berühmte Luft unter den Sohlen... und alles ohne Kletterpatschen... Reespeeekt!!!
Grüße aus Flachlandhausen
WoPo

Lulubusi hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. August 2012 um 20:28
Danke

Ist eine absolut empfehlenswerte Tour, in einer tollen Gegend.

Grüsse
Lulubusi


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