Hochwanner 2744m und über’s Gatterl zur Knorrhütte


Publiziert von alpensucht , 3. August 2012 um 01:13.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Wetterstein-Gebirge
Tour Datum:26 Juni 2012
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 
Zeitbedarf: 9:30
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1350 m
Strecke:Rotmoosalm-Mitterjöchl-Hochwanner-Kleiner Wanner-Mitterjöchl-Wannigjöchl-Haberlehnkopf-Feldernjöchl-Gatterl-Knorrhütte 14km
Unterkunftmöglichkeiten:Rotmoosalm, Knorrhütte

Heute wollen wir es bis zur Knorrhütte schaffen und dabei wenigsten einen attraktiven Wettersteiner Gipfel mitnehmen. Das Tagesprogramm klingt hart, aber wir sind topfit und sicher, trotz der schweren Rucksäcke alles zu schaffen.
 
Endlich gibt es stabiles Wetter, wir brechen um 7:15 Uhr von der Rotmoosalm auf und begeben uns alsbald auf den Südsteig in Richtung Westen (Felderer Joch). Nach einem ersten unbenannten Sattel unter dem Predigtstuhl mit etwas Gegenanstieg aber durch traumhafte Landschaft, herrliche Almwiesen, zahme Schutthalden und sogar noch kleine Schneefelder führt der Steig durch das Kotbachkar bis zum Mitterjöchl (T2-T3, gute Markierungen), wo wir unsere Rucksäcke abstellen und den Aufstieg zum Gipfel des Hochwanners mit minimaler Last beginnen.
                        
Zunächst noch über mäßig steile Wiesen, die wunderschön bunt blühen, führt unsere Route später durch steiler werdendes schrofiges und schuttiges Gelände (T3, keine Markierungen) zum Einstieg in eine felsige Rinne, die durch Steinmänner nicht zu übersehen ist. Hier wird es zum ersten Mal richtig ernst für meinen Bruder, der kaum Bergerfahrung mit sich bringt, sich aber ausgesprochen geschickt im Gelände bewegt.
Schon vom Sattel aus kann das geübte Auge den größten Teil der einfachsten Route zum Hochwanner (Gipfelkreuz meist sichtbar) erkennen. Die Rinne, die man einzeln begeht (I), leitet etwa 25m empor und vermittelt die Verbindung über einen Felsriegel ins obere Hochwannerkar. Wir finden zwar keine Markierungen, dafür aber hin und wieder Wegspuren (T4). Wir halten uns nach der Rinne rechts, das Gelände lässt auch kaum andere Möglichkeiten zu. Oben im Hochwannerkar sieht man wieder das Gipfelkreuz, es wird jedoch steiler und mühsam wegen des weichen Schutts. Mich tröstet dabei der Gedanke an den Abstieg, der je weicher der Schutt, desto angenehmer wird. Hinauf suchen wir uns möglichst festen Untergrund. So gelangen wir in Serpentinen oder auch direkt hinauf und manchmal auf Spuren treffend bis an den Gipfelaufschwung heran. Hier wird das Gelände schrofig und teils auch felsig. Die beste Route zu finden fällt uns hier besonders schwer. Einige Steinmänner helfen dabei gut, jedoch gilt kein Zurückschrecken vor einigen Ier-Stellen. Der Fels ist sehr brüchig aber kaum ausgesetzt.
 
Am Gipfelkreuz um kurz vor 11 Uhr angekommen sind wir überwältigt vom Blick ins Reintal, welches von uns durch die 1000m hohe Nordwand abgetrennt ist. Ein Eintrag im Gipfelbuch gibt bekannt, dass einer die komplette Wettersteinkammüberschreitung gemacht hat. Angesichts des Anblicks dieses gewaltigen Grates, scheint der Jubigrat im Norden lediglich ein Anfängerstückchen zu werden! Auf dem etwas ausgesetzten Gipfelgrat genießen wir fast eine Stunde die Höhe, den Ausblick und unsere Snacks in einem Biwakplatz. Eine kleine Gleichgewichtsübung auf dem Gipfelkreuz lasse ich mir nicht nehmen…
 
Der Abstieg geht sehr schnell, erfordert aber eine hohe Konzentration und Trittsicherheit. Ich quere noch schnell hinüber in den Sattel zwischen Kleinen und Hochwanner, weil der Grat hinüber interessant aussieht. Doch dieser ist sehr ausgesetzt und ernst. Im II.Grad führt die Route über mehrere Grattürme im herrlich festen Fels empor (T6). Nach einiger Zeit stehe ich 12:20 Uhr auf einem Gratturm und kehre um. Ich kettere zurück und fahre über die herrlich steilen Schuttfelder ab (direkt und sehr steil, weglos, T5) bis zum Beginn des oberen Wannerkars, wo ich meinen Bruder wieder treffe. Gemeinsam bestreiten wir den Rest des Abstiegs spielend, obwohl im Abstieg durch die Rinne nochmals Vorsicht geboten ist.
 
Zur Mittagszeit um kurz nach 13 Uhr wieder unten gibt es eine zünftige Mittagspause an einer alten, windgeschützten Schneeverwehung. Wasser fließt nur wenige 100m weiter.
 
Vom Mitterjöchl leitet uns der Südsteig hinab am Steinernen Hüttl vorbei und wieder hinauf zum Wannigjöchl (Kotbachsattel). Hier legt mein Bruder eine kleine Pause ein, in der ich um 15 Uhr auf den unbedeutenden Haberlehnkopf 2363m eile (Wegspuren, T3, teils etwas ausgesetzt). Ein echtes Kleinod überzogen mit einer Blütenpracht, die seinesgleichen sucht! Einen so nahen Gipfel möchte ich nicht auslassen, obwohl die Zeit langsam eng wird. Kurz genieße ich die absolute Einsamkeit und Abgeschiedenheit. Selbst unten im Gaistal sieht man kaum Spuren zivilisierten Lebens. Der Weiterweg zum Felderer Joch steht landschaftlich den vorigen Teilen des Südsteigs in nichts nach. Kurz vor dem bedeutenden Joch müssen wir mehrere steile Schneefelder queren, es gibt kaum gelegte Spuren.
 
Hier am Joch nun wendet sich unser Weg nach Norden dem Gatterl zu, einem Grenzübergang im brüchigen Fels. Dieser Weg ist etwas ausgesetzt und die Drahtseile sind unserer Meinung nach nicht überall angebracht. Zurück in Deutschland streben wir ins karstige Zugspitzplatt. Doch vorher müssen wir noch einige weitere steile Schneefelder überqueren. Ansonsten geht der Plattsteig sehr gut zu begehen (T3) und ist ausgezeichnet markiert. Tatsächlich begegnen wir den ersten Menschen seit längerer Zeit. Nach einem Schwätzchen und ausgetauschten Ratschlägen streben wir nun entgültig der sich schnell nähernden Knorrhütte zu.
 
Dort versehen wir uns mit Wetterinfos und füllen unsere Wasserflaschen auf. Dann suchen wir uns einen schönen Biwakplatz oberhalb der Hütte, den wir auch recht schnell finden. Schon top mit einem Steinkreis um weiches Gras vorbereitet, setzen wir uns nieder und lassen den Abend gemütlich und fröhlich in aller Ruhe ausklingen.
In der Nacht regnet es irgendwann ein wenig, deshalb gebrauchen wir unsere Biwaksäcke.
 
Diese Tour gehört trotz der schweren Rucksäcke zu den landschaftlich schönsten (besonders zwischen Mitterjöchl und Knorrhütte , die ich bisher unternommen habe. Der Hochwanner ist ein bedeutender Gipfel mit sehr guter Aussicht und besonders schöner Perspektive auf den Jubiläumsgrat. Für alpine Neulinge ist die Tour weniger geeignet. Für meinen Bruder war es die bis hierher anspruchsvollste Tour. Doch diese Übungen braucht er für die Überschreitung der Zugspitze. 

Tourengänger: alpensucht, A_Thorne


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Kommentare (4)


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mabon hat gesagt:
Gesendet am 5. August 2012 um 00:59
Was mich an diesem Bericht interessiert: Wo sind denn die Bilder vom Gipfel des Kleinen Wanner bzw. lade doch mal Bilder rauf, die den Gipfelblick vom Kleinen Wanner auf das Platt usw zeigen. Schon seltsam...

83_Stefan hat gesagt:
Gesendet am 16. August 2012 um 10:43
In der Tat wären Fotos vom Gipfel des Kleinen Wanners schon interessant ;-) ... wenn ich nicht zur Zeit höhere Gipfel als Ziel hätte, würde ich glatt selbst mal hochschauen, ob da nicht vielleicht ein Gipfelbuch ausliegt...

Nix für Ungut, aber wenn du oben warst, wirst du ja Fotos haben; dann lade eines hoch und schon ist der mabon besänftigt ;-) . Ansonsten ist es tatsächlich etwas suspekt...

alpensucht hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. August 2012 um 23:53
Sorry Leute, ich hatte mit wirklich eingebildet auf dem Kleinen gewesen zu sein! Sicher war ich mir nicht, aber gut, dass ihr euch dortr auskennt. Kein Foto vom Gratturm habe ich gemacht, weil ich schnell wieder zurück wollte. Die im AVF beschriebenen 2h vom Sattel zum Gipfel haben mich arg gewundert ;)
Ich hoffe ihr könnt mir meinen Fehler verzeihen und habt weiterhin viel Freude mit meinen Berichten!

mabon hat gesagt: RE:
Gesendet am 17. August 2012 um 08:33
Kein Problem!
Auf Deinem Foto www.hikr.org/gallery/photo855933.html?post_id=53592#1 hättest Du sehen können, dass da was nicht stimmen kann. :-)

Schöne Grüße

mabon


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