Feiertag am Mürtschen - oder - Bombo, du sollst auch den Ruchen noch heimsuchen!


Publiziert von 360 Pro , 3. August 2012 um 06:51. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum: 1 August 2012
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Schilt-Mürtschengruppe 
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Filzbach
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Filzbach

Der Mürtschenstock war schon seit langem einer meiner erklärten Wunschgipfel. Einerseits haben wir früher oft unsere Ferien in Filzbach verbracht und somit den Mürtschen immer vor der Nase gehabt. Andererseits ist der Dreigipflige auch sonst eine begehrenswerte, dominierende Felsbastion am südwestlichen Ende des Walensees, so quasi die linke Pforte des Zigerschlitzes. Des weiteren setzt sich der Mürtschen von unserem Balkon zu Hause aus an vielen Abenden (insbesondere bei guter Sicht und untergehender Sonne) hervorragend in Szene und ist auch deshalb ein Objekt meiner Begierde. An diesem 1. August war es nun endlich einmal so weit. Zusammen mit Bombo durfte ich bei perfektem Bergwetter und äusseren Bedingungen auf dem höchsten der Mürtschen (dem Ruchen) stehen. Dass Bombo dabei seine Mürtschenstock-Gipfelbilanz von *66 auf 100% aufbessern konnte, hat zu diesem wahren Feuerwerk einer Bergtour hervorragend gepasst!

Eine gute Beschreibung unserer Route via Südwestrinne und den Südgrat findet man zum Beispiel bei Alpin_Rise *hier.

Bombo holt mich am Bahnhof cff logo Ziegelbrücke ab. Zusammen fahren wir im Bombo-Mobil nach Filzbach und weiter hoch zum gebührenpflichtigen Parkplatz beim Talalpsee. (Achtung: Die Gebühr von 5 Fr. kann man lediglich unten in Filzbach, kurz nach der ersten Kehre nach der Talstation der Sesselbahn bezahlen. Beim Talalpsee hat es weder Hinweise auf eine anfallende Gebühr noch eine Möglichkeit diese zu begleichen!). Ohne gross Flausen zu machen wandern wir auf dem markierten Wanderweg zur Alp Hummel und dem Wanderweg zur Mürtschenfurggel noch etwas weiter folgend auf eine Höhe von ca. 1650m, genau westlich des markanten Aufstiegscouloirs, wo wir eine kurze Pause einschalten.

Nach der Pause geht es nun weglos in etwas mühseligem Schutt hinauf Richtung des eindeutigen West-Couloir. Dort versuchen wir uns zuerst etwas verfrüht an einem Grasband rechterhand (3 Gämsen sind dieses kurz zuvor hochgerannt), erkennen aber sofort, dass es wohl für uns Zweibeiner keine allzu gute Idee ist. Deshalb gehen wir nun doch ins eigentliche Couloir hinein und kurz danach kraxeln wir über steiles Gras und Schrofen auf der rechten Seite steil bergan. Dort wo es ziemlich offensichtlich nicht mehr gut weitergeht (auf ca. 2150m) wechseln wir die Couloirseite und steigen weiter über Schrofen und Steilgras Richtung Lücke links des unübersehbaren Turmes. Der Ausstieg auf den Grat ist dank einigen Fixseilen entschärft, wäre aber für den geneigten Alpinwandernden auch ohne diese zu meistern. Für den Rest des Aufstiegs folgen wir nun mehr oder weniger dem Südgrat, wobei wir vorwiegend rechts des Grates aufsteigen und vereinzelt auch auf Steinmänner treffen. Für eine Stelle im Grat wechseln wir kurz auf die Westseite und überwinden dort eine etwas luftige, aber einfache Kletterstelle. Danach kraxeln wir wieder rechts und zum Schluss direkt entlang der Gratkante und stehen alsbald auf dem höchsten Mürtschen.

Auf dem Gipfel halten wir es fast eine ganze Stunde aus, denn einerseits gilt es diesen Gipfelerfolg ausgiebig zu feiern und andererseits sind das Wetter und die Rundumsicht wirklich genial. Aber auch die Tiefblicke zum Walensee und in die Linthebene lassen unsere Herzen höher schlagen. Wir werfen einen kurzen Blick in den ostseitigen Abstieg via Gchasseten, dieser sieht aber alles andere als aamächelig aus. Wir begehen deshalb den Weg zurück zum Talalpsee auf der gleichen Route wie beim Aufstieg und begiessen die erfolgreiche Tour im Restaurant Talalpsee.

Herzlichen Dank Bombo für die super Begleitung und die Fahrt von und zu den Bahnhöfen!


Bombo: Fairerweise sollte ich jetzt auch noch etwas sinnvolles für den Bericht beisteuern, doch hat 360 effektiv bereits alles erwähnt. So danke ich ihm nicht nur für den Bericht und die wie immer fantastischen Fotos, sondern in erster Linie für diesen tollen, für mich auf jeden Fall unvergesslichen Tourentag.

Ehrlich gesagt habe ich nach der letzten Mürtschentour, wo die vollständige Überschreitung dem Wetter zum Opfer viel, nicht mehr daran geglaubt, jemals wieder diese graue, wuchtige Felsbastion Mürtschen aufzusuchen. Zu fest war ich bereits auf "Feind" mit dem Berg - ich hatte immer das Gefühl, dass auf diesem Berg irgendwie eine Art Fluch lastet und Flüche brechen ist nicht so mein Ding. Dank der Initiative von 360, wo ich nicht lange zögern musste, um die Teilnahme an dieser Tour zu bestätigen, darf ich dieses Mürtschenprojekt tatsächlich nun erfolgreich abhaken - und noch viel besser: dank perfekter Stimmung und besten Verhältnissen am Berg, bin ich sogar mit diesem wieder auf "Freund". Deshalb: wer sich dem Mürtschenstock annimmt, der wähle am besten perfektes Wetter - dann ist eine Felsfreundschaft garantiert!

Tourengänger: 360, Bombo


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T6 S IV
T6 S IV
T6- II
17 Jun 17
Mürtschenstock Ruchen · Stijn
T6- II
T6- II
T6- II
7 Sep 16
Mürtschenstock mit Biwak · Bergamotte
T6 ZS III
T6 S IV
27 Sep 18
Mürtschen-Durchschreitung N-S · DonMiguel

Kommentare (3)


Kommentar hinzufügen

stockloch hat gesagt: Gratulation
Gesendet am 3. August 2012 um 09:39
zur schönen Tour! ;-)
Übrigens: der Abstieg nach Gchassetten sieht krasser aus als er ist. Wenn man sich etwas an Schutt gewöhnt ist gehts ganz gut.
War an diesem schönen Tag am Vrenelisgärtli unterwegs. Traumtag!
Grüsse

360 Pro hat gesagt: RE:Gratulation
Gesendet am 3. August 2012 um 10:26
Danke!

> Übrigens: der Abstieg nach Gchassetten sieht krasser aus als er ist.

Wenn man das Gebiet wie Du wie seine Hosentasche kennt und solches Gelände sehr gewohnt ist, ist am Mürtschen wohl fast alles ein "Spaziergang" :-) Für unsereins ist es aber meines Erachtens doch besser diese Route zuerst einmal im Aufstieg auszuprobieren, bevor man sich da in diese tiefen, schuttigen Abgründe stürzt. (Kollege Zaza hat die Gchassetten übrigens einmal als "Schmaus für lebensmüde Alpinisten" *betitelt)

> War an diesem schönen Tag am Vrenelisgärtli unterwegs.

Da warst Du wohl auf dem Gipfel nicht ganz so alleine wie wir... Du hast aber sicherlich eine Route gewählt, die von Krethi und Plethi eher gemieden wird...?

Gruss 360

stockloch hat gesagt: RE:Gratulation
Gesendet am 3. August 2012 um 10:56
Da hast Du Recht, die Route über Gchassetten ist sicher besser erstmal im Aufstieg zu versuchen. "Schmaus für lebensmüde Alpinisten" ist aber doch etwas übertrieben. ;-)

Wir sind zu dritt über den Guppengrat aufgestiegen. Am 1.8. sind einige Berggänger am Guppengrat unterwegs gewesen. Und wie Du ja sicher mitbekommen hast, gabs dort noch einen tödlichen Unfall kurz bevor wir dort hoch sind. Das hat uns dann schon etwas aus der Bahn geworfen eine Zeit lang.

Erstaunlicherweise waren wir dann aber alleine auf dem Gipfel bei schönsten Bedingungen und haben das auch wieder richtig geniessen können!

Gruss


Kommentar hinzufügen»