Russland Teil 7: Pik Arkhimed (4010m) und heim.


Publiziert von Becks , 21. August 2012 um 09:51.

Region: Welt » Russland » Kaukasus » Bezengi
Tour Datum:23 Juli 2012
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 900 m
Abstieg: 900 m

23. Juli:
Das Finale für den Urlaub steht an, der Pik Arkhimed (4010m, 2B). Vom Gidan-Tau aus haben wir gerätselt, wie man dort hoch kommen könnte, denn der Zustieg ist im Bender nicht und im Guidebook nur unzulänglich beschrieben. Zum Glück haben wir am Vortag noch einige Spuren sichten können, welche vielversprechend aussahen.
Vom Zelt aus folgen wir das Tal kurz bergauf und erklimmen dort, wo von der rechten Seite ein Bach herunterläuft eine breitere Schuttrinne, welche sich schräg nach oben zum rechten Felsrand hochzieht. Oben angelangt verlassen wir diese und gelangen auf den eigentlichen, breiten Grat und wundern uns dann. Am Einstieg findet sich ein, ganz nach Schweizer Manier, ein dicker blau/weisser Farbpfeil auf einem Felsen. Völlig fasziniert fertigen wir Bilder an und wundern uns wenig später, dass der Pfeil nicht der einzige ist. Dem breiten Grat folgen wir über einen kurzen Aufschwung weiter nach oben und gelangen dann über ein breites Felsband in eine breite Schuttrinne. Dieser folgen wir bis zum oberen Rand und weiter in das dahinter liegende Becken mit dem doch recht jämmerlich geschrumpften Firnfeld. Mit Eisen an den Füssen überqueren wir ihn, und nach einer kurzen flachen Passage stehen wir dann vor dem massiven Gipfelaufbau. Über einen Verbindungsgrat mit einer kurzen, sehr ausgesetzten II-er Stelle und einigen Metern Firn, welche wieder nach den Eisen rufen erreichen wir den eigentlichen Aufbau. Eisen runter, ein Schritt gemacht und mein rechter Fuss rutscht mit der Spitze leicht weg. Mal wieder Schwein gehabt, das hätte mit sehr viel Pech auch schief egehen können. Die schattige Zone im Fels ist hier teilweise hauchdünn mit Eis glasiert. Kaum sichtbar aber ideal für einen Abflug. Vorsichtig überbrücken wir die Stelle und folgen einem Felsband etwa 20m, bis anhand der Spuren im Fales sichtbar wird, dass es aufwärts geht. Über plattiges Gelände und einigen Felsstufen geht es rund 40m hoch, dann stehen wir am letzten Firnfeld. Diese umgehen wir einfach, indem wir einen Weg nach rechts suchen, während es zum Gipfel eingentlich links geht. Ein breites Felsband und eine Rinne später sitzen wir dann rittlings auf der Gratschneide, die zum Gipfel führt. Dieser entpuppt sich als einfach begehbare Felskuppe, neben der sich ein ein massiver, 10m höherer Felsturm befindet. Während Martin diesen nach etwaigen Plätzen zur Anbringung von Sicherungspunkten untersucht, erreicht uns eine tschechische Gruppe. Einer der Jungs findet einen Weg sowie eine Möglichkeit, oben ein Seil an einem Felsen zu fixieren, und so landen am Ende alle oben (und abseilenderweise wieder unten).
Beim Abstieg entschliessen wir uns kurzerhand, einen Schlingenstand zum Abseilen zu nutzen, um nicht alles abklettern zu müssen. Die Glatteisstelle ist dannebensowenig ein Problem wie der Rest, lediglich die Pfeilvielfalt verwiirt Martin, dass er trotz eindeutiger Kennzeichnung am Ende der Schuttrinne einfach am Ausstieg vorbeimarschiert. Das zelt ist dann recht rasch verpackt und einige Stunden später sitzen wir unten bei Bier und Hähnchen im Camp.


24. Juli 2012:
Den Tag verbringen wir mit Packen, Essen, Camp und Umgebung Fotografieren sowie ein paar letzten Klettermetern.

25.Juli 2012:
Pünktlich auf die Minute starten wir um 6 Uhr morgens in einem UAZ-452 in Richtung Min Vody. Endlich können wir die Umgebung betrachten, die wir bei der Anfahrt im Dunkeln nicht zu Gesicht bekommen haben. Die Fahrt verläuft unspektakulär und ohne zwischenfälle, kurz nach 11 Uhr erreichen wir den Flughafen.

Beim Check-In versucht die Dame wortreich und erfolglos, unser Gepäck bis nach Zürich durchzuleiten und gibt dann irgendwann auf. Daher verläuft der Stop in Moskau wie beim Hinflug. Gepäck aufnehmen, durch die Terminals gehen und erneut alles einbuchen. Da jedoch keine Beamten uns bei der Ankunft mit Papierkram aufhalten und auch die Formalitäten beim Verlassen von Russland schnell erledigt sind, haben wir noch ausreichend Zeit, uns an der Bar ein überteuertes Essen zu gönnen. Nicht nur dass der Preis eh schon echt gesalzen ist, nein, auch noch der Wechselkurs (1 Euro = 30 Rubel anstelle von 40 Rubel an der Wechselstube) treiben uns doch fast die Tränen in die Augen, als wir uns eine Suppe gönnen. Auch die Duty-Free Shops (die eh keinen kaukasischen Cognac haben) liegen trotz eingesparter Steuer deutlich über den Ladenpreisen in Europa, weswegen wir sie auch ignorieren.


Fazit:
Die Ecke ist weitaus einfacher erreichbar als man denkt, und bis auf den Rettungsdienst ähnlich gut erschlossen wie viele Alpenregionen. Ziemlich verwunderlich daher, dass wir dort die einzigen Mitteleuropäer waren, und das obwohl sich in der Bezengi-Region mehr 4000er befinden als in den gesamten Alpen.


Tourengänger: Becks


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