Trotzigplanggstock 2954m, Wichelplanggstock 2974m gesamt Überschreitung


Publiziert von Lulubusi , 30. Juli 2012 um 16:07.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:27 Juli 2012
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS+
Klettern Schwierigkeit: 4+ (Französische Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1100 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Via Wassen zum Sustenbrüggli (Chli Sustli)
Kartennummer:LK 1:25000 / BL1211 Meiental

Trotzigplanggstock 2954m, Wichelplanggstock 2974m gesamt Überschreitung

 

Unser Vorhaben, ein verlängertes Wochenende im Wallis zu verbringen mussten wir einmal mehr, auf Grund instabiler Wetterlage verschieben. Da taucht doch die Frage auf, was kann man anderweitig unternehmen.

 

Da de Freitag der sonnigste Tag sein soll, war der Tag zumindest schon mal gesetzt. Nach kurzer Absprache, entschieden wir uns schliesslich dem Trotzigplangg- und Wichelplanggstock einen Besuch abzustatten. Obwohl momentan allgemeine Ferienzeit herrscht, rechnen wir nicht mit all zu vielen Kletterern. Schliesslich befinden wir uns wir uns erst am Beginn des Wochenendes.

Alles in allem  waren dann doch etwa 6 Seilschaften am Südgrat zum Trotzigplanggstock unterwegs. Dies störte uns allerdings nicht weiter, da wir die zweite Seilschaft am Grat waren und die vor uns gestarteten schon bald in ihrer Führungsarbeite ablösten.

 

Aufstieg zur Sustlihütte

Wir starten beim Sustenbrüggli P.1907. Als Zustieg zur Sustlihütte wählen wir den Leiterliweg. Dies ist ein interessanter, abwechslungsreicher und der schnellste Zustieg zur Hütte.

Vo Chli Sustli, führt der Weg direkt bei der Hütte kurz nach Westen und dann direkt über den steilen Geländerücken unmittelbar links neben der Transportseilbahn hoch. Mal mehr mal weniger steil wandert man in nordöstlicher Richtung durch das gestuft Gelände, direkt der Sustlihütte entgegen. Über die steilsten Geländestufen helfen vier, bis max. 4 Meter hohe Leiter.

Der Bergwanderweg im T3 Bereich ist sehr gut angelegt, rot-weiss-rot markiert und sichtbar. Die Wegfidung stellt somit kein wirkliches Problem dar. Sogar mit Kindern ist er Weg gut bewältigbar. Ich denke dies haben ihren Spass über die Leitern hoch zu steigen. (Kinder vorne Weg laufen lassen, so sind auch die Leiter sicher zu meistern)

Bei normalem Wandertempo hat man die Sustlihütte P.2257 nach ca.11/4 Stunden erreicht.

 

Zustieg zum Trotzigplanggstock Südgrat

Der Zustieg zum Trotzigplanggstock ist zumindest bei Sonnenschein einfach zu finden.Von der Hütte nordwärts, folgen wir den Wegweisern Trotzig / Murmet und dne reichlich vorhandenen blau-weiss-blauen Strichen auf den Steinen.

 

Auf einer Höhe von ca.2450m gelangt man an eine Verzweigung. Bis hier hin ist der Weg zum Trotzigplanggstock und Grassen identisch. Zum Trotzig biegt man nun rechts, nach Westen ab. (auf Felsen angeschrieben) Nach wenigen Metern erreichen wir das Schnee bzw. Firnfeld, über dieses man bis auf den Sattel zwischen Murmetsplangg- und Trotzigplanggstock, dem Einstieg zum Südgrat, hochsteigt.

Heute war das Schneefeld recht gut zu begehen. Gerade so fest, dass man nicht einsank, die oberste Schicht dann doch wieder  genügend weich, so dass man auch ohne Steigeisen guten Halt fand.

 

Der Südgrat

Da wir recht zügig unterwegs waren, konnten wir bereits vor dem Einstieg, bis auf eine Seilschaft alle Grat- und Gipfelaspiranten überholen. Auf dem Grat würde überholen etwas komplizierter, wäre aber durchaus möglich. Noch vor der zweiten Seillänge lösten wir schliesslich die noch vor uns gestartete Seilschaft in ihrer Führungsarbeit ab.

 

Die erste Seillängen, führen durch die Südwestflanke hoch zum Grat, liegen im Bereich 3a-3b, sind somit nicht allzu schwierig und lassen zeit die Muskeln auf Betriebstemperatur zu bringen.

 

Die weiteren Seillängen „4a, 4b, 3b, 4c, 3c“ verlaufen mit wenigen Ausnahmen, bei denen nach Osten oder Westen ausgewichen wird, direkt über den Grat.

In der 7. Seillänge trifft man nach kurzem Abklettern auf die Schlüsselstelle des Südgrates. Es gilt eine Platte „4c“ zu überwinden. Mit geschicktem positionieren kann man sich aber gut über diese hoch stemmen.

I Anschluss an dies Passage wird erneut abgeklettert „3c“. Der Grat wird unterbrochen. Hier befindet sich der Notausstieg, sollte man aus irgend welchen Gründen die Klettertor nicht fortsetzen können.

Klettert man weiter, stehen einem nochmals zwei Aufschwünge im Niveau von „4a“ bevor. Sind diese überklettert, steht man bereits vor dem Gipfel. Die zwei letzten Seillängen werden einfacher „3b und 3a“ und sind dementsprechend schnell überklettert und wir stehen nach genau zwei Stunden Kletterzeit auf dem Trotzigplanggstock P.2954.

 

Schwierigkeiten des Südgrates zusammengefasst: 3a, 3c, 4a, 4b, 3b, 4c, 3c, 4a, 4a, 3b, 3c

 

Der Verbindungsgrat

Der stark zerrissene Verbindungsgrat zum Wichelplanggstock besteht aus mehreren Türmen und zwei tiefen Einschnitten (Scharten)

Mit 11 Seillängen (bis 4c) und Total 7 Abseilpassagen (inkl. Abstieg) ist noch mal ordentlich Zeit einzurechnen.

 

Die Kletterroute führ auch hier bis auf wenige Ausnahmen meist direkt am Grat entlang. Im Jahr 2011 wurde diese saniert und ist dementsprechend gut abgesichert. Die richtige Route ist auf Grund der vielen Bohrhaken die gesetzt sind, keine ernsthafte Herausforderung. Die Stände bzw. Abseilstellen sind stets mit zwei Haken ausgestattet.

Sind zusätzlich Zwischensicherungen gewünscht, können dies gut mit Friends, Keilen oder Zackenschlingen gelegt werden.

Trotz allem sollte man nicht vergessen, dass dies hier eine rech ernsthafte, lange Klettertour ist und einiges an alpinem Charakter mitbringt. Sollte es notwendig sein, ist ein Rückzug nicht ganz einfach und gefahrlos zu bewerkstelligen.

 

Die ersten beiden Seillängen werden abgeklettert „3a und 4b“. Erst bis zu einem Stand am nächsten Turm und anschliessend bis zu einer recht spannenden Abseilstelle (Steinmann) Über einen leichten Überhang wird ca. 15m abgeseilt.

Die Abseilstelle erreicht man in dem man westlich und etwas unterhalb des Turms durch die Westflanke klettert.

Beim Abseilen muss sehr genau auf die Seilführung geachtet werden. Der stand befindet sich hinter einer kleinen Felsnase mit einem kleinen Spalt. Da braucht es nicht viel Fantasie um sich vorstellen zu können, dass sich hier das Seil verklemmen kann. Wir musst recht kräftig an unserem Strick ziehen, bis wir diese frei bekamen.

 

Die nächsten Seillängen weisen einen Schwierigkeitsgrat von „4c“ auf.

Erst dem Grat entlang, anschliessend etwas exponiert um eine Ecke, über ein Platte in die Ostflanke zu einem Kamin und durch diesen hoch. Nun wird in die Westflanke gewechselt und steil zurück auf den Grat geklettert. Diesem bis zum nächsten Stand folgen.

 

Weiter geht es über eine originelle Brücke (aufliegende Platte) zum nächsten Stand am Fuss des nächsten Turms.

 

Jetzt wird es wieder schwieriger. Im Bereich von „4c“ klettert man am Turm bis zu einem markanten Einschnitt hoch. Hier mittels eines Spreizschritts (Titlisschritt) auf den linken Turm. Leicht links haltend über diesen hinweg und in die nächste Scharte abklettern.

 

Nun über ei kleineres Türmchen und anschliessend exponiert hoch auf den südlichen der zwei letzen, imposanten Schlusstürmen „3b“.

Bevor der letzte Turm bestiegen werden kann folgt eine weitere Abseilstelle. 20m senkrecht abwärts in die Scharte zwischen den zwei Türmen.

 

Der Schlussturm Namens Wichelplanggstock P.2974 wird direkt erstiegen. Die Schwierigkeiten liegen im Bereich „4c“.

Das klein Gipfelplateau und zugleich höchster Punkt der Tour, bietet gerade so viel Platz, dass sich eine Zweierseilschaft zur Paus gemütlich hinsetzten kann.

 

Schwierigkeiten des Verbindungsgrates zusammengefasst: 3a, 4b, 4c, 4c, 3c, 2a, 4c, 3b, 3b, 4c

 

Abstieg

Nach ausgiebiger Pause und Studium des Panoramas, beginnen wir mit dem Abstieg. Dazu seilt man wieder in die Schart 24.70m ab, weitere 23m durch einen Kamin nach Südwesten zur nächsten Abseilstelle die etwa 5m nördlich liegt und von hier nochmals 23m.

Nun folgt man den Steinmänner in schuttigem T5er Gelände. Erst links zu einem kleinen, als solches kaum erkennbaren Kamm, nun über diesen, langsam rechts haltend zu nächsten Felsstufe.

 

Über diese wird zweimal abgeseilt. 15m umfädeln und nochmals 20m. So erreicht man das darunterliegende Schneefeld. Zur Zeit öffnet sich ein Berg-, Schneeschrund. Nimmt dieser noch grössere Ausmassen an, wird eine Überquerung nicht ganz einfach sein.

 

Wir steigen bequem über das Schneefeld ab. Unter dem Schneefeld gehen wir bis zur nächsten Felsstufe und oberhalb dieser schliesslich nach recht bis zu einer Rinne. Rechts der Rinne, am nördlichen Rand befindet sich die letzte Abseilstelle die farbig markiert ist. Ganze 25m seilen wir ein letztes mal auf das darunter liegende Schneefeld ab. Dieses wird sicherlich von Tag zu Tag kleiner.

Am Ende des Schneefeldes befinden wir uns bereits in verhältnismässig harmlosen Gehgelände. Die ungefähre Richtung ist klar, da bereits hier die Sustlihütte, unser Etappenhiel sichtbar ist. Bald schon treffen wir auf die ersten blau-weiss-blauen Markierungen der Grassen Route. Den zahlreichen Wegspuren und Markierungen folgend, treffen wir kurze Zeit später bei der Hütte ein. Hier genehmigen wir uns, bevor wir den Schlussabstieg in Angriff nehmen, eine Pause in der wir uns verpflegen.

 

Abstieg Sustlihütte

Für den Abstieg von der Hütte wählen wir den  Normalweg. Dieser führt erst nach Nordwesten, macht dann einen weiten Linksbogen und schliesslich direkt zum Sustenbrüggli P.1907 hinunter. Ein wunderbarer Wanderweg“T2“ der durch die fantastische Bergwelt des Meientals führt.

 

Allgemeines

Für die Kletterteil zum Trotzigplanggstock benötigten wir 2 Stunden. Für den Verbindungsgrat nochmals 3 Stunden. Für den Zustieg und Abstieg unserer Variante sind nochmals mindestens 4 Stunden einzurechnen.

Für die reine Kletterzeit sind somit 5-9 Stunden einzurechnen.

 

Startpunkt

Sustenbrüggli P.1907 / Sustlihütte P.2257

 

Ziel

Trotzigplanggstock 2954m / Wichelplanggstock 2974m

 

Anforderungen

Gratkletterei bis in den oberen 4. Schwierigkeitsgrad. Die Absicherung der gesamten Route ist gut bis sehr gut mit Borhaken. Alle Stände und Abseilstellen sind mit zwei Haken

ausgestattet.Die Route lässt sich relativ gut zusätzlich mit Keilen, Zackenschlingen oder Friends absichern. Trotz allem ist es eine lange Klettertour mit alpinem Charakter. Ein Rückzug bei Wetterumstürzen kann problematisch werden.

 

Für den Zu- und Abstieg ist gutes Schuhwerk erforderlich. Unterumständen sogar Steigeisen und Eispickel. Infos beim Hüttenwart einholen.

 

Route wurde 2011 saniert und ist auf 50m Seile ausgelegt.

 

Material

50m Einfachseil, 8 Express, Helm, übliche Kletterausrüsstung

ev. Zackenschlingen, Keile 5-9, Friends zum zusätzlichen Sichern (nicht unbedingt notwendig)

 

Zusätzliche Info

http://www.sustlihuette.ch/

 

Fazit

  • Tolle gut abgesicherte, alpine, lange Klettertour
  • Grandiose Landschaft
  • Südgrat zum Trotzigplanggstock häufig begangen
  • Verbindungsgrat wird eher selten angehängt
  • Super fester und griffiger Fels

 

Genaue Route

Sustenbrüggli P.1907, Sustlihütte P.2257, Scharte zwischen Trotzigplanggstock und Murmetsplanggstock, Südgrat Trotzigplanggstock, Tortzigplanggstock P.2954, Verbindungsgrat, Wickelplanggstock P.2974, Sustlihütte P.2257, Sustenbrüggli P.1907

 

Alternativ:

Kanzelgrat

Wasenhorn, Wendenhorn, Guferstock, Stössenstock, Murmetsplanggsstock

Grassen


Tourengänger: Lulubusi


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Kommentare (2)


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MaeNi hat gesagt: WOW..
Gesendet am 30. Juli 2012 um 16:14
...das ist wieder mal ein toller Bericht aus Deiner Feder! Super beschrieben und bebildert! Das macht richtig an!

Danke und herzliche Grüsse
Nicole und Marcel

Lulubusi hat gesagt: RE:WOW..
Gesendet am 30. Juli 2012 um 21:43
Danke schön.
Ist ein absolut lohnende Tour! Kann ich euch nur empfehlen!


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