Teufelstättkopf 1758 m zum Sonnenuntergang über Kuhalm bei "Affenhitze"

Das Wetter im Juli 2012 ist weiterhin gar nicht stabil. Mit zunehmender Hitze wird es auch gewittrig. Aber heute soll es laut unserer beiden "zuverlässigen" Wetterberichtsquellen trocken bleiben und morgen dafür wieder schlechter werden. Da wir nicht ganz frei nehmen können, bleibt nur die Möglichkeit, am Nachmittag Richtung Berge zu fahren und wieder mal zu einem Sonnenuntergang hoch zu gehen. Große Experimente brauchen wir zu solch vorgerückter Stunde nicht zu unternehmen, also besser "Altbekanntes und Bewährtes", das man auch gut im Dunkeln gehen kann.

Die sonst ca. 1 stündige Anfahrt zieht sich heute: erst ein Unfall mit Stau, dann Baustelle und einfach irgendwie ganz viel Verkehr. Endlich am Pürschlingsparkplatz angelangt, gehen wir den altbekannten Weg entlang der Schleifmühlenlaine hoch dem Wegweiser Pürschling folgend zur Brücke über die Kurztallaine. Hier gabelt sich der Weg zum Pürschling: nach links geht es den steileren Weg hoch durch`s Kurztal zum Langenthal, nach rechts die Forststraße weiter auch zum Langenthal/Pürschling und zur Kuhalm/Teufelstättkopf.
Die Sonne brennt hernieder, obwohl es schon 17°° ist. Einer der "heißesten Tage" mit über 30°.
Erst ab dem Abzweig zur Kuhalm weht manchmal ein Lüftchen und der Weg verläuft wenigstens ab und zu im Schatten. An manchen Stellen hat man trotzdem das Gefühl, man würde in der Hölle schmoren.
Übrigens der Ausdruck "Affenhitze" kommt angeblich daher, dass man Tiernamen oft zum Ausdruck einer Steigerung verwendete, wie auch schon andere Tiere (Sau, Bulle etc.) und nicht, weil jetzt gerade die Affen es besonders heiß mögen und oder in großer Hitze leben würden.

An der Kuhalm angelangt führt ein kleiner Trampelpfad (kein Wegweiser!) steil links einen Hang hoch und dann schließlich im Wald weiter, bis man hoch über den Hütten der Kuhalm endlich auf eine Lichtung mit schöner Aussicht kommt. Immer weiter bergan steigt der Weg über Wiesen zu der Felsformation mit dem goldenen Kreuz "Auf dem Stein" (Auf`m Stoa), das die Unterammergauer einem guten Freund zum Gedenken errichtet haben. Hier gibt es einen Felsen, der uns vom ersten Moment an, als wir ihn gesehen hatten, an die Zeichentrickfigur einer Serie zu Zeiten als unsere Kinder noch klein waren, erinnert. An den "Enton" von den Pokemon. Seitdem heißt dieser Platz bei uns "beim Enton".

Von hier führt der Weg noch einen steileren Hang in Serpentinen hoch, bis er an den O-W Grat des Teufelstättkopfs herankommt. Ab hier ist  dieser Weg auf den Teufelstättkopf am schönsten, weil man im Süden auf`s Wetterstein blicken kann, vor Augen das Gipfelkreuz des Teufels hat und im Rücken bis nach Oberammergau, in die Bayerischen Voralpen und  ins Alpenvorland schauen kann.

Am Grat durch die Latschen geht es hoch zur Einsattelung unter dem Teufelstättkopf. Hier kann man bei guter Sicht  bis in die Allgäuer Alpen und vor allem zu den Bergen um die Hochplatte schauen. Ein wunderschöner Ausblick, an dem wir uns nie satt sehen können, obwohl wir schon so oft hier oben waren. Jetzt am Abend im Gegenlicht der tiefstehenden Sonne, ist alles noch viel schöner. Auch die Hitze ist hier am Grat jetzt gut zu ertragen. Kein Vergleich zu den 3° vor ca. einer Woche auf 1500 m am Stierkopf!
Von den Allgäuer Alpen sehen wir heute allerdings gar nichts: dunkle, verdächtige Wolken ziehen da hinten umher, aber es soll ja heute trocken bleiben:-).
Wir steigen das kurze, seilversicherte Kletterstück hoch zum Gipfelkreuz des Teufelstättkopfs und klettern hinten ein Stück wieder hinab zu dem "Königsfelsen", der aussieht, wie der aus den Film "König der Löwen". Fehlt nur noch der Simba, aber wir haben ja unsere eigenen Tiere dabei:-)

Hier machen wir Brotzeit, genießen unser Weißbier ganz alleine im Abendlicht. Viel Schöneres gibt es für uns nicht:-)! Die Sonne sinkt langsam immer tiefer, aber sie geht heute nicht ganz am Horizont unter, weil davor eine dicke Dunst- und Wolkenschicht hängt. Der Sonnenuntergang ist wieder sehr schön, aber relativ kurz heute.
Im Schein des immerhin schon wieder fast halb vollen Mondes steigen wir schließlich wieder ab und müssen wie immer natürlich noch am Pürschling vorbeischauen. Schon von weitem klingt der Lärm einer Fußball-Jugendmannschaft hoch zu uns, die wir im Aufstieg schon am Parkplatz gesehen hatten.Wir machen uns auf den nächsten "Kulturschock" ganz im Gegensatz zu dem absolut ruhigen Sonnenuntergang am Gipfel gefasst:-)
Aber es ist ja schon spät, wie bei uns immer:-) Und die Hüttenwirtin erklärte schon bald auf der Hütte die heutige "Hüttenruhe". So müssen die armen "Kinder" schon um 22°° ins Bett:-) und wir haben die Terrasse für uns ganz alleine, wie schön!. Auch ein Weißbier bekommen wir trotzdem noch (Danke Hubi, Christine und Achim!) und wir sitzen ganz alleine unter dem sich zunehmends zuziehenden Sternenhimmel am Pürschling.
Wir legen uns auf die Bänke und zählen die Sternschnuppen, während es im Allgäu schon kräftig blitzt. Solche Momente sind einzigartig.
Irgendwann kurz vor Mitternacht beschließen wir, auch mal wieder abzusteigen...das Gewitter wird ja wohl nicht doch noch zu uns kommen....
Auf der breiten Pürschlingsautobahn kann man ohne Probleme im Dunkeln mit der Stirnlampe runter gehen. Aber schon bald treffen uns doch die ersten Tropfen und der Donner kommt auch immer näher. Trotz Regenjacken, Regenschutz über dem Rucksack sind wir bald total durchweicht. Es schüttet wie aus Kübeln. Wir stellen uns noch kurz beim "Joseph" (Josephskapelle) im Vorraum unter und es hört auch ziemlich auf zu regnen. Als wir weitergehen duscht es uns weiter unten das nächste Mal ab...egal, wir sind ja nicht aus Zucker und die Hände und Griffe der Stöcke waren eh so pappig:-)
Im Auto tut die Sitzheizung nochmal gute Dienste, wer hätte das beim Aufstieg in der Bruthitze gedacht.

Schön war`s! Ganz anders war`s wieder mal, als all die vielen Male am Teufel und Pürschling davor. Das ist ja das Schöne an der Natur!