Auf Jean Pauls Spuren im oberen Saaletal


Publiziert von Curi , 24. Juli 2012 um 18:40.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Vogtland
Tour Datum:22 Juli 2012
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 350 m
Abstieg: 400 m
Strecke:zu Fuß 18,5 km, Fahrrad 8,7 km
Kartennummer:Fritsch Nr. 64 - Landkreis Hof

Der Schriftsteller Jean Paul (1763 - 1825) wuchs zwischen 1765 und 1776 im Pfarrhaus von Joditz auf, einem kleinen Dorf an der Saale zehn Kilometer nördlich von Hof. Die Eindrücke seiner Kindheit beeinflussten viele seiner Werke, am bekanntesten das "Leben des vergnügten Schulmeisterlein Maria Wutz in Auenthal". In Joditz erinnert ein kleines, privat betriebenes Museum an ihn, und der fiktive Ortsname Auenthal wird gerne in der Fremdenverkehrswerbung benutzt. So bekam denn auch der Baggersee in der Saaleschleife hinter dem Ort den Namen Auensee.

In Hof selbst besuchte Jean Paul 1779 bis 1781 das Gymnasium, das heute nach ihm benannt ist. Zwischen Joditz und Hof wurde vor zehn Jahren der erste Abschnitt des Jean-Paul-Wanderwegs markiert, der inzwischen quer übers Fichtelgebirge weiterführt durch seine Geburtsstadt Wunsiedel nach Bayreuth, wo er begraben liegt. Auch ich habe mal wieder ein Wochenende in der Heimat verbracht und die Gelegenheit genutzt, ein Stück auf diesem Weg zu gehen - bereichert durch eine zusätzliche Schleife, die schöne Blicke in das nördlich von Joditz tief eingeschnittene Tal der Saale bietet.

Am Morgen habe ich erstmal das Fahrrad an den Auensee geschafft, um nicht den Rückweg auch noch zu Fuß bewältigen zu müssen. Dann bin ich einfach direkt vor der Haustür gestartet, zunächst ein Stück stadteinwärts auf dem Fußweg durch den Hang unterhalb des Stadtteils Ziegelacker, der bei der Bevölkerung als "Kaffeesteig" bekannt ist (auch wenn diese Bezeichnung auf keinem Stadtplan erscheint), dann vor der Brücke über die Bahn Richtung Naila und Bad Steben nach links und durch die Grünanlage Schellenberg. Der Weg unterquert in einem Tunnel die andere Bahnlinie (nach Plauen), kurz danach geht es links entlang dem Zaun eines großen Gartens um eine Villa (heute als Kindergarten genutzt) bergab, beim Erreichen der nächsten Straße nochmal links und dann dem Schild zum englischsprachigen Kindergarten "Clever Kids Planet" folgend durchs ehemalige Werksgelände einer Textilfabrik. Hinten führt ein Trampelpfad teilweise mit alten Treppenstufen hinauf zum Teufelsberg. Dabei handelt es sich eigentlich gar nicht um einen Berg, sondern nur um die erste Geländestufe oberhalb der Saale. Durch die schwierige Zugänglichkeit mit der Bahn auf der einen und ca. 20 Meter hohen Felsklippen auf der anderen Seite ist dieses Areal mitten im Sadtgebiet vollständig ungenutzt, es haben sich ausgedehnte Magerrasenflächen gebildet, die Lebensraum für eine sonst inzwischen seltene Tier- und Pflanzengesellschaft bieten.

Auf der Nordseite ist der Abstieg vom Teufelsberg aber doch flach genug, um angenehm begehbar zu sein. Unten überquert man die Straße und folgt dem Fuß- und Radweg, der in nördlicher Richtung weiterführt. Hier trifft man zum ersten Mal auf die grünen Markierungszeichen des Jean-Paul-Wegs und bald auch auf eine der Stationen, die das Andenken des Schriftstellers mit kurzen Zitaten aus seinen Werken unterstützen. Die Kläranlage rechterhand beachtet man am besten gar nicht, wesentlich attraktiver ist das 174 Meter lange Viadukt, unter dem hindurch man das Dorf Unterkotzau erreicht. (Das heißt wirklich so, hat allerdings mit der umgangssprachlichen Übertragung "Unterspeiwiesen" nichts zu tun, sondern wohl eher mit dem slawischen Wort für Ziege, "koza".) Hier wechselt man auf die rechte Seite der Saale und biegt dann vor dem Ortsende links in die Regnitzstraße ein. Diese wird nach den letzten Häusern erst zu einem Fahr-, dann zu einem Wanderweg. Unter der eindrucksvollen Brücke, auf der die Autobahn A72 in knapp 40 Meter Höhe die Saale überquert, muss man eine Entscheidung treffen, denn unmittelbar am Fluss führt bald kein Weg weiter (bzw. der auf der rechten Seite vorhandene ist nicht zu begehen, weil die Einzäunung eines in Privatbesitz befindlichen Wildgeheges bis direkt ans Ufer heranreicht). Die kürzere Variante führt auf einem Holzsteg ans linke Ufer, dann auf einem Flurbereinigungsweg hinauf in die Ortschaft Saalenstein und auf asphaltierter Straße wieder abwärts zur Fattigsmühle. Etwas weiter, aber landschaftlich wesentlich attraktiver ist es, den hier zunächst sehr schmalen Pfad auf der rechten Flussseite zu nehmen, der bald ziemlich steil den Hang hinaufleitet, um das Wildgehege zu umgehen, und nach einem Teilstück auf Forststraßen entlang dem Zaun ähnlich steil zurück an den Fluss. Das letzte Stück zur Fattigsmühle mit ihrem vielbesuchten Biergarten wartet dann noch einmal mit interessanten Felsformationen auf.

Am Brunnentrog der Mühle wendet man sich nach rechts, dann an der Gabelung oberhalb der Gebäude wieder nach links auf einem Flurbereinigungsweg nach Joditz, wo der Jean-Paul-Weg endet. Ich habe dort aber nicht die Saale überquert hinein ins eigentliche Dorf, sondern den Weg rechts am Waldrand genommen. Dieser gewinnt bald wieder an Höhe und trifft auf einen Forstweg, dem man zunächst kurz links, an der nächsten Gabelung dann rechts aufwärts folgt, dann wieder in die querende Forststraße links. Bald geht ein Weg links in den Wald. Vor der Benutzung wird durch ein Schild gewarnt ("Lebensgefahr!"), aber das sollte den Wanderer, der im allgemeinen ja auf seine Füße zu achten gewohnt ist, nicht abhalten, denn hier geht es zum besten Aussichtspunkt ins obere Saaletal, den ich kenne, dem Petersgrat. Vorne an der Kante, wo es etwa 100 Meter felsig zur Saale hin abbricht, stand vor inzwischen wohl mehr als einem halben Jahrhundert einmal ein Wochenendhaus. Heute existiert nur noch die im Zeitgeschmack nierenförmig geschwungene Terrasse, an der die meisten Leute schon wieder umkehren. Der Insider jedoch steigt mit etwas Kraxelei rechts durch den ehemaligen Garten hinunter bis zu einem freistehenden Felsen, von dem aus die ganze enge Flussbiegung um die Lamitzmühle zu überschauen ist. Hier wird man gerne ein Weilchen bleiben und den Blick genießen.

Wieder zurück auf der Forststraße wendet man sich wieder nach links, dann bald auf einem Wandersteig mäßig steil bergab bis fast wieder ans Saaleufer. Ein schmaler Wandersteig leitet in spitzem Winkel wieder in den Hang, auf halber Höhe über der Lamitzmühle entlang und zurück zu der Stelle, wo ich nach dem Aufstieg von Joditz her auf den Forstweg getroffen bin. Jetzt nur noch rechts der Talkante folgend um die Auensee-Schleife herum, nach dem Waldende weiter geradeaus abwärts und über die Brücke zum See, wo das Fahrrad wartet. 


Tourengänger: Curi


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