Weissmies-Überschreitung


Publiziert von TomClancy , 24. Juli 2012 um 12:51.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Mittelwallis
Tour Datum:22 Juli 2012
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 800 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Postauto nach cff logo Saas-Almagell
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit der Seilbahn von Hohsaas nach cff logo Saas-Grund und von dort mit dem Postauto via Visp zurück in die Zentralschweiz

Mit etwas zittrigen Knien machte ich mich am Samstag auf den Weg zum Bahnhof Sursee. Heute stand nämlich meine erste Hochtour mit dem SAC Pilatus auf dem Programm. Das Material hatte ich doppelt oder dreifach gecheckt, die Tour wieder und wieder auf dem Papier abgespult und mich so mental vorbereitet, aber eben die Wirklichkeit könnte ja doch anders sein. So war ich dann hoch erfreut, in Sursee mit Robine, Ruth und Vroni drei sympathische, dynamische Frauen anzutreffen, die mir über meine erste Unsicherheit hinweg halfen. Der Zug nach Bern und auch der folgende nach Visp/Brig waren für diese Tageszeit ausserordentlich gut besetzt. Offensichtlich wollte jedermann vor dem regen Richtung Süden fliehen. Und richtig, in Visp, wo wir noch Anna, Jürgen und Urs trafen schien bereits die Sonne. Unser Weg führte uns nun mit dem Postauto nach Saas-Almagell. Bei einem Kaffee im Restaurant Channa konnten wir uns etwas beschnuppern. Wie befürchtet, war ich das Greenhorn im Team. Aber was soll‘s, die andern haben auch mal klein angefangen. Nun galt es als erstes, den Hüttenweg zur Almagellerhütte in Angriff zu nehmen. Ruth, unsere Kondi-Rakete übernahm beherzt die Führung und so ging es auf gutem Pfad durch schattenspendende Lärchenwälder hoch zur Almagelleralp. Dort gönnten wir uns eine längere Plauderpause, die insbesondere dem Thema „Heirat und Hochzeitsfotografie“ gewidmet war. Mit Vroni hatten wir da eine Spezialistin, die uns mit so manchem Müsterchen erheitern konnte. Datenschutz und Berggeheimnis hindern mich leider daran, Details auszutratschen. Apropos Fotografie: mit etwas Ärger und noch mehr Bedauern stellte ich fest, dass trotz (oder wegen) dreimaligem Materialcheck, die Speicherkarte meines Fotoapparates zu Hause im Laptop steckte. Grrr! Nach dieser Pause war Ruth nicht mehr zu halten und schon bald verloren wir sie auf dem Hüttenweg aus den Augen. Sie hat wohl auf dem Weg nach oben noch manchem Jungspund die Flausen ausgetrieben! Nach dem Zimmerbezug war schon bald Zeit für ein feines, üppiges Nachtessen: Salat, Suppe und Pasta mit Gulasch stärkten uns für den nächsten Tag. Die Dessertmelone war allerdings noch hart wie ein Apfel, aber über solche Details schaut man in dieser Höhe schon mal hinweg. Überhaupt gab es keinen Anlass, über die Almagellerhütte zu klagen. Alles wirkte sehr sauber und gemütlich, es gibt genug Wasser und Lesestoff für lange Hüttenabende. Die Preise sind moderat und die Crew ist wirklich sehr freundlich. Da gehe ich gerne wieder einmal hin.
 
Nach der, wie üblich, etwas durchzogenen Hüttennacht, über die ich gerne auch den Mantel des Berggeheimnisses breite, weckte uns ein freundlicher Klingelton um 0330 Uhr. Da musste wohl noch irgendjemand vor dem Morgenessen Makeup auflegen!? Auf jedenfall waren wir so um 0400 Uhr bereit für das Morgenessen und konnten um 0450 Uhr Richtung Zwischbergenpass aufbrechen. Leider konnte uns Robine nicht begleiten, dass sie sich nicht wohl fühlte, und es sicherheitshalber vorzog, in der Hütte zu bleiben. Natürlich hatten auch noch andere Bergfreunde dasselbe Ziel und so schlängelte sich ein stirnlampenbeleuchteter Tatzelwurm Richtung Pass. Gleichzeitig mit der Sonne kamen wir oben an: WOW, was für ein Anblick! Das war schon reichlich Entschädigung für das Frühaufstehen. Ich hatte mit Anna vereinbart, dass wir am Zwischbergenpass entscheiden würden, ob ich den ernsthaften Teil der Tour angehen soll. Dieser Entscheid war schnell gefällt und deshalb ging es nun ans Eingemachte. Wir montierten die Steigeisen und begannen mit dem Aufstieg auf dem Firn. Jürgen hatte mit den Folgen einer hartnäckigen Erkältung zu kämpfen und ging deshalb in Begleitung von Vroni, die verdankenswerterweise die Funktion des Besenwagens übernahm, in seinem eigenen Tempo vorwärts. Ich hatte das Vergnügen unter der Führung von Anna mit Ruth und Urs aufzusteigen. Schon bald wechselten wir vom Firnfeld auf den Grat. Was nun folgte war ein tolles Gratgekraxel im 2. Grad, das wir nach kurzer Beratung seilfrei in Angriff nahmen. Ich fühlte mich immer sehr wohl und denke, dass mich in diesem Gelände ein Seil nur behindert und verunsichert hätte.
 
Mittlerweile spürte ich die Höhe und so nutzte ich gelegentliche Kletterpausen zum Durchatmen. Am Gratende angekommen, war Zeit für eine ausgiebige Verpflegungspause und ein erstes Resümee. Heute herrschten wirklich absolute Top-Verhältnisse: der Firn war sehr kompakt, die Felsen trocken und die Temperaturen bei völliger Windstille sehr angenehm. Auch die Aussicht liess fast keine Wünsche mehr offen: die Walliser Viertausender-Parade wurde ergänzt durch den Blick auf Norditalien und den Lago Maggiore. Glückshormone durchströmten mich und ich freute mich riesig auf meine nächste Herausforderung: die Überquerung des Gipfelgrates zum Hauptgipfel. Ruth fasst sich sofort ein Herz und ging ohne Zögern seilfrei über den Grat. Anna riet mir zum Anseilen und deshalb konnten Urs und ich schon bald am kurzen Seil angstfrei über den Grat gehen. Noch wenige Meter trennten uns vom dicht belagerten Gipfel: mein 3. Viertausender war Tatsache geworden. Freude herrscht!!! Hier war es nun allerdings empfindlich kalt.

Wir bildeten zwei Dreier-Seilschaften und machten uns auf den Abstieg über den Triftgletscher. Dieser verlief problemlos. Anna spielte nun ihre physischen Trümpfe voll aus und so ging es mit Sieben-Meilen-Stiefeln an all den aufsteigenden und auch einigen absteigenden Seilschaften vorbei talwärts. Trotz des hohen Tempos blieb noch genügend Zeit, die verschiedensten alpintechnischen Merkwürdigkeiten zu bewundern. Natascha Knecht hätte ihre helle Freude gehabt! Nachdem wir auch die heikle Eissturzzone zügig durchquert hatten, näherte sich unsere Tour schon ihrem Ende. Viel zu schnell fanden wir uns im Touristentrubel von Hohsaas wieder. Ein kühles Walliser-Bier erfrischte meinen Gaumen, bevor wir mit der Seilbahn nach Saas-Grund zurückkehrten. Dort trafen wir auch wieder auf Robine, die sich leider immer noch nicht ganz erholt hatte, aber trotzdem wohlbehalten im Tal angekommen war. Die Rückreise verlief nicht ganz bahnstörungsfrei, aber was soll’s: so blieb noch etwas länger Zeit, um einige Räubergeschichten zu erzählen und Zukunftspläne zu schmieden!
 
Eine tolle Tour mit dem SAC Pilatus ging zu Ende – weitere werden hoffentlich bald folgen!
 
Herzlichen Dank an Anna für die kompetente und aufgestellte Tourleitung und an Vroni für die flotte Unterstützung! Meinen SAC-Kollegen danke ich für die tolle Kameradschaft und all die ermunternden Worte, die mich immer wieder motiviert haben! Merci und bis zum nächsten Mal!!

Tourengänger: TomClancy


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Kommentare (4)


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Nicole hat gesagt: Gratulation!
Gesendet am 29. Juli 2012 um 12:55
Zum schönen Weissmies bei solchen Verhältnissen und dem tollen Bericht!!!

herzlichst
Nicole

TomClancy hat gesagt: Merci Nicole!
Gesendet am 29. Juli 2012 um 19:21
Es esch emfall sooo megag... gsi! Jetzt kann ich es Dir ein wenig nachfühlen, wenn Du auf diesen Hammer-Bergen stehst, die halt ausser meiner Reichweite sind!

Liebe Grüsse ins Bündnerland!

TC

Nicole hat gesagt: Bergfeeling...
Gesendet am 30. Juli 2012 um 20:30
...gell das ist einfach nur HAAAAAMMMEEEER schön, eindrücklich, Hühnerhautproduzierend und einvernehmend berauschend...

Viva us Kuuhhhr :-)

Felix hat gesagt: ich gratuliere ...
Gesendet am 6. August 2012 um 07:03
dir herzlich zu dieser echt schönen Hochtour!
lg Felix


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