Hoher Sonnblick (Rauriser Sonnblick)


Publiziert von schimi , 26. Juli 2012 um 23:30.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Goldberggruppe
Tour Datum: 7 Juli 2012
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS-
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   A-S 
Aufstieg: 1550 m
Abstieg: 1550 m

Der Berg, der einen falschen Namen trägt...

Der Hohe Sonnblick hat – und das ist amtlich dokumentiert – 200 Nebeltage im Jahr. Wie also kam er zu seinem Namen?

So genau kann man das sagen, weil der Gipfel durch Europas höchstgelegene ganzjährig bewirtschaftete Wetterwarte geziert wird. Dazu gibt es mit dem Zittelhaus auch noch ein Alpenvereinshaus, das auf dem Berggipfel thront; und das alles zusammen macht eher den Eindruck einer Raumstation, als den eines Berggipfels.

Aber, wie auch immer, der Sonnblick bietet mit dem Aufstieg aus dem Rauriser Tal eine extravagante Bergtour mit einer ebenso außergewöhnlichen Übernachtungsmöglichkeit. Und wer Glück hat, so wie wir, der kann ganz spontan auch noch bei einer Führung in der Wetterwarte teilnehmen.

Aber der Reihe nach:
Wir starten um sechs Uhr in der Früh am Hüttegghof (als Quartier sehr zu empfehlen) und fahren mit dem Auto an der noch offenen Mautstelle vorbei bis zum Parkplatz Lenzanger. Das Wetter verspricht sehr schön zu werden. Beim Aussteigen sehen wir erstmals den Hohen Sonnblick; oder besser gesagt, wir sehen ihn nicht, denn er versteckt sich in Wolken. Es ist warm. Ein kräftiger und ungewöhnlich warmer Wind bläst aus der Höhe auf uns herab.

Vorbei am Ammererhof steigen wir auf hübschem und schmalen Pfad hinauf, auf eine etwas flachere Anhöhe, auf der östlichen Talseite des Rauriser Tals. Hier ist es feuchtwarm und flach genug, damit sich dauerhaft kleine Tümpel und Pfützen halten. Für die fliegende Tierwelt ein überaus attraktiver Platz. Für uns war es das nicht – obwohl es dort schon ist – die überaus zutraulichen Blut lechzenden Flieger haben wir forschen Schrittes hinter uns gelassen.

Weiter geht es bergan in Richtung Talende, hoch zum Haus Neubau; einem frisch renovierten Naturfreundehaus mit netten Wirtsleuten. Begleitet werden wir dort hinauf von einer kleinen Herde Ziegen, die erst durch ein Weidegitter daran gehindert werden, mit uns den weiten Weg auf das Zittelhaus zu gehen. Sie machten einen wild entschlossenen Eindruck uns auf Schritt und Tritt zu folgen. Bis zum Naturfreundehaus ist der Weg für jeden Bergwanderer leicht zu begehen, schön und abwechslungsreich ist es auch.

Nach dem Naturfreundehaus wird der steife Wind auch schon deutlich frischer; wir kommen in die Nähe der Gletscherregion. Der Weg führt uns mal hoch, mal runter und über den Bach, der den Gletscher entwässert. Hier treffen wir auch auf die Reste des Erzabbaus, der vor nicht allzu langer Zeit noch die Gegend hier geprägt hat.

Nun nach der Brücke über den Bach rechtsseitig des Tals, geht es steiler und in weiten Serpentinen in die Grasflanken empor. Die Landschaft wir schnell steiniger und immer wieder sehen wir herrlich weiße Kalkadern, welche die Felsen durchziehen. Nach der grasigen Steilstufe haben wir endgültig die einstmalige Gletscherregion erreicht. Es gibt nur noch Steine, oft blank poliert; und so turnen wir immer aufwärts den zwei großen Rinnen entgegen, die noch von reichlich Schnee gefüllt sind.

Nach der zweiten Schneerinne kommen ein paar Stellen bei denen die Hände dienlich sein können, aber insgesamt bleibt das felsige Gelände gut wanderbar. Zuletzt sieht man die Rojacher Hütte schon eine ganze Weile. Jedoch kommen wir in dem Felsgetümmel doch langsamer voran als auf einem klassischen Wanderweg.

Die Hütte selbst ist fast schon mikronesisch. Eine klassische Ein-Raum-Schutzhütte. Zwei aneinander gerückte Tische, eine Bank drum herum, ein Stuhl in der Mitte. Wenn die Tür aufgeht, muss man schon fast aufstehen. Daneben die Ein-Mann-Küche mit einem reizenden jungen Mann und spaciger Musik aus dem kleinen CD-Player. Ein Klohäschen mit Herz ist 15 Meter hinter der Hütte; diese selbst thront mit toller Aussicht auf einem vom Gletscher einstmals geschliffenen Fels, der so groß ist, dass man am Hütteneingang schon ein Geländer zur Absturzversicherung benötigt. Die Schlafgemächer sind im offenen Dachboden, ich glaube es sind ca. 8.

Es gefält uns dort, aber wir wollen heute noch weiter. Nach der Hütte geht das Gelände langsam in einen breiten und rundlichen Gipfelgrat über, der sich über einige hundert Meter bis zum Gipfel hinaufzieht. Dieser ist mal steiler mal flacher. Der Weg ist mal schmal und aussichtsreich, aber auch wieder zum entspannen. Es gibt einige Kletterstellen, die dank Drahtseilen und Krampen als leichte Kletterei (I) durchgehen. Nach rechts ins Tal sind die Tiefblicke oft fantastisch und ausgesprochen tiefgründig. Links sind es meist nur einige Meter, manchmal auch 50 oder hundert bis auf die Gletscherfläche. An einer Stelle könnte man dem Grat nach links über ein ordentlich steiles Schneefeld auf den Gletscher verlassen. In der Literatur wird dies aber nur bei eisigen Verhältnissen am Felsgrat empfohlen. Auch wir vergnügen uns weiter am groben Gestein.

Oben, schon fast vor der Hütte, kann man den Grat ohne große Steigerei auf den Gletscher verlassen, was sicher einen deutlichen Zeitvorteil erbringt. Wir halten uns aber an die jederzeit reichlichen Markierungen die den Felsgrat ab der Rojacher Hütte zieren. Sicher sind diese so zahlreich, weil man hier meist in den Wolken unterwegs ist. Eigentlich etwas schade, wenn drum herum die Sonne scheint.

Als wir oben ankommen ist das Wetter derart ungemütlich, dass wir nur kurz in alle Richtungen schauen. Die Sicht ist nicht nur wegen Hütte und Observatorium sondern auch wegen des Wetters erheblich eingeschränkt, sodass wir uns schnell nach drinnen ins Warme zurückziehen.

Die Hütte selbst ist schön, gut organisiert, sauber, und freundlich bewirtet. Einzig der Schuhraum, der komplett im Innenraum liegt, bedarf eines langen Atems, den man am besten schon vor dem Raum schöpft. ...und dann fix hinein und wieder raus!


Am Abend kommt ein Mitarbeiter des Observatoriums in den Gastraum und bietet weiteren Gästen eine Führung an, da diese noch nicht komplett ist. Es werden, wegen der großen Nachfrage dann zwei daraus. Wir hatten nicht zu hoffen gewagt, dass dies spontan möglich sei. Und das ist sicher auch nicht die Regel. Wir empfehlen diese Führung ausdrücklich!

Mehr zu den Führungen unter: http://www.sonnblick.net/portal/content/view/45/153/lang,de/

Am Abend und in der Nacht regnet es immer wieder, aber zum Glück unergiebig. Wir haben Glück; mit dem fast schon stürmartigen Wind am Morgen ist unser Felsgrat für den Abstieg schon um 7 Uhr trocken geblasen. So machen wir uns nach dem Frühstück auf den Weg nach unten. Bisweilen haben wir Schwierigkeiten auf den schmalen Stellen des Grates zu stehen. Wir müssen wegen des Windes schon mit erhöhter Vorsicht und sehr konzentriert gehen. Erst als wir wieder an der Rojacher Hütte zum zweiten Frühstück eintreffen, wird der Wind auch schwächer.

Wir steigen den gleichen Weg hinab bis zum Naturfreundehaus Neubau, nehmen von dort aber den direkten Weg hinab, der steiler aber doch leicht und im Zickzack nach Kolm Saigurn führt. Fast unten kommt man noch an einem schönen Wasserfall, dem Barbarafall vorbei.

Insgesamt eine abwechslungsreiche und wegen der vielen Höhenmeter auch recht stattliche Tour. Auch auf zwei Tage verteilt, spürt man am Ende die Fußsohlen. Wir kühlen diese innerlich mit einem weiß schäumenden Kaltgetränk.

Tourengänger: schimi


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