Cotopaxi 5898m


Publiziert von MunggaLoch , 6. Januar 2008 um 16:08.

Region: Welt » Ecuador
Tour Datum:16 September 2002
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: EC 
Zeitbedarf: 2 Tage 12:00
Aufstieg: 1000 m
Abstieg: 1200 m
Strecke:Hütte - Gipfel - zurück
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit Allradfahrzeug bis zum Parkplatz
Zufahrt zum Ankunftspunkt:mit Allradfahrzeug bis zum Parkplatz
Unterkunftmöglichkeiten:Cotopaxihütte

Mit Andi war ich für drei Wochen in Equador unterwegs. Eine geführte Tour, allerdings waren wir die beiden einzigen Gäste. Und das genossen wir. Wir konnten alles tip-top auf uns abstimmen. Und hatten einen Führer dabei und je nach Bedarf eine Köchin und einen Fahrer ;-) Der Fahrer (Luis) hat uns zum Parkplatz unter der Hütte am Cotopaxi gefahren. Die letzten ca. 200 Höhenmeter legten wir zu Fuss zurück. Es war kein leichter Weg. Die drei "S" kamen voll zum Tragen: sandig, steinig, steil! Nicht zum ersten Mal war ich um die Wanderstöcke meiner Mutter froh. Ich glaube, das war etwas vom Bessten, das ich mitgenommen hatte. Ein paar Asiaten bezeichneten uns als "Mountain-Heros", wenn wir diesen Gipfel erreichen. Zuerst ehrte uns diese Aussage, dann aber erblickten wir das Schuhwerk der Lady: Jedes Paar Halbschuhe vom Vögeli ist bergtauglicher! Nach etwa 30 Minuten hatten wir die Hütte auf 4810 Meter erreicht. Man darf das nicht unbedingt mit einer SAC Hütte in der Schweiz vergleichen. Evtl. noch mit einem Winterraum. Es gibt eine Küche und zwei Wohnräume. Und im oberen Stock Schlafräume.

Nachdem wir gleich ein paar Matratzen reserviert haben, machten wir uns auf zum Gletscher. Es standen Übungen mit Steigeisen und Eispickel auf dem Programm. Alles mögliche: mit Pickel auf und ab, traversieren, über Gletscherspalten springen, umfallen, ... Ja, das muss auch geübt werden. Und vor allem habe ich besser aufgepasst, als in den Kirchen und Museen in Quito. Aber hier geht es auch darum, das eigene und das Leben der Kammeraden zu sichern. Es begann Spass zu machen! Muss ich zu Hause mal wiederholen! So wurde also heute unser "Erhol-Tag". Jetzt hat es gerade begonnen, etwas zu schneien. Das wäre gar nicht nett! Und hier im Essaal ist es so kalt, dass die Atemluft kondensiert ;-) Vorhin haben wir noch ein paar Postkarten geschrieben und nun warten wir aufs Abendessen. Etwas um 18 Uhr gehts ins Bett, damit wir ca. um Mitternacht aufbrechen können. Das wird bei weitem unsere kürzeste Nacht bislang. Ich könnte hier schreiben, wie lange wir normalerweise schlafen. Aber wer uns kennt, würde das sowieso nicht glauben... Das Wetter ist schon komisch: eben hat es noch geschneit und jetzt gibt es freie Sicht zum Gletscher und einen schönen Sonnenuntergang. Also schnell raus und Fotos machen!

Viel wurde nicht geschlafen. Immer wenn es ruhig war, kam bestimmt jemand, der wieder etwa 10 Minuten brauchte, bis er wirklich alles hatte und ruhig im Schlafsack war. Dann kam der nächste... Wie geplant sind wir noch vor Mitternacht aufgestanden, etwas Zmorgen gegessen und uns bereit gemacht. Doch schon der erste Schritt vor die Hütte wird hart. Es windet stark und schneit leicht. Aber sind wir Männer oder Blümlein? Los geht's! Bis zum Gletschereinstieg müssen wir etwa eine Stunde laufen. Schön langsam. Unser Führer Roberto schaut schon, dass wir hier nicht zu viel Kraft brauchen. Es ist ein sandiger Weg, weil es aber ziemlich kalt ist, ist es hart und geht gut zum Laufen. Es ist stockdunkel. Das einzige Licht gibt die Stirnlampe. Beim Gletscher angekommen werden die Steigeisen an die Wanderschuhe montiert, die Wanderstöcke gegen den Eispickel getauscht und alle drei aneinander geseilt. Der Einstieg in den Gletscher ist schwierig. Er würde auch von Woche zu Woche ändern, weiss Roberto. Es dauert eine Weile, bis wir den "Weg" finden. Und selbst dann ist es nicht einfach. Wir umgehen Eiswände und Gletscherspalten. Immer Schritt für Schritt, dann den Eispickel: rechts-links-Eispickel, rechts-links-Eispickel. Es klingt monoton, darf es aber nie werden. Denn sonst passieren Fehler. Und diese Enden hier oben oft unschön.

Einmal kommen wir über eine Kuppe gelaufen. Roberto, Andi, zuletzt ich. Ich höre Andi nur etwas auf schweizerdeutsch fluchen und denk noch so bei mir: sei doch froh, dass es etwas runter geht. Aber er hat sich über etwas anderes "geäussert". Vor uns taucht aus dem dunkel eine Eiswand auf. Eine Gigantische! Wir können mit unseren Lampen den Rand nicht ableuchten, so gross ist sie. Zum Glück können wir sie umlaufen. Etwas später geht es über eine schmale Eisbrücke. Rechts und links ist nur schwarz! Mit meiner Stirnlampe kann ich auch hier wieder nicht zum "Boden" leuchten. Ich bin wirklich froh, dass wir das in der Nacht machen, wo wir nicht alles sehen. Und immer dieser kalte Wind. Die Jacke ist langsam gefroren. Wir tragen auch zwei Paar Handschuhe. Zudem läuft die Nase ununterbrochen. Mit den Handschuhen kommt man aber nicht an ein Nastuch ran. Also wird die Nase wohl langsam einfrieren! Es gibt aber auch schöne Eindrücke. Als sich zum Beispiel mal die Wolken lichten und man das Lichtermeer von Quito erblickt. Oder als ich neben den Weg in eine Eishöhle leuchte und dort drin hat es Tausende von Eiszapfen, die zurückschimmern. Sieht aus wie wenn man einem überdimensionalen Haifisch Auge in Auge steht. Also schnell weiter...

Es begann mühsam zu werden. Das Zeitgefühl ist irgendwie verloren, aber wir müssten so etwa 3 Stunden unterwegs gewesen sein. An den Füssen wir es zuerst kalt. Also wenn man das Gesicht mal ausschliesst ;-) Man mag auch nicht mehr richtig. Ein Schritt vor den anderen, dazwischen zweimal ein- und ausgeatmet. Es folgen Fragen wie vor einem Jahr am Marathon: wieso mache ich das überhaupt? Du bekommst nicht nur nichts, nein, du musst dafür ja sogar bezahlen! Ok, du bekommst schon etwas: Falls du es zum Gipfel schaffst UND gutes Wetter ist, bekommst du eine geniale Aussicht. Und sowieso bekommst du eine abenteuerliche Geschichte, die du noch deinen Enkeln erzählen kannst! Während diesen Gedanken sind wieder 10 Schritte gemacht und 20 mal geatmet. 10 Schritte näher am Gipfel. Schaffen wir es überhaupt? Es ist auch gar keine Schande, wenn nicht!

Langsam wird es am Horizont hell, aber immer noch pfeift eiskalter Wind um die Ohren. Wir passieren die Yanasacha Felswand. Von hier sieht sie noch mächtiger aus. Sie ist so wie ein Wahrzeichen vom Cotopaxi. Weisser Berg mit schwarzem Fleck ;-)

Der Weg führt über eine etwas windstillere Seite und die Sonne ist aufgegangen. Es muss also etwa 6.15 Uhr sein. Wir können oder müssen jetzt die Stirnlampe gegen die Sonnenbrille tauschen. Es ist nicht mehr weit. Keine 200 Höhenmeter mehr. Doch es kommt gerade eine Passage, die sehr steil ist. Wir kommen nur langsam voran. Andi merkt seine zusätzlichen Kilos, die er nicht mehr wegtrainieren konnte ;-) Zusammen mit Roberto wird entschieden, dass Andi nicht mehr weiter kann. In meinen Augen sieht er wohl auch, dass ich noch mag und gerne auf den Gipfel möchte. So werde ich kurzerhand einer französischen Gruppe angehängt, die uns gerade überholt.

Mit denen erreiche ich nach ein paar recht steilen Feldern um 7.41 Uhr den Dipfel. Es ist recht schönes Wetter. Man sieht den Krater sehr gut und über dem Wolkenmeer andere Berge. Aber für viele Fotos bleibt keine Zeit. Es windet stark und ist trotz Sonne sehr kalt. Mindestens so kalt, dass der Akku meines Fotoapparat meint er sei fast leer. Deshalb gibt es auch nicht wirklich viele Fotos vom Berg. Aber auch weil nicht immer die ganze Gruppe halten kann, wenn jemand was fotografieren will. Vom Gipfel habe ich mir als Erinnerung ein Stück Eis abgeschlagen. Leider hat sich mein Erinnerungsstück ziemlich bald in eine kleine Pfütze aufgelöst ;-)

Der Rückweg ist bedeutend schneller! Aber nicht weniger gefährlich. Und vor allem sieht man jetzt immer, wie tief die Spalten waren/sind. Es hätte ein paar sehr gute Objekte zum Fotografieren gegeben. Aber wir mussten uns auch etwas beeilen, weil die Sonne den Schnee aufweicht. Und das wiederum bringt auch Gefahr. Wir sind jedenfalls alle heil unten angekommen. Ich wurde schon von Roberto und Andi erwartet. Es blieb mir nicht mal Zeit, den Klattergurt oder die Regenhosen auszusziehen. Das habe ich alles im Auto gemacht. Ich habe nur kurz meine Sachen vom Übernachten in den Rucksack gestopft und bin diesen sandigen Weg zum Parkplatz gelaufen.

Weitere Berichte zur Ecuadorreise und sonst über mich gibts auf meiner Homepage www.MunggaLoch.ch.

Tour mit: Andi


Tourengänger: MunggaLoch


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