Bälmeten - eine Überschreitung der Extraklasse!


Publiziert von Felix , 29. Juni 2012 um 16:09. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:23 Juni 2012
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Aufstieg: 1370 m
Abstieg: 1400 m
Strecke:Obers Schwandi - Rüti - P. 1621 - P. 1898 - Bälmeten NW-Grat - Bälmeten - wbw Route - P. 1993 - Bärenfallen - P. 1561 - Haseli - P. 1219 - P. 1224 - Gasthof Alpenrose - Haldi
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW via Huttwil, Autobahn Sursee - Erstfeld, LSB Erstfeld - Obers Schwandi
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Bus Schattdorf, Drogerie - Erstfeld, Bahnhof
Kartennummer:1192 - Schächental

         Was für ein Erlebnis!  Schon seit längerem virtuell, d.h. via Internet, in Kontakt, anerbot sich seppu, uns, nach Abänderung seines persönlichen Programms, zusammen mit Jumbo, auf die  exklusive, absolut begeisternde Bälmeten-Runde zu führen.

In Erstfeld beginnt unsere gemeinsame Unternehmung mit der Fahrt im kleinen Luftseilbähnchen (hoffentlich fährt es noch lange!...) hoch nach Obers Schwandi – unter die dicke Nebel-Wolkenschicht. Hatten wir doch einst einen Versuch gewagt (*Annährung an den Bälmeten auf der Süd- und Westflanke), kannten wir den ersten Teil bereits – steil durch den Wald ging es erst nach Rüti. Zügig führte uns Sepp weiter, einige unangenehm rutschige Passagen meisternd, zwischen meist steilen Abschnitten in gelegentlich wieder etwas flachere Gegend.

Der kurze Abstieg nach P. 1898 auf steiler und „tiefgründiger“ Spur führt im Schrofengelände weiter zu einer nächsten kniffligen Stelle – dort, wo die 2000er-Höhenkurve das nächste Felsband erreicht, gilt es, auf schmalen Grasband erst über den Felswänden, dann zwischen Arven hindurch wieder „freundlicheres“ Terrain zu gewinnen. Und dazu meint Sepp, wir sollten dann wenig später zurückschauen und die Ausgesetztheit der Spur beachten … Erst weist er uns jedoch auch auf ein unmittelbar bevorstehendes „Schmankerl“ hin: nach wenigen Metern geht es, weniger beängstigend, als es aus der Distanz aussah, eine schwache Spur im Geröll-Grashang hinauf und anschliessend sanfter durch die Arvenkolonie zum nächsten Geröllkar.

 

Hier arbeiten wir uns hinauf bis zum blumenreichen Sattel, wo der wbw Weg vom Schwarz Grat (südlich des P. 2089) einmündet; wir folgen ein kurzes Stück dem alpinen Weg, und zweigen bei einer markanten Felswand rechts davon ab und folgen direkt an ihr auf einer kaum erkennbaren Spur. Etwas rutschig geht es wenige Meter steiler hoch und nun steht der schönen längerer Bandtraverse nichts mehr im Weg: die Spur ist weiterhin erkennbar, das aufwärts führende Bändchen – nur wenige Male sind darunter befindliche Abstürze erkennbar – leitet überraschend angenehm zu einer kleinen grasigen Aussichtskanzel, von wo aus sich durch die Wolken ein Blick ins Erstfeldertal und zum Urnersee eröffnet.

Noch liegen jetzt gute 400 Höhenmeter Aufstieg vor uns; der Gipfel ist wolkenverhüllt – uns drei Novizen der Weg noch nicht ersichtlich. Doch Sepp beruhigt uns: stets eine unproblematische Stufe hoch bis zum nächsten Felsriegel, dort wird sich der Weiter-, meist Umweg zeigen, und sich von selbst ergeben. In der Tat: hübsch kann der Grat, gelegentlich sogar mit eingestreuten, schönen Alpenblumenwieschen, begangen – und die vielen aufragenden Felsriffe entweder von der Seite her umgangen oder manchmal sogar erkraxelt werden. So macht der NW-Grat fortwährend viel Spass und bereitet hohen Genuss – auch ein abschüssiges kleines Schneefeld und eine Geröllrunse kurz unterhalb des Gipfels ist leicht zu bezwingen. Noch ein letzter Felskontakt und dann stehen wir oben, auf der grossen, ebenen Gipfelwiese des Bälmeten – ein traumhaftes Gefühl, derart hinaufsteigen zu können!

 

Wir halten hier eine ausgiebige Rast ab, auch wenn das Wetter nur bedingt so toll ist wie der Aufstieg selbst: immer wieder kehren die Wolken zurück – nach Altdorf hinunter geben sie den Blick öfters frei, nach Süden kaum einmal.

Wir beschliessen, den Abstieg über die wbw markierte alpine Route anzugehen – ein weiser Entscheid: eine weiterer Hochgenuss steht uns bevor. Kurz schon erreichen wir auf dem noch flach abfallenden Grasstück den felsigen Grat, welcher gleich zu Beginn mit sehr luftigen Stellen aufwartet. Bis auf vielleicht zwei exponierte Meter ist die Route sehr gut gesichert mit massiven Ketten, so dass sie auch im Abstieg mit der nötigen Konzentration passabel machbar ist. Ein kurzes schmales Band ist recht exponiert; wie wir später feststellen können, sind wir da über ein Felsloch geturnt.

Der weitere Verlauf besteht erst einmal in einem zwar noch steilen Grashang, anschliessend folgt ein langer Schutt-„Bummel“, während welchem im oberen, steilen, Teil ein abschüssiges Schneefeld zu traversieren ist. An unserer morgigen Einstiegsstelle auf das Felsband erreichen wir den Weg, welcher uns nun hinüber zum Beginn des Schwarz Grat führt. Nach einer kurzen Pause, den Tiefblick auf den Urnersee geniessend, stechen wir vom P. 1993 auf schmalen Weg steil hinab gegen Bärenfallen, wo das Gelände bei P. 1661 wieder abflacht. Nochmals etwas steiler geht es bergab zur Ebene von Gampelen, und schliesslich das letzte „knieaktive“ Stück hinunter zum Suessberg, P. 1219.

 

Die relativen flachen knapp drei Kilometer bis zur Seilbahnstation wandern wir auf dem Strässchen, an welchem sowohl die hübsche Kapelle Haldi bei Sodberg, als auch das fürs Essen bekannte Restaurant Alpenrösli liegt – letzteres berücksichtigen wir für einen verdienten Trunk auf dessen Terrasse. Bei relativ schönem Wetter stromern wir der Bergstation der LSB auf Haldi entgegen; nach der Talfahrt nehmen wir den viertelstündlich verkehrenden Bus bei der Drogerie bis zum Bahnhof Erstfeld; hier blicken wir noch einmal die gewaltigen Flühe hoch, unter und über welchen unser Zustieg begann.

 

Eine rundum geniale Tour, vielseitig und erlebnisreich – herzlichen Dank für die gekonnte Führung an seppu! 


Tourengänger: Ursula, Felix, seppu


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Kommentare (6)


Kommentar hinzufügen

alpstein hat gesagt: Super Tour
Gesendet am 29. Juni 2012 um 16:28
Hallo Felix,

wie ich sehe, bist Du für Gratüberschreitungen bestens gerüstet.

Bis bald!

Grüße
Hanspeter

Felix hat gesagt: RE: Super Tour
Gesendet am 29. Juni 2012 um 19:08
Vielen Dank, und - wir werden es ja sehen, morgen ...

lg auch an Esther, Felix

Zaza hat gesagt:
Gesendet am 1. Juli 2012 um 13:28
Ist es immer noch die betagte Dame, die die Schwandi-Seilbahn bedient?

Und, da sich ja Seppu offenbar gut auskennt in der Gegend: Habt ihr ihn gefragt, ob er den Pfad Schnüer - Wurmälpeli kennt? Der sieht auf der Karte sehr interessant aus, doch die Frau von der Seilbahn rät den Interessenten eindringlich davon ab.

LG, zaza

Felix hat gesagt: RE:
Gesendet am 1. Juli 2012 um 18:47
Es ist immer noch dieselbe alte Dame ... es dauert jedoch stets etwas länger, bis sie bei der Seilbahn ist ...
Und: wir meinen, dass Sepp den unteren Weg nicht kennt ...

lg Felix

Zaza hat gesagt: RE:
Gesendet am 1. Juli 2012 um 21:00
Tja, da bleibt nichts anderes, als mal selber einen Augenschein zu nehmen! Und wenn sich die Route tatsächlich als ungangbar erweisen sollte, kommt halt der Zigerweg als "Trostgipfel" zum Zug ;-)

LG, Manuel

Felix hat gesagt: RE:
Gesendet am 3. Juli 2012 um 06:58
da bin ich ja sehr gespannt, was du dereinst berichtest!
Viel Erfolg und lg
Felix


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