Frieder - schwarz gestrichelt


Publiziert von Curi , 17. Juni 2012 um 08:29.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Ammergauer Alpen
Tour Datum:16 Juni 2012
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Strecke:23 km
Kartennummer:Kompass Nr. 5 Wettersteingebirge Zugspitzgebiet

Meiner Orientierungsfähigkeit nach Wanderkarte gebe ich heute eine 4-, aber auch mit schlechten Schulnoten kann man interessante Sachen erleben. Also der Reihe nach: Als Abschluss und Höhepunkt meiner EM- und Wander-Urlaubswoche wollte ich die 2000-Meter-Marke knacken und habe mir den Frieder vorgenommen. Auf der Kompass-Karte zieht sich eine dicke, rote Linie vom Friedergries hinauf, die kann ja wohl nicht zu verfehlen sein. Nun, den ersten Fehler schreibe ich dann auch nicht mir zu, sondern eben der Karte. Ich bin auch nicht der erste, der ihn macht (algi hat ihn *hier sogar schon einmal beschrieben), sonst wären die Trittspuren nicht gar so deutlich, die auf den Felsbuckel direkt neben dem Austritt der Friederlaine ins Gries hinaufführen. Kein Wunder, schließlich beginnt der rote Strich auf der Karte genau an dieser Stelle, nur: Hier geht es nicht weiter, der Felsen bricht nach wenigen Metern steil ab, und auch sonst ist kein Steig in der rechtsseitigen Wand der Schlucht zu entdecken. Der beginnt dann erst 50 Meter östlich, wo dem Wanderer dann auch gleich unter den ersten Bäumen durch einen Wegweiser bestätigt wird, dass er richtig liegt.
Es geht zügig durch den Wald bergan, und an einer Stelle, wo der breite Wandersteig einen Rechtsknick macht, führt auch ein deutlicher Trampelpfad geradeaus direkt nach oben. Der wird wohl die Serpentine abschneiden, habe ich mir gedacht, und weil er auch nicht übermäßig steil ist, habe ich mich für den entschieden. Dann muss ich aber einen Blackout gehabt haben (oder war es einfach die Überdosis an morgendlicher Bergluft?), denn dass ich keineswegs nach wenigen Metern wieder auf den Hauptweg getroffen bin, ist mir gar nicht aufgefallen. Erst als der Weg ein längeres Stück auf etwa 12oo m ohne größeren Höhengewinn dem Hang folgte, kam mir das dann komisch vor, denn ich hatte noch im Kopf, dass der rote Strich auf der ganzen Strecke ziemlich rechtwinklig die Höhenlinien schneidet. Also nochmal die Karte rausgezogen, und siehe da: Da gibt es noch eine dünne, schwarz gestrichelte Linie - die war mir zu Hause gar nicht aufgefallen. Sie führt tatsächlich erst ein ganzes Stück weiter parallel zur Friederlaine, um dann doch rechts abzuknicken und sich oberhalb der Waldgrenze wieder mit dem roten Weg zu vereinigen. Um diese Erkenntnis klüger geworden, lautete mein Entschluss, auf dem nun einmal eingeschlagenen Weg zu bleiben. Um es gleich zu sagen: Bereut habe ich diese Entscheidung nicht, es handelt sich um einen wunderschönen schmalen Steig, der im weiteren Verlauf auch nirgends mehr zu verfehlen ist. Ein zusätzlicher Vorteil - gerade an einem wolkenlosen Sommertag - liegt darin, dass der eigentliche Aufstieg zum Gipfel von Westen her erfolgt und man so der direkten Sonneneinstrahlung so lange wie möglich entgeht. Trotzdem möchte ich diese Variante hier nicht empfehlen, sie hat nämlich eine heikle Stelle: Während zunächst an einigen besonders schmalen Passagen im Steilhang ein Drahtseil als Handlauf angebracht ist, fehlt dieses ausgerechnet bei der Querung einer auch noch wasserführenden Runse. Wenige Meter dahinter setzt es wieder ein, und das Drahtknäuel, das an der ersten Öse hängt, lässt vermuten, dass es da wohl früher noch eine weitere gegeben hat, die jetzt aber nicht mehr da ist. So muss man bis dahin also ungesichert gelangen. Okay, ich habe es gemacht, weil ich nun schonmal da war, aber ich möchte nicht derjenige sein, der vielleicht noch weniger bedarfte Bergwanderer dazu animiert hat, es nachzumachen. Das soll hier einfach gesagt sein. (Wobei die Schwierigkeit ohne Rucksack und Phototasche natürlich ein ganzes Stück geringer wäre.)
Hat man dann erst den FR-Weg wieder erreicht - zu erkennen an den hin und wieder auftauchenden gelben Markierungspunkten - ist es nicht mehr weit bis zum Gipfelkreuz auf dem Friederspitz, das neben der bereits grandiosen Aussicht mit einem ganz besonders dicken Gipfelbuch aufwartet. Wer allerdings auch das Graswangtal und den Ammersee sehen will, muss wieder knapp 80 Höhenmeter ab- und auf der anderen Seite aufsteigen zum Frieder selbst, denn der steht dafür vom Friederspitz aus noch im Weg. Dort habe ich also Gipfelbrotzeit gehalten und mich dann gestärkt an den Abstieg gemacht. Der erfolgte auf dem bei hikr.org schon mehrfach beschrieben Normalweg über die Friederalm ins Elmautal. Einigermaßen knieschonend, dafür am Ende mit brennenden Sohlen von dem langen Forststraßenhatscher.

Fazit: Herrliche Tour an einem herrlichen Tag - wegen ihrer Länge und der am Nachmittag zunehmenden Hitze aber recht anstrengend. Das ausreichend mitgenommene selbstgemachte Hollerwasser hat mich über die letzten Kilometer gerettet.


Tourengänger: Curi


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Kommentare (2)


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Winterbaer hat gesagt: "K" - Karten
Gesendet am 17. Juni 2012 um 11:58
So viel zu den Karten mit diesem Namen... Früher hat man gesagt und es gibt ein ganz "schonungsloses Diskussionsforum" dazu im Netz: diese Karten sind teilweise lebensgefährlich. Einer schrieb mal "das Foto von einem Schnitzel hätte ihm genauso gut geholfen". Angeblich sind die neueren Karten zwar viel besser geworden, aber ich besitze keine von denen.
Meine erste Bekanntschaft vor über 30 Jahren mit einer ganz falschen Karte von dieser Firma war im Sarntal mit angeblichen Wegen, die hatten sie hinfantasiert. Und so soll es sehr oft gewesen sein. In unwegsamem Gelände kein Spaß!
Ärgerlich finde ich, dass diese Karten immer noch so weit verbreitet sind, da man sie an jedem Kiosk kaufen kann und sie eben immer schon "schön bunt" waren, dass die Touristen sie gerne kauften. Die amtlichen Karten hingegen, auf die man sich viel eher verlassen kann, die exakte Höhenlinien und Felszeichnung haben, brauchbare Gewässerdarstellung, muss man beim DAV oder im Buchhandel bestellen. Zum Sofortkaufen in großer Auswahl gibt es die leider nur in bestimmten, ausgesuchten Geschäften.
Wenn es von einem Gebiet nichts anderes gibt, hat man keine Wahl. Aber vom Frieder gibt es das Blatt BY 7 Ammergebirge Ost vom Bayerischen Landesvermessungsamt/DAV im sehr angenehmen Maßstab 1:25000, wo man sich wirklich orientieren kann. Vielleicht kannst Du sie Dir mal besorgen und den genauen Vergleich mit der K-Karte antreten. Deinen Steig über den Lausbichel gibt es da auch, aber nur fein schwarz gestrichelt- vielleicht wieder mal so ein alter, verfallener, schwer zu findender Jagersteig. Der Weg direkt hoch zum Lausbichel- den Du sicher eigentlich gehen wolltest- ist unten rot gepunktet eingezeichnet, erst ab 1700m dann durchgezogen. Diese Signatur sagt einem dann schon, was einen erwartet. Fette rote Linien auf K-Karten täuschen natürlich auch schöne breite, markierte Wege vor:-)
Die ganz alten, gestrichelten Steige sind in der amtlichen Karte schon oft sehr schwer zu finden, weil oft einfach nicht mehr vorhanden, abgerutscht (Hennenkopf-Direktanstieg von Süden, Laubeneck von der Nebelalpe aus, Zahn von Graswang aus z.B.) oder zumindest oft in sehr schlechtem Zustand.
Das Ammergebirge/Wetterstein/Karwendel ist inzwischen ziemlich gut abgedeckt mit den 25000 er Karten des DAV. Für Mitglieder gibt es sie um ca. 6 Euro. Ich mache hier keine Schleichwerbung für nichts und niemanden und ich bekomme von niemandem Geld dafür: aber die amtlichen 25000 er Karten sind wirklich schön, informativ und angenehm. Und die Höhenlinien sind nicht "erfunden".
Viele Grüße und allzeit gesundes Heimkommen:-))

Uschi

Curi hat gesagt: RE:"K" - Karten
Gesendet am 17. Juni 2012 um 13:19
Hast schon recht, ich hab die auch, weil ich sie halt mal in einer allgemeinen Buchhandlung mitgenommen habe. Wobei: Genau genommen ist auch da der Weg unten rot gestrichelt und oben gepunktelt (also umgekehrt), nur der alte Steig ist zwischen den ganzen Schrofen, die da sonst eingezeichnet sind, schwer zu erkennen.
Der Qualitätsunterschied auch zu den Karten von Fritsch aus meiner Heimatstadt Hof, die ich für die Gegend um Frankenwald und Fichtelgebirge schon immer benutze, fällt mir immer wieder auf.
Na ja, inzwischen ist mein Exemplar auch schon mehrfach durchgeschwitzt und ziemlich wellig. Wenn ich mir die nächste besorge, werde ich das Angebot vorher sicher etwas intensiver sichten.


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