Via Spluga


Publiziert von GingerAle , 19. Juni 2012 um 20:50.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Hinterrhein
Tour Datum:12 Juni 2012
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   I 
Zeitbedarf: 4 Tage
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1900 m
Strecke:65km

Auf der Via Spluga erwartet einen vieles: abgründige Schluchten, hängende Brücken, malerische Bergdörfchen und Kirchen, sprudelnde Bergbäche, wunderschön ausgebaute Saumwege, alpine Landschaften, Kastanienwälder, Palmen und einen Hauch des Südens.
Sie ist ideal für Gruppenprojekt. Bevor sich unsere Wege trennen, wollen wir nochmals gemeinsam unterwegs sein.

1.Tag Thusis- Andeer

Die Meteo versprach Dauerregen und so ist's denn auch. Von Thusis nehmen den direkteren Weg über das verlorne Loch und Rongellen zur Viamala Schlucht. Bei Regen kommt das Schluchtenfeeling noch mehr auf, da es aus allen Felsen und Ueberhängen tropft - die Via Mala hält Wort.  Das Material wird unter erschwerten Bedingungen geprüft und hält bei den wenigsten stand, wir können es uns leibhaft vorstellen, wie's zu Zeiten ohne GORE- TEx- und DRYtech-Membrane war. Mit ein paar Hardcore Wanderern steigen wir hinunter in die Gola della Viamala. Danach führt der Pfad  hinauf nach Reischen und  weiter nach Zillis. In  Zillis entscheiden wir, für den restlichen Weg unsere Begleitfahrzeuge in Anspruch zu nehmen.
Unsere Gruppenunterkunft befindet sich im Annex des Gemeindehauses von Andeer. Es beginnt das grosse Auswringen, ein paar klingeln an einer Tür und organisieren Zeitungen. Mit nassen oder neuverföhnten Schuhen machen wir uns auf den Weg zum chilligen Abschluss: ins Mineralbad. Achtung, für die Schuhe ist ein Regal aus Andeergranit ausserhalb des Umkleidebereichs vorgesehen. Jemandem  wurden doch tatsächlich die Adiletten geklaut!

2.Tag Andeer-Splügen

Ausgangs Dorf führt uns der Weg an einer Granitwerkstätte vorbei. Aus der Talflanke unterhalb der Roflaschlucht hören wir Sprengsignale, dort wird der grüne Granit in tonnenschweren Blöcken abgebaut. Ueber einen malerischen Waldhügel gelangt man zum Wasserkraftwerk Bärenburg, danach geht's über Wurzelwerk und Stein zum Gasthaus Roflaschlucht. Oberhalb der Strassenkehren bleiben wir auf der alten Strasse, der Wanderweg ist wegen Hangbefestugnungsarbeiten gesperrt. Bei der Punta Traversa traversieren wir dann auf die andere Seite des Hinterrheins. Im Eisloch hat's noch immer Schnee. Der Pfad führt am wenig malerischen Festungswerk und seinen Schiesscharten vorbei, bald darauf  erblicken wir den Sufnersee. Ueber eine kurze Asphaltstrecke  erreichen wir Sufers. Danach ist's nicht mehr weit zu unserem Tagesziel: Splügen.
Wir sind in der Hüschera Logde untergebracht. Sie wird seit Mai diesen Jahren als B&B Lodge geführt und ist als Gruppenunterkunft konzipiert. Ich bin etwas früher dort mit jemandem, dem nicht so gut ist, ein kurzer Anruf und in 5 Minuten ist schon wer da. Wir geniessen den liebevollen Service beim Zmorge und den George Cloony-Kaffee sehr.
Da die Etappe eher kurz war, bleibt genügend Zeit, sich in Splügen umzuschauen; wegen seines intakten historischen Dorfkerns erhielt der Ort 1995 den Wakkerpreis.
Zur Zeit des 2. Weltkrieges bestand die Absicht, Splügen, Medels und Nufenen in einem riesigen Stausee zu versenken. Der Widerstand der Bevölkerung verhinderte das Bauvorhaben.


3.Tag Königsetappe Splügen- Campodolcino

Wer mit einer kleinen Gruppe unterwegs ist, übernachtet in Isola, für grössere Gruppen findet sich erst in Campodolcino eine Unterkunft. 
Der Wanderweg folgt dem Hüscherenbach, erster Fixpunkt ist die Marmorbrücke. Die ursprüngliche Passstrasse folgte auch dem Hüscherenbach,  heftige Unwetter zerstörten 1834 Strassen und Brücken, deshalb wurde die Passtrasse etwas nach Westen verlegt. Bei der Marmorbrücke treffen die alte und neue Passtrasse zusammen. Das Brückengewölbe besteht aus Splügner Marmor, der etwas weiter talaufwärts abgebaut  und auch für den Mailänder Dom verwendet wurde. Die Stadt Zürich unterstützte den Bau der Brücke finanziell.
Der Wanderweg verläuft  parallel zur Passtrasse, bei der ersten Kehre (Punkt 1847) beginnt dann der einmalige Saumapfadabschnitt hinauf zur Passhöhe 2115m. Auch unmittelbar nach der Passhöhe wird der Weg nochmals säumerisch. Monte Spluga ist schnell erreicht, danach geht's auf sehr plattigem Wege dem See entlang bis zur Staumauer. Auf der andern Seite der Mauer folgt das nächste Highlight: die Cardinello Schlucht. Sie ist der spektakulärste Teil der Wanderung. Dicht dem Fels entlang, über in Stein gehauene Stufen geht's allmählich dem Süden entgegen. Eine Holzbrücke führt über den Liro, bei Sosto wendet sich das Tal definitiv südwärts und der weitere Routenverlauf wird überblickbar. Durch malerische Weiler gelangen wir nach Isola. Der Streckenabschnitt von Isola nach Campodolcino zieht sich in die Länge und so allmählich machen sich Ermüdungserscheinungen bemerkbar. Dafür werden wir im Hotel Ca de Val so richtig mit  Luxus belohnt: 2er und 3er Zimmer, die einen haben sogar einen Fernseher, WIFi - und Nachtessen gibt's erst nach dem Fussballmatch. Bei der Pasta langen alle so richtig zu, zur Ueberraschung vieler verwöhnt uns Giorgio dann aber noch Fleisch und  Dessert. Das Hotel Ca de Val befindet sich gleich hinter der Kirche; seit Oktober 2011 hat Campodolcino sogar einen Heiligen: Luigi Guanella. 
Zum Abschied schenkt Giorgio allen noch einen Via-Spluga-Cadeval-Anhänger! Grazie mille Giorgio!

4.Tag Campodolcino - Chiavenna

Von Campodolcino führt der Weg  durch herrliche Kastanienwälder, über Matten und Platten nach Pietra, Prestone,  Vho und San Giacomo Filippo. Einige Felsblöcke eignen sich perfekt für eine kurze Bouldereinlage. Nach San Giacomo Filippo gewinnen wir nochmals etwas Höhe und finalmente gibt die Landschaft den Blick nach Chiavenna frei. Alle geniesse die südliche Ambiance, die Piazzi und Gelati - und das ist eigentlich schon wie Ferien.

Herzlichen Dank an Peter und Peter, Romano und Sandra




Tourengänger: GingerAle


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