Walliser Gärsthorn-Suppe: Mälchgrat und Betthorn als Trostpflaster


Publiziert von 360 Pro , 14. Juni 2012 um 21:30.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:13 Juni 2012
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Aufstieg: 1800 m
Abstieg: 1700 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Eggerberg, Eggen
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Mund, Dorf

Das heurige Juniwetter bereitete bis anhin bekanntlich nicht nur eitel Freude und auch für den heutigen Tag war die Suche nach "einem Sünneli auf der Wetterkarte" schwierig. Eigentlich wäre ja wieder eine Flucht ins Tessin angesagt gewesen, allerdings ist die Reise dorthin momentan erheblich umständlicher als normal und so fiel meine Wahl denn auf das Wallis. Um die Gegend von Brig wurde dort tagsüber von verschiedensten Wetterpropheten mehrheitlich Sonne versprochen. Mein primäres Ziel sollte das Gärsthorn sein. Mir war jedoch bewusst, dass mit den ausgiebigen Niederschlägen der letzten Tage und der Schneefallgrenze um 2500m meine Ambitionen im wahrsten Sinne des Wortes etwas hoch gesteckt waren. Aber mal schauen kann man ja bekanntlich immer. Damit ich allenfalls nicht ganz ohne Gipfelerfolg nach Hause kommen würde, wählte ich meine Route von Eggen über den Mälchgrat und den Abstieg übers Betthorn, beides Gipfel, die auch bei widrigen Umständen drin liegen sollten.

Ich starte also in cff logo Eggerberg, Eggen und laufe dem markierten Weg entlang nach Finnu und Chastler. Der erhoffte Sonnenschein lässt auf sich warten, denn rund um die Berge fliegen ab etwa 1600m dichte Nebel und Wolkenfelder, es regnet sogar kurz. Von Chastler nach Honegga bin ich dann vorwiegend im Nebel. Dort angelangt reisst aber der Nebel ein erstes Mal auf und verzieht sich in höhere Lagen. Von Honegga schlage ich nun den Weg hoch zum Mälchgrat ein, er führt steil rechts den Berg hoch und folgt anschliessend immer direkt dem unschwierigen Grat.

Das erste etwas lädierte Mälchgrat Gipfelkreuz befindet sich bei P. 2484. Bis hierhin begleitet mich auch eine Horde Walliser Schwarzhalsziegen, die mich etwa 500m davor innig begrüsst. Eine der Ziegen will mich dann auch noch weiter begleiten und folgt mir dem Grat entlang bis kurz vor P. 2602 (!), dem zweiten Mälchgrat Gipfelkreuz. Irgendwann merkt sie aber, dass es bei mir wohl nichts Essbares gibt und sie kehrt laut blöckend zu ihren Artgenossen zurück. Mein Blick jedoch geht Richtung Gärsthorn, oder besser gesagt der Suppe, welche dieses umgibt. Schon hier bin ich knapp im Nebel und zuweilen sogar im Schneetreiben. Der Weiterweg sieht alles andere als einladend aus.

Geplant hatte ich eigentlich rechts des Mälchgrates zum Gärsthorn Nordgipfel aufzusteigen, allerdings denke ich nun, dass der Grat bei praktisch nicht vorhandener Sicht die bessere Wahl wäre. Ich weiss zwar nicht wie es sich mit allfälligen zu überkletternden Abbrüchen verhält und sehen tu ich ja sowieso nichts. Ein erster etwas steiler Aufschwung geht ganz gut, allerdings macht sich inzwischen der Neuschnee etwas unangenehm und rutschig bemerkbar. Weiter oben wird der Grat schmaler, luftiger und felsiger, aber ich komme noch immer relativ gut weiter (T5,II), bis ich auf einer Höhe von knapp 2700m vor einem Aufschwung stehe, der alles andere als simpel ist und soweit ich das sehen kann auch keine Umgehungsmöglichkeiten bietet. Da ich aufgrund der fehlenden Sicht auch keinen Blick darauf werfen kann, was weiter oben folgt und es nicht danach riecht, als ob sich die Suppe und das Schneetreiben bald verziehen würden, lasse ich es hiermit bleiben und kehre um.

Sobald als möglich verlasse ich den Grat südlich und rutsche bis auf ca. 2500m auf Schneefeldern ab. Dort treffe ich in der Gärsthorn Südwestflanke auf eine Wegspur, die bis auf gut 2300m abwärts führt und anschliessend in die Südflanke quert und wieder etwa 100m zur Gärsthalte aufsteigt. Insgeheim hoffe ich, dass sich vielleicht das Gewölk um das Gärsthorn rum doch noch langsam verzieht und ich gegebenenfalls einen "Angriff von Süden" probieren könnte. Da sich die Suppen-Situation aber noch immer nicht verändert hat und es auch nicht nach einer baldigen Auflösung aussieht, beschliesse ich nun das Gärsthorn für heute sausen zu lassen (wer steht schon gerne bei Null Sicht auf einem Aussichts-Berg) und anstatt dessen noch das Betthorn (P. 2238) und das Bättichritzji zu besuchen.

Diese beiden "Gipfel" nehme ich sozusagen im Abstieg mit. Das Bättichritzji bietet übrigens einen hervorragenden Blick hinunter ins Tal (und wenn da nicht Wolken rumhängen würden wohl auch in die Ferne). Für meinen Abstieg nach cff logo Mund, Dorf wähle ich dann bis Ewigschmatte die sehr direkte Linie und ab dort entlang dem markierten Wanderweg ins schmucke Mund. Bei der Bushaltestelle gibt es dann noch ein überraschendes Rencentre mit zwei hikr: Steinlaus und Pfaelzer, die seit kurzem diesen Teil der Schweiz bekanntlich (oder auch nicht) vermehrt unsicher machen...


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Kommentare (1)


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Pfaelzer hat gesagt: Perfekt...
Gesendet am 14. Juni 2012 um 22:49
...hast du unser "Wallis-Sein" beschrieben :-))

Gruss,
Wolfgang und Silvia


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