Vier Gipfel auf Mallorca über 1000m


Publiziert von Meeraal , 23. Juni 2012 um 23:34.

Region: Welt » Spanien » Balearische Inseln
Tour Datum: 1 Juni 2012
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: E 
Zeitbedarf: 4 Tage
Aufstieg: 4000 m
Abstieg: 4000 m
Kartennummer:Verschiedene

Nachdem meine Familie entschieden hatte, den Familienurlaub auf Mallorca zu verbringen, versuchte ich das Beste aus dieser Situation zu machen. Wasser mag ich nicht besonders, vor allem nicht wenn es, wie zu dieser Jahreszeit noch kalt ist. So fiel die Möglichkeit zu schwimmen oder einen Tauchkurs zu machen für mich schonmal aus, auch wenn meine Frau und die Kinder das etwas anders sahen. Die zweite "Tätigkeit", weswegen viele Leute nach Mallorca fliegen, nämlich saufen, interessiert mich ebenfalls nicht und so fühlte ich mich in den ersten Tagen auf der Insel ziemlich deplaziert und nicht ausgelastet. Daher beschloss ich, das Tramuntana-Gebirge zu erkunden, kaufte eine Wanderkarte, dann noch eine, weil ich sah, dass die erste nicht viel taugte. Dass die zweite nicht viel besser war, sollte sich später noch herausstellen. Dazu mietete ich ein Auto für eine Woche. Mit diesem Auto kam ich aber nur geschätzte 10 Kilometer weit, dann blieb diese Scheisskiste mitten in einem Kreisverkehr stehen. Totalausfall der Elektrik, vermutlich war ein Kabel durchgeschmort oder gerissen. Unter der Motorhaube war es jedenfalls unerträglich heiss, da konnte etwas nicht stimmen. Ich schob das Auto also zur Seite, rief die Autovermietung an, wobei mir eine Taxifahrerin freundlicherweise behilflich war. Nach ca. 20 Minuten kam dann die Polizei und fragte in perfektem, Englisch freundlich, ob sie mir helfen könnte. Gerade als die Polizisten nochmals bei der Autovermietung anrufen wollten, kam ein Mitarbeiter dieser Firma und brachte mir ein neues Auto. Nun konnte es also weitergehen in Richtung Estellences und dem ersten Berg, dem Puig de Galazo, dem südlichsten 1000er Mallorcas.

01.06.2012 Puig de Galazo: Auf/Abstieg: 850 (1000m), Schwierigkeit: max. T4
Da es sich bei dem Mallorcaurlaub um einen Familienurlaub handelte nahm ich eines meiner Kinder mit, meinen jüngeren Sohn. Gerne hätte ich den Großen auch mitgenommen, aber da sich die Beiden nie richtig vertragen, habe ich immer nur einen mitgenommen. Da ich möglichst viele Höhenmeter zusammenbekommen wollte, stellte ich das Auto nicht wie üblich am Parkplatz an der Straße ab, sondern im Ort Estellences, auf einer Höhe von ca. 150 Metern. Außerdem hatte ich geplant, dort hinterher mit meinem Sohn noch im Meer baden zu gehen. Zunächst ging es leicht ansteigend der Straße entlang, dann in den Wald. Dort sahen wir auch gleich einige der verwilderten Hausziegen, die es im Tramuntana-Gebirge überall gibt und die für die Vegetation zu einer wahren Plage geworden sind, der man anscheinend nicht mehr Herr wird. Irgendwann stellte ich dann fest, dass der Weg mehr nach unten, als nach oben ging, das über eine Strecke von ca. 2 Kilometern, auf denen wir gut 150 Höhenmeter verloren. danach ging es wieder stetig aufwärts und nach gut 3 Stunden erreichten wir den Gipfel, von wo wir eine herrliche Aussicht hatten. Vom Gipfel aus sah man einen Weg, der viel näher war und hinunter nach Estellences führen musste. Diesen Weg wollte ich beim Abstieg direkt ansteuern, aber nach ca. 20 Minuten standen wir vor einem Abgrund, wo wir nicht weiterkamen. Zwar gab es eine Stelle, an der ich es mir zugetraut hätte hinunterzuklettern, aber ohne Seil wollte ich das meinem Sohn nicht zumuten, zumal er etwas höhenängstig ist. Also stiegen wir nochmals fast bis zum Gipfel auf und nahmen den regulären Weg bis zu einer Gabelung. Auf der Karte stellte ich nun fest, dass es einen oberen und einen unteren Weg gab. Wir hatten beim Aufstieg den unteren Weg genommen, weil, -wie sich später herausstellte- ich die Wegweiser, die es dort tatsächlich gab, nur zur Hälfte gelesen hatte. Leider war inzwischen die Zeit zu Knapp, so dass wir auf das Bad im Meer verzichten mussten.  

04.06.2012 Puig de Teix: Auf/Abstieg 650 (900m) Schwierigkeit max. T3
Auch auf diesen Berg nahm ich meinen jüngeren Sohn mit. Es ging nach Valldemossa, wo erst einmal der Weg gesucht werden musste, denn leider war hier überhaupt nichts beschildert. Schleißlich fanden wir einen Pfad mit Spuren von Wanderschuhen, dem wir folgten. Auch einige andere Wanderer waren dort hin und wieder anzutreffen. Es ging zunächst gut bergauf, bis zu einer Höhe von ca. 700 Metern. Dort machten wir Pause. Auf dem Weiterweg wurde es flacher und es ging ein Stück weit über ebenes Gelände. Irgendwo stand eine Art Brunnen. Auf dem Weiterweg überholten wir eine geführte,
deutschsprachige Gruppe. Es ging weiterhin nur schwach bergauf, dafür erreichen wir später eine Stelle mit einem grandiosen Ausblick auf das Meer. Von dort aus ging es weiter bergauf. Immer wieder gab es tolle Ausblicke, doch war Vorsicht geboten, direkt neben dem Weg ging es schätzungsweise 500 Meter steil nach unten und der Abgrund war nicht gesichert. Kurze Zeit später erreichten wir einen Gipfel. Für den Teix war es aber definitiv zu früh, es musste ein anderer Berg sein. Das GPS zeigte dann eine Höhe von etwa 850 Metern, wie sich erst zuhause herausstellen sollte, handelte es sich um den 858 Meter hohen Pouet. Kurze zeit später erreichten wir einen weiteren Gipfel, auf dem eine Steinhütte stand, die jedoch verschlossen war, den 871 Meter hohen Veia. Von dort aus war dann auch der Teix zu sehen, der etwa noch 3 - 4 Kilometer Luftlinie entfernt war. Dennoch beschlossen wir, den Teix anzusteuern, und da der Weg gut war, erreichten wir den Berg etwa eineinhalb bis zwei Stunden später. Der Teix ist mit einer Steinmauer umgeben und daher Privatgelände. Dort wo der Weg über die Mauer führte, war in mehreren Sprachen angeschrieben, dass es strengstens verboten sei, diese Stelle zu passieren. Also versuchte ich die Mauer zu umgehen und wir machten eine kleine Kletterpartie über die Felsen. Mein Sohn meisterte die Stelle mit Bravour, obwohl sie etwa dem II. Grad entsprach, allerdings war sie nicht besonders hoch. Kurze Zeit später stießen wir jedoch wieder auf die Mauer. Da niemand zu sehen war, passierten wir diese durch ein Loch, wo die Steine inzwischen zusammengefallen waren. Kurze Zeit später erreichten wir den Gipfel. Nach einigen Minuten kamen von der anderen Seite weitere Leute, zwei Engländer und zwei Deutsche. Ich fragte die Engländer nach dem kürzesten Weg nach Valdemossa und diese erklärten mir genau wo ich hingehen muss. Später kam ich auch noch mit den Deutschen ins Gespräch und äußerte die Vermutung, dass wir alle illegal auf diesem Berg waren. Einer der Deutschen meinte darauf, dass ich damit auf jeden Fall recht hätte, aber in seinem Führer steht, dass dies kein Problem sei, und vom Besitzer dieses Geländes toleriert werde.
Nach etwa einer halben Stunde gingen wir wieder nach unten, diesmal der Beschreibung der Engländer folgend, den "offiziellen" Weg über die Mauer, die mit Hilfe einer Leiter überstiegen wird. Leider habe ich mir an der Leiter das rechte Schienbein derart heftig angeschlagen, dass die Wunde über eine Woche brauchte, um richtig zu verheilen. Die Wegbeschreibung des Engländers erwies sich als korrekt und der Weg führte wie auf meiner Karte eingezeichnet an der Refuge des Cairats vorbei durch einen Steineichenwald, in dem es natürlich wieder viele verwilderte Ziegen gab und später an Olivenhainen vorbei führte der Weg bis zur Straße kurz vor Valldemossa. Dort merkte ich, dass irgendwas durch meinen Rucksack tropfte, wie sich später herausstellte, hatte die Wasserflasche ein winziges Loch bekommen und war gerade dabei, ganz langsam auszulaufen.

05.06.2012 Puig de Massanella: Auf/Abstieg: 1170m, Schwierigkeit: max. T5 / I
Der einzige Berg, an dem ich keinen Weg suchen musste und mich nirgends verlaufen habe.
Auf diese Tour nahm ich meinen ältesten Sohn mit. Da der Schlussaufstieg zum Massanella auf meiner Karte mit "Kletteraufstieg" gekennzeichnet war, nahm ich ein 70-Meter-Seil, 2 Gurte, Klemmkeile, Bandschlingen und noch einiges mehr an Kletterausrüstung mit, sehr wohl vermutend, dass ich das ganze Zeugs für die Katz hochschleppen würde. Aber auch die würde es kaum brauchen, da Katzen ja von Natur aus gute Kletterer sind. Da man jedoch nicht weiß, was mit dem was auf der Karte steht gemeint ist, nahm ich die Sachen sicherheitshalber mit, dazu sechseinhalb Liter Wasser.  Der Weg ist gut zu finden: Man lässt den Ort Lloseta rechts liegen und folgt einer sehr schlechten Straße bis zum Parkplatz (Kann nicht verfehlt werden, da hier die öffentliche Straße endet) in Richtung Refuge des Tossal Verds. Der Weg dorthin ist auch weiterhin gut ausgeschildert. Ab der Refuge folgt man dem Pfad in Richtung Font des Prat / Coll des Prat. Es geht durch einen schönen Steineichenwald, der etwa ab 1000m endet. Von dort geht es weiter, irgendwann kurz vor dem Coll des Prat zweigt ein unscheinbarer Pfad in Richtung Massanella ab (nicht beschildert, aber offensichtlich). Wir gingen aber erst einmal zum Coll des Prat, um uns einen Überblick zu verschaffen. Dann zurück bis zum Pfad in Richtung Massanella. Der Aufstieg entpuppte sich dann nicht als Kletterei, sondern eher als T5-Gelände, ähnlich dem Aufstieg auf das Lagginhorn. Man brauchte zwar gelegentlich die Hände um sicher weiterzukommen, aber als eine richtige Kletterei würde ich es eher nicht bezeichnen. Da wir im oberen Teil dann vom regulären Weg abkamen, wurde es dann doch noch etwas anspruchsvoller, aber immer noch gut machbar und dann erreichten wir auch schon das Gipfelplateau und standen kurz vor dem Vorgipfel. Normalerweise fordere ich meine Kinder recht gerne, hier tat ich das aber nicht. Sicherheit geht schließlich vor. Ich zeigte meinem Sohn  wo er hinstehen konnte, wo er sich am besten festhielt und welche weiteren Griffe und Tritte er benutzen konnte. Außerdem vergewisserte ich mich, ob er sich sicher fühlte und sagte ihm, er solle es mir rechtzeitig bescheid sagen, wenn er doch lieber angeseilt werden möchte. Aber er hat schon ein bisschen Klettererfahrung und machte seine Sache ganz gut. Vom Vorgipfel sind es noch etwa 15 Minuten zum Hauptgipfel. Oben trafen wie zwei Spanier. Der Abstieg ging einfacher als der Aufstieg, da wir jetzt den offiziellen Weg sehen konnten und diesen benutzten. Auch diesmal ließen wir uns für dieses Stück Zeit und ich erklärte meinem Sohn, wie und wo er am besten gehen konnte. Als wir dieses Stück hinter uns hatten, sagte ich zu ihm: "Wer das hier schafft, der schafft auch das Lagginhorn." Das Seil und die Ausrüstung war in der Tat überflüssig, aber es hatte zumindest etwas Beruhigendes an sich, das Zeug dabeizuhaben. Zurück gingen wir wieder den gleichen Weg, auf dem wir gekommen waren. hatte seine Sache gut gemacht, es war ihm lediglich anzumerken, dass ihm das Wetter zu heiß war. 

06.06.2012 Puig de sa Rateta: Auf/Abstieg 850m (1050m) Schwierigkeit: T3 (max. T4)
Diesen Berg machte ich alleine. Eigentlich wollte ich bis zum Puig del Ofre weitergehen, aber da ich auf der anderen Seite des Berges zwei Stunden vergeblich nach dem auf der Karte eingezeichneten Weg gesucht hatte, reichte die Zeit gerade noch für einen Gipfel. Man stellt das Auto wiederum auf dem Parkplatz bei Son Ordines ab und geht in Richtung Refuge des Tossal Verds. Nachdem man ein selbstschließendes Tor passiert hat, geht man bei dem nächsten Wegweiser, der den Weg nach Alaro weist links ab, nachdem man den (meist ausgetrockneten) Bachlauf über eine Brücke überquert hat durch ein weiteres Tor gleich wieder rechts, nicht in Richtung Alaro! Man folgt dem zunächst farhrbaren Weg, der irgendwann vor einem Stollen endet, durch den die Wasserleitung vom Stausee Embassement de Cuber herunterkommt. Diesem Weg entlang der Wasserleitung folgt man, wobei man noch mehrere solcher Stollen passiert. Irgendwann auf etwa 760 Meterrn wird es eben, dann geht es ein paar Meter hinunter. Dort liegt ein großer Steinhaufen, an dem der Weg zum Rateta und Puig del Offre abgeht, was aber nur schwer erkennbar ist. Ich bin zu früh in diese Richtung abgebogen und musste schon nach kurzer Zeit umkehren, weil ich mich hoffnungslos im Gestrüpp verlaufen hatte. Dann ging ich weiter bis zum Stausee, von wo aus laut meiner Karte ebenfalls ein Weg zum Puig de sa Rateta abgehen sollte. Diesen Weg habe ich zwei Stunden lang gesucht, aber nicht gefunden. Offenbar existiert dieser Weg auch nicht und die Karte taugt nicht viel. Frustriert ging ich zurück und versuchte es an der Stelle wo ich zuerst abgezweigt bin nochmals, hielt mich aber etwas weiter rechts, bzw. westlich. Tatsächlich fand ich einige Steinmänner und einen Weg. Im Eiltempo lief ich zum Puig de sa Rateta hoch, den ich 40 Minuten später erreichte. Für die weiteren geplanten Berge, den Puig de na Franquesa und den Puig del Ofre reichte die Zeit dann leider nicht mehr. 

Insgesamt vier schöne Bergtouren, bei denen man den Weg weitgehend selbst suchen muss. Meine Karte taugte nicht viel, die Bezeichnung "Kletteraufstieg" am Massanella war übertrieben und es sind Wege eingezeichnet, die es nicht gibt, umgekehrt gibt es aber auch Wege, die nicht in der Karte eingezeichnet sind. Sollte ich wieder mal auf die Insel kommen, werde ich dort natürlich weitere Touren machen und da beginnen, wo ich dieses Jahr aufgehört habe.  


Gefahren: Vor allem Wassermangel Es muss immer genügend Wasser mitgeführt werden, inklusive einigen Litern Notreserve, falls es mal länger dauert als vorgesehen. Unterwegs findet man normalerweise keines, und wenn, dann dürfte es kaum trinkbar sein.
Auch auf Mallorca kann es Wetterstürze und Gewitter geben, also muss auch hier das Wetter genau beobachtet werden. 

 http://www.hikr.org/user/Meeraal/


Tourengänger: Meeraal


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