Überschreitung Gatterlköpfe - Genußklettern zwischen Zugspitzplatt und Gaistal


Publiziert von algi , 2. Juni 2012 um 22:22.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Wetterstein-Gebirge und Mieminger Kette
Tour Datum: 2 Juni 2012
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   D 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz Ehrwalder Alm-Bahn

Als ich letzten Herbst auf dem Hochwanner stand, und den Grat vom Gatterl in Richtung Zugspitze ziehen sah, war klar, dass mich dieser Grat bald wiedersehen würde. Umso erstaunter war ich, als ich beim Führerstudium feststellen musste, dass lediglich der Abschnitt vom östl. zum westl. Gatterkopf beschrieben ist ( lt. Führer III ). Für den Abschnitt vom Gatterl zum östl. Gatterlkopf heißt es lapidar: schwierig. Das wars aber auch schon. Und auch beim Abstieg vom westl. Gatterlkopf hüllt sich mein Führer in Schweigen. Also genau das Richtige für mich.

Die Wegbeschreibung zum Gatterl erspare ich mir, dass kann z.B. in folgenden Berichten nachgelesen werden: von gero eine Nachtbegehung *Schneefernerkopf (2875 m), Zugspitze (2964 m) bzw. von bergundradlpeter eine Tagbegehung *Zugspitze 2962m (übers Gatter'l) (1967Hm).

Am Gatterl überschreite ich die Grenze nach Deutschland, danach gehts es gleich links ein steiles Schneefeld zum Grat hinauf. Auf dem schrofigen Grat gibt es jede Menge Enziane, da muss ich einfach nochmal den Auslöser drücken. Ab dem Beginn der Felsen verläuft ein aufwärtsziehendes Schrofenband durch die Südflanke. Dieses verfolge ich noch ca. 60 m, dann ergibt sich eine gute Möglichkeit rechts in das felsige Gelände einzusteigen. Anscheinend bin ich nicht falsch, denn mir begegnen auf den ersten 50 m gleich 2 Haken. Der Fels hat recht gute Qualität, und es macht richtig Spaß hier rumzuturnen. Nach einem Steilaufschwung kommt wieder Gehgelände oder ein schmaleres Gratstück, und die nächste Herausforderung ist schon wieder in Sichtweite. Aber es ist nie wirklich schwer, und besonders positiv, es gibt keine bösen Überraschungen. Die Aussicht ist einfach super, rechts das Zugspitzplatt, überragt vom Jubi-Grat, links die steilen nordseitigen Abstürze der Mieminger. Viel besser geht's schon fast nicht mehr.

Kurz vor dem Gipfel des östl. Gatterlkopfs tauchen dann plötzlich die Überreste dieses verrosteten ehemaligen Grenzzauns auf. Das Ding nervt mich total, es verschandelt die Landschaft, und man muss ständig aufpassen, nicht über die herumhängenden Drähte zu stolpern. Den Gipfel des öst. Gatterlkopfs krönt ein verblichener Stecken, und das war's für den Rest der Tour, mit den sichtbaren Zeichen von irgendwelchen früheren Begehungen ( abgesehen vom Grenzzaun ).

Die Felsqualität läßt nun deutlich nach, aber aufgrund der verhaltenen Schwierigkeiten ist das kein größeres Problem. Die "angekündigte(n)" IIIer Stelle(n) kann ich nicht ausmachen, da lt. Führer alle schwieriger anmutenden Passagen umgangen werden. Ein Highlight ist das große Felsfenster, duch das man zum Platt hinunterschauen kann. Es werden wieder diverse Köpfe erklettert, um anschließend wieder in eine Scharte abzusteigen. Ich nehme mal an, dass der höchste Punkt gegen Ende des Grates der westl. Gatterlkopf ist, überprüfen kann ich das freilich nicht, da es keinerlei Anzeichen früherer Begehungen gibt. Vor der Scharte östl. der Plattspitze ist noch ein niedrigerer Kopf zu sehen, da schau ich auch noch rauf, aber ein Direktabstieg ist aufgrund der Steilheit und Brüchigkeit des Geländes nicht möglich. Lt. Führer soll man nach Süden zu einem Band absteigen, und dort zur Scharte hinüberqueren.

Ich nehme gleich die nächstgelegene Rinne, erst kommt ein, dann ein zweiter, und ein dritter Haken. Schließlich stehe ich mal wieder an einer Abseilstelle mit vermodertem Schlingenmaterial. Wieder zurück und die nächste Rinne ausprobieren, dazu habe ich keine Lust, aber der weitere Weg sieht auch nicht gerade einfach aus. Probieren geht über studieren, und solange ich einen guten Griff oder Tritt habe, kann auch nichts passieren. Ich arbeite mich langsam nach unten, zuletzt, an einer senkrechten Wandstelle, weiche ich in den überhängenden Rißkamin der Rinne aus. Aber das Ding läßt sich ausspreizen, also alles ok. Unten dann noch abschüssige Platten, und das Schrofengelände hat mich wieder. Diesen Abstieg würde ich nicht empfehlen ( gut III ), besser die Rinne östl. des Gipfels für den Abstieg benutzen. Querung hinüber zur Scharte, und die Ostkante der Plattspitze mal visuell inspizieren.

Nach meiner Brotzeit laufe ich vom Sattel direkt nach Süden in Richtung der Hochfeldern Alm hinab ( T4 - T5 ). Geht besser als gedacht, zuletzt kann ich noch über Schneefelder bis zum Wanderweg abfahren.

Fazit: nette Klettertour mit sehr schönen Aussichten, die man erfahrenen Bergsteigern durchaus empfehlen kann.

Tourengänger: algi


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Kommentare (12)


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gero hat gesagt: Klasse Tour!
Gesendet am 3. Juni 2012 um 09:03
Danke, daß Du eingangs Bezug auf meinen Bericht genommen hast. Bei Deinen Fotos sieht man, wie's da am Tag ausschaut.
Ich hätte nicht gedacht, daß man das jetzt schon machen kann.
Die für mich machbaren Gipfel der Zugspitzplattrunde stehen ebenfalls auf meinem Programm. Aber nur auf den Normalwegen, nicht als Überschreitung. Sie liegen allerdings alle sehr abseits jeglicher Zugänge und stellen somit lange Touren da (wenn man nicht mogelt und mit der Zahnradbahn bis zum Schneeferner fährt). Und auch nur, wenn am Platt der Schnee geschmolzen ist.

VG aus der Nachbarschaft vom Georg

algi hat gesagt: RE:Klasse Tour!
Gesendet am 3. Juni 2012 um 16:26
Hallo Georg,

wirklich verblüffend, wie schnell der Schnee weggeschmolzen ist. Die steileren südseitigen Partien sind bis auf 3000 m Höhe schneefrei. Trotzdem ist gerade deshalb Vorsicht angebracht. Auf dem Weg zum Gatterl mußten etliche Schneefelder gequert werden. Runter vom Feldernjoch waren schon mal 35 - 40 Grad Neigung drin, ein Sturz kann hier schlimme Folgen haben. Als 20-jähriger bin ich beim Abfahren auf einem Schneefeld mal gestürzt und konnte nicht mehr bremsen. 100 m weiter unten hat mich dann ein Schotterfeld in Empfang genommen. Mein Hintern war danach Hackfleisch, und ich konnte 2 Wochen nicht mehr sitzen. Soviel zum Thema Schneefelder in Frühjahr.

Liebe Grüße aus Schnaittach
Albert

gero hat gesagt: Nicht mehr sitzen
Gesendet am 3. Juni 2012 um 17:16
Hallo Albert,

hört sich so an, als hättest Du damals Glück gehabt - ein lädierter Hintern ist nur unangenehm. Aber Du hättest auch mit dem Kopf im Geröll auftreffen können - dann wärs neulich wahrscheinlich nix mehr gewesen mit den Gatterlköpfen!
Ja, bei hartgefrorenen, alten Schneefeldern ist Vorsicht geboten - ich schäme mich nicht, da dann schnell die Steigeisen anzuschnallen - dafür gibts die Dinger. Und heute geht das An- und Abschnallen ja SO schnell im Vergleich zu früher, wo man erst mal 10 Minuten mit den Riehmen kämpfen mußte.

Gruß zurück aus Mögeldorf
vom Georg

sven86 hat gesagt: RE:Klasse Tour!
Gesendet am 15. Juni 2012 um 14:55
Hallo Gerog, darf ich mal fragen welche Gipfel da oben noch für Alpinwanderer in Frage kommen? Bisher habe ich nur Schneefernerkopf und Hochwanner auf dem Radar, aber wegen der großen Höhendifferenz und dem Massentourismus (klar, beides kann man umgehen...) habe ich die Planungen in diesem Gebiet bisher nicht weiter vertieft.

Beste Grüße nach Franken,
Sven

gero hat gesagt: RE:Klasse Tour!
Gesendet am 15. Juni 2012 um 15:20
Servus Sven,

ich vermute, Du wolltest diese Frage eigentlich Albert stellen? Aber ich versuche mal trotzdem, Dir eine leidlich fundierte Antwort zu geben.

Jedenfalls sind die Gipfel, die vom Zugspitzplatt aus bestiegen werden können, alle abseits vom Schuß und deshalb zwar einsam, aber auch etwas mühsam zu erreichen. Es sei denn, man fährt mit der Zahnradbahn bis Sonn Alpin (Schneeferner).

Alle diese Gipfel sind grade wegen ihrer Einsamkeit nicht wirklich "wanderbar", also nur durch Marschieren zu erreichen - mehr oder weniger mit Hand anlegen sind sie alle verbunden. Der Schneefernerkopf ist sicher der einfachste von allen, die Zugspitze minimal anspruchsvoller - und Gatterlköpfe, Wetterwand und Plattspitzen deutlich anspruchsvoller.

Stimmts, Albert?

Gruß, Georg

algi hat gesagt: RE:Klasse Tour!
Gesendet am 16. Juni 2012 um 15:26
Hallo Georg,

ich denke schon, dass Sven dich gemeint hat, denn ich war noch nie auf der Zugspitze und den umliegenden Gipfeln.

Bis zum Schwierigkeitsgrad II kommt, neben den Normalwegen, aber wohl nur der Weg vom Schneefernerkopf bis zur Plattspitze ( wenn man immer die leichteste Variante wählt ) und der Jubiläumsgrat in Frage.

Alles Andere ist, soweit ich das beurteilen kann, schwerer.

Auf die östl. Plattspitze gibt es lt. Führer noch einen Weg über die Südhänge ( II ). In Verbindung mit der Ehrwalder Alm-Bahn würden sich, die dann zu bewältigenden Höhenmeter, in Grenzen halten.

Viele Grüße
Albert


ATP hat gesagt: Platt-Umrahmung
Gesendet am 17. Dezember 2012 um 13:31
Hallo zsuammen,

laut AV-Führer gibt es auch eine Möglichkeit nach den Gatterlköpfen über die Bänder, die den Grat zur Östl. Plattspitze südl. begleiten, auf diese zu gelangen. Das wäre stellenweise III. Damit übergibt sich eine (nette?) Möglichkeit, von den Gatterlköpfen aus die Plattspitzen zu überschreiten - je nach Zeit weiter bis zum Wetterwandeck (oder gar noch weiter über die Plattspitzen zum Schneefernerkopf). Hat das mal jemand gemacht oder in der Planung?

VG
ATP

kardirk hat gesagt:
Gesendet am 4. Juni 2012 um 23:11
Hallo Algi,

da bist Du mir ja zuvorgekommen, die Gatterköpfe hab ich auch schon für dieses Jahr im Auge. Schön, so weiß ich schonal was mich erwartet. Übrigens die benachbarten Plattspitzen müssten für Dich eigentlich auch ein sehr lohnendes Ziel sein.

Viele Grüße
Dirk

algi hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. Juni 2012 um 11:13
Hallo Dirk,

ich vermute, die Gatterlköpfe sind genau deine Kragenweite. Solange noch Schnee am Platt liegt, ist die Tour optisch am ansprechendsten.

Die Plattspitzen sind bestimmt auch super, Südgrat oder Ost-West-Überschreitung, am Besten beides. Nur, vor lauter lohnenden Touren, weis ich gar nicht mehr, wo ich zuerst anfangen soll.

Viele Grüße
Albert

kardirk hat gesagt: RE:
Gesendet am 7. Juni 2012 um 22:27
Ja, das Problem kenn ich, von der Zeit mal gar nicht zu reden.

VG
Dirk

HarryB hat gesagt: Als Skitour
Gesendet am 8. Juni 2012 um 12:30
Hallo Albert,

wir haben Ende April einen der Gatterlköpfe als Skitour gemacht (http://www.tourenwelt.info/besteigung.php?tour=448), allerdings kann ich auch nicht so genau sagen welcher das nun war (ich vermute der mittlere, aber die Karten sind sich ja nicht mal über die Bezeichnung einig, da gibt's dann hin und wieder auch noch einen "Unterer Gatterlkopf"). Vom Punkt P2120 ("Am Brand") zieht im Frühjahr ein Schneefeld bis komplett zum Gipfel hoch, herrlich steil (45-50° würd ich schätzen). Sehr lohnend. Und auch der Grenzzaun versteckt sich dann brav unter irgendwelchen Wechten und nervt nicht. Wir haben damals zwischendrin ein Skidepot gemacht, aus Unkenntnis des Geländes und weil der Schnee doch schon ein bißchen arg weich war), aber im Prinzip kann man bis auf den Gipfel rauf mit Skiern.

Ciao,

Harald

algi hat gesagt: RE:Als Skitour
Gesendet am 8. Juni 2012 um 12:53
Hallo Harald,

danke für den Tipp.
Ich werd's mir für die nächste Saison mal vormerken.

Wünsch dir viel Freude beim Bergsteigen und auf Skitouren.

VG
Albert


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