Marienbergspitzen (2561 m) - "Nimm 2" über dem Schwärzkar


Publiziert von 83_Stefan , 28. Mai 2012 um 22:43.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Wetterstein-Gebirge und Mieminger Kette
Tour Datum:25 Mai 2012
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 1700 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auf der Straße Fernpass-Ehrwald nach Biberwier. Dort am östlichen Ortsrand parken. Parkgelegenheiten an der kleinen Straße.
Unterkunftmöglichkeiten:Coburger Hütte (1917 m, DAV Sektion Coburg).
Kartennummer:AV-Karte 4/2 - Wetterstein- und Mieminger Gebirge Mitte.

Hoch über dem Schwärzkar im Westteil der Mieminger Kette erheben sich die beiden Marienbergspitzen, getrennt durch die Westliche Marienbergscharte. Im Frühsommer führt vom Schwärzkar eine steile Schneerinne direkt in diese Scharte hinauf, die so steil ist, dass man schon fast von einer Hochtour sprechen könnte. Geht man aber gut vorbereitet und bei optimalen Bedingungen ans Werk, so können Pickel und Steigeisen im Rucksack bleiben. Spannend wird's aber auf jeden Fall...

Start in Biberwier. Auf dem Knappensteig zunächst durch Wald, dann durch Latschen- und Schrofengelände zur Biberwierer Scharte - mit einem Mal tut sich eine neue Welt auf und das Innere der Mieminger Kette liegt vor einem. Man tut gut daran, vor der Gipfelbesteigung eine Nacht auf der Coburger Hütte zu verbringen, also folgt man dem Weg - das untere Schwärzkar leicht absteigend querend - nördlich um den Vorderen Drachenkopf herum zur (leider meist chronisch überfüllten) Coburger Hütte. Dort kann man abends den vom Licht der untergehenden Sonne rot gefärbten Zugspitzstock genießen. Schon allein deswegen lohnt die Übernachtung.

Auf dem Weg vom Vortag ein Stück zurück, bis nach links der Steig zum Vorderen Drachenkopf abzweigt. Man folgt ihm ins Schwärzkar hinein und verlässt ihn an geeigneter Stelle, um weglos in den hintersten Winkel des Schwärzkars zu gelangen. Blickfang während des Wegs ins Kar sind hier vor allem die ungemein kecke Gestalt der Ehrwalder Sonnenspitze im Rückblick sowie die prallen Felswände am Ende des Kars. 

Zwischen den beiden Marienbergspitzen sieht man eine Schneerinne herunter ziehen. Der Eindruck täuscht nicht, sie ist wirklich so steil wie es aussieht; daher sollte man nur gut ausgerüstet ans Werk gehen. Ist der Schnee hart gefroren, kommt man um Pickel und Steigeisen nicht herum. Nur bei gutem Trittschnee darf man einen Einstieg mit "normaler" Wanderausrüstung wagen. Im Schnee hinauf zur Westlichen Marienbergscharte.

An der Scharte angekommen, packt man sich am besten zuerst die leichtere der beiden Schwestern. Nach links geht's über Schrofen und unschwierige Felsstellen (kaum I) zum bereits von der Scharte aus sichtbaren Gipfelkreuz der Östlichen Marienbergspitze. Schöne Aussicht bis weit in die Zentralalpen, aber vor allem der mächtige Grünstein dominiert die Szenerie.

Zurück zur Scharte. Auf schwachen Trittspuren geht's auf der anderen Seite ohne Orientierungsschwierigkeiten bergan. Bis zu einem Vorgipfel ist das auch nicht schwierig (Schrofen und Fels bis I). Möchte man allerdings unbedingt den höchsten Punkt erreichen, muss man sich auf eine kurze, aber heikle Kletterei einstellen: Zwei Zacken bilden den Gipfel der Westlichen Marienbergspitze. Durch unschwieriges, aber brüchiges Felsgelände wird der erste Zacken erreicht - soweit kein größeres Problem. Der Übergang zum höheren Zacken hat es aber in sich. Ausgesetzt wird in plattigem, brüchigem Gestein die trennende Scharte erreicht. Sehr direkt geht's jenseits in instabilem Fels gigantisch ausgesetzt hinauf. Der Gipfel ist so schmal, dass kaum zwei Menschen auf einmal Platz haben - kein Ort für eine gemütliche Brotzeit!

Äußerst vorsichtig geht's wieder zurück zum etwas niedrigeren Zacken und man ist dankbar, dass der höhere der beiden bei der Besteigung nicht zusammengebrochen ist. Wieder hinunter zur Scharte durch Schrofen- und Felsgelände.

Sind die Bedingungen optimal, kann man vorsichtig durch die Rinne abfahren. Bei hartem Schnee muss man mit Pickel und Steigeisen absteigen. Zurück durch's Schwärzkar, über die Biberwierer Scharte, auf dem Knappensteig nach Biberwier... und schon ist eine spannende Tour Geschichte!

Schwierigkeiten:
Über Biberwierer Scharte zur Coburger Hütte: T3.
Anstieg zur Westlichen Marienbergscharte via Nordrinne aus dem Schwärzkar: T5. Je nach Schneeverhältnissen stark wechselnde Schwierigkeit. Unbedingt selbst vor Ort kritisch prüfen!
Anstieg von der Scharte zur Östlichen Marienbergspitze: T4, I.
Von der Scharte zur Westlichen Marienbergspitze: T4, I (optionaler Abstecher zum höchsten Punkt: T6+, II+; unglaublich brüchig und gigantisch ausgesetzt).

Fazit:
Eine abwechslungsreiche 4*-Tour, die fast schon als Hochtour einzustufen ist. Die beiden Gipfel mit recht wildem Charakter sind von der Scharte aus erstaunlich unschwierig zu erreichen - wenn man vom höchsten Punkt der Westlichen Marienbergspitze absieht. Als Zweitagestour empfehlenswert, sodass man vor Ort ist, wenn in der Rinne guter Trittfirn liegt (auch nicht zu früh, denn dann ist sie bockhart gefroren). Der höchste Punkt der Westlichen Marienbergspitze lohnt das Risiko eigentlich nicht - man kann sich nicht mal bequem auf den Zacken setzen, um die Aussicht zu genießen.
Helm empfehlenswert!

Mit auf Tour: Stefan und Uwe.

Anmerkungen:
In die Westliche Marienbergscharte ist von Südwesten ein alternativer Anstieg über Schuttfelder (laut AV-Führer) möglich.
Kombinierbar mit der Tour zum Wampeten Schrofen und der Tour zum Vorderen Drachenkopf.

Kategorien: Mieminger Kette, Mehrtagestour, 4*-Tour, 2500er, T5.

Tourengänger: 83_Stefan


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Kommentare (21)


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Gelöschter Kommentar

alpensucht hat gesagt: RE:Mein Glückwunsch zur...
Gesendet am 28. Mai 2012 um 23:41
supergeilen Tour! So'n Käse, dass ich sooo wenig Zeit hab, mir alle sin Ruhe anzuschauen. Werd ich aber bei Gelegenheit (=Schlechtwetter). Hätte nicht gedacht, dass man jetzt schon so weit hinauf kommt! Bin vor ner Woche noch ordentlich bei geradeso 2000m abgeschmiert im Schnee (Bericht folgt...) LG aus Berlin

83_Stefan hat gesagt: RE:Mein Glückwunsch zur...
Gesendet am 28. Mai 2012 um 23:47
Danke dir!
Man kommt auch noch weiter hinauf, man muss halt nur genau planen, wo. Vier Berichte sind derzeit in Arbeit, also sollte der Lesestoff von mir nicht ausgehen ;-) ...
Beste Grüße in den Norden!

alpensucht hat gesagt: RE:Mein Glückwunsch zur...
Gesendet am 28. Mai 2012 um 23:50
Seehr gut, ich hätte da noch drei zu bieten ausm Wettersteinkamm. Wird aber erst Ende nächste Woche (Stichwort Schlechtwetter, denn auch in BigB kann man klettern :D)

kardirk hat gesagt:
Gesendet am 29. Mai 2012 um 06:34
Wieder eine schöne Tour von Dir, die werd ich mir mal vormerken, dann wohl eher von der anderen Seite her.

VG
Dirk

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. Mai 2012 um 09:19
Vielen Dank! Kommt schon noch was nach, denn nur wegen der Marienbergspitzen ist man ja nicht extra auf der Coburger Hütte.
Von Süden schaut's recht easy und übersichtlich aus. Würde sagen, das ist anstrengend, macht aber viel Spaß.

gero hat gesagt: Respekt und Gratulation .....
Gesendet am 29. Mai 2012 um 09:18
..... zu dieser wilden Tour!

Damit hast Du Dich ja nun endgültig in der T6-Community etabliert.
Anders als Dirk kann ich mir die Marienbergspitzen aber nicht vormerken - auf so was muß ich leider mangels Könnens verzichten, ich bin ja beim südseitigen Aufstieg schon mal im Juli 2001 abgeblitzt.

VG auch von mir,
Georg

83_Stefan hat gesagt: RE:Respekt und Gratulation .....
Gesendet am 29. Mai 2012 um 09:23
Hallo Georg, danke dir!
Vielleicht probieren wir's mal gemeinsam. Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, dass das anspruchsvoller als der Südaufstieg auf den Grünstein ist.

Beste Grüße vom Kochelsee!

gero hat gesagt: RE:Respekt und Gratulation .....
Gesendet am 29. Mai 2012 um 09:43
Das war wesentlich anspruchsvoller als der Grünstein! Ich war damals eine Woche zuvor auf selbigem und hab anschließend die Marienbergspitze versucht: eine steile Rinne hinauf, flankiert von abweisenden Felswülsten, ab und zu Haken ... da bin ich lieber wieder umgekehrt, das war kein Gelände für mich! Man muß ja auch immer wieder runterkommen.
Deinen Bildern nach dürfte die Nordseite zugänglicher sein, sofern sich "Deine" Rinne bei guten Firnverhältnissen vernünftig begehen läßt.

83_Stefan hat gesagt: RE:Respekt und Gratulation .....
Gesendet am 29. Mai 2012 um 09:48
Für dich als Freund von Schnee und Eis ist das bestimmt gut machbar. Da musst du aber dann länger als bis 4.30 Uhr ausschlafen, dass du Firn hast ;-) .

sven86 hat gesagt:
Gesendet am 29. Mai 2012 um 10:19
Auch von mir Gratulation zu dieser schönen Firntour, die wohl ebenfalls über meinem Können liegt.

Beste Grüße, Sven

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. Mai 2012 um 10:28
Dankeschön! Kannst dir ja stattdessen den benachbarten Wampeten Schrofen vornehmen, der ist auch schön.

ADI hat gesagt:
Gesendet am 29. Mai 2012 um 10:33
Hallo, Stefan!

Astreine Sache, Gratulation!
Werd' die östliche das nächste Jahr mal mit SKI machen müssen.
Die Szenerie gefällt mir sehr gut.
Der Abstecher zum westlichen Gipfelzacken ist ja echt "high risk" wie man auf den schönen Bildern sehen kann.
Typischer Mieminger Megabruch.....

Supertour, schad', daß ich nicht dabei sein konnte!

beste Grüße! der ADI

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 29. Mai 2012 um 11:06
Hi ADI! Danke dir!
Klar, das hat dich natürlich gefuchst, dass du nicht konntest. Wir hätten dich auch gerne dabei gehabt, aber dann halt wieder beim nächsten Mal!
Scheint ein optimaler, anspruchsvoller Skiberg zu sein - genau das Richtige für dich!

ADI hat gesagt: RE:
Gesendet am 31. Mai 2012 um 11:22
steht schon auf der "Liste" für nächstes Jahr.....

Schmiger hat gesagt: Neues Jahr...
Gesendet am 16. Juni 2013 um 15:51
...und mal wieder um den ähnlichen Zeitraum auf der Coburger Hütte ;) Ich denke ich werde mir mal morgen nachmittag aus von der Sonnenspitze sehr genau die Rinne aus der Ferne anschauen wieviel Schnee nach diesem vermaledeiten Mai noch drin liegt... und evt. am Dienstag schauen ob in der Hitze was drin ist bei der Rinne oder obs dann doch zu unangenehme Bedingungen werden. Bericht folgt dann denke ich mal ;) Dir auch heuer weiterhin gute Touren ;)

83_Stefan hat gesagt: RE:Neues Jahr...
Gesendet am 16. Juni 2013 um 19:48
Hallo! So wie ich diesen Frühsommer einschätze, dürfte noch jede Menge Schnee in der Ecke liegen. Viel Erfolg!

Schmiger hat gesagt: RE:Neues Jahr...
Gesendet am 16. Juni 2013 um 21:18
Die Coburger Hütte hat eine doch sehr aktive Seite bei Facebook, posten eigentlich fast regelmäßig alle 1-2 Tage mal einen Blick von der Hütte (seit wohl ihre webcam den Geist aufgegeben hat ;)), habe grade eben deren Sonntagabend Aufnahme mit den Bildern vom letzten Mai Wochenende letzten Jahres verglichen... und war auch überrascht, aber letztes Jahr lag da doch sogar noch mehr Schnee als dieses Jahr...

Schmiger hat gesagt: RE:Neues Jahr...
Gesendet am 19. Juni 2013 um 09:09
Übrigens als Nachtrag (Tourenbericht schreib ich wohl keinen, deckt sich mit meiner letztjährigen Tour fast 1:1), Schnee hats ein gutes Stück weniger als letzten Frühsommer, allerdings waren bei den subtropischen Temperaturen (auf der Hütte war der Tiefstwert nachts 12°C) die Bedingungen derart sulzig das ich es mir nicht angetan habe...

Schmiger hat gesagt: ...und Jahre später
Gesendet am 12. Juni 2021 um 19:10
...endlich die Tour mal gemacht - inkl. noch dem Wamperten Schrofen Hauptgipfel

Aber was glaubst, würdest du heute im Rückblick noch die T6+ für den Gipfelzacken vergeben von der westlichen Marienbergspitze? Also ja, ist schon echt ausgesetzt und ein Bruchzacken, aber da habe ich auch schon härteres gesehen wo ich umgedreht habe und freiwillig nicht mehr rauf bin :-D

(den Zacken habe ich mir heute nicht nehmen lassen - auch wenn es wirklich nur für 2-3 Fotos taugt und gaaaanz vorsichtig wieder runter)

83_Stefan hat gesagt: RE:...und Jahre später
Gesendet am 12. Juni 2021 um 22:26
Hallo Schmiger, danke für die Rückmeldung und Gratulation zur gelungenen Tour! Die Gesamtbewertung der Tour ist ja mit T5, I angegeben. Bei den paar Metern zum Gipfelzacken ist es halt schwierig zu bewerten, weil man ja gleich droben ist. Ein Zuckerschlecken ist der Abstecher jedenfalls nicht und obendrein alles andere als ungefährlich, das war mir wichtig auszudrücken. Klar, mit einigen anderen T6-Touren ist das kaum vergleichbar, weil eben nur ein paar Meter lang. Viele Grüße!


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