Donnerstag, 2. Juni 1988 - Fronleichnamstag.
Wir marschierten kurz vor zehn Uhr am Sägewerk los. Aus der Ferne hörten wir Musik und Böllerschüsse der Virgener Prozession. Schon auf den ersten Metern gerieten wir im Zopanitzental gehörig ins Schwitzen. Die "Juni-Kondition" war noch nicht so toll! Am Wasserfall lag der Steg auf der anderen Seite des Baches. Es gelang uns nicht, über die schlüpfrigen Steine des Baches zu queren. So blieb uns nur ein anstrengender Umweg: eine "Diretissima" über Steilgras. Was Marion und mir als "alte Berghasen" wenig ausmachte, empand Caltex als recht gefährlich!
Die Sonne getraute sich nur selten durch die Wolken. An der Hütte angekommen, hatten wir jedoch Glück: auf der Seite zum Bergersee hin konnten wir uns eine gute Stunde lang in der Sonne aalen.
Blickfang war der nahe Lasörling, der tiefverschneit völlig unnahbar wirkte.
Um halb zwei brachen wir zum Berger Kogel auf. Schon auf dem Weg bis zur Hütte hatten wir einige Schneefelder zu queren, doch ab jetzt ging es fast nur noch über Schnee - fünfzehn Schneefelder zählte Caltex insgesamt. Viele der roten Markierungen lagen unter dem Schnee versteckt, dies erschwerte die Orientierung. Einmal brach Marion bis zur Hüfte in den Schnee ein und buddelte sich wieder mühsam heraus.
An der Bergeralmscharte hatten wir ab Prägraten 1200 Höhenmeter überwunden. Etwa um drei Uhr Nachmittags erreichten wir den 2656m hohen Gipfel (neues Kreuz und Gipfelbuch). Das Wetter war ständig schlechter geworden, und hier oben lag die Temperatur wohl bei null Grad. Doch Caltex ließ sich auch vom stürmischen Wind nicht beeinflussen: er bestand auf einer ausgiebigen Gipfel-Brotzeit. Marion und ich schnatterten vor Kälte, außerdem waren unsere Trekkingschuhe völlig durchweicht. Wir entschlossen uns dazu, nicht auf der Anstiegsroute, sondern direkt zum Wetterkreuz abzusteigen. Über die verschneiten Felsen unter dem Gipfel war es unangenehm abzusteigen.
Vom Wetterkreuz folgte ein langer Abstieg durch steilsten Bergwald, eine Serpentine nach der anderen. Wir sahen unser Auto tief unter uns am Sägewerk stehen - frustrierend weit entfernt!
Kurz nach 18 Uhr waren wir wieder am Auto, zweieinhalb Stunden brauchten wir für die 1300 Höhenmeter ab dem Gipfel.
Abends belohnten wir uns mit einem üppigen Abendessen im Kristallkeller.
Gehzeiten und Schwierigkeiten:
Prägraten - Berger-See-Hütte
2,5 Std., T2
Berger-See-Hütte - Bergeralmscharte - Berger Kogel
1,5 Std., T3+
Berger Kogel - Wetterkreuz - Prägraten
2,50 Std., T3+, später T2
Tour-Teilnehmer: Caltex, Marion, Michael
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