Saisonauftakt: Näfels - Furggeli (1599m) - Obersee


Publiziert von Bergamotte , 8. Mai 2012 um 13:09.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum: 6 Mai 2012
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Oberseegruppe 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 1170 m
Abstieg: 1170 m
Kartennummer:1153 (R. 171 / 172)

Seit über einem Monat war ich nicht mehr in den Schweizer Bergen unterwegs. Selbst die Begehung des höchsten Spaniers in der Zwischenzeit vermochte diesen Schmerz nicht zu lindern. Nun hätte ich endlich wieder Zeit, aber das Wetter spielt April. Doch die Ungeduld ist so gross geworden, dass ich ohne Rücksicht auf Verluste losziehe.

Beim Start in Näfels (437m) bin ich mässig motiviert; Regen und Nebel hingegen fühlen sich in ihrem Element. Ich folge einige Minuten dem Wanderweg Richtung Obersee, um dann auf der Strasse bis P. 586 zu ziehen. Hier beginnt der Pfad zum Wiggisalpeli - und spätestens hier ist die schlechte Laune verschwunden. Denn der einsame Waldweg durch saftig grüne Wälder, in einen leichten Dunst gehüllt, erscheint mir fast mythisch.

Auf der Alp Stäfeli (908m) beginn ich zu träumen. Der Hüttenbesitzer hat sich ein kleines Paradies eingerichtet mit Sitzplatz, Grill und Brunnen, alles wunderbar gepflegt, hinzu kommt die Aussicht auf Linthal und Fronalpstock. Ach wie schön wär's.

Spätestens bei der Scheidrus ist's dann vorbei mit der Gemütlichkeit. Riesige Altschneefelder und Lawinenkegel haben im oberen Teil den Weg unter sich begraben. Wildkadaver liegen herum. Auch vor dem Wiggisalpeli (1287m) liegt noch ein geschlossene Schneedecke.

Nun beginnt der spannendeste Teil der heutigen Tour, der steile Schlussaufstieg zum Furggeli (T5). Die Wegspuren sind so spärlich, dass ich mich regelrecht zum Fährtenleser entwickle. Denn tatsächlich hat vor kurzem bereits ein Ortskundiger diese Route begangen (justus vielleicht?). So angle ich mich krampfhaft von (vermeintlichem) Fussabdruck zum nächsten. Mehrmals glaube ich vom Weg abgekommen zu sein, keine schöne Aussicht im nassen, rutschigen, nebligen Steilgelände. Mehrere Male möchte ich abbrechen, doch gerade dann entdecke ich wieder Spuren oder verblasste Markierungen.

Erleichtert erreiche ich nach 3:45 - eher lang - das Furggeli (1599m), den Übergang ins Oberseetal. Der Abstieg kommt im Vergleich zur Vorepisode einem Kinderspiel gleich. Der Weg ist zwar schlecht, mühsam und nicht markiert, doch man erkennt ihn - was will man mehr. Die Richtung ist ohnehin klar, der Felswand entlang relativ direkt zum Obersee, den man bereits von weit oben sieht (der Nebel hat auf Oberseeseite ironischerweise etwas gelichtet). So erreiche ich in Rekordtempo den Oberseee (992m), wobei zwischendurch noch grössere Altschneefelder zu queren sind. Über den Normalweg erreiche ich nach insgesamt 1:45 Abstieg wieder Näfels - Nebel und Regen heissen mich bereits willkommen.

Fazit: Das Furggeli als Zugang zum Obersee ist zweifellos sinnlos, aber ungemein spannender als der Normalaufstieg. Wer gerne auf einsamen Alpinwanderpfaden wandelt und über eine gesunde Portion Spürsinn verfügt, ist hier absolut richtig.

Tourengänger: Bergamotte


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Kommentare (6)


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justus hat gesagt: hoi Bergamotte,
Gesendet am 11. Mai 2012 um 07:58
schoen, dass jemand diese wege mag.

an den spuren bin ich leider unschuldig. habe das schoene wetter der letzten woche mit bananenschachtelschleppen und zuegelautofahren verbracht ;/ und dieses wochenende schlagen wohl die eisheiligen zu...

schade, dass du die aussicht vom furggeli bzw den jaegerchoepf nicht geniessen konntest. apropos schoener sitz/grillplatz, der spektakulaerste am wiggisalpeli ist fuer mich oben am wiggisboden. dem der dort auf der bank mit dem ruecken zum abgrund sitzt kann sicher anders werden.

ciao
-justus


Bergamotte hat gesagt: RE:hoi Bergamotte,
Gesendet am 14. Mai 2012 um 15:44
ja, den wiggisboden hab ich projektiert, gerne im rahmen deiner wiggisalpeli - aueren traverse.

wann bist du wieder mal unterwegs?

justus hat gesagt: RE:hoi Bergamotte,
Gesendet am 20. Juni 2012 um 08:02
leider viel zu wenig zeit momentan. die saison faengt fuer mich wohl erst im juli an.

fuer den weg vom wiggisboden nach aueren (koennte uebrigens ungefaehr variante 1. zu route 98 in der 7. auflage vom alpinfuehrer sein) liegt evtl momentan noch an einigen stellen zuviel schnee. wuerde ich nur bei wirklich trockenen verhaeltnissen angehen.

weiterhin schoene touren!

pfadfinder hat gesagt: geht das alleine?
Gesendet am 22. Juni 2015 um 18:01
hallo bergamotte, super bericht und schöne fotos, ich möchte das schon lange mal machen, aber was ich so höre ist immer, schwierig, der weg ist schlecht markiert usw. aber offenbar ist es schon machbar. ist es möglich das alleine zu laufen, oder ist das risiko zu hoch? muss man sich mit seil sichern? gute touren und gruss!

Bergamotte hat gesagt: RE:geht das alleine?
Gesendet am 22. Juni 2015 um 22:07
Die technischen Schwierigkeiten halten sich in Grenzen und sichern macht in diesem Gelände keinen Sinn bzw. ist gar nichr möglich. Erfahrung in weglosem Gelände und Orientierungssinn solltest Du aber mitbringen, eine typische T5 halt.

pfadfinder hat gesagt: RE:geht das alleine?
Gesendet am 23. Juni 2015 um 17:24
danke für die schnelle antwort!
das klingt gut, dann werde ich das mal in angriff nehmen, ich sehe es sogar vom garten aus und jedes mal denke ich, dort muss ich einfach mal hoch, so ein schöner zacken! :-)
besten dank und gruss!


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