Stucklistock "Via eccezionale"


Publiziert von danski , 6. Mai 2012 um 14:01.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum: 4 Mai 2012
Ski Schwierigkeit: SS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1780 m
Abstieg: 1780 m
Strecke:Gorezmettlen - Chalberloch - Lassalp - Griessenfirn - Gr. Griessenhorn N-Flanke - Stucklistock NE-Flanke - Stucklistock, Abfahrt dito
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Brücke Gorezmettlen
Kartennummer:1211 Meiental

Was Eiger, Mönch und Jungfrau für das BEO ist die Trilogie Rorspitzli, Flecki- und Stucklistock in meinen Augen für URI. Allesamt spannende Skiberge, wobei mir letzterer in dieser Saison noch fehlte. Nach einer zweiwöchigen, endlos scheinenden Durststrecke schienen die Verhältnisse am letzten Freitag nun endlich wieder einmal perfekt zu sein. Mit Nic und Peter fanden sich zwei weitere Enthusiasten, die sich auf die "via eccezionale" zum Stucklistock einschworen.

Die Nacht war kurz, obwohl wir sie in Meien verbrachten und uns dadurch die Anfahrt sparen konnten. Start kurz nach 5:00 ab Gorezmettlen Brücke (Strasse geräumt). Der alten Sustenstrasse folgend, erreichten wir Chalberloch um kurz darauf die steilen Hänge nordwestlich der Lassalp zu erklimmen. Mit dem erwachenden Tag wurden auch wir schnell warm. Gleich der erste Steilhang war bereits so steil und hart, dass wir kurzerhand die Skis aufbanden und zu Fuss hochstiegen. Auch die folgenden Hänge waren hartgefroren und trotz Harscheisen etwas unangenehm zu besteigen. Zwischenzeitlich schaffte es die Sonne über den Horizont und tauchte die umliegende Berge in ein goldiges Licht, während der Himmel ein fast surreales blau annahm. Je höher wir stiegen, desto mehr offenbarte sich uns die N-Flanke des Gr. Griessenhorns. Gewaltige Lawinenkegel am Fusse dieser Flanke zeugen von der Urgewalt, waren aber auch gleichzeitig ein Zeichen, dass die Hänge weitgehend entladen waren. Bis ca. 2550m fellten wir mehr schlechte als recht über die Lawinenablagerungen, bevor wir uns entschieden, die Flanke mit aufgebundenen Skis in Angriff zu nehmen. Dank hartgefrorener und ausgerutscher Unterlage gewannen wir schnell an Höhe. Die durchschnittliche Neigung bewegt sich zwischen 40° und 45°. Insgesamt fühlte sich die Flanke weniger steil und exponiert an, als erwartet. Je höher, desto öfter brachen wir durch, was das spuren etwas erschwerte. Trotzdem kamen wir gut voran und querten auf ca. 3000m aus der Flanke zum Hangfirn hinüber.

Die Uhr zeigte 9:45, doch die Sonne heizte bereits mit viel Kraft in die NE-Flanke des Stucklistocks. Gleichzeitig wird in dieser Expo der Einstrahlungswinkel mit jeder Minute flacher. Nach kurzer Pause und Diskussion entschieden wir uns, an den Wandfuss zu queren und den Aufsteig zu versuchen. Etwas oberhalb des gut eingeschneiten Bergschrundes auf ca. 3060m nahmen wir die Flanke mit aufgebundenen Skis in Angriff. Von Beginn weg sanken wir knietief  ein, doch der Schnee fühlte sich gut gesetzt und nur oberflächlich etwas angefeuchtet an. Eher Richtung Stucklistock haltend gewannen wir mit angemessenen Abständen untereinander konstant an Höhe. Die Neigung hier ist deutlich steiler als in der Gr. Griessenhorn N-Flanke. Stellenweise erreicht sie wohl etwas mehr als 50°. Auf ca. 3220m erreichten wir den N-Grat des Stucklistocks. Weitere 30m höher deponierten wir die Skis und stiegen weiter hoch zum Vorgipfel nordöstlich des Stucklistock. Der Schnee war herrlich pulvrig und liess unsere Herzen höher schlagen, nicht nur weil wir abermals tief einsanken. Vom Vorgipfel sahen die letzten rund 20m zum Hauptgipfel etwas abweisend aus, doch wir wollten es unbedingt versuchen und wühlten uns nun hüfttief exponiert zum Gipfel hoch. Und es ging besser als erwartet. Die Trilogie war geschafft! Vom Sattel auf 3165m haben es ebenfalls 4 Türler versucht, den Gipfel aber anscheinend nicht erreicht. So standen wir alleine oben und genossen TOP of URI at its very best!

Doch auf dieser Tour ist der Gipfel nur die halbe Miete, warteten doch hunderte exponierte Höhenmeter Abfahrt mit Nulltoleranz auf uns. Halb nervös, halb mit Vorfreude erfüllt stiegen wir zum Skidepot ab und klickten mit viel Vorsicht in die Bindungen. Das Vertrauen war sofort wiederhergestellt und die Freude wich der Nervosität mit den ersten kontrollierten Turns in der NE-Flanke. Die Verhältnisse konnten besser nicht sein! Gesetzter Pulver in einem 45°-50° Hang, dieses Privileg geniesst man nicht alle Tage. Auf dem Hangfirn angekommen, liessen wir unserer Euphorie freien Lauf. Bestimmt fiel in diesem Moment auch eine gewisse Anspannung von uns. Im Verhältnis  zu den Gesamt-Höhenmetern war dies jedoch "nur" das warm-up. Querend ging es anschliessend zum Einstieg der Gr. Griessenhorn N-Flanke, die vergleichsweise flach aussah. Drop-in, kurze Querung und dann in grossen Radien flogen wir dem Gr. Griessenhorn davon. Der Schnee staubte nur so und entlud sich in rasenden Kaskaden die Flanke hinunter. Selbst da, wo der Schnee bereits einen leichten Deckel aufwies, liessen wir uns nicht beeindrucken und knackten diesen mit viel Power. Leider folgte ab 2800 pickelharter Schnee, der nun weniger genussvoll war. Nach und nach machte sich die Wärme positiv bemerkbar und liess den Schnee auffirnen. Die Lawinenablagerungen umfuhren wir östlich des Griessenfirns. Erstaunlich gut hielt sich die Schneequalität, die sich nun doch langsam zu "slow motion powder" transformierte. Wir flitzten mit allem was unsere müden Beine noch hergaben über die schönen Hänge. Vorsicht war in steileren Abschnitten geboten, da der oberflächliche Nassschnee sich in wohl tonnenschweren Rutschen entlud. Das Ende nahte schnell und unsere Beine waren über diese Tatsache nicht unglücklich, während sich der Kopf noch weitere hunderte Meter Abfahrt gewünscht hätte.

Bei der Brücke gönnten wir uns noch viele Blicke hoch zum Stucklistock, wo Spuren von unserer Anwesenheit zeugten. Ob die Russin, ausgestattet mit starkem Teleobjektiv den Stucklistock fotografierend, unsere Spuren auch entdecken wird? ;) Jetzt jedenfalls sind sie bestimmt schon wieder ausgelöscht...

URI ROCKS!


Tourengänger: nprace, danski


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