Rotstein und Georgewitzer Skala


Publiziert von lainari , 20. April 2012 um 20:31.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Oberlausitz
Tour Datum:14 April 2012
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:30
Aufstieg: 350 m
Abstieg: 350 m
Strecke:19 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Dolgowitz oder Bahn RB 60 Dresden-Görlitz oder Zug der ODEG OE 60V (Mo-Sa) Bischofswerda-Görlitz bis Zoblitz
Kartennummer:1:33.000, SK Nr. 96 Löbau und Umgebung

Über Berg, Tal und weites Land - mit einem halben Dutzend Widrigkeiten
 
Mit einem Besuch in der Östlichen Oberlausitz wollte ich mich heute auf eine kommende Tour vorbereiten. Mit dem Auto fuhr ich nach Dolgowitz in der Nähe von Löbau und stellte es als Erstes auf den dortigen Wanderparkplatz. Ohne Umschweife lief ich auf der Fahrstraße, die zum Berggasthaus Rotstein führt, aufwärts. Nach einiger Zeit passierte ich den Hengstberg mit seinem Funkturm. Ein langgezogener, mit naturnahem Eichen-Hainbuchen-Bergwald bestandener Höhenrücken führte hinüber zum Berggasthaus Rotstein. Hier steht ein metallener Aussichtsturm für die Besucher zur Verfügung. Nach einem Stück auf einem Fußpfad erreichte ich den eigentlichen Gipfel des Rotsteins. Unterwegs gab es umfangreiche Bestände von Hohlem Lerchensporn zu entdecken. Der bewaldete Gipfelaufbau ist von einem altslawischen Doppelringwall umgeben, der vom 9. - 12. Jahrhundert als Befestigung genutzt wurde. Je ein hufeisenförmiger Wall begrenzt das Gelände nach Norden und Süden. Auf dem Gipfel befindet sich die Station 2. Ordnung Nr. 42 der Königlich Sächsischen Triangulierung. Zum Berggasthaus zurückgelaufen, bog ich nach links und begann den Abstieg. Hier begegnete mir die erste Widrigkeit, Forstarbeiten hatten den Weg verwüstet, der geplante Ringweg um den Georgenberg war wegen knietiefem Schlamm unbegehbar. So hielt ich mich geradeaus und zweigte später direkt zum Gipfel des Georgenbergs ab. Dieser weist Grundmauern einer Kapelle aus dem 11. Jahrhundert auf und ist ebenfalls bewaldet. Hier legte ich eine erste Pause ein. Der Aufenthalt war leider getrübt, das Brüllen des in der Schlammwüste agierenden Forwarder war weithin zu vernehmen. Gestärkt setzte ich kurz darauf den Abstieg fort und erreichte auf dem Talboden das Ortsende von Bischdorf.
 
An einer Fahrstraße lief ich hinüber nach Wendisch-Cunnersdorf, das fast nahtlos in Rosenhain überging. Hier überquerte ich die Bahnstrecke und die Bundesstraße B 6, um anschließend auf einem Feldweg nach Georgewitz zu wandern. Am unteren Ortsende bog ich auf einen Wiesenweg rechts des Löbauer Wassers ab. Dieses trat kurz darauf in das Engtal der Georgewitzer Skala ein. Hier umwehte mich unangenehmer Duft, der von einer nahen Tiermastanlage herüber wehte. Und es handelte sich nicht um „gewöhnliche Landluft“ sondern intensivere Ausdünstungen. Das Tal kann offiziell über zwei markierte Wanderwege begangen werden, links des Baches ufernah und rechts des Baches an der oberen Talkante. Der Taleinschnitt der Georgewitzer Skala steht unter Naturschutz und die Wege sollen nicht verlassen werden. Da die Begehung des rechts des Baches vorhandenen unmarkierten Pfades nicht ausdrücklich untersagt war, sah ich ihn als Weg an. Im weiteren Verlauf war eine leichte Kletterstelle am Steilufer zu passieren. Der Anblick des malerischen Tales war vielfach von Kunststoff-Siedlungsmüll getrübt, den Hochwasser als Treibgut mitgeführt hatte. Als sich das Tal wieder weitete, wurde die Gemauerte Mühle sichtbar. Zunächst passierte ich jedoch erst noch eine kleine Baracke mit der Aufschrift „Villa Hühnerglück“, diversen bunten Plakaten und einem Hinweis auf „Die Schenker“. Nachträglich erfuhr ich, dass es sich dabei um die Behausung des Waldmenschen Öff Öff handelt, der durch die Medien schon gewisse Bekanntheit erlangt hat. Auf einer Fußgängerbrücke ging ich über den Bach und schaute mich an der Mühle um. Neben dem Hauptgebäude der Mühle gibt es hier noch ein altes Zollhaus und auf dem ganzen Areal sind Figuren des Bronzebildhauers Ladislav Hlina aufgestellt. Das ganze eigentlich sehenswerte Ensemble war von Baumaterial, Schutt und unzähligen Plastikeimern umgeben, die nahezu jedes fotowürdige Detail verschandelten. Möglicherweise handelte es sich ja dabei um eine Art Installation, wer weiß das schon so genau…
Ich lief auf der linken Seite nochmals ein Stück flussaufwärts und stieg am Talhang zur Alten Schanze hinauf (ausgeschildert). Dieser Wall ist altslawischen Ursprungs, soll etwa um das Jahr 600 entstanden sein und erhielt später eine frühdeutsche Nachbesiedlung. Die Burg übernahm dabei offenbar den Schutz einer unterhalb liegenden Furt an der um 928 entstandenen Strata antiqua Lusatiae (Älteste Straße der Oberlausitz), die auf ihrem Weg von Meißen nach Seidenberg (Zawidów, PL) hier das Tal querte. Diese sogenannte Hohe Straße war als wichtige Verbindung durch Burgen geschützt, für ihre Benutzung wurden vielerorts besondere Zollgebühren erhoben. Im Mittelalter fiel die Straße in die Bedeutungslosigkeit und wurde letztmals während des Napoleonischen Krieges 1813 noch einmal intensiv für Truppenverschiebungen genutzt. Dabei soll Marschall Blücher in der Gemauerten Mühle übernachtet haben.
 
Dorthin kehrte ich nun zurück, um am rechten Ufer weiter flussabwärts zu laufen. Am gegenüberliegenden Ufer sah ich später die Oppelner Mühle, die gerade saniert wurde. Nun war es an der Zeit das Tal des Löbauer Wassers zu verlassen. Durch ein Seitentälchen lief ich aufwärts. Am Hang von der Sonne gut gewärmt, blühten erste Dornenbüsche, der Frühling will sich nun endgültig durchsetzen. Hier wäre ein schöner Rastplatz gewesen, ich jedoch spekulierte auf eine aussichtsreichere Stelle. Kurz darauf streifte ich Niederbellwitz. In leichtem Auf und Ab lief ich nun auf einer spärlich genutzten Fahrstraße durch weites Land, passierte dabei die Buschmühle. Auch hier wurden die alten Gemäuer saniert. Auf der freien Fläche machte sich nun kühler schneidender Wind bemerkbar, trotz allem pausierte ich kurz und nahm einen Stehimbiss ein. Danach erreichte ich Zoblitz. Am Ortsende überquerte ich die Bundesstraße B 6 und lief geradewegs zum Haltepunkt Zoblitz hinauf. Hinter der Bahnstrecke stieg der Weg noch einmal etwas an, dann bog ich am Fuße des Hengstberges nach rechts ab und gelangte auf ebenem Feldweg zurück nach Dolgowitz.
 
Schlamm, Lärm, Gestank, Unrat, Gerümpel und Wind stellen zum Glück nur temporäre Widrigkeiten dar und sollten bei einer Wanderung zu einem anderen Zeitpunkt nicht mehr in dieser Form anzutreffen sein.

Tourengänger: lainari


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