Watzmann Mittelspitze (2713 m) über die Wiederroute


Publiziert von RossiS , 19. April 2012 um 01:19.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Berchtesgadener Alpen
Tour Datum:14 August 2011
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2- (WS-)
Mountainbike Schwierigkeit: L - Leicht fahrbar
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 2000 m
Abstieg: 2000 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von der B 305 zwischen Ramsau und Berchtesgaden rechts ab hinauf nach Oberschönau. Im Ort wieder rechts abbiegen und der Beschilderung Cafe Hammerstiel folgen. Dort großer Wanderparkplatz (Gebührenpflichtig).
Kartennummer:AV BY21 Nationalpark Berchtesgaden

Ich will Euch ja nicht über die Maßen mit alten Kamellen langweilen aber das Eine oder Andere Highlight vom letzten Jahr wollte ich doch noch hier einstellen. Besonders wenn die Tour bei Hikr noch nicht beschrieben ist (so wie in diesem Falle).
Der Sommer 2011 war ja insgesamt doch eher verregnet aber Mitte August kündigte sich endlich eine stabile Hochdruck - Lage an und so konnten wir diese lang ersehnte Tour angehen.


Morgens um 7:00 starten wir am Parkplatz Hammerstiel und schwingen uns auf unsere Räder. Die noch müden Beine müssen erst noch aufwachen. Es ist ordentlich steil - gleich zu Beginn - der Puls geht von Null auf Hundert und ich quäle mich mehr schlecht als recht die ersten Höhenmeter bergan. Doch irgendwann findet jeder seinen Rhythmus und es wird auch zwischendurch wieder etwas flacher. Es geht vorbei an der Schapbachalm zur sogenannten "Benzinkurve" (Bankerl).  Dort machen wir Bikedepot. Die ersten 500 hm sind nun geschafft. Ich wäre zwischendurch fast lieber zu Fuss gegangen aber beim Abstieg sind wir doch alle sehr sehr froh um die Räder. Doch dazu später...

Wir verlassen hier die Forststraße und folgen einem Weg der direkt südwestlich Richtung Watzmannkar hinaufzieht. Nach ca. 30 min treffen wir auf den Weg der von der Kühroint Alm zum Watzmannhaus hinüberführt. Wir biegen rechts ab, folgen diesem ein kurzes Stück bis deutlich sichtbar (aber nicht markiert) links der Steig ins Watzmannkar abzweigt. Die letzten Bäume bleiben zurück, der Boden wird felsiger und die Kulisse zwischen Großem und Kleinen Watzmann immer beeindruckender. Schließlich bewegt man sich nur noch auf Geröll und Felsbrocken und der Weg verschwindet zusehends. Aber Steinmanndln weisen die Richtung.  An der markanten Jungfrau (3. Kind) geht es Rechts vorbei und bald stehen wir vor den kümmerlichen Resten des Watzmanngletschers.  Hier machen wir Brotzeit und studieren schon mal die Route. Weiter geht es quer über den "Gletscher" und dann geröllig und steil Richtung Einstieg der sich am Ende des spitz zulaufenden Geröllfeldes befindet (siehe Foto). Wir haben aber bald die Nase voll vom Geröll und weichen links in plattigen Fels aus. Das funktioniert ganz gut und ist sicher spannender als der Kampf durch den Schotter. Bis zum Einstieg haben wir 4 h gebraucht mit allen Pausen.

Die Route an sich ist nicht schwierig zu finden aber etwas Gespür für's Gelände schadet nicht. An wichtigen Stellen sind Steinmanndl vorhanden. Auch ein Paar verblasste rote Punkte hat's.

Ich versuche mal eine kurze Beschreibung/Gliederung:
Einstiegsrinne - Querung nach Rechts bis Wiederband - Wiederband folgen bis Bandwächter (Wandbuch) - kurze steile Rinne hinter Bandwächter hinauf - rechts haltend auf schmalen Bändern - es kommen zwei breite Bänder die nach links ziehen in Sicht - man nimmt das untere und folgt diesem bis es sehr schmal werdend ums Eck geht - rechts eine Wandstufe hinauf - dann wieder links haltend um den darüberliegenden Gipfel herum queren  - Gipfelanstieg in festem Fels rechts vor einer schottrigen Rinne.

Die Rinne kann alternativ auch für den Gipfelaufstieg genutzt werden ist aber meines Erachtens unangenehmer und sicherlich objektiv gefährlicher wegen Steinschlag. Die Durchsteigung der Wand dauert ca. 2 h. Um 13 Uhr sind wir oben auf der Mittelspitze und sind positiv überrascht dass wir den Gipfel für uns alleine haben. Die Leute die die Überschreitung machen sind anscheinend schon alle durch. Sie tummeln sich alle auf der Südspitze wie wir feststellen. Der Blick in die berühmte Ostwand und hinunter zum Königssee ist phantastisch.

Was nun folgt ist der lange Abstieg über Hocheck zum Watzmannhaus. Ich gehe nicht groß drauf ein weil schon mehrfach gut beschrieben. Der Gegenverkehr am Grat hält sich zu so "später" Stunde in Grenzen und so kommen wir zügig voran. Ab Hocheck dann zum ersten mal auf der Tour richtig viel Betrieb. Am Watzmannhaus sowieso. Aber das ist uns Wurscht! Mit einer wohlverdienten Radlermass stoßen wir auf die tolle Tour an uns lüften die Füsse aus. Allgemeine Schläfrigkeit macht sich breit aber irgendwann raffen wir uns dann doch wieder auf.  An der Falzalm biegen wir rechts ab Richtung Kühroint. Hier sind noch mal einige Steilstufen zu überwinden bis der Weg endlich flacher wird und die Beine etwas Ruhe bekommen. Die Höhenmeter des Tages machen sich nun doch langsam bemerkbar.  An der von heute Morgen bekannten Abzweigung biegen wir links ab und bald darauf stehen wir glücklich an unseren Rädern. Dass wir uns morgens so quälen mussten ist nun vergessen. Die Bikes sind ein Segen! Mühelos und schnell bringen sie uns zurück zum Ausgangspunkt.  Es ist 18 Uhr. Wir waren 11 Stunden unterwegs.  Ein spannender und erlebnisreicher Tag geht  zu Ende.

Anmerkungen: Die Anfahrt mit dem Rad mach Sinn. Man spart sich mindestens 1 h und 500 hm Abstieg.
Schuhwerk: Normale Bergschuhe oder Zustiegsschuhe. Mit Kletterfinken ist man hier fehl am Platz.
Helm ist Pflicht! 
Schwierigkeit: Offiziell Stellen III-, meistens I-II und Gehgelände
Sicherung: Einzelne Stellen könnten gesichert werden. Durchgehende Seilsicherung sicher nicht sinnvoll weil zu zeitintesiv.
Wer die Tour auf Zwei Tage machen will kann auf der Kührointhütte übernachten.



Tourengänger: RossiS


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T6 III K2
WS
24 Aug 09
Watzmann Mittelspitze · motomounty
II K2
20 Okt 01
Watzmann - Überschreitung · gero
T4 L
28 Jul 74
Watzmann 2'713m · stkatenoqu
T5 II

Kommentare (8)


Kommentar hinzufügen

stefan87 hat gesagt: Das ist mal was anderes :)
Gesendet am 19. April 2012 um 09:26
Eine tolle Tour und sehr, sehr schöne Bilder. Die Freude ist euch deutlich ins Gesicht geschrieben. :D

Gruß Stefan

kardirk hat gesagt:
Gesendet am 19. April 2012 um 11:03
Servus Rossi,

Klassetour dessen Bericht keineswegs "langweilt". Ein Paar mehr Bilder von der Route wären schön gewesen.

Viele Grüße
Dirk

RossiS hat gesagt: RE:
Gesendet am 19. April 2012 um 20:41
Mit der Kamera in der Hand klettert sich es halt so schlecht...;-)

Tef hat gesagt: Gratulation..
Gesendet am 19. April 2012 um 17:45
zu dieser wunderschönen Tour! Die steht bei uns ganz weit oben auf der Wunschliste..
jetzt haben Dank dir wir auch noch ne gut Beschreibung :-)
beste Grüße
Tef

RossiS hat gesagt: RE:Gratulation..
Gesendet am 19. April 2012 um 20:45
Ich wünsch Euch viel Spaß. Ist wirklich ne tolle Tour!
Im Netz gibt's irgendwo eine etwas ausführlichere Routenbeschreibung. Meine bietet ja nur ne grobe Übersicht - was aber auch reichen sollte. Bis zum Ende vom Wiederband ist eh alles eindeutig. Ab da muss man halt ein bisschen schauen...

aladindubai hat gesagt: WATZMANN VARIANTE
Gesendet am 20. April 2012 um 09:41
sympathische beschreibung einer interessanten variante . auf- ;-) & vor-gemerkt .

WernerG hat gesagt:
Gesendet am 9. Juli 2014 um 21:54
Bin die Route (weil's so schön ist) 3mal gegangen, ist aber schon sehr lange her. Die Beschreibung ist zutreffend. Seil hatten wir nie dabei, wobei es an einer kurzen Stelle nicht ganz unangenehm wäre.
Die Wiederroute ist viel schöner als der untere Teil der Watzmann-Ostwand. (Den oberen kenne ich nicht, im Nebel umgedreht)
Nicht zu früh nach der Rinne hinter dem Bandwächter nach links ziehen. Bei der ersten Begehung hab' ich dort einen kleinen Verhauer gebaut, sonst recht gut zu finden.

Einen hervorragenden Blick auf die Route hat man, wenn man vorher auf den kleinen Watzmann geht.Der ist auch deutlich einfacher.

Gruß

Werner

styro hat gesagt:
Gesendet am 7. November 2016 um 14:49
Da ich nicht der allerbeste Fahrradfahrer bin, ging es mir an der ersten Rampe ganz ähnlich. Hätte mich vor (über-)Anstrengung morgens um 6 beinah übergeben. Trotzdem ist auf einer Route dieser Länge das Bike wirklich sehr zu empfehlen. Wenn man herunter kommt, ist das Rad das zweitschönste was man sich überhaupt nur vorstellen kann. An erster Stelle kommt das Radler.

Meine Empfehlung wenn man keins hat oder von weiter herkommt: Bike (oder E-Bike) in Berchtesgaden ausleihen. Ist recht günstig und jeden Cent wert.


Kommentar hinzufügen»