Clariden (3267m) und Gemsfairenstock (2972m)


Publiziert von أجنبي , 31. März 2012 um 00:18.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:22 März 2012
Ski Schwierigkeit: WS+
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   CH-UR   Claridengruppe   Ortstockgruppe 
Aufstieg: 1700 m
Abstieg: 2300 m
Strecke:840b, 84b und 84a nach SAC-Führer Skitouren Zentralschweizer Voralpen und Alpen: Fisetenpass – Rund Loch – Lang Firn – Gemsfairenstock – Gemsfairenjoch – Claridenfirn – Clariden – Clariden-/Hüfipass – Planurahütte SAC – Clariden-/Hüfipass – Chammlijoch – Iswändli – Chrächen – Klausenpass – Vorfrutter Hüttli – Urnerboden
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Urnerboden
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Auto ab Urnerboden
Kartennummer:LK 1:50.000: 246 S Klausenpass / LK 1:25.000: 1193 Tödi

Ein Freuden-Jauchzen hallte durch meine Wohnung, als wir am Mittwochnachmittag nach vollendeter *Rossstock-Tour das Lawinenbulletin für den kommenden Tag lasen. Ein Anruf in die Planurahütte, Sandwiches machen und Rucksack packen und ab ins Bett, so das Abendprogramm. Nach knapp zwei Stunden Autofahrt kamen wir kurz vor 7 Uhr auf dem Urnerboden an. Mit der Luftseilbahn ging's der Sonne entgegen auf den Fisetenpass – und ein unvergesslicher Tag brach an.

Vom Fisetenpass folgten wir einer guten Spur dem Grat entlang zum Rund Loch und weiter zur Ober Sulzbalm. Nach einer Stunde erreichten wir die Schlüsselstelle, eine Steilrampe mit 38° auf 40hm (gemäss SAC-Führer). Bei den Spitzkehren im oberen Teil der Passage war mir leicht mulmig zu Mute, wie so oft wenn unten eine Felswand lauert. Wir meisterten die Rampe aber problemlos, doch Harscheisen zu montieren wäre sicherlich nicht falsch gewesen.

Nach der Steilrampe ging's zunächst in südwestlicher, dann in südöstlicher Richtung weiter auf den Lang Firn. Und ja: er war lang... Blicke auf den Höhenmesser stimmten aber optimistisch und als das Gipfelkreuz am Horizont auftauchte, waren wir schon beinahe oben. Zweieinhalb Stunden nach Abmarsch auf dem Fisetenpass erreichten wir den Gemsfairenstock. Unser erstes Tagesziel war erreicht.

Bei mässigem Wind genossen wir den Blick auf die umliegenden Gipfel: Hausstock, Selbsanft, Bifertenstock und der Tödi im Osten, Tüfelsstöck, Bocktschingel und Clariden im Süden. Nicht ein einziges Wölklein trübte den blauen Himmel und unsere Motivation für den langen Weg über den Claridenfirn und auf den Clariden stieg.

Nach dem Abfellen und einer Pause machten wir uns an die Traverse zum Gemsfairenjoch, wobei ich mir bei einem Sturz auch noch mein rechtes Handgelenk demolierte. Der Einstieg in den Südhang war recht steil (35° auf 40hm) und der mühsame Schnee verlangte ein paar kontrollierte Schwünge. Im Auslauf des Hangs versuchten wir die Skis so weit wie möglich laufen zu lassen, was aber nicht gänzlich gelang. Keine halbe Stunde nach Abfahrt auf dem Gemsfairenstock fellten wir auf dem Claridenfirn wieder an.

Wir hatten ein Seil dabei, verzichteten aber auf's Anseilen. Allerdings zogen wir die Gschtältli an, um gegebenenfalls unterwegs an beunruhigenden Passagen schnell Anseilen zu können. Ja, und dann begann der Kampf mit dem Gegenwind, welcher weit heftiger blies als von den Meteorologen prognostiziert. Es war zwar verhältnismässig warm auf dem Gletscher, doch der Wind zwang zur Vermummung. Die Anstrengung war gross, doch das überwältigende Panorama auf dem Claridenfirn entschädigte für die Strapazen.

Am Speichstock, den Tüfelsstöck und dem Bocktschingel vorbei ging's stets leicht ansteigend hoch bis auf etwa 3000m. Unsere Hoffnung, dass der Wind langsam nachlassen würde, erfüllte sich nicht. Erst im steilen Aufstieg (32° auf 150hm) über den Osthang auf den Sattel unterhalb des Gipfels konnten wir etwas Windstille geniessen. Um 13 Uhr trafen wir im Sattel ein. Die letzten Höhenmeter über den vom Wind geprägten Gipfelhang waren schnell bewältigt und 5h 40min nach Aufbruch beim Fisetenpass erreichten wir den Gipfel.

Der Wind wehte heftig, an eine Pause war nicht zu denken. Nach ein paar Fotos und dem Gipfelbucheintrag flüchteten wir zurück hinunter in den Sattel. Hier genossen wir etwas Windstille und fellten ab, worauf wir auf dem Gipfel gar keine Lust verspürt hatten. Nachdem uns der Wind aber auch im Sattel eine längere Pause vergönnte, entschlossen wir uns zur Abfahrt.

Die ersten paar Meter unterhalb des Sattels waren die Steilsten. Unterhalb der Felsen traversierten wir etwas in südöstlicher Richtung. Erst im untersten Teil stiessen wir kurz auf Pulverschnee, ansonsten hielt sich der Abfahrtsgenuss arg in Grenzen. Zurück auf dem Claridenfirn passierten wir eine Stelle mit vielen Fussspuren und einer zünftigen Sauerei. Wie wir später lernten, war hier tags zuvor ein Helikopter abgestürzt.

Ohne nochmals Anzufellen zogen wir weiter Richtung Clariden- bzw. Hüfipass und steuerten auf die Planurahütte zu. Der Windkolk, anscheinend „der grösste vom Wind geformte Schneetrichter Europas“, bildete ein letztes Highlight vor Erreichen der Hütte. Etwas ernüchternd war allerdings, dass wir für den kurzen Aufstieg zur Hütte nochmals Anfellen mussten... Leicht erschöpft kamen wir nach knapp 8-stündiger Tour (inkl. Pausen) bei der Hütte an.

Da der Wind noch immer äusserst stark blies, war leider nicht an eine „Rumchillerei“ auf der wunderschönen Hütten-Terrasse zu denken. Auch in der Hütte war der Wind noch spürbar, doch das Hüttenteam, das feine Essen und die geringe Zahl an weiteren Gästen entschädigten.

Zunächst hatten wir noch überlegt, das Grosse Schärhorn zu versuchen, doch beim Anblick dessen Ostflanke, dem Wissen über die 43°-Passage auf 150hm und einer Reflektion unserer skifahrerischen Fähigkeiten gaben wir den Plan auf. Der Berg steht ja noch länger da und wir entfernen uns ja auch nicht allzu weit davon...

Nach einer gemütlichen Nacht und viel Schlaf erwachten wir mit etwas Verwunderung: Der Wind war tatsächlich weg! Nach dem Frühstück brachen wir auf und liefen zurück zum Clariden-/Hüfipass. Danach zogen wir am Claridenhorn vorbei hinüber Richtung Chammlijoch, welches wir nach etwas mehr als einer Stunde erreichten.

Nun stand noch die letzte Knacknuss der Tour an: die Abfahrt auf den Klausenpass. Das Iswändli bereitete mir keine Sorgen, empfand ich es doch bereits schon *letzten Herbst als harmlos. Entsprechend einfach war dann auch die Abfahrt zum Rettungsschlitten. Die enge Passage gleich darunter gelang gut, doch erinnerte ich mich noch an jene zwei, drei Stellen weiter unten, wo's etwas steil zwischen Gestein weiter ging.

Diese Passagen zwischen Rettungsschlitten und Tierälpligrat bewältigten wir schliesslich mit etwas Konzentration und verhältnismässig wenig Steinkontakt problemlos, denn genau an diesen Stellen herrschten beinahe pistenähnliche Schneebedingungen. Auf dem Tierälpligrat entschlossen wir uns gegen die Abfahrt auf Route 606a und für jene auf 606b zum Klausenpass. Der Schnee war etwas tückisch, da der Deckel teilweise hielt – und teilweise nicht. Das einzige Pulverschnee-Vergnügen des Tages beschränkte sich auf ein kurzes Stück gleich oberhalb des Klausenpasses.

Vom Klausenpass ging's unterhalb des Marcher Stöckli in weichem Schnee hinunter zu den Vorfrutter Hüttli. Am Südhang des Glatten waren wohl in den vergangenen Tagen zahlreiche Gleitschneelawinen abgegangen. Allerdings mussten wir bloss unterhalb der Vorfrutter Hüttli einen Lawinenkegel überqueren. Danach ging's auf der Passstrasse ein kurzes Stück durch den Wald und bald war der Urnerboden erreicht. Inklusive mehrere Pausen benötigten wir etwas mehr als zwei Stunden vom Chammlijoch auf den Urnerboden.

Nach dem *Gross Leckihorn im Februar war die Clariden-Tour definitiv das zweite, grosse Highlight meiner noch sehr jungen Skitouren-Karriere. Als ich im Dezember zum ersten Mal auf Skis stand, hätte ich nie gedacht, bereits in meiner „Rookie-Saison“ auf dem Clariden zu landen.

SLF: mässig


Tourengänger: أجنبي


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Kommentare (2)


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alpstein hat gesagt:
Gesendet am 31. März 2012 um 08:20
Toll, toll, toll kann ich da nur zur Tour, Bericht und Fotos sagen.

Gruß
Hp

أجنبي hat gesagt: RE:
Gesendet am 31. März 2012 um 13:22
:-) danke!
wenn ich irgendwann mal noch besser skifahre, muss dann auch noch das gross schärhorn dran glauben...


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