GTA - Am Südrand des Gran Paradiso Massivs entlang


Publiziert von his , 13. April 2013 um 17:14.

Region: Welt » Italien » Piemont
Tour Datum:19 Juni 2011
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 8 Tage
Aufstieg: 6800 m
Abstieg: 6200 m
Strecke:80 km
Kartennummer:IGC 9, IGC 3, IGC 101

Irgendwann erhielt ich die Einladung zu einer Tour auf dem Grande Traversata delle Alpi (GTA). So eine Chance habe ich mir nicht entgehen lassen um diese mir unbekannte Region kennenzulernen. Der GTA ist ein Fernwanderweg, der in Italien durch touristisch wenig erschlossene Regionen des Piemont führt. Man erhofft sich damit eine Belebung regionaler touristischer Infrastrukturen. Ob diese Konzept aufgeht ist mir nicht bekannt. Allerdings spricht dagegen, das es hinsichtlich von Übernachtungsmöglichkeiten teilweise problematisch werden kann. Man sollte dieses im Vorfeld klären bzw. die Möglichkeit eines Biwaks in Betracht ziehen.

Wir starteten gut vorbereitet dieses Unternehmen zu viert. Zwei Teilnehmer besaßen umfangreiche Erfahrungen auf nördlichen Abschnitten dieses Fernwanderweges. Zudem waren sie der italienischen Sprache mächtig, was sich als enorm hilfreich erwies.

Die oben genannten Wanderkarten die dieses Gebiet abdecken, sollte man kritisch prüfen, da auch in einer aktuellen Karte (1:25.000) der eingezeichnete Weg nicht der Realität entsprach.

Da große Strecken des Weges durch verbuschtes Gelände und lichte Wälder ohne jegliche landwirtschaftliche Nutzungen verläuft, ist hier mit einem häufigen Aufkommen der Sandviper (Europäische Hornotter) zu rechnen. Wir haben leider keine gesehen, aber andere Tourengänger haben von etlichen Begegnungen berichtet. Außerdem haben wir Waldarbeiter angetroffen, bei denen immer einer mit einem Stab voranging um die Schlangen zu verscheuchen. Also sollte man sehr leichtes Schuhwerk vermeiden und auch auf kurze Beinkleider verzichten, was einem in Anbetracht der Tagestemperaturen nicht immer einfach fällt. Gelegentlich haben wir auch in verlassenen Orten Boxen mit Schlangennotfallserum gesehen.

In der Vorsaison ist so eine Tour ein botanisches Higlight und man kann dabei noch all seine pfadfinderischen Fähigkeiten ausleben. Und wenn man regionale Übernachtungsmöglichkeiten nutzt, läuft das Unternehmen zusätzlich zu einem kulinarischen Höchstgenuss piemontesischer Spezialitäten auf.

1. Tag
Wir sondieren Übernachtungsmöglichkeiten in Fondo (1058 m) im Val Chiusella, mit dem Ergebnis, dass es dort zu dieser Zeit keine gibt. Deshalb entschließen wir uns zur Übernachtung auf dem Campingplatz 5 km talabwärts. Im Talschluss von Fondo kann man alte Steinbogenbrücken und unbewohnte Ortschaften besichtigen.

2. Tag - 14. Etappe
Da wir mit zwei Autos angereist waren, fahren wir mit einem voll beladen nach Quincinetto (295 m). Durch das sehenswerte Städtchen geht es entlang ordentlicher Markierung steil aufwärts. Dabei passiert man einen aufgelassenen Quarzitbruch. Hin und wieder tangiert der Weg Straßen die zu unserm heutigen Ziel führen dem Agriturismo La Capanne (1400 m) in der Nähe des Ortes Scalaro. Die Übernachtung im Agriturismo hat Hotelniveau (Dusche und warmes Wasser) und uns wurde abends ein vorzügliches Viergangmenü geboten.

3. Tag - 15. Etappe
Start am nächsten Morgen wieder bergaufwärts Richtung Rif. Chiarmonte (2014 m) über Almgelände und bunte Wiesen. Am Rif. Chiarmonte hüllte uns der Nebel ein und wir suchten zum ersten mal den Weg. Es folgt einer der gefürchtete Abstiege auf steilen und schmalem Weg im hohen nassen Gras. Nach Passage einiger verlassener Almen kam der Ort Succinto (1164 m) in Sicht. Der Weg zog sich noch durch einen Taleischnitt dorthin. Succinto ist ein Ort, der fast nicht mehr bewohnt ist. Verwunderlich ist das nicht, da es keine Straßenanbindung gibt. Weiter geht es an einem Wasserfall vorbei und irgenwannn waren wir wieder in Fondo. Da wir uns nach diesem Tag etwas gönnen wollten, besuchten wir die unscheinbare Bar in Fondo und waren von deren Kochkünsten sehr beeindruckt. Übernachtet haben wir wieder auf dem talabwärts gelegenem Campingplatz.

4. Tag - 16. Etappe
Heute geht es in das hintere Val Chiusella vorbei am Ort Tallorno (1222 m) wo es keine Übernachtungsmöglichkeit mehr gibt, über etliche Almen zum Pass Bocetta delle Oche (2415 m). Von dort führt der Weg bergab durch abgelegen grüne Schluchten nach Piamprato (1551 m). Der Ort ist überschaubar, unweit der Kirche gibt es eine Bar in der man übernachten kann.

5. Tag - 17. Etappe
Die Etappe dieses Tages ist eigentlich sehr kurz. Viele fahren diese mit Bus oder Taxi. Wir wollen es wissen und versuchen den ursprünglichen Weg zu gehen. Es begann mit einem Kampf durch Gestrüpp und Wasserläufe und endete in einem bewaldeten Steilhang. Das Ergebnis ist, dieser Weg ist nicht mehr vorhanden und wir haben dafür viel Zeit verbraucht. Letztendlich kommen wir doch noch sehr zeitig in dem etwas größeren Ort Ronco Canavese (948 m) im Val Soana an. Nach einigem hin- und her finden wir in Ortsmitte eine Bar, die uns lediglich eine Übernachtung anbietet. Uns reichte das, denn wir sind auf teilweise Selbstversorgung eingestellt. In diesem Ort gibt es Geschäfte, so dass man seine Vorräte wieder auffüllen kann. 

6. Tag - 18. Etappe
Die heutige Tagesetappe ist überschaubar. Es geht hinauf zum Colle Crest. Von dort kann man einen Abstecher zur Cima Rosta (2173 m) machen. Dann führt der Weg bergab zum Santuario di Prascondu (1321 m). Von dort weiter auf der Straße oder einem schwer auffindbaren Waldweg nach Talosio (1225 m) im Valle Ribordone. Im Zentrum des kleine Ortes gibt es eine kleine Bar in der sich alle GTA-Wanderer wiedertreffen. Dort kann man abends wieder ein umfangreiches Menü geniessen, welches man dort so nicht erwartet hätte. Übernachtet wird in einem ehemaligen äußerst spartanisch ausgestattetem Schulgebäude.

7. Tag - 19. Etappe A
Wir wollen diesen Tag gemütlich angehen und haben vor nur bis Biv. Blessent Redentore (1976 m) am Monte Arzola (2158 m) zu gehen. Dort wollen wir übernachten und eine Sonnenuntergang und -aufgang geniessen. Da es dort kein Wasser gibt, muss man sich an einer verfallenen Alm ca. 20 Minuten vorher damit eindecken. Wir machen abends noch einen Abstecher auf die Cima Testona (2587 m) und haben von dort eine prächtigen Rundschau auf viele unbekannte piemontesische Berge.

8. Tag - 19. Etappe B
Nach einer spartanischen Nacht in dem Bivacco steht uns ein langer Tag bevor. Zuerst geht es abwärts zum Staussee Lago d'Eugio (1869 m). Der Weg dorthin erfordert etwas Spürsinn durch das Gelände des Stauseeauslaufes. Nach kurzer Pause am Stausseewärterhaus, vielen Dank für den Espresso, sind wir wieder im Aufstieg begriffen. Dieser führt anfangs glücklicherweise durch schattigen Wald. Dann kämpfen wir uns den Bergrücken der Colmetta (2183 m) in mittäglicher Gluthitze empor. Oben angekommen findet man eine Hütte der Nationalparkranger, die über einen funktionierenden außen gelegen Wasseranschluss verfügt wird, welch eine Labsal. Tief unten liegt der Ort San Lorenzo di Piantonetto (1045 m) der das heutige Tagesziel ist. Am Ortseingang gibt es wieder eine Bar, die Übernachtungsmöglichkeiten an einem rauschenden Bach bietet und als kulinarische Hausspezialität Forelle. Wir nutzen diese Angebot um für den nächsten Tag motiviert zu sein.

9. Tag - 20. Etappe
Nach Aussagen des Barinhabers ist die für den heutigen  Tag geplante Etappe nicht begehbar. Wie wir sind, wollen wir das natürlich selbst überprüfen. Da ein Teil unserer Truppe das zu riskant ist, starten der Rest mit kleinem Gepäck zu diesem Versuch. Wir finden auch gleich eine Markierung und schlagen uns durch die Büsche. Irgendwann wird das Gelände plattig und steil und danach beginnt der Urwaldkampf. Letztendlich kommen wir an einer Pumpspeicherwerkrohrleitung raus. Unsere Erkenntnis, wir sind auf Abwegen. Nach ergebnisloser Konsultation der Karte gehen wir die Sache pragmatisch an, indem wir die Rohrleitung abwärts verfolgen auf endlosen steilen Treppen. Nachdem wir einige Arbeiter treffen, wollen uns diese wieder einen ominösen Weg entlang schicken. Wir haben für heute genug Urwalderfahrung gesammelt und steigen weiter bergab. Tätsächlich treffen wir auf den richtigen Weg und dieser führt wieder einiges bergauf. Nun zieht sich der Weg durch aufgelassen Almen, verfallene Ortschaften, Blockhalden und viel Gestrüpp bis zu dem Wallfahrtsort Sant Anna (1481 m). Das gesamte Gelände des heutigen Tages ist südseitig und naturbelassen, also ideales Gelände für Schlangen. Wir haben für heute genug und suchen uns hinter St. Anna eine Abstiegsmöglichkeit in das Tal,  welche zufälligerweise von Waldarbeitern freigelegt worden ist. Im Valle dell' Orco o di Locana gibt es einige Übernachtungsmöglichkeiten in Noasca (1058 m). Wir haben am Lago di Ceresole Reale (1573 m) gezeltet.

10. Tag
Für uns ist heute die Heimfahrt angesagt. Da wir Frühaufsteher sind, ist aber zuvor noch ein Ausflug zum Pian del Nivole (2532 m) angesagt. Von dort hat man einen großartigen Blick auf die italienisch/ französischen Grenzberge und auch auf das Massiv der La Grivola in der Gran Paradiso-Region.

Tourengänger: his


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 25511.gpx Tourenskizze, kein GPS!

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