Entlang der Wesenitz I


Publiziert von lainari , 24. März 2012 um 21:12.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Elbsandsteingebirge
Tour Datum:18 März 2012
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:15
Aufstieg: 90 m
Abstieg: 210 m
Strecke:17 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder S-Bahn bis Pirna und Städtebahn SB 71 Pirna-Bad Schandau bis Dürrröhrsdorf
Kartennummer:1:25.000, SK Nr. 14 Schönfelder Hochland und 1:20.000, SK Nr. 119 Pirna und Umgebung

Von Dürrröhrsdorf nach Pirna - Steinbrüche und Wasserkraft
 
Nachdem meine Ausflüge in letzter Zeit mehr virtueller Natur waren, sollte es nun wieder praktisch werden. Für den beginnenden Frühling habe ich wieder diverse Talwanderungen geplant, unter anderem das Durchschreiten des Wesenitztales. Die Wesenitz, deren Name sich vom slawischen Wjazonica = Ulmenbach ableitet, entspringt am Valtenberg und mündet nach 83 km bei Pratzschwitz in die Elbe. Aus verkehrstechnischen Gründen begann ich heute mit der Begehung des unteren Abschnittes.
 
Dazu bestieg ich am Bahnhof Pirna den Triebwagen der Städtebahn SB 71 und fuhr nach Dürrröhrsdorf. Vom Bahnhof aus abwärts laufend, durchquerte ich die Ortslage. Unterwegs passierte ich die beinahe unscheinbare Essig- und Likörfabrik Gustav Müller. Diese ist mir seit DDR-Zeiten hauptsächlich durch die Abfüllung des berühmt-berüchtigten steuerfreien Bergmannsbranntweines (0,5 l für 80 Pfennige), im Volksmund auch Kumpeltod genannt, ein Begriff. Das ehemalige Wasserschloss Dittersbach voraus im Blick, traf ich auf die Wesenitz und bog nach links ins Tal ein. Nach wenigen Metern führte eine Brücke hinüber in den alten Schlosspark, den ich sogleich in Augenschein nahm. Wieder zurück auf dem Talweg erfolgte zu Beginn des schmalen, Teufelsgraben genannten Abschnittes, der Wechsel der Geologie auf Sandsteinuntergrund. Hier an der Grenze der Lausitzer Überschiebung tritt die Wesenitz in die Sächsische Schweiz ein. Schon folgte ein erster alter Steinbruch mit wassergefülltem Restloch. Hier bekam ich einen Eisvogel zu Gesicht, der sich aber rasch entfernte. Das Tal wurde wieder weiter und ich erreichte die Elbersdorfer Mühle mit einem sanierten Wasserkraftwerk. Bei den Elektrizitätswerken im Wesenitztal handelt es sich jeweils um Laufwasserkraftwerke mit Kaplan- oder Francis-Turbinen. Der Weg wechselte die Talseite und führte nun durch Siedlungsgebiet. Kurz darauf schloss sich Porschendorf an. Der Weg wechselte abermals das Ufer und entlang einer Straße ging es aus dem Ort. Hinter dem Faserzementwerk tritt die Wesenitz in die Lohmener Klamm ein und ab hier stand ein wildromantischer Wanderpfad zur Verfügung. Dieser verlief nun ein ganzes Stück am Hang oberhalb der engen Schlucht. Immer wieder fielen mir am Fluss beschädigte Bäume und Reste von Eisschollen hoch über der Wasserlinie auf dem Ufer auf - das waren Auswirkungen der starken Fröste Anfang Februar, die für mächtige Eisbildung gesorgt hatten. Über feuchte und wacklige Sandsteinstufen erfolgte der Abstieg zum Wasserkraftwerk Niezelgrund. Dieses verfügt über eine sehenswerte Wehranlage und einen als freistehenden Betonviadukt ausgebildeten Einströmkanal. Danach streifte der Weg den Sandsteinbruch Lohmen und führte am Fuß des Schlosses vorbei. Die ursprüngliche Burganlage wurde einst offenbar zur Sicherung einer Furt errichtet, die sich direkt unterhalb am Fluss befindet.
 
Die Ortslage Lohmen erreichte ich über eine Rampe. An der Talkante des nun engen unbegehbaren Grundes ging ich auf einer Anliegerstraße an einer neueren Eigenheimsiedlung vorbei. Dahinter folgte der steile Abstieg in den Liebethaler Grund zur Daubemühle. Auch hier gibt es eine funktionierende Wasserkraftanlage. War es bis hier unterwegs recht einsam, begegneten mir nun auch andere Ausflügler in nennenswerter Zahl. Kurz unterhalb der Daubemühle lagen die ungenutzten Gebäude der ehemaligen Lochmühle. Nach wenigen Metern traf ich hier auf das Wagner-Denkmal. Entlang des teilweise eingestürzten Überströmkanales lief ich weiter talwärts. Der Weg war stellenweise mit Eis und Schlamm bedeckt, auch ein Folge des vorangegangenen hohen Eisganges. Hier wäre ich vor Schreck beinahe in die Wesenitz gestürzt, als mich ohne Vorwarnung zwei Mountainbiker in rasantem Tempo von hinten kommend passierten. Aufgrund des tosenden Wassers hatte ich ihre Annäherung nicht bemerkt. Jetzt kam ich zur Ruine des Copitzer Elektrizitätswerkes. Dem Vernehmen nach soll es Bemühungen zur Sanierung und Wiederinbetriebnahme geben, was wahrscheinlich das Ende des schaurig-romantischen Gemäuers bedeuten dürfte. Eine weitere sanierte Wasserkraftanlage und ein altes Fabrikgelände markierten den Beginn der Ortslage Liebethal, die ich hier nur kurz streifte. Fortan lief ich an der Straße weiter und durchquerte die Ortslage Pirna-Jessen. Nach links abgebogen, überquerte ich später ein letztes Mal die Wesenitz und entfernte mich über einen Wiesenweg endgültig vom Fluss. Abschließend musste die Ortslage Pirna-Copitz durchmessen werden, wegen Bauarbeiten auf der Hauptstraße wich ich auf die schier endlose Renner-Straße aus, was auch nicht unbedingt viel mehr Vergnügen brachte. Über die Pirnaer Stadtbrücke kam ich zum Ausgangspunkt, dem Bahnhof Pirna zurück.

Tourengänger: lainari
Communities: Flusswanderungen


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Geodaten
 10084.kml

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Kommentare (2)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 30. März 2012 um 19:03
sehr interessante Dokumentation einer sehenswerten Landschaft mit aufschlussreichen Zeugen der Wasser- und Stein-Nutzung.
lg Felix

lainari hat gesagt: RE:
Gesendet am 31. März 2012 um 09:02
Bei einst ca. 110 Mühlen auf den 83 Fluss-km ist die Auswahl auch recht großzügig ;-)


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