Pizzo Rotondo 3192m höchster Gipfel im Gotthardmassiv


Publiziert von Lulubusi , 26. Februar 2012 um 14:37.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:25 Februar 2012
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Ski Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   CH-VS   Gruppo Pizzo Rotondo 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1580 m
Abstieg: 1580 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:via Bedrettotal nach All'Acqua
Kartennummer:LK 1:25000 BL1251 Val Bedretto / LK 1:50000 BL 265S Nufenenpass

 

Pizzo Rotondo 3192m

Der Pizzo Rotondo ist ein sehr auffälliger Berg, der je nach Blickwinkel sehr unnahbar aussieht. Er ist der höchste Gipfel des Gotthardmassives im Gebirgszug zwischen dem Simplonpass im Westen und dem Splügen im Osten. Er liegt nördlich des Bedrettotals im Tessin und südöstlich des Geretals im Wallis.

 

Reto und ich haben schon zeitig über den Pizzo Rotondo gesprochen. Da die Wetterprognose für den Süden sonniges und warmes Wetter versprach, war der entscheid schnell gefällt den Rotondo zu besteigen. Natürlich in der Hoffung, dass wir im Val Bedretto vom Südeinfluss profitieren können. Früh morgens machen wir uns also auf den Weg, damit wir spätestens um 7:00 Uhr bei unserem Ausgangspunkt All'Acqua loslaufen können.

 

Aufstieg

Pünktlich um sieben Uhr liefen wir in All'Acqua los. Noch waren ein paar wenige unterwegs. Was sich allerdings im Verlauf des Tages ändern sollte.

Unser erstes Etappenziel ist die Capanna Piansecco auf einer Höhe von 1982m. Vom Parkplatz vor dem Restaurante All'Acqua P.1614 gehen wir erst nordwärts um schon bald nach Nordwesten abzudrehen. Auf der linken, sehr locker bewaldeten Seite des Bachs Ri dell'Aqua, steigen wir über den erstaunlich harten, teilweise eisigen Schnee. Einige montieren bereits hier die Harscheisen. Ich komme nach einer kurzen Angewöhnungsphase recht gut mit den Verhältnissen zurecht und kann darauf verzichten.

Bereits hier befindet man sich zum ersten mal auf der Tour in einem Steilhang der die magsiche 30° Marke erreicht und teilweise leicht überschreitet.

 

Da sich hier ebenfalls die Abfahrtroute befindet, lässt sich keine Aufstiegsspur finden. So sucht sich halt jeder seinen eigenen, für ihn bequemsten Weg.

Auf einer Höhe von ca.1950m wird das Gelände flach und man gelangt schliesslich auf eine Ebene unterhalb der Cap. Piansecco CAS P.1982. Nach rechts abdrehend erreicht man in wenigen Minuten die gut sichtbare Hütte. Bei dieser hat man einen freien Blick auf den weiteren Weg den wir hier auch besprechen.

 

Es stehen zwei Möglichkeiten offen:

Variante 1:

Nordwärts allmählich aufsteigen bis in der 40° steilen Flanke unterhalb P.2349 gequerte werden kann und via Alp Nuova weiter zum Rotondo. Meist begangene Route (Normalroute)

Variante 2:

Der Route zum Chüebodenhorn bis ca. 2300m folgen, dann etwas nach rechts (nordwärts) abdrehen und via Sattel westlich P.2773, Passo di Rotondo auf den Gipfel.

 

Da wir im unteren Teil bereits sehr harte Verhältnisse angetroffen haben und sich zudem die steile Flanke recht vom Winde zerblasen zeigte, Eintscheiden wir uns für die wenig begangene Variante 2.

 

Von der Hütte queren wir über das flache Gelände der Alpe di Rotondo zur nächsten Steilstufe, knapp über 30° und reihen uns in die vielen Chüebodenhornaspiranten ein.

Wir steigen relativ zentral über die Geländestufe hoch. Harter vereister Schnee erschweren den Aufstieg massiv und auch ich muss nun die Harscheisen montieren. Hätten wir uns links oder rechts der Stufe gehalten, wäre der Aufstieg in relativ weichem Schnee ohne Probleme vonstatten gegangen, was wir leider erst feststellten, als wir uns schon fast oben im Kessle, südlich des Chüebodenhorns befanden.

Im flachen Kessel trennen sich schon bald die Wege. Auf ca. 2300m halten wir uns rechts. Die übrige Folgschaft fellen weiter zum Chübodenhorn.

Langsam an Höhen gewinnend gehen wir dem Sattel westlich von P.2773 entgegen. Der Schnee bleibt unentwegt hart. Das Gelände wird allerdings steiler und steiler am Schluss 35° und mehr. Auf ca. 2700m bewegen wir uns nach rechts an die Felsen. Dort ziehen wir unsere Ski aus und können in recht gutem Trittschnee die letzten Meter auf den Sattel ca. 2760m gehen.

Der Steilhang ist nicht etwa ausgesetzt aber eine Rutschpartie würde definitiv weit unten in grösseren Steinen enden, was sicherlich nicht gerade angenehm wäre.

 

Vom Sattel wandern wir mit den Skiern geschulter durch gerölliges Gelände rüber zum nordwestlich gelegenen Passo di Rotondo P.2754. Hier sehen wir zum ersten mal das Gewusel auf den Pizzo Rotondo. Nie hätte ich gedacht dass so viele diesen Gipfel besteigen wollen.

 

Vom Passo di Rotondo nach rechts (Nordosten) zur Normalroute und über den steiler werdenden Hang hoch zum Skidepot (ca. 3000m), dass sich unter den Felsen zwischen den zwei ausgeprägten Couloirs befindet. Hält man sich mittig des Hangs kann man gut in gemässigter Steilheit bis zum Skidepot hochsteigen.

 

Nun beginnt der Fussaufstieg. Steigeisen an die Füsse, Pickel in die Hand und los gehts. Durch erstaunlich guten Trittschnee steigen wir durch das rechte Couloir hoch. Bereits befinden sich schon einige Spuren darin. An der Verzweigung halten wir uns rechts und erreichen ohne Probleme den Grat. Von dieser Scharte westlich des Gipfels, gelangen wir über Blöcke, recht ausgesetzt aber einfach (II) zum Steinmann auf dem höchsten Punkt. Pizzo Rotondo P.3192

 

Mein Bericht soll nicht darüber hinweg täuschen, dass das Couloir sehr steil ist. 50° auf etwa 150 Höhenmetern. Also nicht unterschätzen. Abflug definitiv nicht erlaubt.

 

Zudem war diese Passage heute echt lästig. Viele der Tourengeher die sich durch das Couloir hoch und runter mühten, waren sichtlich überfordert. Dies bekam man dadurch zu spüren, dass man immer wieder mit Schnee, harten Schnee- und Eisbrocken eingedeckt wurde. Da Lob ich mir einen Helm auf dem Kopf.

Weiter sieht es nicht gerade vertrauenswürdig aus, wenn jemand auf dem leichten aber ausgesetzten Grat rum eiert, kaum vorwärts kommt, an jedem noch so kleinen Zacken halt sucht und schliesslich im Couloir Meter für Meter auf dem Arsch runterrutscht. Wenn man da vorneweg geht ist man froh, wenn man sich immer aus der direkten Falllinie halten kann.

 

Abfahrt

Während unseres Aufstiegs, hatte sich leider eine dicke Wolkendecke um den Gipfel gezogen, so dass wir eine bescheidene Aussicht geniessen durften, was nicht weiter tragisch war, da wir auf Grund der bereits schon warmen Witterung den Rückweg antreten mussten.

 

Also, erstmal auf gleicher Route zurück zum Skidepot. Vom Skidepot fuhren wir östlich am Passo di Rotondo vorbei über die schönen und offenen Südosthänge der Alp Nuova bis zur Steilstufe unterhalb P.2349 die es zu queren gilt.

 

Vorsicht: auf einer Höhe von etwa 2400m sind die Hänge 30° oder leicht darüber. Also aufgepasst.

 

Heute haben wir hier echt kriminelle Sachen gesehen. Ein Gruppe von etwa 10 Skifahrern stehen oben an dem besagten Hang. Ansich nichts aussergewöhnliches.

Dann hiess es aber auf los geht's los und alle brettern wie die wilden miteinander runter. Richtig verstanden. In 30° steilen offenen Gelände mit bis auf den Grund durchweichtem Schnee.

Ganz nach dem Motto no Risk no Fun. (2001 kamen hier 3 Tourenskifahrer bei einem Lawinenabgang umsleben)

 

Wir selber fuhren mit relativ grossem Abstand hinunter.

 

Nun erst querend dann abwärts über die sehr steile, 40° auf 50 Höhenmetern, Stufe unterhalb P.2349 zur Capanna Piansecco.

In der Querung sanken wir teilweise bis auf den Grund in dem faulen und Schnee ein. Wir konnten beide nicht leugnen, dass wir beim durchfahren dieser Passage ein sehr mulmiges Gefühl in der Magengegend hatten. Die nachfolgende 10 Gruppe sah das nicht ganz so. Diesmal wenigsten nich alle zusammen doch sehr agressiv durch kurvten sie diese Passage.

 

Ab der Hütte befinden wir uns wieder auf der Aufstiegsroute vom Morgen. Durch das Tal des Ri dell'Aqua fahren wir nach All'Acqua zurück. Im Tal fuhren wir durch einige frische Nassschneerutsche, die im Verlauf des Tages abgegangen waren. Trotz fehlender Sonneneinstralung wurden die Verhältnisse teilweise recht kritisch.

 

Tour zu zweit.

 

Startpunkt

All'Acqua 1614m

 

Ziel

Pizzo Rotondo 3192m

 

Anforderungen

Anspruchsvolle Skitour mit mehreren bis 40° steilen Stufen.

Couloir bis 48° Steil.

Ab Scharte, ausgesetzter und luftiger aber einfacher (II) Grat zum Gipfel

 

Hangrichtung

Südwest, Südost, Nordost

 

Lawinengefahr

Es müssen sichere Verhältnisse herrschen, da die verschiedenen Steilstufen schon in sich ein Risiko beherbergen. Vorallem für die Steilstufe nördlich der Cap. Piansecco wird dies benötigt.

Es ist unerlässlich bei Zeiten zu starten, damit man um die Mittagszeit zurück ist. Bei derart warmer Witterung nimmt die Gefahr von Nassschneelawinen minütlich zu.

 

Material

Übliche Skitourenausrüstung

Steigeisen, Eispickel für den Fussaufstieg

 

Zusätzliche Info

http://www.capannapiansecco.ch/

 

Fazit

  • Eine der schönsten sehr abwechslungreiche Skitouren die ich kenne.
  •  
  • Bergsteigerisch eine recht anspruchsvolle Tour die von allem etwas beinhaltet. (Steilstufen, weite schön zu befahrende Hänge, Steiles Couloir, ausgesetzter Gipfelgrat.
  • Die Skis müssen im Aufstieg wie auch in der Abfahrt beherrscht werden.
  • Spitzkehren in steilem Gelände dürfen kein Problem darstellen.
  • Toller Aussichtspunkt da höchster Gipfel im Gotthardgebiet.
  • Abfahrerisch weite wunderschöne Hänge, die wegen der Südausrichtung selten über Pulverschnee verfügen.
  • Tour bietet diverse weitere Möglickeiten

 

Genaue Route

All'Acqua P.1614, Tal Ri dell'Aqua, Capanna Piansecco P.1982, nordwestwärts in Kessel südlich Chübodenhorn, nordwärts auf Sattel westlich P.2773, Passo di Rotondo P.2754, Skidepot, rechtes Couloir, halb oben bei Verzweigung rechts in Schart, südwärts zum Pizzo Rotondo P.3192, Skidepot, östlich Passo di Rotondo vorbei, Alp Nuova, Steilstufe unterhalb P.2349, Capanna Painsecco P.1982, Tal Ri dell'Aqua, All Acqua P.1614

 

Alternativ 1:

Ab Cap. Piannsecco via Alp Nuova auf den Gipfel.

Alternativ 2:

Ab Rotondohütte via Wittenwasserpass und Gerengletscher auf den Pizzo Rotondo. (sehr lange Tour)

Alternativ 3:

Abfahrt durch das Gerental nach Oberwald. Nur bei Hartschneeverhältnissen zu empfehlen.

Alternativ 4:

Bei guten Verhältnissen zurück auf den Passo di Rotondo, Querung zum Chüebodenhorn und via Nordostcouloir auf das Horn.


Tourengänger: Lulubusi


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