Piz Tiarms 2918m (Einsamer Gipfel im Skigebiet des Oberalp)


Publiziert von Lulubusi , 15. Februar 2012 um 12:45.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:11 Februar 2012
Ski Schwierigkeit: ZS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR   CH-UR 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 880 m
Abstieg: 880 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:via Andermatt mit der Zermatt-Oberalpbahn zum Oberalppass.
Kartennummer:LK 1:25000 BL1212 Amsteg BL1232 Oberalppass / LK 1:50000 BL 256S Disentis

Piz Tiarms 2918m

 

Vom Skigebiet Andermatt-Oberalppass und abseits des häufig begangenen Pazolastocks gibt viele einsamere Gipfel die eine schöne Skitour versprechen. Einer davon ist der Piz Tiarms.

Mein Arbeitskollege Werner und ich nahmen diesen heute in Angriff.

Unsere gemeinsame Tour entstand eher zufällig, weniger geplant. Wir beide wissen schon länger über die Skitourentätigkeit des anderen. Und so kam es, dass wir uns bei einer zufälligen Begegnung beim Einkaufen zu einer Tour verabredeten. Dass diese schon drei Tage später stattfinden sollte, wusste wir da noch nicht.

 

Bei dickstem Nebel und recht starkem Schneetreiben, aus dem Nebel, stiegen wir ins Auto und machten uns auf den Weg nach Andermatt. Hier stiegen wir in die Matterhorn-Oberalpbahn und tuckerten gemütlich zum Oberalppass P.2043 unser Ausgangspunkt.

 

Aufstieg

Kurz orientieren wo welche Himmelsrichtung ist und schon machten wir uns gut eingepackt auf den Weg. Von der Bahnstation Oberalppass P.2043 gehen wir nordwärts.

Die flache Ebene des Oberalp ermöglicht es die Muskeln einigermassen auf Betriebstemperatur zu bringen. O.K. gute zwei Minuten reichen nicht wirklich aus, aber besser als nix.

Was wunderbar ist, dass man dank der Südwestausrichtung des Aufstiegshangs bereits früh morgens in den Genuss von wärmenden Sonnenstrahlen kommt.

Ungefähr dem Sommerweg folgend, steigen wir gemütlich nach Hinter Felli, westlich an P.2264 vorbei und durch die Mulde des Hinterfellibach zur Fellilücke P.2478 hoch.

Bis zur Fellilücke sind zwei Passagen zu durchqueren die die 30° Marke knapp überschreiten. Passage einz gleich zu Beginn des ersten Aufstiegs bei Hintere Sätz, die zweite bei Hinter Felli bevor man die Mulde des Hinterfellibachs erreicht.

 

Je näher man der Fellilücke kommt um so imposanter wird das Panorama. Schon hier lässt sich erahnen welchen herrlichen Ausblick man auf dem Gipfel haben muss. Alleine schon zur Fellilücke ist eine Skitour wert.

Über den Geländerücken der nordostwärts führt steigen wir weiter bis zur Wyssenlücke P.2826 hoch. Nach der Fellilücke sind nochmals zwei kurze Steilstufen mit etwas mehr als 30° zu durchqueren. Bei guter Routenwahl stellen diese kein grösseres Problem dar.

 

Auf der Wyssenlücke steht man bereits am Beginn des Nordgrates zum Piz Tiarms. Bevor wir das Skidepot errichten, steigen wir möglichst weit den Nordgrat hoch. Leider kommen wir nicht soweit hoch wie wir es gerne hätten. Zu Fuss geht es weiter.

Irgendwo habe ich gelesen, dass über den Nordgrat in leichter Blockkletterei der Gipfel erreicht wird. Ganz so trivial ist dieser allerdings nicht. Im Gegenteil, Kletterstelle bis III machen den Grat im Winter mit Schnee und Eis recht anspruchsvoll. Anfangs noch direkt auf dem Grat, weichen wir schon früh in die Westflanke aus. Spurend durch Trittschnee, meist hat Werner gespurt, steigen wir durch die Westflanke dem Gipfel entgegen, was deutlich einfacher ist.

Trotzdem Vorsicht! Die Flanke ist einige male doch deutlich über 30°. Ein paar mal standen wir vor dem Entscheid weiter oder Abbruch. Teilweise war doch deutlich zu spüren warum erhebliche Lawinengefahr herrschte. Schlussendlich schätzten wir die Gefahr von einem Schneerutsch als gering ein und standen doch noch auf dem Piz Tiarms P.2918.

Wir benötigten heute weder Steigeisen noch Eispickel, können aber ein sehr grosse Hilfe sein. Sicherheitshalber mitnehmen.
Auf Grud der Verhältnisse benötigten wir aber von der Wyssenlücke bis auf den Gipfel eine Stunde. Also genügend Zeit einrechnen.

 

Als ob uns der Gipfel willkommen heisst, konnten wir fast eine Stunde an der wärmenden Sonne , ohne bissige Biese, auf dem Piz Tiarms verweilen.

Alles hat mal ein Ende. Als die ersten Luftbewegungen spürbar wurden, machten wir uns an den Abstieg. Unsere Spuren folgend erreichen wir zügig unser Skidepot. Auf dem Rückweg stellten wir fest, dass heute sogar ein direkter Aufstieg mit Ski direkt durch die grobblockige Westflanke bis unter den Gipfelaufbau möglich gewesen wäre. Das hätte den Fussaufstieg deutlich verkürzt.

 

Abfahrt

Beim Skidepot angelangt, montieren wir unsere Skis und fahren leicht rechts vom Grat auf die Wyssenlücke P.2826 ab. Von hier kurven wir mehr oder weniger auf gleicher Route bis auf den Oberalp zurück.

Ab der Fellilücke P.2478 weichen wir ein paar mal in die schönen West und Osthänge des Hinterfellibachtals aus. Hierbei muss unbedingt die Lawinengefahr beachtet werden und etwas Routine beim Einschätzen der Schneeverhältnisse vorhanden sein. Ältere Lawinenniedergänge weisen auf die Gefahr hin. Bei Unsicherheiten hält man sich besser an die Aufstiegsroute.

Heute war die Abfahrt reinster Genuss! Meist pflügten wir mit unseren Ski durch feinsten Pulverschnee.

Auf dem Oberalp sprachen wir uns kurz ab und entschieden uns für die Bahn, die uns die letzten Höhenmeter nach Andermatt zurück brachte. Ein weiser Entscheid! Erst müsste man über das sehr flache Gelände des Oberalpsee bis nach Nätschen wandern und anschliessend im Rumel des Skibetriebs nach Andermatt abfahren.

Da wir den ganzen Tag alleine unterwegs waren und erst am Nachmittag auf der abfahrt auf weiter menschliche Lebewesen trafen, die doch tatsächlich noch auf den Gipfel wollten, lag beides nicht in unserem Interesse.

Eine derartig ruhige Tour die wir bis jetzt hatten, wollten wir nicht durch hektisches Pistenfahren beenden.

 

Hier kann ich auf zwei Alternativen hinweisen:

Alternative 1

Auf der Fellilücke anfellen und nach südwesten unter dem Unghürstöckli, dem Gross Schijen und durch Strahlgand bis nach Ober Stafel queren und von hier über die Skipisten nach Andermtt zurück. In der Querung bewegt man sich in flachen Gelände (unter 30°) steilere Passagen können ohne Probleme umgangen werden. Bei Nebel kann Wegfindung allerdings etwas tricki werden.

Alternative 2

Bei guten Verhälntissen und genügend Schnee bis in die Niederungen ist die Abfahrt durch das Fellital via Treschhütte zur Bushaltestelle Grutnellen sehr lohnend. Sollte man wie wir, das Auto in Andermatt stehen haben, müssen die ÖV-Verbindungen gut im Auge behalten werden.

 

Zudem könnte man von der Wysslücke via Val Val Tal zurück zum Oberalp gelangen.

 

Tour mit Werner.

Ich persönlich bewerte diese Tour, auf Grund der Steilstufen und des Grates mit einem ZS. Die Verhältnisse können das ganze Unterfangen massiv erschweren.

 

Startpunkt

Oberalppass 2043m (Talort Andermatt 1436m)

 

Ziel

Piz Tiarms 2918m

 

Anforderungen

Skitechnisch WS+. Einige Passagen überschreiten die 30° Marke.

Nordgrat zum Piz Tiarms Blockkletterei mit Passagen im III. Schwierigkeitsgrat. Bei guten Verhälntissen könen diese in der Westflanke umgangen werden. Grat darf auf keinen Falle unterschätzt werden. Eispickel und Steigeisen können eine sehr grosse Hilfe sein.

Hangrichtung

Süd, West

 

Lawinengefahr

Vorsicht in den Steilstufen im Skiteil und unterhalb der Bergflanken rechts und links der Aufstiegsspur. Westflanke des Piz Tiarms nur bei sicheren Verhältnissen begehen.

 

Material

Übliche Skitourenausrüstung

Steigeisen und Eispickel können von Vorteil sein. Bei geringer Erfahrung im Blockklettern ist ein Seil sehr nützlich.

 

Fazit

  • Vom Oberalppass schnell erreichter Gipfel.
  • Knackiger Schlussaufstieg über den Nordgrat der auch Alpintechnisch ein schmankerl ist.
  • Steilstufe um die 30-35° (recht Steile Westflanke)
  • Selten besuchter Gipfel bei dem man dem Skitourenrummel des Pazolastocks entgeht.
  • Umfangreiche Aussicht.
  • Mehrere Abfahrtsvarianten
  • Verhältnisse müssen einigermassen sicher sein.
  • Aus meiner Sicht eine Tour für diejenigen die sich zum ersten mal an ein etwas anspruchsvolleres Projekt wagen wollen.
  • Darf aber keinesfalls unterschätzt werden.
  • ÖV-Verbindungen halbstündlich von und nach Andermatt.

 

Genaue Route

Oberalppass P.2043, Hinter Felli, westlich P.2264, Mulde Hinterfellibach, Fellilücke P.2478, nordostwärts über Geländerücken, Wyssenlücke P.2826, Nordgrat, Westflanke, Nordgrat, Piz Tiarms P.2918, Wyssenlücke P.2826, Fellilücke P.2478, Hinter Felli, Oberalppass P.2043


Tourengänger: Lulubusi


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