Vom Hermannsdenkmal zum Kahlen Asten


Publiziert von Vandrer , 7. Februar 2012 um 22:53.

Region: Welt » Deutschland » Westliche Mittelgebirge » Sauerland
Tour Datum: 1 August 2011
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   Rothaargebirge 
Zeitbedarf: 8 Tage
Strecke:Gesamt: 170 km, Tagesschnitt: 21,25

Basisinformationen

Weg: von Detmold südlich auf dem Eggeweg nach Obermarsberg, dann westlich nach Brilon und von da den Rothaarsteig in südliche Richtung
Basisgewicht (Rucksackgewicht minus Essen, Spiritus und Wasser): 9796 Gramm
Wetter: angenehme bis warme Temperaturen; allerdings gegen Ende immer stärker werdender Regen


Tag 1: Detmold - Externsteine (15 km)

In Detmold angekommen galt es zunächst, den Weg zum Hermannsdenkmal zu finden. Dies stellte sich als kein größeres Problem heraus und nach dem obligatorischen Gruppenphoto ging es los. Nach wenigen Kilometern und einem nichtsdestotrotz schweißtreibenden Aufstieg standen wir dann vor dem berühmten Cherusker. Wenn auch durch Bilder gut bekannt, so ist dieses Monument schon allein aufgrund seiner schieren Größe beeindruckend!
Einige Zeit später erreichten wir die Externsteine und auch hier war die massive Wucht dieser Felssäulen faszinierend. Die umherwuselnden Touristen und Kinder mögen die Erhabenheit zwar etwas trüben, allerdings verschwanden diese nach und nach. Übrig blieben wir und einige Personen, deren äußere Erscheinung auf Etwas zwischen Sinnsucher, Esoteriker und Hippie schließen ließ. Wir sollten mit ihnen noch Bekanntschaft machen.
Vor Sonnenuntergang suchten wir uns einen Lagerplatz im Wald, richteten uns ein und kochten. Mein Holzkocher hatte den angenehmen Nebeneffekt, dass er die Mücken vertrieb. Nach dem Essen bestiegen wir mit Wein und Liedbüchern bewaffnet die Steine und priesen unter anderem den König von Thule.
Anschließend machten wir Bekanntschaft mit einer der „hippieesk“ anmutenden Gestalten und wurden in das Sun Pan-Spielen eingeführt. Der Klang und das Spielen dieser einem Ufo ähnelnden Metallschalen war zutiefst meditativ und trug bei zu dem tiefen Eindruck, den dieser Ort auch bei uns hinterließ. Entsprechend spirituell inspiriert sanken wir dann irgendwann in die Schlafsäcke.


Tag 2: Externsteine - Burgruine Iburg (20 km)

Bei strahlendem Sonnenschein frühstückten wir an dem See, der vor den Externsteinen liegt. Nach einer kurzen Wäsche und dem angesichts der sengenden Sonne obligatorischen Eincremen brachen wir Richtung Bad Driburg auf.
Der Weg war einerseits sehr schön, andererseits aufgrund der Hitze und der nicht immer ganz klaren Beschilderung aber auch recht anstrengend. Jedenfalls waren wir alle sehr froh, als wir endlich mit der Burgruine Iburg einen äußerst formidablen Lagerplatz gefunden hatten.


Tag 3: Burgruine Iburg - bei Kleinenberg (15 km)

Unterwegs wunderten wir uns etwas über die krude Wegführung: Parallel zu einer zwar unschönen, aber leicht zu gehenden Straße führte der Weg durch Brennesselgebüsch. Nachdem also jeder etwas gegen eine potenzielle Rheumagefährdung getan hatte, liefen wir einfach auf der genannten Straße und überholten dabei drei wackere Rentner, die sich tapfer durchs Unterholz schlugen.
Aufgrund der Knieprobleme einer Mitwandererin erreichten wir das ursprüngliche Ziel, Borlinghausen, nicht mehr und schlugen stattdessen unser Lager im Wald nördlich von Kleinenberg auf. Einziger Wermutstropfen: sehr hohe Zeckendichte!


Tag 4: bei Kleinenberg - Oesdorf (18 km)

Der Boden rund ums Tarp war zwar nass, aber immerhin konnten wir im Trockenen frühstücken und packen. Leider verblieb mir lediglich ein knapper halber Liter und jegliche Quellen waren morastig verendet. Entsprechend froh war ich, als wir mittags endlich einen Fluss erreichten.
Auf unserem Weg nach Oesdorf durchquerten wir einige sehr schöne Waldstücke und rasteten an einem Turm, Bierbaums Nagel genannt. Die wunderbare Aussicht und die ruhige Lage wusste uns allen dreien sehr zu gefallen.
In Oesdorf schließlich angekommen verbrachten wir die Zeit des Wartens auf zwei weitere Mitwanderer damit, gutes Wertheimer-Bier zu kaufen und einen Lagerplatz zu suchen. In einem etwas außerhalb gelegenen Waldstück wurden wir fündig und richteten uns ein.
Gegen acht Uhr abends war es dann so weit: Die beiden stießen mitsamt ihren fröhlichen Vierbeinern zu uns. Nach allgemeinem Hallo kam gleich die nächste freudige Überraschung: Aus ihren Rucksäcken zogen die beiden einen Grill, Würstchen, Brötchen und noch mehr Bier. Damit war der Abend perfekt und bis der Regen wieder fiel, genossen wir diese Archetypen deutscher Kultur...


Tag 5: Oesdorf - Diemelsee (30 km)

Bald nach dem Aufbruch wurden die Knieschmerzen der einen Mitwandererin heftiger, sodass sie und ihr Freund in Marsberg schließlich die Tour abbrachen. Der verbleibende Rest machte sich auf zum schweißtreibenden Aufstieg nach Obermarsberg, wo offiziell der Eggeweg endete. Diesen waren wir nämlich von den Externsteinen bis zur Kirche von Obermarsberg gelaufen.
Nach einer angenehmen Pause in der Sonne ging es weiter bis nach Giershagen, wo wir im Dorfkrug erneut Rast machten und uns mit Eis, Kaffee und Radler stärkten. Der Wirt sowie seine Gäste waren von sympathisch-skurriler Natur und wiesen uns freundlich den weiteren Weg Richtung Diemelsee, den wir als unser Tagesziel auserkoren hatten.
Am See angekommen stellten wir fest, dass überall Verbotsschilder bezüglich Hunden und Zelten aufgestellt waren. Außerdem fanden wir kaum eine ebene Stelle und wählten schließlich den Wanderweg oberhalb der Bundesstraße aus. Dort musste ich allerdings feststellen, dass ich mein Tarp aufgrund des Schieferbodens und ungünstig stehender Bäume schlichtweg nicht aufstellen konnte. Letztlich durfte ich bei einem freundlichen Fressbuden-Besitzer hinter der Hütte schlafen, wo ich mich einigermaßen leidlich einrichten konnte.


Tag 6: Diemelsee - südlich von Brilon (25 km)

Trotz des Fischgeruchs des Diemelsees fühlte ich mich nach einem Bad in ihm sehr erfrischt und spätestens beim anschließenden Kaffee bei einer der Strandbars blickten wir dem Tag fröhlich entgegen.
Dennoch hielt der Weg erneut einige knackige Anstiege bereit, sodass wir froh waren, am frühen Nachmittag Brilon erreicht zu haben.
Da wir aber noch etwas Strecke machen wollten, versorgten wir uns bald mit Proviant. Leider kippte dann allmählich das Wetter vollständig. Schon unser Aufbruch wurde durch heftige Regengüsse verzögert, sodass wir über die Stadtgrenzen vorerst nicht hinauskamen. In einer schwächeren Regenphase liefen wir dann doch los und kamen einigermaßen trocken noch bis zu einer Schutzhütte etwa acht Kilometer außerhalb Brilons, wo wir über Nacht zu bleiben gedachten. Dank Äbbelwoi, Erbswurst und asiatischen Nudeln schafften wir es dann doch irgendwie, uns relativ gemütlich ei-zurichten.


Tag 7: südlich von Brilon - Küstelberg (27 km)

Etwas zerknautscht und recht klamm zogen wir um etwa halb elf morgens los. Bald schon machte sich das Sauerland bemerkbar, durch welches wir ja nun auf dem Rothaarsteig liefen, und forderte einiges an Kraft und Schweiß bei diversen Auf- und Abstiegen. Gleichzeitig wurden wir dadurch mit einigen grandiosen Ausblicken belohnt!
Einige Kilometer später erreichten wir die Bruchhauser Steine, die in ihrer Art etwas von den Externsteinen hatten. Entsprechend wurde auch bei beiden versucht, aus der Natur Geld zu machen, und so hätten wir 3,50 Euro für einen Besuch latzen müssen, was wir lieber in Kaffee und sehr guten Apfelkuchen im angegliederten Café investierten.
Beim Langeberg musste ich mich von meinen zwei letzten Mitwanderern verabschieden. Unter bitteren Tränen, Wehklagen und guten Wünschen trennten sich damit also unsere Wege. Am selben Ort traf ich noch einige Wanderer des Sauerländischen Gebirgsvereins, die mir eine Karte des Rothaarsteigs schenkten. Dafür an dieser Stelle noch einmal vielen Dank!
Entsprechend motiviert und über die hervorkommende Sonne hoch erfreut stiefelte ich los. Ohne größere Pausen konnte ich gut Strecke machen und genoss auf meinem Weg nach Küstelberg einige sehr schöne Ausblicke. Oberhalb Küstelbergs kam ich in einer zwar etwas zugigen, aber trockenen und insgesamt recht komfortablen Hütte unter.


Tag 8: Küstelberg - Langewiese (20 km)

Um sechs Uhr öffnete ich die schlaftrunkenen Augen, erblickte strömenden Regen und pennte für zwei weitere Stunden noch einmal ein. In einer Regenpause packte ich eilig mein Gepäck zusammen und machte mich auf den Weg. Nur wenige Meter nach Küstelberg brach der Regen wieder los. An ein Weiter war nicht zu denken und so stellte ich mich in den Windschutz eines Schuppens, um das Gröbste abzuwarten.
Etwas verärgert über diese erneute Verzögerung zog ich dann im Nieselregen weiter und kam mittags in Winterberg an. Dieser eigentlich nette Ort steht ganz im Zeichen des Tourismus. Ich suchte nur schnell eine „Tuhrist-Infomäischen“ auf und erkundigte mich nach den Wetterprognosen. Ergebnis: ständig Regen und kaum Sonnenphasen.
Auf dem Weg zum Kahlen Asten musste ich mehrfach Unterschlupf in ungünstig konstruierten Schutzhütten suchen. Auf dem Boden stand das Wasser, der Wind bließ den Regen hineinein und faktisch war nur der Kopf im Trocken. Die Wanderwege verwandelten sich zusehends in kleine Bäche, die mir bergab entgegen flossen.
Entsprechend durchnässt erreichte ich die Wetterstation und das Lokal Kahler Asten. Nach einer heißen Schokolade (Selbstbedienung und aus dem Automaten!!!) und einer kurzen Wäsche auf der Toilette zog ich in einer Regenpause weiter Richtung Jagdhaus.
Keine zehn Minuten später setzten allerdings wieder Regen und heftiger Wind ein. Ich stapfte vor mich hin grummelnd noch bis Langewiese und informierte mich dort erneut nach dem Wetter sowie nach wasserdichten Schutzhütten. Beides fiel negativ aus und ich überlegte, wie sinnvoll es wäre, so weiter zu machen. Nach einigem Hin und Her entschied ich mich für den Abbruch. Hätte ich die Aussicht auf eine trockene Hütte sowie auf zumindest kurze Sonnenphasen zum Trocknen gehabt, wäre ich weitergelaufen, so aber erschien mir dies wenig erquicklich.
Um zehn nach vier nachmittags bestieg ich also den Bus Richtung Winterberg und fuhr von dort aus über Hallenberg und Frankenberg nachhause.


FAZIT: Ein tolle Unternehmung mit tollen Menschen! Zwei banale wie essenzielle Erkenntnisse: (1) weiter Gewicht reduzieren und (2) kaum trocknende Lederstiefel gegen Joggingschuhe, Trailrunner o.ä. austauschen.

Tourengänger: Vandrer


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