Sasso Miscioi (Domodossola)


Publiziert von Zaza , 22. Oktober 2007 um 12:09.

Region: Welt » Italien » Piemont
Tour Datum:20 Oktober 2007
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Zug nach Domodossola, Bus bis Cosasca (Fahrplan: www.vcoinbus.it)
Unterkunftmöglichkeiten:Allenfalls Rifugio Pozzolo, für Italienische Verhältnisse sehr gut eingerichtet und immer offen (1/2 h von Cortevecchio)
Kartennummer:285

Schade, dass Domodossola nicht mehr zur Schweiz gehört. In dieser Gegend liesse es sich gut leben, wenn man gerne in die Berge geht: Nebst hochalpinen Touren (Anzasca, Antrona) sind auch Gebiete mit typischer Südalpenwildnis quasi einen Steinwurf von der Stadt entfernt. Bekanntestes Beispiel ist das Val Grande, aber man muss für abenteuerliche Touren nicht mal so weit gehen: 

Auf der LK 285 Domodossola ist auch auf der Ausgabe von 2000 ein dichtes Wegnetz eingetragen, das die ehemaligen Alpen der Täler Menta und Ogliana erschloss. Man muss sich aber bewusst sein, dass es viele dieser Pfade nicht mehr gibt. Die Schweizer LK basiert zu einem guten Teil auf den offiziellen Italienischen Karten, und die wurden in dieser Region letztmals in den 1930er Jahren topografisch erfasst. Immerhin ist für 2008 eine neue Ausgabe der LK 285 (als Wanderkarte) vorgesehen, auf diesem Blatt werden die inexistenten Pfade voraussichtlich gestrichen.  

Wir haben den ersten Circolare-Bus Beura-Villadossola genommen und sind so kurz nach 08:30 in Cosasca eingetroffen. Praktischerweise hatte mein Begleiter (genauer gesagt: Tourleiter) den unteren Abschnitt bereits vor ein paar Wochen erkundet, so dass wir nicht viel Zeit mit der Suche nach dem Einstieg verloren. Bei einer Kapelle beginnt eine schöne Mulattiera (Saumweg), die bis zur Kirche San Lorenzo und noch weiter hinauf führt. Wenig oberhalb der Kirche zeigt ein roter Pfeil nach rechts. Man folgt dieser Markierung in allmählichem Anstieg Richtung Süden. Dabei kommt man an diversen gut unterhaltenen Häusern vorbei. Schliesslich erreicht man die Ruinen von Mura. Hier führt ein sehr interessanter Pfad mit diversen Kunstbauten steil in ein Tal hinab bis zu einer schönen Bogenbrücke. Man überquert die Brücke und steigt wieder an bis zu den Ruinen der Alpe Oro. Im weiteren Verlauf ist der Weg nicht immer deutlich, aber das Gelände ist einfach und bisweilen stösst man auf verblasste rote Markierungen. Man erreicht die Ruinen von Casal del Colle und später die schöne Weide von Corte Vecchio. Bis hier brauchten wir etwa 4 Stunden (ohne grosse Verhauer). In Corte Vecchio unterhielten wir uns lange mit einem Mann, der hier eine Hütte hat und der auch im Soccorso Alpino (Bergrettungsdienst) der Region engagiert ist. Seine Einladung zu einem Glas Wein war besonders darum angenehm, weil wir so dem bissigen Wind entkommen konnten.  

Nun ging es zunächst auf dem guten Verbindungspfad Richtung Alpe Menta bis zum höchsten Punkt (ca. 1720 m). Hier verlässt man den Pfad und kraxelt über den verbuschten Felsgrat zum Sasso Miscioi (1516 m). Vom höchsten Punkt muss man etwas linkshaltend durch Felsen lavieren, um weiter absteigen zu können. Dabei sind neuere Schnittspuren eine grosse Hilfe zur Orientierung. Schliesslich erreicht man den steilen Wald und kommt zu einem Köhlerplatz. Von diesem Punkt hält man weglos sehr steil rechts hinunter, bis man irgendwann auf einen Pfad stösst, der nach Sottosasso führt. Von den unteren Hütten führt der Weg mit vereinzelten roten Markierungen über den Bach (die ehemalige Brücke ist weg) und dann lange oberhalb des Baches durch felsiges Gelände mit einigen Kusntbauten bis Pra di Sopra. In Kürze erreicht man Mura, von wo aus es auf der Aufstiegsroute retour geht. Von Cosasca ging es dann zu Fuss bis zum Bahnhof in Domodossola (ca. 1/2 Stunde).  

Diese Route ist etwas für Leute, die Erfahrung mit der Wegsuche im steilen südalpinen Gelände haben und die auf "echte" Gipfel verzichten können. Sie ist eher in der umgekehrten Richtung sinnvoll, weil man so den anspruchsvollsten Abschnitt (Sottosasso – Sasso Miscioi) im Aufstieg begeht.  

Von Sottosasso kann man offenbar auf kargen Wegspuren weiter ins Tal des Ri di Menta aufsteigen. An einer bestimmten Stelle (auf der alten LK von 1963 mit P. 1462 kotiert) gelangt man zu einer ehemaligen Goldmine. Gefunden worden sei aber nichts. Der untere Teil des Ri di Menta (ab Mura) ist übrigens bei Freunden des Canyoning recht bekannt, vgl. hier.

 

Weitere Infos und Fotos zu dieser Zone werden demnächst auf www.in-valgrande.it aufgeschaltet.


Tourengänger: Zaza
Communities: Ticino Selvaggio


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Kommentare (3)


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ABoehlen hat gesagt:
Gesendet am 22. Oktober 2007 um 13:23
Ciao Zaza

Danke für diesen interessanten Bericht! Ich war auch schon im Gebiet hinter Cosasca unterwegs, allerdings längst nicht so tief in die Wildnis eingedrungen wie Du.

Hinzuzufügen wäre noch, dass die Querung des Baches im Tal hinter Pra di Sopra wohl nur jetzt im Spätherbst realistisch ist, denn als ich dort war (April 2004), hätte ich das bei der Wassermenge und der extremen Strömung niemals gewagt.

Bezüglich einer T-Ausgabe des LK-Blattes 285 würde ich keine allzu grossen Erwartungen haben. Inwieweit die Grundkarte dazu überhaupt nachgeführt wird, kann ich nicht genau sagen, die Nachführung des Wegnetzes wäre jedenfalls extrem aufwändig und entsprechend teuer, ohne dass auf der Gegenseite ein grosser Nutzen daraus resultiert. Die Mehrheit der Kartenbenützer, sprich Käufer, interessiert sich nun mal nicht gross für solche, touristisch kaum erschlossenen Gebiete (zum Glück, muss ich sagen, Massentourismus und Rummel in den Bergen haben wir genug!).

Ausserdem darf nicht vergessen werden, dass swisstopo primär für die Schweiz zuständig ist, und grosse Aufwände im Ausland entsprechend zu vermeiden versucht.

Liebe Grüsse und weiterhin spannende Touren in den Südalpen!

Adrian

Zaza hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. Oktober 2007 um 15:21
Ciao Adrian,

merci für den Hinweis betr. Bachquerung - du hast natürlich recht, in der Zeit der Schneeschmelze ist das zweifellos eine ganz andere Geschichte.

Was die Karte betrifft, ist ein Kollege von mir dran, im Auftrag von Swisstopo die Sache zu überarbeiten. Wir sind letzte Woche zusammengesessen und haben aufgrund unserer Kenntnisse identifiziert, welche Pfade gestrichen werden sollten (Streichungen sind gut möglich). Für die Routen, die wir beide nicht kennen, holt er nun noch Infos von weiteren Leuten aus der Gegend ein. Das Ergebnis könnte also eine recht gute Sache werden.

Ich möchte in den nächsten Wochen (d.h. vor dem Fahrplanwechsel) mal den Pfad erkunden, der von Porcelli nach Colle, Crischiovo und Drisoni führt. Kennst du den? Falls nein, hast du Interesse, mitzukommen?

Grüsse, Zaza



ABoehlen hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. Oktober 2007 um 20:17
Ciao Zaza

Das sind ja erfreuliche Neuigkeiten! Da ich selbst an der swisstopo arbeite, hörte ich zwar, dass Überlegungen zur Erstellung einer T-Karte 285 in Gange seien, wusste aber nicht, dass schon so konkret in dieser Richtung gearbeitet wird. Finde ich toll!

Nein, diese Route, die Du als nächstes erkunden willst, kenne ich noch nicht. Ich würde mich natürlich freuen, dabeisein zu können, habe allerdings im November schon einige Termine an den Wochenenden. Aber ich schlage vor, dass wir weitere Details einfach per E-Mail besprechen und wenn's klappen sollte, umso besser!

Für den Aufstieg nach La Colla könnte es evtl. sinnvoller sein, den Weg von Cosasca, vorbei an der Kapelle "Madonna delle Grucce" (540 m) zu nehmen (bis dort beschrieben im Büchlein "Itinerari Escursionistici" der "Libretti Ossolani"), falls der Direktaufstieg von Porcelli nicht auffindbar wäre.

Liebe Grüsse
Adrian


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