Der ganz besondere Stephanstag


Publiziert von laponia41 , 29. Dezember 2011 um 10:01.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Berner Voralpen
Tour Datum:27 Dezember 2011
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT2 - Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 1200 m
Abstieg: 1200 m
Strecke:18 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Kemmeriboden
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Habkern Post
Unterkunftmöglichkeiten:Hohganthütte SAC Sektion Emmental

Zitat: "Heiliger Abend, Weihnachten, Stephanstag: drei Festtage in Folge. Aber was feiert man eigentlich am Stephanstag? In der katholischen Kirche gedenkt man dem Martyrium des Heiligen Stephans, im evangelischen Kalender ist es der 2. Weihnachtstag - und in der SAC Sektion Emmental ist es Hüttenaltjahr, Hüttensilvester und Hüttenneujahr in einem.

Der Brauch ist vor Jahrzehnten entstanden. Ursprünglich war es das Geburtstagsfest des Hüttenwarts, heute einfach der traditionelle Gang einer Gruppe von Insidern, die mit Schneeschuhen oder mit Skis vom Hübeli aufsteigen, in der Hohganthütte eine Suppe kochen und dazu die sagenhaften Würstli des Hübeli-Metzgers essen, ein oder zwei Gläser Oktobertee trinken und das einfache Mahl mit einer riesigen Hohgant-Merängge abrunden."


So begannen die Berichte von den Stephanstagen 2009 und 2010. Und so starteten wir auch am 26. Dezember 2011 wiederum bei Tagesanbruch unten im Hübeli. Schnee lag in Hülle und Fülle, kein Wölkchen am Himmel. Die Skitourenfahrer eilten spurend voraus, wir hinterher machten sie Schneeschuh tauglich, weil wir wussten, dass zwei Hikr folgten, die eine bequeme Spur über alles lieben. Ab Schluecht hatte ich in Absprache mit dem Ranger der Moorlandschaft Habkern - Sörenberg noch eine besondere Aufgabe zu erfüllen. Ich markierte nämlich mit gelbem Vogelschreckband den Hüttenweg zur Hohganthütte, der nach Schneefällen nicht ganz einfach zu finden ist. Die nachfolgenden Zaza und Hurluberu fanden dank diesen Bändern sicher zur Hütte, wo in Gesellschaft von Fenek und laponia41 ein kurzes Mini-Hikr-Treffen stattfand. 

Derweil Zaza und Hurluberu über den Südgrat zur Steinigen Matte stiegen, ergötzten sich die Hohgant-Fans der Sektion Emmental an Suppe, Brot, Hübeliwürsten, Oktobertee und Meränggen. Sie tranken auch noch den koffeinhaltigen Aufguss eines ungesunden Getränkes. Den Namen habe ich gerade vergessen, aber unser lieber kafi35 kann da sicher weiterhelfen.

Wenn man nicht einnachten will, muss man um ca. 14 Uhr mit dem Abstieg beginnen. Fenek, Nedime und ich wollten jedoch den Tag voll auskosten und erkundeten mit den Schneeschuhen die nähere Umgebung der Hütte. Bewusst verzichte ich im Bericht auf eine genauere Wegbeschreibung. Aus Rücksicht insbesondere auf die Birk- und Schneehühner sollten solche Gänge nicht zur Regel werden.

Den Abend rundeten wir mit einem Fondue ab, legten uns schon früh schlafen und wurden in der Nacht durch unerklärlichen Lärm geweckt und erschreckt. Es krachte im Gebälk, über uns toste und rauschte es, zum Abschluss ein dumpfes Plumpsen unter dem Fenster. Ein Blick aus dem Fenster - die Erklärung war da. Die Schneedecke auf dem Dach war gerissen, beidseitig der First fuhren Schneebretter ab. Vor der Hütte lag der Schnee meterhoch, genau dort, wo wir gestern geplaudert hatten......

Am nächsten Morgen stiegen Fenek und Nedime ab ins Hübeli, ich folgte brav den Markierungen hinüber zur Widegg und weiter über den Bohlberg auf die Lombachalp. Von hier fährt ein Shuttlebus hinunter nach Habkern. Den benutzte ich natürlich nicht. Bei so guten Verhältnissen war der Abstieg über die Schwendiallmi ein Vergnügen. Ich hatte gar kein Bedürfnis, zu früh in die graue Nebelsuppe einzutauchen. Einzig lästig waren zum Schluss die Stollen unter meinen Schneeschuhen. Wenn schon rutschen und gleiten - dann schon lieber mit den Skiern.

Was mir an diesem Stephanstag zu denken gibt: von der Generation, die mit diesem Brauch begann, bin ich der Letzte, der noch dabei ist. Jeder solche Tag ist ein Geschenk.

Tourengänger: Fenek, laponia41


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Kommentare (7)


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bidi35 hat gesagt: wunderschöne Stephanstag-Story...
Gesendet am 29. Dezember 2011 um 11:03
...garniert natürlich wie gewohnt mit wunderbaren Fotos. Gratuliere.

Habe den Kafi35-Wink verstanden;-))

Eure Schlemmereien haben mich gluschtig gemacht. Habe mich dafür gestern in der Ossola schadlos gehalten...kein Schnee, aber Speis und Trank in Hülle und Fülle...

Und noch etwas...deine Superfotos machen mich langsam eifersüchtig, da sind meine Heugeli direkt Ausschussware. Da meine Kamera ohnehin ein Näggi hat, weiss ich wohl, was ich im neuen Jahr zu tun habe!!

LG Heinz

laponia41 hat gesagt: RE:wunderschöne Stephanstag-Story...
Gesendet am 29. Dezember 2011 um 17:41
Fotografieren ist meine Leidenschaft. Zudem nehme ich mir Zeit, meine Fotos für Hikr zu bearbeiten. Ich würde nie ein Foto direkt aus der Kamera ins Internet stellen. Übrigens: ich bin auch erifersüchtig. Auf die vielen Käfeli nämlich. Da weiss ich auch, was ich nächstes Jahr zu tun habe.

LG Peter

Felix hat gesagt:
Gesendet am 30. Dezember 2011 um 07:22
so etwa stelle ich mir den Hikr-Treff vor - etwas unruhiger wohl ...

Gewohnt schöner, interessanter Bericht des Hohgant-"Wächters" - Danke dir, lieber Peter!

Lieber Gruss

Felix

laponia41 hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. Dezember 2011 um 07:54
Das denke ich auch. Unruhiger, lebendiger, aber ebenso spontan wie am Stephanstag. Am Treff sind ja dann auch alle vertraut mit der Sprache der Hikrologen.

LG Peter

CarpeDiem hat gesagt:
Gesendet am 8. Januar 2012 um 16:01
Wow! Was für prachtvolle Bilder die den schönen Stephanstag-Bericht begleiten...

LG
Anne-Catherine

Gelöschter Kommentar

laponia41 hat gesagt: RE:Sagenhafte Bilder...
Gesendet am 13. Januar 2012 um 19:33
Herzlichen Dank für diese Rückmeldung. Sie freut mich sehr und animiert mich, auf meiner persönlichen Hikr-Homepage gelegentlich zu definieren, was ich mit meinen Berichten für eine Philosophie habe und wo ich in Zukunft die Schwerpunkte setze.

LG Peter


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