...der Zug vergass zu halten... beinahe!


Publiziert von Henrik , 8. Dezember 2011 um 22:40. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Freiburg
Tour Datum: 1 Dezember 2011
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-FR   CH-VD 
Aufstieg: 60 m
Abstieg: 60 m
Strecke:Yvonand - Cheyres / Cugy - Ménières - Granges Marchand
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV
Zufahrt zum Ankunftspunkt:ÖV
Kartennummer:map wanderland

 .... im vordersten Zugsteil sass Pfaelzer, der um eine spätere Abfahrt aus Zürich gebeten hatte – wir sind unterwegs in eine weitere ihm noch vollends unbekannte Region, nicht Berge sind unser Ziel, sondern die flache Moränenlandschaft in der Umgebung des Neuenburgersees, ein weiteres TuT-Unterfangen. Meine Vorliebe für die Romandie ist eindeutig und auch zunehmend bekannt auf hikr.s – ich mag die Atmosphäre, den Takt der Zeit und die etwas andere Speisekarte – zudem scheint mir, dass in den Regionen, die ich in letzter Zeit gehäuft besucht habe, auch die Preise moderater sind als allein schon im Agglo-Raum Basel, das wird für Zürich nicht anders sein bzw. explizit höher.  Mit dem ICN fahren wir entlang des Jurafusses nach Yverdon-les-Bains, steigen dort um in einen NPZ, der nach Romont unterwegs ist. In Basel schien die Sonne, Olten lag wie üblich im Grau, in Solothurn die ersten Sonnenstrahlen, in Neuchâtel ein imponierendes Wechselspiel mit Wolken und Sonne, theatralische Dramatik oder ein wenig Turner in Weiss. Sanft und aquarellartig die Landschaftsfarben unterhalb des Mont Aubert wie auch bis hinunter nach Grandson. Direkt gegenüber beginnt unsere Flachlandtour in Yvonand.
 
 .... am Bahnhof kurz stehengeblieben, das Mobiliar inspiziert, dann die Vergänglichkeit aufgesogen. Was auch noch ins Auge fällt, sind die Güterwaggons, die hier auf einem Nebengeleise abgestellt sind und die bis über den Rand mit Zuckerrüben beladen sind. Wir befinden in der Grande Cariçaie, dem grössten Seeuferfeuchtgebiet der Schweiz. Sie beherbergt etwa ein Viertel der Flora und der Fauna des Landes. Hochgewachsene Ulmen und Birken mit Hunderten von Mistelbouquets im Astwerk. Der WW folgt unweit des Ufers, der hier über Kilometer geschützt ist.  Und doch treffen wir auf Störmuster – eine Wochenendsiedlung mit unzähligen kleinen Häusern findet sich inmitten dieser Schutzzone, auch Yachten an Land gezogen, weisen auf eine nahe Marina hin.. Eigentlich wollten wir unmittelbar ans Wasser, doch da wir trotz Karte den Weg nicht sofort fanden, liessen wir es bleiben, somit können wir noch den Bahnhof Cheyres einer nähern Betrachtung unterziehen: wirkte etwas vernachlässigt, ist aber bewohnt und Holztäfer stapelte sich hinter dem Billetautomaten. Dank der erhöhten Landschaftslage ist auch der Blick frei hinüber auf das Gegenufer und den langgezogenen Hügelzug: Creux du Van bis hin zum Chasseron. Wir sind gerade im Begriff uns auf den einfahrenden  Zug einzustimmen, staunen wir doch ein wenig, mit welcher Geschwindigkeit er auf uns zurast und dann einen Vollstopp hinlegt ...hätte ich nicht die Hand zum Anhalten hingestreckt....wäre er wohl vorbeigerauscht...unplanmässig...wir und eine junge Frau steigen in den NPZ, in dessen hintersten Wagenteil, der gerade noch auf Perronebene zu stehen kam ..in der Luft hing Bremsstaub! Wir konsultierten online den Fahrplan und fragten die junge Frau, ob der Zug hier ordnungsgemäss hätte anhalten müssen – ja, hätte er! Sache git’s... 



 .... schon zu Hause war klar, dass wir in Cugy (FR) uns zu Tische setzen sollten (geplant war ursprünglich Menières). Allerdings hatte ich das Hotel de L’Ange im Kopf, doch der beinahe volle PP vor dem Hôtel/Restaurant de la Gare bestätigte erneut die Regel, dass viele Fahrzeuge gute Kundenleistungen implizieren – wir bestellten zwei Pizzen (aux Champignons) sowie einen halben Gamay. Mit Wasserspielen und eher kitschigen Gipsdarstellungen verströmte das Lokal, in dem wir satt wurden, den Hauch eines Gartenbades – aber der Service war aufmerksam und sehr freundlich.  Als wir beim „Engel“ vorbeispazierten, wussten wir, was wir hatten!  Für den zweiten Teil wählten wir nicht nur WW, wir entnahmen dem Kartenausdruck einen leicht ansteigenden Wirtschaftsweg auf die Anhöhe Pt. 522, dort überraschte uns die Weitsicht hin zu den Freiburger Alpen, die Bilder liefern den Beweis. Übrigens, wir waren ohne Gegenverkehr unterwegs.... eine einzelne Joggerin querte den Weg. Weite, grosse Felder haben wir einsehen können, auf denen Traktoren eggten und Gülle ausbrachten. Beim Weiler Granges-des-Bois fielen uns die grossen Trocknungshallen aus Holz auf, riesige Scheunen, in denen die Tabakblätter zum Trocknen hingen. Für mich ein Novum, war mir nicht bewusst, dass diese Region eine diesbezügliche Grössenordnung hatte – im weitern Verlauf unseres Spazierganges begegneten wir weitern Bauten vor Granges-près-Marnand. Das Restaurant in Ménières empfing uns mit einem Schild FERMĖ, obwohl online es hätte heute offen sein müssen – meine ursprüngliche Planung für diesen Ausflug hatte ich eigentlich um dieses herum organisiert (weil ich vor Jahren mit dem RRC mal vorbei gekommen bin) ...zum Glück oder einer Vorsehung zum Dank, hatten wir in Cugy gegessen... meinte lakonisch Pfaelzer, wie recht er hatte. Im weitern Verlauf des Spaziergangs hielten wir uns in Ermangelung eines Parallelweges an die Strasse, die überaus befahren war. Wir wichen auf die Rabatten aus. In Granges-près-Marnand angekommen, stand allerdings  noch Zeit zur Verfügung, eine Beiz lockte, aber weise Voraussicht anmahnend, empfahl Wolfgang jetzt schon den Bahnhof anzupeilen – was sich als richtig erwies. Dort wurde gerade ein Zuckerrübentransport zusammenrangiert, der zur Abfahrt in die Raffinerie Aarberg bereitstand. Wir beschlossen ein paar Stationen entgegengesetzt zu fahren, um „überschüssige“ Zeit zu kompensieren, so kamen wir dann in Henniez vorbei und stiegen aus in Lucens, das 1969 für Schlagzeilen sorgte – auch die Schweiz hatte schon mal ihr „Fukuschima“ (...). In Lucens isst man übrigens z. Z. einen Gault Millau 16 – also eigentlich auch ein erstrebenswertes Ziel einer TO-DO-Liste... Mit dem RegioExpress fuhren wir dann nach Payerne, dort weiter mit dem RE nach Fribourg, um uns dort, zwischenzeitlich erste Rushhour-Zeichen, in die Menge einzuordnen. Mit dem IC weiter nach Bern, wo wir uns trennten – denn Pfaelzers Zug hält nicht in Olten und heute unterliess ich einen Umweg via Zürich. So hatten wir also einen kleinen Teil der Romandie erwandert, haben Kantonsgrenzen überschritten und zwei Erwerbs- und Produktionszweige näher kennen lernen dürfen: Tabakanbau und die versüssende Rübe, ohne die die Industrie und der Genuss nicht mehr auskommen.. Wir möchten mit diesem Bericht die Feinschmecker auf hikr. dazu inspirieren, die Romandie lukullisch zu erschmecken und auch das flache Land nicht ausser acht zu lassen – allein die Anfahrt bedarf keiner Entschuldigung... von Zürich sind es nach Yverdon gerade mal zwei Stunden! Und die Preise, liebe KollegInnen, sind moderat ... und noch was: die Zeit verstreicht einfach anders.... 



Tourengänger: Henrik , Pfaelzer
Communities: Touren und Tafeln


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (1)


Kommentar hinzufügen

Felix hat gesagt: stets erfrischend, schön und interessant ..
Gesendet am 12. Dezember 2011 um 23:45
deine Berichte aus Gegenden, die wenig bekannt und anders spektakulär sind - Danke dafür, lieber Henrik.

lg Felix


Kommentar hinzufügen»