Bälmeten (zwischen versteinerten Munggen und Affen)


Publiziert von Staeffl , 20. Dezember 2011 um 17:19.

Region: Welt » Schweiz » Uri
Tour Datum:20 November 2011
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-UR 
Zeitbedarf: 7:15
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem PW bis Erstfeld, in der Nähe der Bahn nach Oberes Schwandi parkiert (grosser Kiesparkplatz).
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Von Schattdorf mit dem Bus nach Bahnhof Erstfeld, von dort zu Fuss wenige Gehminuten bis zurück zum Parkplatz.

In Kürze (Weg-/Zeitangaben):
Start Bergstation Obere Schwandi ca. 9:25; Verzweigung vor 2. Bach ca. 9:50; Ronenalp ca. 10:35; Bödmer ca. 11:50; Bälmeter Grätli (Wegweiser) ca. 12:40; Gipfel Bälmeten ca. 13:15
Abmarsch Gipfel ca. 13:50; Verzweigung vor Gratbuckel ca. 14:15; Pfaffenwald ca. 15:50; Haldi Bergstation ca. 16:40
Gemütlich begangene Tour.

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Eigentlich wollte ich an jenem Sonntag ja mit zwei bis drei Mädels die Rigi Hochflue erklimmen. Statt dessen wurde es ein recht spontanes Wochenende - ganz nach dem Motto: erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.
Das Gspändli von Susann hatte sich bereits am Freitag krank gemeldet (wodurch ich in den Genuss kam, sie an den Bächli-Apéro in Pfäffikon zu begleiten; die Gelegenheit nutzten wir, um Franz und Rösly - Fraroe - kennen zu lernen und mit ihnen zu plaudern).
Etwas ärgerlicher hingegen war dann die ge-sms-te Absage, die am Samstagabend auf meinem Natel war, als ich mit meiner Gruppe aus der Höhle kam.
Wenigstens blieb mir Susann eine treue (und flexible) Wandergefährtin; statt für die Hochflue entschieden wir uns (da wir jetzt ja den ganzen Tag hatten) kurzerhand für den Bälmeten.

Freundlicherweise durfte ich am Samstagmorgen gleich in Susanns Beetle hüpfen, und weiter ging die Fahrt Richtung stark vernebeltes Erstfeld.
Gleich beim Bahnhof führt eine beschilderte Strasse links weg. Etwas irritierend mag die Aufschrift Strängmatt sein, da die Bergstation ja beim Oberen Schwandi ist. Nichtsdestotrotz, nur wenige Biegungen und Kurven weiter gelangt man zu einem gekiesten Parkplatz.
Dort liessen wir den Wagen stehen und investierten an die fünf Gehminuten, um zur Talstation zu kommen.
Diese ist nicht viel mehr als ein auf einer Seite offener alter Holzbau. Ein rasches Studium des Fahrplans belehrte uns, dass wir (um 9:10) für die Fahrt zur vollen Stunde zu spät waren, und für die zur halben Stunde viel zu früh. Und das im grauslichsten Nebel!

Wir entschieden uns, mal vorsichtig anzufragen, ob wir nicht schon etwas früher rauf könnten. Susann zeigte plötzlich ganz ungewohnte Anzeichen von Schüchternheit - so lag es an mir, ritterlich die Aufgabe des Telefonierens zu übernehmen. Nach dem Drücken des gekennzeichneten Knopfes war jedoch aus dem Hörer nichts zu hören, auch nach dem Drehen der Kurbel tat sich nichts. Etwas entmutigt hängte ich den Hörer wieder ein. Aber kurz darauf läutete das Telefon, und rasch nahm ich ab. Eine weibliche Stimme begrüsste mich, und höflich fragte ich, ob die Bahn auch nur mit zwei Leuten zwischendurch fahren würde. Die Antwort war nein, und so stellten wir uns auf lange (und nebelgraue) 20 Warteminuten ein.
Aber dann schellte das Telefon noch einmal, und die Dame liess mich wissen, dass wir um 9:15 doch fahren könnten. "Einsteigen!" forderte sie uns auf, und wir taten wie geheissen.

Es dauerte noch ein Weilchen, bis sich die Bahn in Bewegung setzte, aber schliesslich liessen wir die Nebelgrenze hinter uns und trafen kurz darauf bei der Bergstation ein. Da sahen wir auch den Grund, weshalb wir so lange hatten warten müssen: die Dame, die uns oben begrüsste, hatte bereits ein stattliches Alter und ging an Krücken. Mit ein paar netten Worten bedankten wir uns für die zusätzliche Fahrt, und ich rundete den Fahrpreis auf. Als sie erfuhr, dass wir auf den Bälmeten wollten, gab sie uns noch den Tipp, uns beim zweiten Bach links hoch zu halten.
Vor der Station lag friedlich ihr Hund, der auch nicht mehr der Jüngste war. Dann waren wir unterwegs Richtung Ronen/Strängmatt.

Der Weg ist von der Oberen Schwandi her noch breit, führt kurz darauf durch ein Stück Wald, schliesslich über den ersten Bachlauf (der bei unserer Wanderung trocken lag), immer Richtung Strängmatt. Vor dem zweiten Bach (dieser führte etwas Wasser) befindet sich zudem ein Bänklein. Ob die Klingel des Gasthauses Strängmatt, welche am Fels angebracht war, wirklich funktioniert, haben wir nicht ausprobiert. Entsprechendes Posieren konnte Susann dennoch nicht unterlassen.

Vom Bänklein aus ist der schmale Pfad hoch zur Ronenalp bereits gut zu sehen. Ziemlich steil geht's ab hier hoch, rasch gewinnt man an Höhe. Da der Bach nicht übermässig viel Wasser führt, sind die Querungen kein Problem. An ein, zwei kurzen Stellen unterstützen Drahtseile den Aufstieg.
An der Verzweigung zur Strängmatt machten wir eine kurze Trinkpause und wurden von einem etwas rasanteren Wanderer ein- und überholt. Bei dem kurzen Gespräch mit ihm erfuhren wir, dass Marie, die alte Dame bei der Seilbahn, bereits 93 Jahre alt ist!!!
Kurz darauf erreichten wir die Hütten bei der Ronenalp und machten hier noch mal Rast.
Abgesehen von dem Einzelgänger, von dem wir inzwischen auch nichts mehr sahen, war von jeglichen anderen Wandervögeln weit und breit nichts zu entdecken. Wie aus anderen Hikr-Berichten zu entnehmen, scheint diese (doch sehr schöne) Strecke nicht sehr viele Leute anzuziehen.

Etwas unter Bödmer - und kurz vor der Mittagszeit und dem sich langsam einstellenden Hungergefühl - begann Susann fieserweise plötzlich, von ihrem Essen am vorangegangenen Abend zu schwärmen; insbesondere von leckerem Orangentiramisu. Gemein, sowas!
So machten wir, nachdem wir eine kleine Unterstandshütte im Schutze einer Balmen passiert hatten, einen etwas längeren Halt gleich beim Wegweiser Bödmer.

Anschliessend ging's - immer noch recht stotzig - weiter hoch zwischen vielen anderen möglichen Gipfelzielen. Mitunter fallen auch die Formen der Felsen ins Auge, so kann man mit etwas Fantasie einen Mungg erkennen, oder aber den   Kpo k    Kopf eines Gorillas wie aus Planet der Affen.
Zudem fand Susann noch eine (fast) leblose Eidechse. Als kaltblütige Reptilien fallen diese bei kalten Temperaturen in Starre. Immerhin schenkte sie Susann doch noch ein träges Blinzeln.

Je näher wir dem Bälmeter Grätli kamen, umso mehr Wanderer konnten wir sichten. Übermässig reger Betrieb herrschte jedoch nicht.
Wir stiegen zum Wegweiser hoch und von dort über den Grat weiter zum Gipfel. An mehreren Orten lag steinhart gefrorener Schnee. Die paar Stellen, die wir darauf gehen mussten, waren jedoch (abgesehen von der Gefahr, auf dem Hosenboden zu landen) problemlos zu passieren. Meistens konnten wir eh auf Fels und Gras ausweichen.

Auf dem Gipfel trafen wir den Berggänger wieder, der uns überholt hatte, und erfuhren dort auch seinen Namen. Ausserdem konnte Marcus damit angeben, schon 52 Mal auf dem Gipfel gewesen zu sein; kein Wunder, für ihn als Einheimischen ist der Bälmeten der Hausberg.
Wir plauderten noch ein Weilchen und fragten ihn auch über die alpine Abstiegsroute aus. Obwohl diese von oben ziemlich schneefrei aussah, wollten wir nichts riskieren und entschieden uns, auf dem normalen Wanderweg runter nach Haldi zu gehen.
Marcus verabschiedete sich, und wir - jetzt ganz allein auf dem Gipfel - suchten uns ein Plätzchen, um unserem Körper noch etwas Verpflegung zu gönnen.
Und was packt da meine schlitzohrige Weggefährtin aus? Richtig, die Reste vom Orangentiramisu, von dem sie vor Kurzem noch geschwärmt hatte. Da verzeiht mann doch gleich wieder alles ;)

Frisch gestärkt machten wir uns wieder auf den Weg zum Wegweiser beim Bälmetergrätli. Vor dem Buckel entschieden wir uns für den etwas direkteren Abzweiger. Leider liegt diese Stelle im Herbst/Winter wohl auch lange im Schatten - wir mussten wieder über alte Schneefelder, die stein- und beinhart gefroren waren. Aufgrund des abschüssigen Geländes begingen wir diese entsprechend vorsichtig.
Eine ganze Weile konnten wir uns auf dem Wanderweg bewegen, bis dieser in die Kiesstrasse überging.
Ab hier zog sich der Weg in die Länge, irgendwie hatte ich stets das Gefühl, wir müssten doch bald mal das Haldi erreichen. Nix da, nach dem Pfaffenwald waren wir erst in Sodberg und mussten weiter über die Kiesstrasse, dann ging's quer über Wiesland und noch mal durch das kurze Stück des Studenbergliwalds und die letzten paar hundert Meter über die asphaltierte Haldistrasse.

Endlich an der Bergstation Haldi mussten wir dann feststellen, dass wir die Bahn schon wieder um etwa 10-15 Minuten verpasst hatten. Nach dem Studium des Busfahrplans entschieden wir uns, oben noch eins trinken zu gehen und dann mit der Bahn um 17:30 nach Schattdorf zu fahren.
Das Restaurant schloss jedoch bereits um 17:00. Also krempelten wir unsere Pläne wieder um, nahmen die 17-Uhr-Gondel und suchten uns in Schattdorf ein warmes Plätzchen - das wir nach einigem Suchen fanden, da die meisten Restaurants ebenfalls zu hatten.

Nachdem wir uns aufgewärmt hatten, ging's wieder raus in die Kälte. Inzwischen hatte es schon komplett eingenachtet, und im Licht der Strassenlampen und Schaufenster warteten wir auf den Bus, der uns zum Bahnhof Erstfeld brachte.
Von dort waren es dann nur noch ein paar Minuten zurück zum Auto.


Tourengänger: Staeffl


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