Grosse Opfer am Spitzmeilen (2501 m)


Publiziert von PStraub , 23. November 2011 um 20:18.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:23 November 2011
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Spitzmeilengruppe   CH-SG 
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Matt (Glarus Süd)
Kartennummer:1154 (1174)

Während die Flachländer unter der schützenden Nebeldecke ihren Teint schonen können, opfern sich ein paar Unentwegte und setzen sich unter stahlblauem Himmel der unerbittlichen UV-Strahlung der Sonne aus. Und das nur, dass wir euch zeigen können, was für perfekte Wanderverhältnisse dort oben immer noch herrschen!

Den Guldergrat hatte ich schon im Führer in den höchsten Tönen gelobt, und einige HIKR haben mir mittlerweile beigestimmt.
 
Und, OK -  den Spitzmeilen habe ich nur als 'Eye catcher' in den Titel gesetzt. Der war auf dieser Tour allenfalls ein (willkommenes) "Abfallprodukt". Doch der Reihe nach ..
 
Vor bald 20 Jahren hatte ich in meiner Homepage - das war im letzten Jahrtausend, als solche Seiten noch in einem Texteditor erstellt wurden - über die Fuggfurggle geschrieben: "Nur erwähnt, weil auf der Karte aufgeführt. Passage ins Chrauchtal heikel ..". Ich wusste zwar, dass man allenfalls weit hinten via Unter Saumen ins Chrauchtal absteigen konnte, aber ich hatte keine Ahnung, wo und wie. 
 
Das wollte ich heute abchecken.
 
Also ins - unendlich lange - Chrauchtal und bis zum ersten (und einzigen) Einstieg. Der beginnt ungefähr bei 735 525 / 206 245. Kurz nach P. 1432 verlässt man übrigens besser die Strasse und folgt dem Chrauchbach, den man an einer günstigen Stelle quert. 
In Hang aufsteigend, trifft man unweigerlich auf eine überraschend gute Wegspur, die einen über diverse Runsenzüge einfach nach Unter Saumen hinaufführt (etwa T4). 
Wer zur Fuggfurggle oder zum Gulderstock hinauf will, geht ab hier auf gut ausgeprägten Spuren durch Unter Saumen, wendet vorn und geht durch Mittler Saumen zurück und erreicht so das Plateau unter den Gipfeln.    
Der Aufstieg zur bezw. der Abstieg von der Fuggfurggle ist also gar nicht besonders schwierig - man muss ihn einfach finden.
 
Doch ich wollte nicht dort hinauf. Sondern einen Direktanstieg zum Guldergrat finden.
Also alles mehr oder minder gerade hinauf in nordwestlicher Richtung über zum Teil doch recht steiles Schrofengelände (T5) zur Mulde, dort, wo auf der Karte das "e" von Ober Saumen steht und dann links haltend auf den Grat. Von dort immer auf dem Grat Richtung Wissmilen. 
 
Nach einer flachen Passage geht es in eine Senke, dann folgen die Türme um P. 2317. Die hatte ich einmal auf der Südseite umgangen, um Zeit zu sparen. Heute wollte ich es jedoch wissen. Und tatsächlich sind die gut begehbar, halt ein schöner, typischer Verrucano-Grat. Einige Stufen erfordern etwas Vorsicht, vor allem, wenn, wie heute, die Platten auf der Schattenseite mit Raureif überzogen sind.
 
Dann folgt das Teufgrätli, und ab dann gehts wieder bergauf. Die erste Stufe am Gipsgrat sieht eindrücklich aus, ist aber eine kurze, schöne Kraxelei. Dann stetig steigend Richtung Wissmilen. Der Name Gipsgrat täuscht. Hier gibts keinen Gips (Anhydrid). Unten etwas Kreide, dann Verrucano, dann Rauhwacke bis zum Wissmilen. Weiter unten hingegen stehen recht mächtige Anhydrid-Schichten an.
 
Wer schon mal auf dem Wissmilen steht, wird den Spitzmeilen auch noch "mitnehmen" wollen, das sind hin und zurück nur eine halbe Stunde. Also kurz da rauf, dann von der Senke zwischen diesen beiden runter zum See bei P. 2334. 
Dort wollte ich eine Passage für den Direkt-Abstieg finden. Die gibt es auch, doch das ist doch eher heikel. Nur exakt am Ende der Rotgandwand lässt sich das einigermassen elegant bewältigen, die gute Stelle (735 465 / 208 350) ist keine 10 m breit.
Hat man die gefunden, ists geschenkt. Also runter zur Stutzhütte und dann - endlos - durchs Chrauchtal zurück.
 
Im Chrauchtal hatte das Unwetter vom 12. Juli 2010 enorme Schäden verursacht: Alle Brücken mussten neu erstellt werden, die Strasse wurde teilweise sogar auf einen Hügel verlegt. Und die Stollenrus hatte die Strasse gleich mehrere Meter hoch überführt.
Und nun haben die extremen Niederschläge vom 8. - 10. Oktober erneut Strasse und Alpen beschädigt; man überlegt sich sogar, die Strasse völlig zu verlegen.
 
Für das obligate Bier im Tal habe ich unterwegs sogar noch Wanderkollegen getroffen, die vom Nebel auf die Wissenberge geflohen waren.

Fazit: (Für mich) neue Passagen im Aufstieg und im Abstieg gefunden, Traumwetter und die wunderbare Beleuchtung durch die tiefstehende Sonne - da darf man doch etwas UV-Strahlung in Kauf nehmen.

Tourengänger: PStraub


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Kommentare (2)


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TomClancy hat gesagt: Den Unentwegten sei Dank gesagt!
Gesendet am 23. November 2011 um 20:38
Zum Glück gibt es noch so Winkelriede wie Dich! Während wir in unseren Büros hocken und im Nebel versinken, opferst Du Dich in der Wildnis auf :-)

Wenigschtens ei Uufsteller a dem trübe Tag, merci!

TC

Alpin_Rise hat gesagt: Guldener Spätherbst
Gesendet am 24. November 2011 um 11:17
Wenigstens ein Unbeugsamer, die Fotos lassen dein Martyrium sprechen!

Ich war diesen Herbst auch in der Gegend und auf den Gulderturm gibts eine überraschend "einfache" Möglichkeit von Süden (immer noch ca. T6 II), welche im SAC Führer nicht widergegeben ist, Bericht folgt evtl. noch.

G, Rise


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