Sonneck (2261 m) - der lange Grat vom Scheffauer


Publiziert von 83_Stefan , 21. November 2011 um 18:42. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Kaiser-Gebirge
Tour Datum:17 November 2011
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auf der B 178 nach Scheffau und weiter in Richtung Hintersteiner See. An markantem Linksknick im Wald zweigt rechts eine kleine Straße zur Schießlingalm ab. In der weiter Rechtskurve vor dem Erreichen der Alm Parkmöglichkeiten an einem Kiesplatz.
Kartennummer:AV-Karte 8 Kaisergebirge.

Der Wilde Kaiser ist bekannt für hellen Fels, markante Türme und für viele verunglückte Bergsteiger. Ein anspruchsvolles Felsrevier! Da möchte man es kaum glauben, dass es im westlichen Teil dieser konkurrenzlosen Kalkkette einen Abschnitt gibt, der vom engagierten Wandersmann ohne übertriebene Schwierigkeiten begangen werden kann. Freilich, ein paar Mal anpacken muss man schon und teilweise geht es auch ein wenig ausgesetzt zur Sache, aber dafür kann man die ganze Strecke über herrliche Ausblicke genießen - zur reich strukturierten Felswildnis im Nahbereich und darüber hinaus weit in die bayerische Ebene und in die Hohen Tauern. Eine Tour für Feinschmecker!
Los geht's auf der Fahrstraße zur Schießlingalm. Der Straße zur Alm folgen und auf einem Versorgungssträßchen weiter zur Kaiseralm (alternativ Auffahrt bis hierher mit dem Radl, L). An der Alm zweigt links ein Steig ab, der zur Kaiser-Hochalm hinaufführt. Auf diesem Abschnitt präsentiert sich die Südseite des Wilden Kaisers als wunderbares Fotomotiv.
Von hier führt ein Steig nach Südwesten an den Felswänden entlang, bis er auf den Scheffauer-Normalanstieg trifft. Durch schrofiges Terrain und über eine kurze versicherte Felsplatte wird die Scharte zwischen Scheffauer und den Hackenköpfen erreicht. Nach Norden führt der gesicherte Widauersteig hinunter, zum Gipfel wendet man sich allerdings nach links und erreicht bald nach dem Passieren einer interessanten Mulde den Gipfel des Scheffauers mit phantastischem Ausblick über das Inntal bis weit hinein in die Zentralalpen.
Erster Gipfel abgehakt, weiter zum nächsten - jetzt beginnt die Königsetappe der Tour. Es geht auf dem Aufstiegsweg zurück zur Scharte. Dort folgt man deutlichen Trittspuren auf einen Grasmuggel und auf dessen anderer Seite nach unten in eine unbedeutende Scharte, wo auch schon die Schlüsselstelle wartet: Ein kleines Wandl muss etwas rechtshaltend erklettert werden (II, oben ein Haken). Dann geht's immer am Grat oder in Gratnähe weiter, meist I oder Gehgelände (insgesamt zwei Stellen II). Verlaufen kann man sich nicht, denn Steinmänner und deutliche Steigspuren weisen den Weg. Außerdem beginnen kurz nach der beschriebenen Schlüsselstelle rote Markierungen, die die optimale Route aufzeigen. Der anfangs relativ schmale Grat wird immer breiter und man überschreitet die kaum aus dem Grat hervortretenden Hackenköpfe (jeweils großer Steinmann am Gipfel; höchster 2119 m) von West nach Ost.
Bald nach dem höchsten Hackenkopf geht der felsige Grat in einen breiten Wiesenrücken über und führt unschwierig nach Osten, bis der Normalaufstieg zum Sonneck von Süden herauf kommt. Dem Weg folgt man nun hinauf zur Kopfkraxen (kleines Kreuz).
Steil und etwas ausgesetzt zieht der nun versicherte Weg nach Nordosten hinunter in die Scharte zwischen Kopfkraxen und Sonneck hinunter. Ist man dort angekommen, hat man fast schon gewonnen - über die gutmütige Flanke leitet der Weg in wenigen Minuten hinauf zum Gipfel des Sonnecks, einem fantastischen Aussichtsgipfel inmitten des Wilden Kaisers. Die Nahblicke auf die Kaiserprominenz konkurrieren bei guter Sicht mit den Fernblicken bis weit hinein in die Zentralalpen um des Betrachters Gunst. Wenn der Abstieg nicht wäre, könnte man ewig hier verweilen!
Aber es hilft alles nichts, man muss ja auch wieder runter. Also folgt man dem Aufstiegsweg über die Kopfkraxen bis dort, wo er den Kamm nach Südwesten verlässt. Hier hält man sich an den markierten Weg und über einen steilen Grashang und später durch Latschengelände geht's an den Sonnenstein heran. Man kann ihn sowohl links, als auch rechts umgehen und gelangt wieder zur Kaiser-Hochalm. Dort geht's wieder auf dem Aufstiegsweg zurück - mit etwas Glück (beziehungsweise gutem Timing) im Sonnenuntergang und prächtig erleuchtetem Fels. Ein kaiserlicher Genuss!

Schwierigkeiten:
Normalanstieg Scheffauer: T3.
Normalanstieg Sonneck: T3.
Gratüberschreitung Scheffauer-Hackenköpfe-Kopfkraxen: T4, II.

Fazit:
Touren im Wilden Kaiser sind wegen dessen isolierter Stellung meist sehr aussichtsreich. Diese Rundtour bietet aber wirklich stets Ausblicke der Extraklasse. Ohne Zweifel eine 5*-Tour! Die Gratkraxelei ist abwechslungsreich, aber nie schwierig (zwei Stellen II) oder besonders ausgesetzt. Aber natürlich braucht man Trittsicherheit und Schwindelfreiheit, denn tief fallen kann man trotzdem.
Im Herbst, wenn die Sicht klar ist und die Sonne nicht mehr so stark einheizt, ist diese Tour eine Top-Unternehmung! Im Sommer eher nicht empfehlenswert, da der Grat dann häufig in Wolken steckt.
Mittlerweile dürfte auch die Wegfindung keine Probleme mehr darstellen, denn große Teile der Überschreitung sind mit roten Punkten markiert worden (kein offizieller AV-Weg!).

Mit auf Tour: ADI.

Kategorien: Kaisergebirge, 5*-Tour, 2200er, T4.

Tourengänger: ADI, 83_Stefan


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen

T4 II
27 Aug 16
Hackenköpfe (2125m) · Tef
T4 I
8 Jun 17
Scheffauer (2111m) · Sebi4190
T4- II
11 Jul 10
über die Hackenköpfe · Gherard
T3 I
13 Sep 17
Im Föhn auf das Sonneck · maxl
T6- III
20 Okt 17
Sonneck (2260) über Ostgrat · Chiemgauer
T6- IV
26 Mai 12
Kopfkraxen (2178 m) via Kraxengrat · Ford Prefect

Kommentare (3)


Kommentar hinzufügen

Chiemgauer hat gesagt:
Gesendet am 22. November 2011 um 21:47
schöner Bericht! und die Wegwahl war auch nicht zu 100% identisch.
Vielleicht klappt es ja mal mit einer gemeinsamen Kaisertour, falls dort noch etwas auf deiner To-Do-Liste ist.

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. November 2011 um 21:49
Danke dir!
Klar, da steht noch einiges auf der Liste. Ist halt von mir recht weit und deshalb gibt's noch viele Lücken ;-) !

Chiemgauer hat gesagt: RE:
Gesendet am 22. November 2011 um 22:39
Ich habe bei den "Wander"gipfeln auch noch (kleine) Lücken. Nach dieser Tour kann ich dir Treffauer/Tuxeck und Karlspitzen empfehlen.


Kommentar hinzufügen»