Wissigstock 2887m & Engelberger Rotstock 2818m


Publiziert von Bombo , 21. November 2011 um 23:49.

Region: Welt » Schweiz » Obwalden
Tour Datum:17 November 2011
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Mountainbike Schwierigkeit: ZS - Fahrtechnisch anspruchsvoll
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-OW   CH-UR   Ruch- und Walenstockgruppe 
Zeitbedarf: 4:45
Aufstieg: 1530 m
Abstieg: 2100 m
Strecke:Ristis - Rugghubelhütte - Engelberger Lücke - Engelberger Rotstock - Engelberger Lücke - Wissigstock - Rugghubelhütte - mit Bike nach Ristis und weiter nach Engelberg
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Engelberg - Talstation Brunni-Seilbahn (kostenpflichtige Parkplätze CHF 5.00 pro Ausfahrt), anschliessend mit Seilbahn hoch nach Ristis (CHF 9.00 plus CHF 4.00 Bikezuschlag, einfach, Halbtax). Weitere Infos hier.
Unterkunftmöglichkeiten:z.B. Rugghubelhütte SAC
Kartennummer:LK 1:25'000, Bl 1191 "Engelberg"

Bike & Hike in einer fantastischen Felskulisse


Die Rugghubelhütte SAC mit Megi Schleiss als Hüttenwartin wurde kürzlich dank SF bi dä Lüüt schweizweit bekannt (wenn die Hütte es vorher nicht schon war). Mich persönlich hat die Hütte mit der einzigartigen Felskulisse rundherum schon länger fasziniert und als dann vor wenigen Tagen Fenek die Gipfel Engelberger Rotstock und Wissigstock besuchte - siehe Bericht - da war für mich klar, dass ich der Gegend einen Besuch abstatten möchte. Beim Kartenstudium fiel mir auf, dass sich die Gegend evtl. hervorragend für eine Bike & Hike-Tour anbietet - ein kurzer Informationsaustausch mit Fenek bestätigte mein Vorhaben und wenn schon dieser Rekord-Schönwetter-Herbst in die Bücher eingeht, so will ich auch wochentags daran teilhaben und nehme kurzerhand am Donnerstag frei. Eine perfekte Wahl wie es sich während und auch nach der Tour herausstellte.

Einleitend möchte ich aber klar erwähnen, dass im Sommer während der Hüttenzeit das Befahren des Hüttenweges mit dem Bike nicht erlaubt ist (scheinbar sei dann ein Fahrverbot bei Rigidalstafel aufgehängt). Dies macht in meinen Augen auch Sinn, denn die Rugghubelhütte mit der einmalig schönen Sonnenterrasse ist unter anderem auch bekannt als Tagesziel, weshalb es unzählige Wanderer auf dem Weg hat - der Konflikt mit der Downhill-Bikergeneration wäre vorprogrammiert. Jetzt aber ausserhalb der Saison, wo nur noch vereinzelte Berggänger sich im Gebiet aufhalten, ist das gemeinsame Benutzen des Weges kein Problem, vorausgesetzt, der Biker lässt dem Wanderer den Vortritt (was in der Realität sowieso meistens umgekehrt geschieht, da auch der Wanderer dem Biker seinen Spass lässt).

Mein Tag beginnt mit der Seilbahnfahrt von Engelberg nach Ristis 1601m (CHF 9.00 plus CHF 4.00 Bike-Zuschlag, einfach, Halbtax) , von wo aus man gleich auf geteerter Strasse hoch nach Rigidalstafel 1748m pedalen darf. Hier würde während den Saison-Monaten bereits die erste Alpwirtschaft mit Köstlichkeiten auf einem warten, heuer aber ist es ruhig und ausgestorben. Ebenso wäre wie oben erwähnt ab hier nun Fahrverbot, entsprechend geniesse ich dieses Privileg und beginne meine Hütten-Zustiegsfahrt entlang den Wandermarkierungen Richtung Rugghubelhütte.

Bald schon begegne ich bei P. 1880 ersten Hindernissen in Form von Treppentritten, welche mich zwingen, mein Bike schweisstreibend hinauf zu schieben. Dafür aber geht's dann nach diesem Aufstieg auch gleich wieder ein wenig hinunter und es folgt eine lange, schöne Traverse vorbei am Tüfelstein 1964m, wo es scheinbar noch irgendwo ein Trinkwasserbrunnen haben sollte. Weiter geht's nach Planggenstafel 1964m, wo man weiterhin dem Wanderweg Richtung Rugghubelhütte folgt. Ab hier heisst es nun mehrheitlich das Bike schieben, einerseits nimmt die Steilheit ein wenig zu und andererseits eignet sich das lose Schottergestein auf dem knochentrockenen Boden wenig, um kräftezerrend hinauf zu fahren. Kommt auch noch hinzu, dass in diesem Streckenabschnitt erneut immer wieder Treppen in Form von querliegenden, dicken Ästen liegen, was eine Fahrt ebenso erschweren würde. 

Nach exakt 1 1/4h schweisstreibendem Aufstieg (hin und wieder fragt man sich natürlich, warum man sich das mit dem Bike antut, doch die Antwort wird einem spätestens bei der Abfahrt sofort klar...) erreiche ich die fantastisch schön gelegene Rugghubelhütte SAC 2290m, welche bereits im Winterschlaf ist. Ich gestatte mir dennoch einen Blick ins Innere der Hütte und muss sagen, hier lässt es sich im Winterraum genauso gut wie während den Sommermonaten hausen - hier wurde mit sehr viel Liebe zum Detail (und auch zum Komfort) ein Bijoux einer Hütte erbaut, welche hoch über Engelberg an schönster besonnter Lage thront. Die sympathische Art, welche die Hüttenwartin in den SF-Sendungen ausstrahlte, spürt man ebenso, wenn man sich in der Hütte oder auf dem Hüttengelände bewegt. Alles ist sauber und aufgeräumt - hier fühlt man sich wohl.

Ich gebe zu, ein wenig froh bin ich schon, als ich endlich mit aufrechter und nicht schiebender Haltung weiterlaufen darf. Das Laufen fühlt sich plötzlich wieder freier und lockerer an, jedoch hat das Bike-Schieben auch seine Spuren hinterlassen, denn die schweren Beine machen mir doch ordentlich zu schaffen. 

Auf dem markierten Wanderweg folge ich in Richtung Nordosten bis auf ca. 2450m, von wo aus man dann links den rot-weissen Wandermarkierungen zum Rot Grätli hochsteigen oder aber rechts den blau-weissen Markierungen zur Engelberger Lücke folgen kann. Für die heutige Tour geht's zur Engelberger Lücke 2686m, welche ich nach 1h reiner Marschzeit von der Hütte aus erreiche.

Ich entscheide mich für den Engelberger Rotstock 2818m als erstes Tages-Gipfelziel, so ist dann wenigstens der steile Aufstieg bereits erledigt. Dieser Schutthaufen ist gut zu ersteigen (15 Minuten, blau-weiss markiert), jedoch muss man bei mehreren Begehern vorsichtig wegen Steinschlag sein. Der Gipfel mit dem Gipfelkreuz und Gipfebuch lässt definitiv keine Wünsche offen - egal ob man nordwärts Richtung Brisen, Schwalmis und Rigi schaut, ostwärts zum Uri Rotstock und Brunnistock, westwärts das Pilatusmassiv ins Visier nimmt oder dann südwärts die Berner Riesen geniesst - es ist einfach fantastisch schön hier oben. Die sympathische Begegnung mit dem Gipfel-Alphornbläser (Name ist mir leider entfallen und infolge zahlreichen Fieberblattern liess er sein Carbon-Alphorn zu Hause) wird mir sicherlich lange in Erinnerung bleiben - wann trifft man schon jemanden, welcher meistens sein Alphorn auf den Gipfel trägt...

In die Engelberger Lücke 2686m geht es auf selbem Weg hinunter (wie oben geschrieben, Vorsicht auf Steinschlag!) und hätte es keinen Schnee, so würde man die blau-weissen Markierungen sehen, welche hinüber zum Wissigstock führen. Trittspuren (von Fenek?) erleichtern aktuell jedoch die Wegfindung, wobei diese auch ohne Spuren einfach zu finden ist. Trittsichere, geübte Berggängern bedienen sich bei den aktuellen, harten und glasigen Schneeverhältnissen am besten 2 Laufstöcke, vorsichtige oder unsichere Gipfelaspiranten nehmen einen Pickel oder Steigeisen mit (meiner Meinung nach genügt ein Pickel, obwohl am 20. November 2011 der Gipfel mit Steigeisen begangen wurde). Den Gipfel des Wissigstock 2887m erreiche ich von der Engelberger Lücke aus gesehen 20 Minuten später und einmal mehr geniesse ich das Sonnenbad am grossen Gipfelsteinmann sitzend mit Blick auf Titlis & Co. Zu mir gesellt sich noch ein weiterer Berggänger - er jedoch zieht die komfortablere Variante des Abstieges vor und fliegt mit dem Gleitschirm zu Tale (siehe Fotos).

All zu lange verweile ich nicht, denn für die Abfahrt  von der Rugghubelhütte nach Engelberg möchte ich mit meinem Beginner-Bike-Level genügend Zeit einrechnen. So wandere ich vom Wissigstock 2887m in exakt 1h zurück zur Rugghubelhütte 2290m - Foto- & Gemsbeobachtungspausen miteingerechnet. Nun heisst es also, das Schweissband gegen das Angstschweissband und Helm auszutauschen und obwohl ich weiss, dass man sicherer und besser mit Klickpedalen fährt, belasse ich meine Klickschuhe im Rucksack und entscheide mich für eine Abfahrt mit den Bergschuhen (auf den kleinen Klickpedalen.. oje oje...). Der ortskundige Gipfel-Alphornbläser vom Engelberger Rotstock sagte mir auf dem Gipfel noch, er hätte also noch nie jemand mit dem Bike hoch zur und somit auch runter von der Rugghubelhütte fahren sehen, da müsse man schon ein wenig verrückt sein :-) Bin ich auch - denk' ich, als ich auf der Terrasse der Hütte auf den Sattel steige...

Kaum auf dem Sattel, steige ich auch schon wieder ab und stosse die ersten Meter den Einstieg hinunter - mein Angstschweissband hat sich wohl schon in den ersten Sekunden gefüllt... Doch nach wenigen Sekunden hinunterlaufen überwinde ich meinen inneren Schweinehund und nehme mir vor, nur noch wo wirklich nötig abzusteigen. Und siehe da, eine Abfahrt der Extra-Klasse liegt vor mir - gespickt mit  Hindernissen und Schwierigkeiten in Form von rutschigem Schotter (Bremsweg lässt grüssen...) und Querbalken, doch das Adrenalin puscht mich richtig gehend in die Pedalen (auch wenn ich in der Realität vermutlich im Schneckentempo herunterkurvte) und ziemlich entkräftet erreiche ich die Hütten von Planggenstafel 1964m, wo es eine kurze Verschnaufpause gibt.

Es folgt nun wieder die Querung vorbei am Tüfelstein 1964m und bald schon erreiche ich bei P. 1880 den steilen Treppenpfad, wo ich mich definitiv nicht traue, hinunter zu düsen. Bin gespannt, wie hier ein erfahrener Biker diese Hürde meistern würde. Dafür aber wird's im Anschluss wieder einfacher, zumal es ab Rigidalstafel 1748m wieder auf geteertem Untergrund weiter geht. Die Scheibenbremsen glühen vermutlich längst, als ich nach 40 Minuten seit dem Start bei der Rugghubelhütte Ristis 1601m mit dem Bergrestaurant und der Sonnenterrasse erreiche. Den Umtrunk habe ich mir definitiv verdient und die Blicke der Restaurantgäste zeigen mir deutlich, dass Biker mit schweren Schuhen und Alpin-Rucksack hier wohl eher der Randgruppe angehören...

Um 15.30 Uhr verschwindet die Sonne und schon sinken auch gleich die Temperaturen - Zeit um Aufzubrechen und die Abfahrt nach Engelberg unter die Räder zu nehmen. Hierfür folge ich der geteerten Strasse, welche bei der Talstation des Brunni-Sesselliftes beginnt und dann via Spisboden 1330m (hier könnte man südlich via Bergli nach Engelberg fahren) und Schwand führt. Bei P. 1189 folge ich der Beschilderung Engelberg, fahre hinunter durch den Vorhag-Wald, vorbei an A. Gschneit und runter nach Engelberg 1000m, wo ich mein Auto bei der Talstation der Brunni-Seilbahn nach 35minütiger Abfahrt erreiche.

Mit halbwegs erfrorenen Finger schaue ich nochmals hoch ins Gebiet und spüre eine unglaublich grosse Freude in mir und gebe zu, ein wenig stolz bin ich, denn diese Art von Abfahrten bin ich mir definitiv noch nicht gewohnt. Ein erfahrener Biker würde die 40minütige Hüttenabfahrt wohl um die Hälfte unterbieten, aber wie so oft braucht's auch hier Training und Geduld - allem voran aber Freude und diese hat man bei den akutellen Verhältnissen mit 100%iger Garantie!


Fazit: 

Das Gebiet um die Rugghubelhütte mit den steil abfallenden Wänden des Gr. Sättelistock, Laucherenstock und Ruchstock, mit den Panorama-Aussichten auf die Urner- & Berner Alpen und der perfekt eingerichteten Infrastruktur (Bergbeizli, Wanderwege, mechanische Unterstützungen) lässt vermutlich keine Wünsche mehr offen. Die Tour in dieser Kombination wie ich sie erleben durfte, verlangt an Schweiss einiges ab, ich kann sie aber jedem Interessierten zur entsprechenden Nebensaison nur empfehlen.


Tourenzeiten: 

Ristis 1601m - Rugghubelhütte 2290m: 1 1/4h (Bike schieben lässt grüssen...)
Hütte - Engelberger Lücke 2686: 1h
Lücke - Engelberger Rotstock 2818m: 15min
Lücke - Wissigstock 2887m: 20min
Wissigstock 2887m - Rugghubelhütte 2290m: 1h
Hütte - Ristis 1601m: 40min (mit Gagg in der Hose...)
Ristis - Engelberg 1000m: 35min (immer noch Gagg in der Hose...)

Total 5h (reine Marsch- & Bikezeit, ohne Pausen)


Tour im Alleingang.


Tourengänger: Bombo


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