..am Höchsten, am Feinsten, am Ältesten, am Energiereichsten...


Publiziert von Henrik , 22. November 2011 um 22:40. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Luzern
Tour Datum:16 November 2011
Wandern Schwierigkeit: T1 - Wandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-LU 
Zeitbedarf: 3:30
Aufstieg: -100 m
Abstieg: 100 m
Strecke:Malters - Blatten b. M. - Littau - Luzern
Zufahrt zum Ausgangspunkt:BLS
Zufahrt zum Ankunftspunkt:BLS
Kartennummer:map wanderland

 .... da gebe ich gerne Auskunft ... einmal mehr bittet die SBB um Kundendaten: die beiden, die sich allerdings heute früh um Antworten bemühen, kommen schon ganz anders daher, wirken etwas scheut und verunsichert. Auch der mitgeführte A4-Block wirkt eher spielerisch und die junge Frau hat ihre persönliche Umhängeledertasche dabei, aus der die Ohrenstöpsel eines Musikgerätes herausbaumeln ... der junge Mann hat seinen Krawattenknoten offenbar nicht nachkontrolliert, so dass im Knoten ein Stoffteil doppelt schlägt. Mit einem gewinnenden Lachen fragen die beiden, ob sie ein paar Fragen an die Fahrgäste richten dürften: Qualität in der 1. Klasse, die sie für eine Arbeit bräuchten – aha, durchfährt es mich.... das sind angehende Zugchefs. Draussen hüllt sich die Landschaft in Grau – insbesondere nach Olten.
 
 .... ich schlendere vom Bahnhofsinneren hinaus auf den Platz unter dem Torbogen, und gelange nach wenigen Schritten zum Cafe LUZ, ein Onlinefeedback meint dazu, Zitat: „..ein wahres Bijou ist das Seebistro Luz. An bester Lage zwischen Bahn und Schiff mit grosser Terrasse übers Wasser gebaut. Ferienfeeling pur. Hier lässt man sich gerne für ein gemütliches Glas Wein und einen kleinen Imbiss nieder. Das Ambiente ist einfach wunderbar, ob drinnen oder draussen...“, dass durch seine Holzarchitektur mir schon früher mal aufgefallen ist. Auch der Blick von der Toilette über den See ist bemerkenswert. Es liegt an der Anlegestelle der Schiffsgesellschaft 4-Waldstättersee – z. Z. dienen die Schiffe der Weinmesse, analog denen auf dem Zürichsee. Das Mobiliar wie die Konstruktion sind aus Holz, das verleiht Gemütlichkeit, die ich auch in den angeforderten Muffins finde, die ohne weiteres denen der Starbucks die Stirn bieten können! Beinahe gleichzeitig finden sich Tobi und der diesjährige Weihnachtsbaum im Bistro ein – der eine bleibt, und der andere kommt mit mir.. nach Malters, dem Startpunkt unseres Kulturspaziergangs, nach einer Idee von Tobi.
 
 .... dort wird zur Zeit der Bahnhof auf den ausgebauten S-Bahn-Verkehr angepasst und erneuert. Wir entfliehen dem Baulärm, kreuzen verschiedene Verkehrswege und finden uns kurz danach vor dem Kirchenturm (dem beinahe Höchsten der CH), der imposanterweise nur wenige Meter kleiner ist als der des Berner Münsters – hoffentlich hat Luzern nicht ähnliche Dissonanzen mit Bern wie die Zürcher mit den Baslern...anders verhält es sich mit dem Schutz von Fledermäusen – da geht Malters fortschrittliche Wege! Interessant ist auch der Umstand, dass das Guetzli im Entlebuch und Emmental besondere Wertschätzung erfährt: in Malters ist es die Firma HUG, die auch die Willisauer-Ringli herstellt, dann findet sich ja in Trubschachen die Firma Kambly – etwas abseits, doch nicht unerwähnt bleiben soll hier noch die Firma Wernli in Trimbach/Olten.. was auch zeigt, dass in der Peripherie hochstehende Swissness hergestellt wird!


 .... wir spazieren der Kleinen Emme entlang zu unserem eigentlichen Ziel des doch einigen Superlativen aufweisenden Spazierganges... zur „Krone“ in Blatten/Malters.
 
 .... zuvor geniessen wir die verkehrsarmen Pfade entlang der Kleinen Emme, die seit 2005, nach dem verheerenden Hochwasser einen beeindruckenden Hochwasserschutz erhalten hat, an dem nach wie vor gearbeitet wird. Die seit bald zwei Monaten auffallende Trockenheit ist auch hier auffällig – immerhin tummeln sich Wasseramseln auf den Steinen im Wasser und auch verloren gegangene Ware der Moderne finden sich „entsorgt“ in der Kl. Emme. Auf dem Weg zu unserem Mittagshalt besuchen wir auch noch eine der ältesten Sakralbauten in der CH, die Kirche St. Jost in Blatten, die ihre Ursprünge in der Bretagne hat. Das besondere und uns beeindruckende ist die äussere Gestalt und sein Zwiebelturm. Das nahe Waschhaus möchte ich allein des Baustils wegen noch erwähnt haben.
 
 .... durch einen weihnachtlichen Spiegelgang (!) betreten wir die in historischen Gemäuern untergebrachte „Krone“, die den Gästen es ermöglicht den Köchen sogar direkt in der Küche über die Schultern zu schauen – analog zu einer Schaukäserei hat man auch die Möglichkeit durch ein Vitrinenglas mitten drin stehen zu dürfen. In der  „Krone“  wird Essen auf vorzüglichste Weise zelebriert, sozusagen vom Feinsten ... und ich kannte sie nicht! Dass Tobi uns zuvor einen Tisch reservierte, liess uns wirklich Zeit, den Business-Lunch geniessen zu dürfen, auch die Weinempfehlungen überzeugten, zu einem Preis, den wir getrost als moderat hinstellen wollen. ... wir sassen 2 ½ Stunden zu Tische – also diese Berichterstattung finden wir, verdient auf jeden Fall die Unterbringung in der Community TuT! Nachdem wir wieder ins Freie traten, bescherte uns die zwischenzeitlich aufgewachte  Sonne ganz andere Perspektiven. Auf dem nahen Feld wurde gerade Gülle ausgebracht und die Graureiher stolzierten in Gruppen über die Wiese. Erneut der Kleinen Emme entlang spazierten wir nun in den buntesten Herbst. Den Ränggbach queren wir auf einem Holzsteg nahe der Emme und erhaschen dabei einen Blick auf den gleissenden Pilatus. Später queren wir auf der Torenbergbrücke die Emme, an dessen Brückenkopf orografisch rechts stolz der Beton-Güggel zu Littau sein Haupt in die Höhe streckt. Der Grund für den Uferwechsel ist der Besuch eines des Ältesten, noch in Betrieb stehenden Kanalkraftwerks am Torenberg, das für die Eisenverhüttung  heute wie damals von Bedeutung ist. Noch ein paar Schritte weiter das in Privatbesitz stehende Schloss Torenberg.  Noch einen Steinwurf entfernt steht einer der mächtigsten Strommasten (höchster Schleuderbetonmast) der Welt auf Littauer Boden bzw. Luzerner Stadtgebiet (Fusion) – er hat sogar eine Nummernbezeichnung (310) und findet sich auf dieser Liste... natürlich sind wir im Netz auf die Erhellung was Schleuderbeton ist, nachgegangen...das hat wirklich mit Kreiselbewegungen zu tun!  Wir befinden uns nun linksufrig der Kleinen Emme und gelangen in die Umgebung der SwissSteel, einem Unternehmen, dem man ohne zu zögern einen immensen Energiehunger zuordnen darf, zuvor noch die Deponie Haufgarte, die den Spaziergänger zwingt unter einer Schutzkonstruktion entlangzugehen, sollten noch feurige Restbrocken bei der Verhüttung durch die Lüfte „segeln“...Dieser Bereich hat Bahnanschluss, wir staunen über die Lastwaggons, die wie vergessen am Rande der Deponie im Schatten dieser herumstehen – aber die aufgemalten Renovationsdaten bezeugen, dass diese noch neulich im Umlauf gewesen sein müssen.


 
   .... Die Luft hat zwischenzeitlich abgekühlt – wir gestehen uns ein, dass uns friert (...) und hoffen so auf baldige Wärme. .... auf ein Spektakel durch den Verhüttungsprozess wie Funkenschlag und warmen Thomas-Birnen wurde nichts – Tobi meinte, dass die zurzeit das Werk überholen lassen... die Szenerie wirkt nichtsdestotrotz irgendwie stählern-blau und mystisch ...in Erinnerung bleiben mir solche Momente umso mehr, da ich vor über 20 Jahren Industriegelände in der BRD besucht und fotografiert habe. Die Giganten von damals haben an Intensität nicht ein Jota eingebüsst.... Anlagen wie die der SwissSteel haben eine Monumentalität, die wir nicht gerade oft in der CH antreffen, vielleicht noch in Chippis bei Visp. Im weitern Verlauf des WW passieren wir die Viscose-Brücke, die als Ersatz einer weggeschwemmten, hier wieder auferstanden ist. Links von uns Grossgewerbe und anonyme Konstrukte wie Parkhäuser und Einkaufstempel der Doktrin „Gut ist was billig ist“...Plötzlich ist wieder Vorsicht geboten, der eilende Mensch und der ungeduldige in seinem Fahrzeug, es ist Spätnachmittag und nach 17 Uhr – vor uns der Seetalplatz mit seinen beiden Kreiseln und eine hässliche Unterführung, die uns zum Bahnhof Emmenbrücke bringt. Mit der S-Bahn zurück zum Bahnhof Luzern, wir wollen noch die Kälte aus unseren Fingern vertreiben und die wohlige Wärme über den Geleisen an uns heranlassen... Mit dem RE zurück in meine Agglo.
 
 .... statt also Kreten und ausgesetzte Felsnadeln uns zur Gemüte zu führen, haben wir ein Stück Swissness im wahrsten Sinne des Wortes erfahren und erleben dürfen – unter dem Gesichtspunkt von Superlativen – das hat nichts mit Vermessenheit oder Arroganz zu tun. Besten Dank für die „saugute“ Idee lieber Tobi.
  



  

Tourengänger: Henrik , Tobi
Communities: Touren und Tafeln


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Kommentare (3)


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Felix hat gesagt: sehr interessant ...
Gesendet am 23. November 2011 um 07:02
nachahmenswert und bestens dokumentiert; vielen Dank, lieber Henrik!

lg Felix

Gelöschter Kommentar

Henrik hat gesagt: Nachwandern und -Essen
Gesendet am 23. November 2011 um 14:02
erwünscht, sonst macht es eigentlich keinen Sinn...also ein Restaurantbesuch kann ja schlecht als eine Copyright-Verletzung angesehen werden... das würde noch fehlen...


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