Hikr-Treff 2011: Cholihütte und Schwarzenberg-Ostwand


Publiziert von marmotta , 15. November 2011 um 22:31.

Region: Welt » Schweiz » Zürich
Tour Datum:12 November 2011
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: Zürcher Oberland   CH-SG 
Aufstieg: 730 m
Strecke:Cholihütte - Farner - Hintergoldingen - Schwarzenberg Ostwand - Schwarzenberg - Guntliberg - Farner - Cholihütte
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Faltigberg ZH, Höhenklinik oder mit PW bis Chrinnen (kostenloser PP)

Hikr-Treff - Anonyme User-Pseudonyme erhalten ein reales Gesicht und einen bürgerlichen Namen. Dieses Jahr sollte der nun schon traditionelle Treff im Züri-Oberland stattfinden, auf Hikr.org bislang vor allem durch die wilden Tobel und Nagelfluhwände des Tössberglands bekannt.
 
War bei den vorangegangenen Hikr-Treffs nasser Herbstschnee ein steter Begleiter, so galt die grösste Sorge diesmal der Nebelobergrenze, die nun schon seit Wochen das Voralpenland in zwei Welten teilt: Die eine hell und warm, die andere grau und kalt. Doch wenn Hikrs reisen - pendelt sich die Hochnebelobergrenze gut 100 m unterhalb des Base Camps ein, so dass einem in jeglicher Hinsicht wunderschönen Wochenende nichts mehr im Wege stand.
 
Es war ein freudiges Wiedersehen mit all den Gleichgesinnten - und obwohl das gemütliche Beisammensein und der Aufenthalt in der Cholihütte im Vordergrund stehen sollte, fand auch wieder eine Wanderung statt, die mehr oder weniger gemeinsam unternommen wurde. Einige waren nur für diese Wanderung ins Tössbergland gekommen, konnten oder wollten sie doch nicht über Nacht bleiben. Und einer ist gar nur am nächsten Morgen aus dem fernen Emmental angereist, um uns die frohe Kunde zu überbringen, dass er für´s kommende Jahr bereits eine Hütte für den nächsten Treff anfangs November 2012 reserviert habe. Danke, lieber laponia41!
 
Über den Ablauf des Hikr-Treffs und die Touren der verschiedenen Grüppchen wurde ja bereits in anderen Berichten ausführlich berichtet, so dass ich nur kurz schildern möchte, wie ich die "Wanderung" durch dieSchwarzenberg-Ostwand und deren Schwierigkeiten erlebt habe:
 
Von den "Wänden" des Tössberglands kannte ich bislang nur die Hörnli Westwand. Eine gute Gelegenheit also, mein Tössbergland-Palmarés zu erweitern. Obwohl ich die Durchsteigung der Schwarzenberg Ostwand im Rahmen des Hikr-Treffs eigentich gar nicht geplant hatte. Noch im Vorfeld hatte ich zu nevada gesagt: "Das werden so 4-5 Bekloppte machen - ich bin doch nicht so gestört, erst 300 Hm abzusteigen, um den Gipfel des Schwarzenbergs auf einer derart gesuchten Tour zu besteigen, wenn ich ihn vom Ausgangspunkt in gemütlicher Wanderung mühelos und erst noch viel schneller erreichen kann!"… Oh doch, ich bin so gestört! :-)
 
In Tat und Wahrheit war es dann nämlich nicht nur eine verschwindende Minderheit, die da vom Farner (1155 m) in Richtung Hintergoldingen davonhuschte, sondern fast das gesamte Teilnehmerfeld! Gut, da kann man(n) ja fast nicht anders…
 
Am Einstiegssporn der Schwarzenberg-Ostwand angelangt, teilte sich das Feld nochmals auf: Während eine kleine Gruppe die Route durch das Ostcouloir wählte, stürmten wir anderen die erste steile Stufe des von Nagelfluhbändern durchzogenen Ostabhangs des Schwarzenbergs hinauf.
 
Einen Pickel hatte ich nicht dabei - der wäre an manchen Stellen sehr nützlich gewesen, es ging dann aber auch ohne dieses alpinistische Hilfsmittel einigermassen gut. Die Bäume und Bäumchen bieten meist perfekte Haltegriffe und Tritte, so dass sich auch steilste Stufen problemlos erkraxeln lassen. Dazwischen hat es immer wieder Absätze zum Durchschnaufen (da das steile und durch viel Herbstlaub oft auch rutschige Gelände eine gewisse Dynamik verlangt, ist die Sache entsprechend anstrengend).
 
Dort, wo die Bäume fehlen, muss -vor allem im obersten, sehr steilen Abschnitt- auf allen Vieren hochgekrabbelt werden. Grasbüschel bieten hier den entsprechenden Halt. Ohne Pickel ziemlich mühsam!
 
In der Linienwahl ist man einigermassen frei, wir hielten uns an den unten noch deutlich, im Mittelteil jedoch wenig ausgeprägten Sporn und stiegen so gerade wie möglich nach oben. Die einzelnen Nagelfluhbänder können an verschiedenen Stellen überwunden werden, je nach Lust und Laune und gewünschtem Schwierigkeitsgrad (mit etwas Ausweichen kommt man mit einem T5 durch).
 
Nach Erreichen des Wanderwegs, der die Flanke auf einer Höhe von ca. 1190 m quert, stieg ich zusammen mit ossi zunächst weiter geradeaus nach oben. Der Gipfel des Schwarzenbergs mit der Feuerstelle (P. 1293) liegt allerdings gegenüber dem von uns zuvor verfolgten Mittelsporn etwas nach Osten versetzt, weshalb die anderen ein Stück auf dem Wanderweg hinüber querten. Dies ist eigentlich die logische Fortsetzung, um anschliessend auf den direkt zum Gipfel hinaufziehenden, steilen Schlusssporn zu gelangen. Nachdem wir uns aber seit dem Einstieg ständig in wildem, weglosem Gelände bewegt hatten, widerstrebte es mir irgendwie, nun plötzlich ein Stück einem T1-Wanderweg zu folgen… ;-)
 
Oberhalb des Wanderwegs wird es zunehmend wilder und steiler: Das Gelände ist nun stärker von Nagelfluhgestein und Gras geprägt. Da die direkte Linie weiter oben in haltlose Nagelfluhwände zwischen den beiden Gipfeln des Schwarzenbergs führt, querten auch wir bald durch die grosse Grasrinne zum oben erwähnten Sporn hinüber, wo sich bereits die anderen hinaufarbeiteten.
 
Trotz der immensen Steilheit und der zu überkletternden Nagelfluhstufen hat man in der Schwarzenberg-Ostwand durch den Schutz der Bäume kaum ein Gefühl der Ausgesetztheit. Auch die bei mir bei Schwierigkeiten >T5 üblicherweise einsetzende Anspannung blieb fast gänzlich aus. Insofern kann man die Tour nicht so recht mit T5/T6-Alpinwanderungen in den Alpen vergleichen. Es ist eine ganz andere, spezielle Art von "Wandern", was hier in den Nagelfluhwänden des Tössberglands gefordert wird. Sicher nicht jedermanns Sache - und auch wenn es mir Spass gemacht hat, wird es wohl kaum meine Lieblingstour werden, die ich nun jedes Wochenende bräuchte! Zu wenig Aussicht, zu schattig, zu mühsam, zu gesucht - aber eben: Ich bereue es kein bisschen und habe insbesondere den geselligen Eventcharakter genossen. Einzig der Steinschlag, den man im bröckeligen Nagelfluh fast unweigerlich auslöst, bleibt bei einer solchen Massenbegehung eine ständige und grosse objektive Gefahr. Gut, sind alle heil und glücklich am Gipfel angekommen! Wäre etwas passiert, wir wären sicherlich von diversen Kritikern und "Naturschützern" in der Presse verrissen worden…
 
Herzlichen Dank allen, die zum guten Gelingen dieses Hikr-Treffs beigetragen haben - ich freu mich schon jetzt auf den nächsten Treff!!    


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