Lange Gipfeltour um die Rautialp


Publiziert von Bergamotte , 13. November 2011 um 21:42.

Region: Welt » Schweiz » Glarus
Tour Datum:12 November 2011
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GL   Oberseegruppe 
Zeitbedarf: 7:45
Aufstieg: 2230 m
Abstieg: 2230 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PW bis Obersee
Kartennummer:1153 (Klöntal)

Im Zentrum meiner heutigen Tour steht die Rautialp im Oberseetal, an und für sich ein wenig charmanter, schattiger Kessel. Doch er ist umgeben von einer Reihe eindrücklicher Gipfel und wird so gezwungenermassen zum Angelpunkt meiner grossen Rundwanderung.


Obersee - Rautispitz (2:30, T4-, R. 173a)

Um 7:50 starte ich am (noch) einsamen Obersee (992m) zu meiner grossen Rundtour. Es ist bitterkalt, Boden und See sind angefroren. Für einmal hab ich die Handschuhe nicht umsonst mitgetragen. Doch wie bereits die letzten Male löst die Steigung zur Grapplialp (1359m) das Problem im Handumdrehen. Hier wähle ich die Variante über Geisskappel, welche m.E. der Route durch die Rautialp meist vorzuziehen ist: direkter (steiler), alpiner, schöner. Eine leicht ausgesetzte Stelle ist mit Drahtseilen entschärft.
Über den Westgrat erreich ich schliesslich den Rautispitz (2283m), wo mich die Sonne bereits erwartet. Bei meinem dritten Besuch in diesem Jahr sind mir endlich auch die eindrücklichen Tiefblicke vergönnt, welche den Rauti so beliebt machen.

Rautispitz - Höchnase - Wiggis (0:40, heute T5)

In wenigen Minuten erreicht man über den Südgrat die Rauti Furgglä (2166m), den Sattel zwischen Rautispitz und Wiggis. Prompt befinden sich im Übergang zur Höchnase Schneereste, was die Sache jeweils etwas heikel macht. Ich empfehle jedem, in der Nebensaison für diese Traverse vorsichtshalber mindestens einen Pickel mitzunehmen. Keine Hilfsmittel benötigen die zwei Steinböcke, die wenige Meter unter mir gemütlich vor sich hinlümmeln. Auf der Höchnase (2195m) geniess ich den atemberaubenden Tiefblick auf Netstal, um dann in wenigen Minuten einfach auf den Wiggis (2282m) aufzusteigen.

Wiggis - Gumenstock (1:25, T4, teils R. 177 & R. 179)

Ab hier beginnt für mich Neuland und somit der spannende Teil der Rundtour. Nach kurzer Überlegung verwerf ich die *Variante von delta, welcher sich direkt über den Grat zum Gumenstock durchgeschlagen hat. Grund: Die T6-Passage zwischen P. 2260 und dem westlichen P. 2233 ist vom Wiggis kaum einsehbar, so dass ich auf Nummer sicher gehe. So steige ich durch das eindrückliche Ober Bützi (Wiggis-Normalroute) bis ca. 1810m ab. Von hier erblickt man endlich den Gumenstock, dessen Ostgrat ich nun direkt und weglos anpeile. Vorübergehend verfluche ich meinen vorherigen Entscheid, denn der 450Hm Anstieg durch steiles Schroffen-Gelände ist äusserst anstrengend. Über den Ostgrat erreich ich schlussendlich einfach und in wenigen Minuten den einsamen Gipfel des Gumenstocks (2256m). Der Blick zurück Richtung Wiggis zeigt, dass mein Entscheid so schlecht doch nicht war, denn der Grat scheint äusserst ausgesetzt. Endlich komm ich auch in den Genuss einer ausgiebigen Mittagsrast.

Gumenstock - Chli Gumen - Schijen (1:05, T5, teils R. 180 & R. 182)

Der Westgrat des Gumenstocks, über den ich zum Sattel absteige, ist steiler und ausgesetzter als der Ostgrat, aber gut machbar (T4+). Vom Sattel erreicht man über den Ostgrat in wenigen Minuten den Chli Gumen (2245m). Hierzu muss zunächst ein Felsaufschwung erkraxelt werden (T5). Wem das zu bunt ist, steigt vom Sattel einfach das Tälchen ab und erreicht den Chli Gumen über dessen sanften Rücken. Das dürfte nicht mehr als 100Hm kosten.
Auf dem Chli Gumen ist zunächst Schluss mit Gratwandern, denn dessen Wesgrat fällt senkrecht ab. So steige ich den Rücken Richtung Uf den Schijen bis circa 1995m ab. Von hier ziehe ich direkt und weglos durch die relativ steile Südflanke auf den Schijen (2259m), wobei verschiedenste Varianten möglich sind. Glücklich blick ich auf mein Tageswerk zurück, dass durch die Abendsonne in ein eindrückliches Licht gehüllt wird.

Schijen - Längeneggpass - Obersee (2:05, T3, teils R. 183)

Nur schwer reiss ich mich vom Gipfel los. Doch die Sonne wird bald untergehen und der Obersee liegt noch meilenweit entfernt. Ich folge alles direkt dem Grat, der via Breitchamm (2085m) zum Längeneggpass (1813m) führt. Das ist nicht schwerig (T3), aber weit. Unterwegs ist es soweit, die Sonne geht direkt vor meinen Augen unter.
Vom Pass steig ich auf bestens markiertem Bergweg zur Ober Lachenalp (1681m) ab, wo ich auf eine Forststrasse treffe. Da bin ich ausnahmsweise froh drum, denn im engen Oberseetal wird es immer dunkler. Im Laufschritt nehm ich die verbleibenden 7-8km in Angriff. Bald spenden nur noch die Sterne etwas Licht. Und weit entfernt leuchtet dumpf die Säntis Station. Auf urban sozialisierte Menschen wie mich übt solche Dunkelheit immer etwas Faszinierendes aus. Trotzdem bin ich froh, als ich über Sulz (1376m) und Sulzboden (1130m) den Obersee erreiche, welchen die Kälte wieder fest im Griff hat.


Tourengänger: Bergamotte


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