Haldensteiner & Felsberger Calanda (2806 & 2695 m)


Publiziert von alpinos , 13. November 2011 um 19:32.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Calanda
Tour Datum:12 November 2011
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Calanda   CH-GR   CH-SG 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 2550 m
Abstieg: 2550 m
Strecke:Haldenstein - Funtanolja - Neusäss - Calandahütte - Haldensteiner Calanda - Tüfels Chilchli - Felsberger Calanda - Calandahütte - Haldenstein
Zufahrt zum Ausgangspunkt:PKW bis Haldenstein. Hier sogut wie keine Parkmöglichkeiten. Hab wegen meines Parkplatzes nen dicken Strafzettel kassiert. Besser ausserhalb des Ortes am Rhein oder sonst wo parken - oder mit ÖV anreisen.

Grandiose Kombination-Tour hoch über dem Rheintal
[Tour AlpinosM im Alleingang]


Das Calanda-Massiv verzeichnet auf der Karte gleich vier Gipfel mit dem Namen der bekannten Graubündner-Biermarke - die beiden höchsten, den Haldensteiner und den Felsberger Calanda, wollte ich heute besteigen. Als Tagestour mit 2600 Höhenmetern und über 36 km Wegstrecke eine besondere Herausforderung. Zum Glück gibt es schon einiges an Literatur auf Hikr.org, so dass die Vorbereitung nicht schwer fiel. Schnell war die Bike&Hike-Variante auf dem Tisch: mit dem Bike wollte ich die ersten 1500 m und den Großteil der Wegstrecke bis zur Calandahütte zurücklegen. Wegen der schnellen Abfahrt am Ende der Tour gewann ich einen, wegen der mittlerweile kurzen Tage, wertvollen Zeitpuffer.
 



Haldensteiner Calanda (T4, I)
Bei kühlen Temperaturen startete ich um 7:45 Uhr in Haldenstein (580 m); die knackige Steigung sorgte aber bald für die nötige innere Wärme. Die Bergstraße hinauf zur Hütte ist größtenteils grob geteert, nur auf einigen Teilstücken findet man Schotter vor, der sich aber gut befahren lässt. So pedalierte ich via Ruine Haldenstein (856 m), Funtanolja (1495 m), P. 1589, Neusäss (1873 m) und Altsäss (1973 m) in die Höhe. Die erste Stunde lief ganz gut; dann musste ich aber wegen meines strapazierten Rückens (viel am Schreibtisch gesessen diese Woche + Training + schwerer Rucksack) zahlreiche Streck- bzw. Gehpausen einlegen. Ziemlich erledigt und klatschnass geschwitzt erreichte ich endlich die Calandahütte (2073 m; 10:15 Uhr; 2h30min Fahrtzeit incl. zahlreicher Pausen).

Erstmal verschnaufen... dann die nassen Bike-Klamotten gegen das angenehm trockene Berg-Outfit ausgetauscht, Schuhe geschnürt, und die Stöcke zur Hand genommen. Schon besser. Noch ein wenig genoss ich die warmen Sonnenstrahlen, dann machte ich mich an die zweite Etappe. Auf gutem Wanderweg wanderte ich auf den Grat und erreichte über einige Schneereste die Kletterpassage. Trotz des harten Schnees und der teils mit gefrorenem Reif überzogenen Felsen war der Übergang zum Gipfel des Haldensteiner Calanda (2806 m; 1h10min von der Hütte) gut zu machen.

Sitzen, essen, trinken, Sonne tanken. Ich freute mich über diesen wunderbaren Tag und die makelose Aussicht: Prättigau, Silvretta, Ortler, Bernina, Rheinwaldhorn, Piz Medel, Tödi, Ringelspitz, Glärnisch, Alpstein - 360°-Panorama vom Feinsten. Mit mir erreichten noch zwei weitere Alpinisten die Gipfel, die ebenfalls 'von unten' kamen. Einer hatte seinen Paraglider dabei und startete einige Zeit später ins Tal. Hätte ich ja auch gerne gehabt.

Felsberger Calanda (T6-; III)
Bald machte ich mich wieder auf den Weg. Wieder den Grat zurück gekraxelt, dann zum großen Steinmann bei P. 2634. Von hier führte eine gut erkennbare Spur auf der linken Seite der Felsstufe hinab. Über Schrofen und Gras erreichte ich kurz darauf das Tüfels Chilchli (2460 m). Ich ließ es links liegen und stieg dann - kleinen Markierungen, Steinmännchen, oder Wegspuren folgend - via P. 2563 und P. 2610 an den Fuß des Felskopfes des Felsberger Calanda hinauf. Der Grat lässt ich gut begehen; an manchen Passagen ist das Traversieren auf dem abschüssigen Gelände aber anstrengender als gedacht. Unterhalb P. 2610 sind dann einige Meter mit Handeinsatz zurückzulegen - heute eine kalte Angelegenheit, die Felsen lagen im Schatten und waren mit gefrorenem Reif überzogen.

Schließlich stand ich vor dem Gipfelaufbau. Wie der Alpinist vor mir entschied ich mich für die Direktvariante. Der Weg führt über einen ersten Felsaufschwung, einen ausgesetzten Grat, und über einen zweiten Felsaufschwung zum Gipfelkreuz. Über etwas Geröll stieg ich rechts herum auf den Grat. Eine kurze Platte wurde überklettert, dann querte ich nach rechts in ein kurzes Couloir. Zwischen zwei aufragenden Fels hindurch erreichte ich wieder den jetzt ziemlich ausgesetzten Grat. Ich hielt mich immer auf der Gratschneide. Der Fels ist teilsweise mit Vorsicht zu genießen. Schließlich hangelte ich mich auf der rechten Seite an einer aufgestellten Platte hinüber zur zweiten Felsstufe, die entweder etwas links- oder rechtshaltend erklettert werden kann. Auf den letzten Metern waren einige Felsen von sehr zweifelhaftem Halt, aber insgesamt war diese Passage das Highlight der Tour!

Überaschend schnell hatte ich den Gipfel des Felsberger Calanda (2695 m; 13:50 Uhr, ca. 1h15min vom anderen Calanda) erreicht . Wieder genoss ich die Sonne und die Aussicht - ein perfekter Herbsttag. Über den Normalweg stieg ich schließlich von den Calandaboden durch das Schottercouloir ab und über Schotter- und Grashänge traversierte ich - Steinmännchen und Markierungen folgend - zum Grat unterhalb P. 2412. Hier verlor ich die Wegspur und stieg teils etwas mühsam zum Rossboden ab. Hier traf ich auf den Wanderweg, dem ich zurück zur Calandahütte folgte (ca. 1h15min vom Gipfel). Noch einmal tanke ich die warme Herbstsonne, dann brachte ich die rasante Abfahrt ins Tal hinter mich (ca. 40 min).
 



Ein großartige Kombi-Tour, die aber einiges an Kondition und Kraft erfordert. Auf wenn die Aufstiegsvariante mit Bike keinen Zeitvorteil brachte, für die Abfahrt hat sich die Qual gelohnt. Der Übergang vom Haldensteiner zum Felsberger Calanda war interessant und abwechslungsreich; das Erklettern der Gipfelaufbaus des Felsberger Calanda fand ich großartig.


Tourengänger: alpinos


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Geodaten
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