Über Sachsens Kleinstes - Das Spaargebirge


Publiziert von lainari , 3. November 2011 um 17:17.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Sonstige Höhenzüge und Talgebiete
Tour Datum:23 Oktober 2011
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 6:45
Aufstieg: 360 m
Abstieg: 360 m
Strecke:27,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:S-Bahn S 1 Schöna-Meißen bis Meißen
Zufahrt zum Ankunftspunkt:S-Bahn S 1 Meißen-Schöna von Zitschewig
Kartennummer:1:33.000, SK Nr. 08 Friedewald-Moritzburger Teichgebiet

Turmreiches Sächsisches Weinland
 
Diese Tour hatte ich ebenfalls schon länger auf dem Wunschzettel. Heute schienen die Bedingungen akzeptabel zu sein. Deshalb fuhr ich am frühen Morgen nach Pirna. Das Wetter war kühl und klar, soweit man das im Finsteren beurteilen konnte. Ein Windzug verhinderte offenbar die Nebelbildung. Ich stieg in einen Zug der S-Bahn S 1 in Richtung Meißen, der neu von einer Tonleiter-Drehstromorgel der BR 182 bespannt wird. Ich bin gespannt, wann der Reiz des Neuen vorbei sein wird und der Erste der sich explosionsartig vermehrenden Bahnlärmgegner das Thema für sich entdeckt. Nach einer Stunde Fahrzeit traf ich in Meißen ein.
 
Ich orientierte mich vom Bahnhof Meißen aus Richtung Elbe. Auf dem Radweg am Fluss angekommen, war es noch verdammt finster und - oh Schreck - neblig. Unterhalb der Eisenbahnbrücke konnte man immerhin das andere Ufer erkennen, der Nebel schien aufzusteigen. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass im Stadtbereich eine Beleuchtung am Weg vorhanden ist, aber Fehlanzeige. Zum Glück war der Weg asphaltiert und eben, was das Laufen erleichterte. Nur über einen Igel und eine Katze wäre ich beinahe gestolpert. Nachdem ich eine Weile flussaufwärts gelaufen war, traf der Radweg auf die Hauptstraße und verlief ein ganzes Stück an ihrem Rand. Dort hatte ich die gewünschte Er- nein Beleuchtung. Später entfernte sich der Weg wieder und verlief über die Elbwiesen. Langsam wurde es nun heller und plötzlich schimmerte durch den Nebel die Oberkante des heute zu besuchenden Höhenzuges - des Spaargebirges - durch. Also konnte die Nebeldecke nicht allzu mächtig sein. Das Spaargebirge ist ein rechtselbischer isolierter Höhenzug von ca. 2,75 km Länge und 1,25 km Breite, der durch Ober- und Niederspaar teilweise besiedelt, teilweise bewaldet und teilweise von Weinbergen und anderem Kulturland bedeckt ist. Dort, wo eine gepflasterte Rampe vom Radweg zur Straße führte (ohne Wegweiser), bog ich hinauf und überquerte selbige. Am Weingut Vincenz Richter vorbei ging es auf dem Kapitelholzsteig aufwärts. Ein verführerischer Duft von gärenden Trauben und Hefe stieg mir in die Nase und auf der Zunge bildeten sich kleine Pfützchen. So was aber auch, schon am zeitigen Morgen wieder an alkoholische Getränke erinnert zu werden. Der Aufstieg durch den Wald des Kapitelholzes war schneller geschafft als gedacht und auf der Höhe lief ich über die Deutsche Bosel (Aussichtsturm und Gasthaus), vorbei am bronzezeitlichen Abschnittswall und dem botanischen Garten (April- bis Anfang Oktober geöffnet) bis zum Aussichtspunkt Boselspitze. Hier graute es sowohl dem Morgen als auch mir, als wir die flache Nebeldecke über Dresden sahen. Ich wartete einige Zeit, lief unschlüssig auf und ab, als plötzlich die rötliche Scheibe der Sonne in der Nebeldecke auftauchte. Also war ich doch nicht ganz umsonst hier hinaufgeeilt. Nachdem die Sonne aus der Nebeldecke herausgetreten war, ging ich über die Deutsche Bosel zurück und weiter zur Karlshöhe mit dem Aussichtspunkt Juchhöh, von wo aus man einen schönen Ausblick nach Meißen haben sollte. Der Nebel indes hatte etwas dagegen. Ich kehrte zur Boselspitze zurück. Unterwegs sah ich, dass an einigen Weinlagen Trauben für einen Eiswein zurückgelassen wurden. Am Aussichtspunkt legte ich eine kurze Frühstückspause ein. Mittlerweile hatte die Sonne den Nebel hochgezogen und es war dadurch gleichmäßig diesig geworden, an einen Blick in die Ebene war nicht mehr zu denken.
 
Im Anschluss stieg ich auf einem Pfad nach Sörnewitz ab und wanderte unten auf einem Fahrsträßchen entlang des Spaargebirges nach Zaschendorf (Markierung Blauer Strich). Dabei streifte ich den Fuß der unbekannteren Römischen Bosel. Hinter Zaschendorf verlief der Weg über die weite Ebene der Nassau. Ich überquerte die Meißener Bahnstrecke (sächs. BC-Linie, Borsdorf-Coswig), nachdem mir die Schranke auf Anforderung geöffnet wurde. An einer alten Holländerwindmühle ohne Flügeln vorbei kam ich nach Niederau. Durch den Ort hindurch lief ich weiter nach Oberau. Die Markierungen waren fortan ein roter Punkt/ eine rote Weintraube. In Oberau befindet sich ein etwas morbides altes Wasserschloss. Auf dem Weiterweg unterquerte ich die Leipziger Bahnstrecke (sächs. LD-Linie, Leipzig-Dresden) in einem kleinen Bachdurchlass und die Berliner Bahnstrecke (sächs. DE-Linie, Dresden-Elsterwerda) in einem Straßentunnel. Dahinter rechts abgebogen lief ich aufwärts zum Gellertberg (Wegweiser Freilichtbühne). Auf dem Berg befindet sich neben der Freilichtbühne auch eine Turmruine. Ab hier wechselte der Weg ständig zwischen Gärten, Siedlung, Weinbergen und Wald. Einmal hinunter an den Rand von Weinböhla, dann wieder in den Wald hinein und hinauf. So kam ich später zum Wartturm. Auch dieser ist nur eine Turmruine, von seinem Fuß jedoch hat man einen schönen Blick über das Elbtal. Jetzt ging es abermals hinunter, drehte alsbald wieder bergwärts und brachte mich auf die Schweizerhöhe zum König-Albert-Turm (März-Oktober, sonn- und feiertags 14-16 Uhr geöffnet). Und weil ich mich mittlerweile daran gewöhnt hatte lief ich danach abermals hinunter und wieder hinauf zum Friedensturm (Der Schlüssel zum Turm kann an auf einer Tafel bezeichneten Punkten ausgeliehen werden.). Jetzt ging es zur Abwechslung relativ gerade dahin, dabei passierte ich das ehemalige Weingut Lauben. Vorbei an Gärten und durch den Wald gehend, erreichte ich in der Folge den Fuchsberg. Dieser hat einen schönen überdachten Rastplatz aber wenig Aussicht. Nichtsdestotrotz ließ ich mich hier zur Mittagspause nieder. Gestärkt lief ich weiter zum Spitzberg, der auf Grund von Bewuchs keine Aussicht mehr hat.
 
Dann folgte auf schmalem Pfad der Abstieg zum Spitzgrundteich. Der Weg war über und über mit unzähligen kleinen Eicheln bedeckt, so dass man seine Schritte recht sorgsam setzten musste. Am besonnten Ufer des Teiches verweilte ich kurz. Der weitere Wegverlauf führte in der Folge am Rand von Neucoswig entlang, am Weingut Matyas sowie am alten Weingut Talkenberger Hof passierte ich weitere Weinbauareale. Später lief ich über Siedlungsstraßen nach Radebeul-Zitzschewig hinab. Der dort folgende Bahnübergang mit asphaltierten Gleiszwischenräumen irritierte mich zunächst, bis ich ein gelbes DVB-Wartehäuschen sah - das war die Straßenbahn von Coswig nach Dresden die hier ein Stück als Überlandbahn verläuft. An einer Ampelkreuzung bog ich links ab und ging in die nächste schräg nach rechts abzweigende Straße hinein. Dort gelangte ich zum Haltepunkt Radebeul-Zitzschewig. Die Richtungsgleise der Leipziger Bahnstrecke sind hier durch die in der Mitte auf einem Damm herunterkommenden Berliner Gleise getrennt. Ich hatte mich vorab nicht über eine Rückfahrtmöglichkeit informiert, so dass ich auf dem Bahnsteig feststellen musste, dass ein Zug vor 2 min abgefahren war. So verlebte ich die folgenden 27 min in einem Drahtkorb, der die vandalismusresistente Sitzgelegenheit bildete. Einzig die auf Berliner Gleisen vorbeirauschende Weißwurst (ICE) und der an mir vorbeirollende Regionalexpress aus Leipzig lockerten die Wartezeit auf. Dann bestieg ich die S-Bahn zur Rückfahrt nach Pirna.
 
Der größte Teil der Wanderung hat T1-Charakter, einzig den Kapitelholzsteig, den Abstieg von der Boselspitze nach Sörnewitz und vom Spitzberg zum Spitzgrundteich habe ich als T2 eingeschätzt.
 
Für weiterführende Informationen zu den Sächsischen Weinlagen kann ich das Buch „Sächsisches Weinland – Historische Weingüter und Weinberghäuser im Elbtal“ der "edition Sächsische Zeitung" empfehlen.

Tourengänger: lainari


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