Ackerlspitze und Maukspitze bei Traumwetter


Publiziert von maxl , 2. November 2011 um 18:56. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Kaiser-Gebirge
Tour Datum: 1 November 2011
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   A-T 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1750 m
Abstieg: 1750 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auf der 178 direkt beim Stanglwirt nach Aschau abbiegen. Bis zum Parkplatz Hüttling.
Unterkunftmöglichkeiten:Ackerlhütte (Selbstversorger)

Dieses Jahr ist der Herbst wirklich ein Traum, auf über 2300m zu Allerheiligen im TShirt zu liegen ist doch keine Selbstverständlichkeit. Die Gelegenheit war gut, zwei tolle Aussichtsberge im Wilden Kaiser zu besuchen, die Ackerl- und die Maukspitze. Bei dieser Tour sollten die Verhältnisse passen, das taten sie aber auch, Südseite pur und fast komplett schneefrei. Die Route ist, das sei vorweg gesagt, nicht ganz trivial, neben etwas Kletterkönnen sowie Trittsicherheit und einer guten Portion Schwindelfreiheit sei dringend ein STEINSCHLAGHELM empfohlen - das Gelände ist durchwegs steil und schrofig, so dass die Gefahr, einen Brocken auf den Hut zu bekommen, oft nicht zu unterschätzen ist.

Wir starten um halb acht vom Parkplatz Hüttling in Aschau (im Gegensatz zur Wochenbrunner Alm ist dieser kostenfrei, danke tef für den Tipp!). Von dort aus erstmal ein gutes Stück der Forststraße folgen, bis bald nach rechts ein Steig abzweigt ("Ackerlhütte über Regalm"). Diesem über längere Zeit folgen, er verläuft in angenehmer Steigung durch immer lichter werdenden Wald, bis er die freien Hänge unter der Regalm erreicht. Von dort ist es nicht mehr weit zur Ackerlhütte (Selbstversorger vom ÖAV), die wir nach etwa 75min seit Beginn erreichen. Bis hierher T2. Man kann schon mal tolle Ausblicke über die Kitzbühler Alpen in den Hauptkamm genießen, auch die wilden Wände des gleichnamigen Kaisers machen einiges her. Von der Ackerlhütte gehen wir dann weiter sanft durch Latschen hinauf, bis wir auf den Wilden-Kaiser-Steig treffen, der unter den Südwänden verläuft. Diesen verfolgen wir ein kurzes Stück, gehen an den spärlichen Resten der alten Ackerlhütte (etwa auf 1700m) vorbei und erreichen schließlich eine Verzweigung. Dort links, über ein kleines Geröllfeld und in der Folge eine Steilstufe überwinden. Bis zu dieser noch glatt T2, jetzt wird's schlagartig schwerer und ausgesetzt. Der Steig schwingt sich steil empor und nutzt dann ein schmales Band, um den Niedersessel, ein weiteres kleines Geröllfeld, zu erreichen. Gelentlich ist er mit Griffen und Stufen versichert, technisch nicht schwer (einmal muss leicht geklettert werden), aber gut ausgesetzt. Schwindelfreiheit ist hier schon obligat, ich denke T4-. Wir erreichen den Niedersessel, wo wir uns über die Routenfindung klar werden müssen. Es gibt die Möglichkeit, über eine steile Schrofenflanke auf die Maukspitze zu gehen (von der aus man über den Verbindungsgrat natürlich auch die Ackerlspitze erreichen kann, allerdings mit 200hm Mehraufwand), oder aber nach links abzubiegen, um direkt in den Sattel zwischen Mauk und Ackerl über den Hochsessel aufzusteigen. Wir wählten die zweite Alternative, um dann den direkten Anstieg zur Mauk als Abstiegsvariante zu benutzen und somit eine schöne Rundtour machen zu können. Doch Achtung: der Direktanstieg zur Ackerl ist ERHEBLICH SCHWERER, freies Klettern im II. Schwierigkeitsgrat muss beherrscht werden!

Die Schlüsselstelle befindet sich gut einsehbar gleich überm Niedersessel. Es gilt, ein gut 20m hohes Wandl fast senkrecht zu erklimmen. Unter diesem Wandl befindet sich fast ganzjährig ein Schneefeld, durch das man zum Einstieg gelangt. Das Wandl selbst ist spärlich, aber äußerst angenehm mit Griffen und wenigen Tritten gesichert (ohne die es erheblich schwieriger wäre). Zwei schwierige senkrechte Stellen sowie zwei äußerst ausgesetzte Querungen müssen überwunden werden (m.E. hier T5-, II, aber eben nur ein kurzes Stück), dann hat man's quasi geschafft. Der weitere Aufstieg in die Scharte zwischen Mauk und Ackerl wird wieder leichter, zwar immer noch schrofig und hin und wieder Ier-Stellen, doch wieder zahmer (T4,I) Im Sattel dann auf etwa 2000m geht's zunächst nach Westen, um im steilen Schrofengelände dem Gipfelturm der Ackerlspitze zu gewinnen. Kurz davor geht's ein paar Meter durch die Nordseite, man kann aber problemlos über den Grat, was bei uns empfehlenswerter war (Eis). Der Gipfelturm der Ackerlspitze selbst wird dann durch eine Rinne erklettert (T4,I), was auch mit etwas Harsch noch gut zu bewältigen ist. Gut zweieinhalb Stunden nach der Ackerlhütte stehen wir auf dem zweithöchsten Kaisergipfel und genießen ein schier unendliche Schau. Alles, was Rang und Namen hat, vom Ankogel bis zur Zugspitze, präsentiert sich hier - lediglich im Alpenvorland ist's mal wieder diesig. Gesamte Aufstiegszeit also incl. Pausen 4h, die sollte man wohl wirklich einkalkulieren.

Nach längerer Gipfelrast geht's zunächst zurück in den Sattel zwischen Ackerl und Mauk. Dann natürlich dem Gifpelaufbau der Maukspitze zu auf dem meist einfachen Grat. Eine kurze Stelle ist etwas ausgesetzt, aber harmlos, ganz kurze Klettereien (I) und am Ende ein Schrofenanstieg zum Kreuz. Insgesamt T4, I, eine Stunde von der Ackerlspitze. Von der Maukspitze zeigt sich die Ackerl sehr schön und wild, ansonsten ist das Panorama fast ebenbürtig. Wir genießen eine weitere Gipfelrast und steigen schließlich den steilen, schrofigen Steig in den Niedersessel ab. Knieschonend ist dieser zwar nicht, aber auch nicht extra schwierig, vielleicht T4-. Nach einer guten Stunde erreichen wir wieder den Niedersessel von der deutlich leichteren Seite und müssen nun nur noch den Steilaufschwung zurück richtung alte Ackerlhütte bewältigen, bevor wir dann wieder auf dem bekannten Weg zurückhatschen.

Einzuplanen sind für diese Tour wohl etwa 8h Gehzeit, mit anständigen Gipfelpausen brauchten wir etwa neun. Es ist doch eine beachtliche Höhendistanz zu bewältigen, dabei ab etwa 1700m in durchwegs steilem Gelände. Die Schlüsselstelle zur Ackerl kann man umgehen, wenn man die Ackerl über die Mauk besteigt, dann hat man jedoch 200hm Mehraufwand. So hat man sie immerhin nur im Aufstieg zu bewältigen und außerdem eine schwer zu toppende Panorama-Rundtour auf zwei namhafte Gipfel im Wilden Kaiser.

Tourengänger: andl, maxl


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