Symphonie in Gold in der oberen Leventina; Teil 1: Pizzo di Nara und Pizzo Molare


Publiziert von Felix , 26. Oktober 2011 um 10:41. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:22 Oktober 2011
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Pizzo Molare 
Aufstieg: 1150 m
Abstieg: 1150 m
Strecke:Cassin - P. 1715 - Alpe Nara - Basso di Nara - Pizzo di Nara - P. 2247 - Bocchetta di Sasso Bianco - Pizzo Molare; Rückweg identisch bis P. 2247, anschliessend über Gana di Campo zur Alpe Nara; dann wieder auf dem Aufstiegsweg hinunter
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Wyssachen - Zell - Sursee; Autobahn bis Faido, Chiggiogna, Fusnengo; Faido - Rossura - Cassin
Unterkunftmöglichkeiten:Camping Gottardo in Faido, Chiggiogna, Fusnengo
Kartennummer:1253

Nachdem wir uns auf dem Camping Gottardo (in Fusnengo, gehört zu Chiggiogna, dieses zu Faido) bei Schröders einquartiert haben, fahren wir via Faido und Rossura bis zum Ende der guten Alpstrasse bei Cassin. Beim malerischen Bildstock starten wir unter schönster Tessiner Sonne und gewinnen alsbald im lichten Wald die ersten Höhenmeter. Dieser wird gegen sein Ende hin immer spezieller: auf den offener werdenden Flächen wachsen Jungtannen von besonderer Form - beinah erinnern sie an Zipfelmützen. Und schliesslich erleben wir beim Übergang zu den Weideflächen der Alpe Nara das wunderschöne Herbstbild mit sich golden verfärbenden Lärchen, blauem Himmel und den Graten der Kette vom Motta Crostel bis zum Poncione di Nara - und gegenüber erhebt sich imposant der Pizzo Forno.

Der Weiterweg, mehrheitlich nur sanft ansteigend, führt am kleinen, teilweise mit vereisten Rändern geschmückten Bächlein vorbei hinauf zur Bassa di Nara - die letzten Meter etwas steiler, schuttiger und mit Restschnee ausgestattet. Es wird kühler und windiger - so ziehen allmählich von der Ostseite Nebelschwaden zum Grat hoch; doch immer wieder weitet sich der Blick und gibt den trutzigen Pizzo Forno auf der westlichen Leventina-Seite frei.

Sind wir in einer halben Stunde von der Alp zum Sattel aufgestiegen, so benötigen wir noch knapp die angegebenen 20 min zum Gipfel: der Bergweg leitet in meist grasigem Gelände zum flachen kleinen Plateau, wo mit einem rundem Wegzeichen der Schluss des offiziellen Weges symbolisch dargestellt ist. Wir beschliessen jedoch, den Pizzo di Nara zu überschreiten - auch wenn erst mal der Grat etwas heikel aussieht: die Begehung beginnt mit leicht verschneiten steileren, doch kurzen, steindurchsetzten Abstieg, bevor wir in grobblockiges Gelände wechseln; recht einfach zu begehen, doch ist immerhin darauf zu achten, dass keine Ausrutscher in die Lücken der Blöcke passieren. Zwischendurch leiten Spuren auf dem Rücken weiter, bevor wir vor den letzten Felsaufbauten zum Weglein queren, welches unterhalb des Grates zur Lücke (P. 2247) führt - dabei sind einige wenige gut gestufte Felsbändchen zu traversieren.

Hier wartet wiederum ein, diesmal etwas längerer und steilerer, Abstieg in einer schneegefüllten Rinne auf uns - auch hier ist eine etwas erhöhte Konzentration gefordert; beinahe etwas mystisch-gespenstisch wird die Stimmung, da sich für kurze Zeit die Nebelschwaden unterhalb der Rinne im weglosen grossen Trümmer-Blockfeld festsetzen. Auch hier müssen wir darauf achten, dass es darin keine Rutscher gibt - doch bald einmal haben wir Felsen und Nebel hinter uns und steigen nun, wieder an der wärmenden Sonne unter prächtig blauem Himmel steil und weglos zum weit oben eingezeichneten Weglein auf, welches zur Bocchetta di Sasso Bianco führt.

Kurz vor dieser ragt eben dieser riesige Sasso Bianco auf - er ist von besonderer Form und Gesteinsart, und bietet Vögeln Unterschlupf (Mauerläufer?). Auf dem Sattel angekommen, ergibt sich ein bereits hier schöner Tiefblick in die Talsohle der Leventina - und ein herrlicher Weitblick zum Alpenkranz. Zugleich erkennen wir, dass der Abstieg westseitig in der Rinne zur Spur, welche zur Alpe Nara führen würde, problematisch wirkt: sehr steil und mit vereistem Schnee gefüllt ... Der Anstieg zu Gipfel ist jedoch, wenn auch im steilen Gras, auf guter Spur gut machbar - und so stehen wir bald beim massiven Gipfelkreuz des Pizzo Molare. Fantastisch nun, die Rundumsicht! Einige Walliser Grosse, Finsteraar- und Schreckhorn, die Gotthardgruppe, markant und dunkel der Scopi, zwar klein wirkend doch ebenfalls beeindruckend der Sosto, formschön die Pyramide des Piz Terri - und schliesslich das Rheinwaldhorn: zu dieser herrlichen Bergrunde gesellt sich ein riesiges Nebelmeer im Süden hinzu, aus welchem zahlreiche unbekannte Gipfel herausragen - auf einen davon (Pizzo Erra) beabsichtigen wir morgen zu gehen ...

Frisch ist's auch hier oben, trotz der Sonne: der eisige Wind bleibt beinahe immer unser Begleiter - doch wir finden etwas unterhalb des Kreuzes einen relativ angenehmen Mittagsrastplatz. Später ist der Abstiegsweg bis zur Bocchetta di Sasso Bianco vorgegeben; dem Weglein Richtung Hütte (Cap. Piandoss) folgen wir nun jedoch etwas länger, bevor wir wiederum weglos zum Trümmerfeld absteigen, hier den Steinmännern folgen und schliesslich (im Schatten) die steile, schneegefüllte Rinne wieder zu P. 2247 - und an die Sonne - aufsteigen. Hier folgen wir erst dem Weglein Richtung Basso di Nara, steigen jedoch bald einmal weglos in die Gana di Campo ab. Kurz vor der Alpe Nara treffen wir wieder auf den am Morgen begangenen Bergweg; prächtig leuchten uns wieder die goldenen Lärchen entgegen - jene Kalenderblätter liessen sich gestalten ... Anschliessend "tauchen" wir noch einmal in den hübschen Wald ein, bevor wir zurück nach Cassin - und den pittoresken Geissen gelangen.

Tourengänger: Ursula, Felix


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Kommentare (1)


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Henrik hat gesagt: ..heerlig...
Gesendet am 26. Oktober 2011 um 11:19
..der Wind, der auch mir 2005 am Passo in die Ohren pfiff sowie das vereiste Gras...lebendig erhalten..

...es ist ja nur ein Sprung ins Tessin... gäll.

Danke und hg

Henrik


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