Auf den Spuren des Kalten Krieges auf den mythenumwobenen Berliner Teufelsberg
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Vier Tage in Berlin... zum Flachlaufen verdammt? Nein, nicht ganz, eine Internetrecherche mit dem Such-String der höchste Berg von Berlin ergibt zwei interessante Treffer: den Grossen Müggelberg im Stadtteil Treptow-Köpenick mit atemberaubenden 114,7 m und den gleich hohen Teufelsberg im Stadtteil Charlottenburg-Wilmersdorf. Der erste gilt offiziell als höchster Berliner Berg resp. Punkt, ist aber fast 20 km vom Zentrum entfernt – also zu weit für einen kleinen Vormittagstrip. Der Teufelsberg liegt näher und hat einen sehr speziellen Hintergrund: Es handelt sich um einen künstlichen Berg, der nach dem Zweiten Weltkrieg aus Trümmern geschichtet wurde. Vom "Nebengipfel" des Drachenbergs hat man eine tolle Aussicht auf ganz Berlin, und er wird anscheinend von Bergläufern für ihr Training benutzt. Auf hikr.org hat Kris jüngst zwei interessante Touren-Berichte gepostet, in denen er auch auf die eigentümliche Teufelsberg-Geschichte eingeht. Mehr siehe "Historisches".
Route
Lauf vom S-Bahnhof Heerstrasse (50 m) in südwestlicher Richtung auf der Teufelsseechaussee. Nach ca. 1 km biege ich beim Parkplatz nach rechts ab und folge einem breiten, asphaltierten Weg in südlicher Richtung. Der anspruchslose Weg führt durch einen lichten Wald, die Steigung ist kaum wahrnehmbar. Bis jetzt war der "Gipfel" nur erahnbar, nach einer Rechtskurve erblicke ich dann zwischen Bäumen einen der weissen Radome (Radarkuppeln) der ehemaligen Abhörstation auf dem Gipfel. Eine kleine Halbrunde um den Gipfel überzeugt mich davon, dass die oberste Kuppe des Teufelsbergs (115 m) ohne den Einsatz von illegalen Kletterkünsten nicht begehbar ist. Die Ruinen sind durch Maschendraht gegen Vandalismus abgesichert.
Auf dem Rückweg steige ich auf den benachbarten Drachenberg (99 m) über einen steilen, downhill-anmutenden Sandpfad. Das wird wohl der Berglauftrainingsabschitt sein – ein Berliner Kollege lässt dem schnelleren Schweizer den Vortritt: merrsi! ;-) Vom praktisch baumlosen Gipfelplateau des Drachenbergs hat man tatsächlich eine prächtige Sicht auf Berlin. Über die "Nordflanke" des Drachenbergs steige ich auf schmalen, sandigen Trails zurück zur Teufelsseechaussee ab und folge ihr bis zum Ausgangspunkt S-Bahnhof Heerstrasse.
Alternativen zu meiner Route: Kris beschreibt eine Tour ab dem S-Bahnhof Grunewald weiter im Südosten des Teufelsbergs. Möglich wäre auch eine zusätzliche Ausdehnung der Tour Richtung Teufelssee, Grunewaldturm und bis zum Grossen Wannsee mit der Halbinsel Schwanenwerder. Eine von der Berliner Senatsverwaltung empfohlene Routen-Variante wird hier beschrieben.
Anspruch
Physisch: Ich schätze mal – ein aufgerundetes T1 ;-)
Psychohistorisch: T6. Etwas mulmig wird es einem schon, wenn man bedenkt, dass man auf ca. einem Drittel des Kriegsschutts von Berlin unterwegs ist...
Klettern
Auf dem Teufelsberg gibt es eine Klettermöglichkeit.
Bericht von Kris hier.
Historisches
Historische Hintergründe liegen seit kurzem in Buchform von Klaus Behling und Andreas Jüttemann vor (siehe Quellen). Die Radaranlage, heute ein lost place, war vor 1989 ein Hotspot des Kalten Krieges: Von hier aus hörten die Amerikaner und Briten den Osten ab, denn zwischen dem Teufelsberg und Moskau (!) gibt es keine nennenswerte Erhebung, die das Abhorchen stören könnte. Der Ostblock war sich der Spionage-Bedeutung des Berliner Teufelsbergs sehr wohl bewusst: Eines der Raketenziele der UdSSR war der Trümmerhaufen mitten in Berlin. 1989 endete der Kalte Krieg, die Radome verloren ihre Bedeutung. Seit 1992 ist die Anlage verlassen und dem Vandalismus preisgegeben. Wiederbelebungs- resp. Neunutzungsversuche sind bisher alle gescheitert.
Der Name für den "neuen" Berg wurde vom nahegelegenen Teufelssee abgeleitet, zitiert aber wohl auch ironisch den Berg mit der berühmten Spungschanze im Riesengebirge. Auf dem Berliner Teufelsberg gab es nämlich tatsächlich von den 60er bis in die 80er Jahre eine Sprungschanze sowie eine Skipiste (inkl. Skilift) und auch Skirennen wurden gefahren! Eine Rodelbahn gibt es weiterhin.
Quellen
Behling, K., Jüttemann, A. (2011): Der Berliner Teufelsberg. Trümmer, Truppen und Touristen. Berlin Story Verlag.
Kris 14. September 2011
Kris 1. Oktober 2011
http://www.berlin.de/orte/sehenswuerdigkeiten/teufelsberg/
http://www.berlinsightout.de/index.htm
http://www.forst-grunewald.de/html/teufelsberg.html
Route
Lauf vom S-Bahnhof Heerstrasse (50 m) in südwestlicher Richtung auf der Teufelsseechaussee. Nach ca. 1 km biege ich beim Parkplatz nach rechts ab und folge einem breiten, asphaltierten Weg in südlicher Richtung. Der anspruchslose Weg führt durch einen lichten Wald, die Steigung ist kaum wahrnehmbar. Bis jetzt war der "Gipfel" nur erahnbar, nach einer Rechtskurve erblicke ich dann zwischen Bäumen einen der weissen Radome (Radarkuppeln) der ehemaligen Abhörstation auf dem Gipfel. Eine kleine Halbrunde um den Gipfel überzeugt mich davon, dass die oberste Kuppe des Teufelsbergs (115 m) ohne den Einsatz von illegalen Kletterkünsten nicht begehbar ist. Die Ruinen sind durch Maschendraht gegen Vandalismus abgesichert.
Auf dem Rückweg steige ich auf den benachbarten Drachenberg (99 m) über einen steilen, downhill-anmutenden Sandpfad. Das wird wohl der Berglauftrainingsabschitt sein – ein Berliner Kollege lässt dem schnelleren Schweizer den Vortritt: merrsi! ;-) Vom praktisch baumlosen Gipfelplateau des Drachenbergs hat man tatsächlich eine prächtige Sicht auf Berlin. Über die "Nordflanke" des Drachenbergs steige ich auf schmalen, sandigen Trails zurück zur Teufelsseechaussee ab und folge ihr bis zum Ausgangspunkt S-Bahnhof Heerstrasse.
Alternativen zu meiner Route: Kris beschreibt eine Tour ab dem S-Bahnhof Grunewald weiter im Südosten des Teufelsbergs. Möglich wäre auch eine zusätzliche Ausdehnung der Tour Richtung Teufelssee, Grunewaldturm und bis zum Grossen Wannsee mit der Halbinsel Schwanenwerder. Eine von der Berliner Senatsverwaltung empfohlene Routen-Variante wird hier beschrieben.
Anspruch
Physisch: Ich schätze mal – ein aufgerundetes T1 ;-)
Psychohistorisch: T6. Etwas mulmig wird es einem schon, wenn man bedenkt, dass man auf ca. einem Drittel des Kriegsschutts von Berlin unterwegs ist...
Klettern
Auf dem Teufelsberg gibt es eine Klettermöglichkeit.
Bericht von Kris hier.
Historisches
Historische Hintergründe liegen seit kurzem in Buchform von Klaus Behling und Andreas Jüttemann vor (siehe Quellen). Die Radaranlage, heute ein lost place, war vor 1989 ein Hotspot des Kalten Krieges: Von hier aus hörten die Amerikaner und Briten den Osten ab, denn zwischen dem Teufelsberg und Moskau (!) gibt es keine nennenswerte Erhebung, die das Abhorchen stören könnte. Der Ostblock war sich der Spionage-Bedeutung des Berliner Teufelsbergs sehr wohl bewusst: Eines der Raketenziele der UdSSR war der Trümmerhaufen mitten in Berlin. 1989 endete der Kalte Krieg, die Radome verloren ihre Bedeutung. Seit 1992 ist die Anlage verlassen und dem Vandalismus preisgegeben. Wiederbelebungs- resp. Neunutzungsversuche sind bisher alle gescheitert.
Der Name für den "neuen" Berg wurde vom nahegelegenen Teufelssee abgeleitet, zitiert aber wohl auch ironisch den Berg mit der berühmten Spungschanze im Riesengebirge. Auf dem Berliner Teufelsberg gab es nämlich tatsächlich von den 60er bis in die 80er Jahre eine Sprungschanze sowie eine Skipiste (inkl. Skilift) und auch Skirennen wurden gefahren! Eine Rodelbahn gibt es weiterhin.
Quellen
Behling, K., Jüttemann, A. (2011): Der Berliner Teufelsberg. Trümmer, Truppen und Touristen. Berlin Story Verlag.
Kris 14. September 2011
Kris 1. Oktober 2011
http://www.berlin.de/orte/sehenswuerdigkeiten/teufelsberg/
http://www.berlinsightout.de/index.htm
http://www.forst-grunewald.de/html/teufelsberg.html
Tourengänger:
fuemm63
Communities: Kuriositäten
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Kommentare (4)