Von Sementina via Cima di Morisciolo zur Cima d'Erbea, mit Fernsichten vom Allerfeinsten


Publiziert von 360 Pro , 14. Oktober 2011 um 11:09.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Bellinzonese
Tour Datum:12 Oktober 2011
Wandern Schwierigkeit: T6- - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   Gruppo Cima dell'Uomo 
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Sementina, Via Cantonale
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mornera

Eigentlich war ja eine gemeinsame Aktion im Ticino mit Zaza geplant. Was genau, wollten wir im Zug ab Arth-Goldau noch besprechen. Da aber Zaza kurzfristig umdisponieren musste, nahm ich Plan B aus der Hosentasche, für welchen Zaza ebenfalls die Vorlage lieferte: nämlich *hier. Wer eine Zaza-Ticino-Tagestour-aus-dem-Norden mit 2700Hm nachahmen will, muss entweder fit wie ein Bergschuh sein oder die Route optimieren und Höhenmeter drücken. Bei der von Zaza vorgelegten Tour sah ich zwei Optimierungsmöglichkeiten:
  1. Anstatt wie Zaza ein Anpeilen der Alpe di Morisciolo von Monte Carasso durchs Valle di Sementina, den Aufstieg von Sementina via Alpe Mognone zu wählen, welcher den "hurtigen Aufstieg" zulassen sollte.
  2. Der mehr oder weniger direkte Aufstieg vom höchsten P.2202 des Cima di Morisciolo zur Cima d'Erbea West zu versuchen, anstatt dem Umweg in der Ostflanke mit 300 Höhenmeterverlust.
    Dies dürfte jedoch nicht trivial werden, denn Zaza hatte dies ja auch versucht. Etwas Hoffnung auf ein Gelingen gab mir jedoch ein Nebensatz bei Brenna's Morisciolo Beschreibung, welcher besagt, dass es in der Westflanke eine Rinne gäbe, die die Umgehung des (ZS) Morisciolo Nordgrates bis zum Sattel auf etwa 2160m zulassen sollte.

Und das Ganze geht dann so:
 
Die Zugfahrt in den Süden vergeht im Nu, denn wenn man mit chaeppi (welcher heute *diesen Plan verwirklichte) ins Tessin fährt, gibt es immer interessante hikr- und andere Dinge zu besprechen... Den Weg von Sementina zum P. 2094 des Cima di Morisciolo kenne ich schon von der gemeinsamen *Schneeschuh-Aktion mit Omega3 im letzten Winter. Der Aufstieg dorthin dauert ohne Schneeschuhe bedeutend weniger lang und die Wegfindung ist ebenfalls problemlos. Bei Brenna wird die Il Gügin Pyramide von Süden, wie auch von Norden als besteigbar (II) erwähnt und dies will ich natürlich nicht unterlassen. Allerdings bekomme ich sowohl von Süden, wie auch von Norden kalte Füsse und empfinde die angeblichen II-er zu abenteuerlich. An einem guten Tag würde ich den Gügin wohl schon packen, heute muss ich jedoch passen. 
 
Der Weiterweg vom P. 2094 (auf Swissmap der "offizielle" Cima di Morisciolo Gipfel) zum Steinmann, welcher sich auf dem auf der Karte nicht kotierten Punkt vor P. 2202 befindet, ist nicht mehr markiert, folgt aber weiterhin dem Grat oder leicht links davon und bietet keine besonderen Schwierigkeiten. Auf diesem Abschnitt treffe ich (unbekannterweise) Pyramido und wir halten einen kurzen interessanten Schwatz ab. Vom erwähnten Steinmann bis zum Steinmann auf dem höchst kotierten Gipfel des Cima di Morisciolo, muss man dann die Hände aus dem Hosensack nehmen und auch ein wenig klettern (T5, II). Die Fernsicht heute ist wirklich vom Allerfeinsten, denn so klar habe ich den 225km entfernten Monviso aus dieser Gegend noch nie gesehen. Auch den Apennin im Süden kann man klar und deutlich erkennen, ganz Geschweige von den frisch verschneiten Walliser 4000-ern, sie sind zum Greifen nah!
 
Als nächstes suche ich nun die von Brenna erwähnte Rinne, welche mir die Umgehung des für mich zu schwierigen Nordgrates erlauben soll. Dazu gehe ich vom Steinmann auf dem höchsten Punkt zur ersten Scharte zurück und finde die entsprechende enge Schuttrinne, welche steil rechts in die Westflanke hinunterzieht, aber nicht bis ganz unten einsehbar ist. Die Rinne wird steiler und an einem Punkt muss ich auch einen kurzen II-er abklettern. Kurz vor dem Ausstieg stellt sich dann noch die eigentliche Knacknuss in den Weg und ich denke schon, dass ich aufgeben muss, denn in der Hauptrinne wäre da ein ziemlich unangenehmer III-er (?) den ich abklettern müsste, dazu aber die Hosen zu voll habe. So schnell gebe ich jedoch nicht auf und suche nach einer Alternative und finde diese in Form eines etwas griffarmen, luftigen, leider auch kiesig-rutschigen steilen "Wegleins" am äussersten linken Rand der Rinne, welche offensichtlich auch vom Wild benutzt wird und hangle mich dort auf die rettende Grashalde runter (T6-, click für das Routenbild).
 
Von hier nun verläuft der Rest des Weges zur Cima d'Erbea Occidentale wieder einfacher, denn der Aufstieg zum Gipfel entlang des Grates ist entweder Gehgelände oder einfaches Kraxeln auf dem plattigen Grat (T4, I). Hier treffe ich auf einen vom Gipfel kommenden Tessiner Alpinisten, welcher mich beim Abstieg in der Rinne beobachtet hat und dies als ziemlich mutig klassiert. Wir schwatzen eine ganze Weile, bevor ich zum Gipfelsturm blase. Noch einmal geniesse ich die unglaubliche Fernsicht und mache eine ausgiebige Rast.
 
Für meinen Abstieg möchte ich natürlich auch den sagenumworbenen Sentiero dei Frati begehen. Dieses sehr ausgesetze Grasband, welches die ganze Nordflanke durchzieht, kann ich schon nach einigen Metern Abstieg auf dem Westgrat einsehen und der direkte Abstieg dort hinunter scheint mir machbar. Über sehr steile, grasige Schrofen kraxle ich deshalb direkt kurz nach dem Gipfel auf diesen ab und "spaziere" den Rest des Weges bis zu dessen östlichen Ende. Der Weg ist erstaunlich breit und lediglich an einer ganz kurzen Stelle etwas abgerutscht aber trotzdem gut begehbar.
 
Da die Cima d'Erbea Orientale so nahe ist, statte ich auch diesem Berg noch einen kurzen Besuch ab. Dazu kraxle ich von der Bocchetta d'Erbea entlang des Südwestgrates (T4/I) auf den Gipfel und entlang des nicht sonderlich ausgeprägten Südgrates (T3) hinuter zum Weg zur Alpe Albagno. Eigentlich hätte ich sogar noch genügend Zeit auch dem Gaggio einen kurzen Besuch abzustatten, aber meine Beine sind nach den deutlich über 2Hkm inzwischen doch etwas zu schlapp und ich wähle deshalb den gemütlichen Abstieg von der Capanna Albagno nach Mornera, wo ich die restlichen gut 1000 Höhenmeter knieschonend mit der Seilbahn vernichte.


Fazit

Eine durchaus empfehlenswerte, abwechslungs- und aussichtsreiche Tour, die stellenweise nicht ganz trivial ist und mit deutlich über 2000 Höhenmeter auch nicht ganz unanstrengend ist.

Tourengänger: 360


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