Laufbacher Eck-Überschreitung


Publiziert von quacamozza , 9. Oktober 2011 um 21:03.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum: 5 Oktober 2011
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 680 m
Abstieg: 1550 m
Strecke:Edmund Probst-Haus-Zeigersattel-Großer Seekopf-Kleiner Seekopf-Schochen-Lachenkopf-Laufbacher Eck-Salobergrat-Ochsenalpe-Pointhütte-Giebelhaus
Zufahrt zum Ausgangspunkt:B 19 bis Oberstdorf und weiter zur Talstation der Nebelhornbahn, sehr teure Parkgebühr (5 € / Tag), ich reiste mit dem Walserbus an
Unterkunftmöglichkeiten:Edmund Probst-Haus (1932m)
Kartennummer:AV-Karte BY 4

Eine kurze, voraussichtlich letzte Tour in dieser Saison über typische Allgäuer Grasgrate, diesmal wegen meines Privattaxis als Streckentour. Gespannt war ich auf das letzte Teilstück des Grates, der vom Giebel zum Laufbacher Eck zieht. Diesen Abschnitt hatte ich vor zwei Wochen mangels näherer Information ausgespart.
Trotz der sich ganz in der Nähe befindlichen vielbegangenen Wege werden die Grate und Gipfel selten besucht. Auf der gesamten Wegstrecke bis zum Laufbacher Eck verläuft der Wanderweg direkt unterhalb, also heißt es aufpassen, dass möglichst kein Steinschlag ausgelöst wird.   



Zur Ausrüstung:
Stöcke sind ausreichend. Pickel und Steigeisen nahm ich vorsichtshalber mit, kamen aber nicht zum Einsatz.

Zur Schwierigkeit:
Bis zum Laufbacher Eck stellenweise II, I und steiles Gras T 5-6, am Übergang zum Salober eine Stelle II+, Stellen II, Abstieg anfangs T 6, abschließend einfache Wanderung. 


Auffahrt mit der ersten Bahn zur Station Höfatsblick (1932m). Den uninteressanten Aufstieg über die Asphaltstraße hier hoch kann man sich getrost schenken, vor allem, wenn man eine "Bergbahn-inklusive"-Walser Card besitzt.
Auf dem breiten Wanderweg mit kurzem Ab- und Wiederaufstieg in den Zeigersattel (1922m) und zum Beginn des Nordgrates des Großen Seekopfes.
Über steiles und morgens noch feuchtes Gras, aber ohne nennenswerte Schwierigkeiten (T 4-) aufwärts, häufig etwas rechts des Grates. Im unteren Teil finden sich wenig ausgeprägte Wegspuren in Gratnähe. Oben ist es komplett weglos, so dass man sich einfach die eigene Linie sucht.
Der Große Seekopf (2085m; gut 30 min vom Höfatsblick) bietet den besten Blick auf die Wengenköpfe (Hindelanger Klettersteig) und das Nebelhorngebiet.

Einem einfachen Abstieg in die Scharte folgt ein teilweise ausgesetzter schrofiger Grat (I-II), der bei immer noch nicht abgetrocknetem Gras Vorsicht verlangt. Nach gut 15 min kann der zweite Gipfel des Tages, der höhere(!) Kleine Seekopf (2095m), "abgehakt" werden.

Auf breitem Grasrücken hinab zum Laufbacher Eck-Weg. Einige Minuten auf dem Weg bleiben, dann links weglos hoch über Gras (T 4) und einzelne leichte Felsen (I) zum Vorgipfel und kurz darauf zum Gipfelkreuz des Schochen (2100m). Das einzige Gipfelbuch, in das ich mich heute eintragen konnte, ist 12 Jahre alt und erfährt nicht viele Einträge pro Jahr.

Zeitbedarf ab Station Höfatsblick: 1 Std 10 min


Vom Gipfel wiederum leicht hinab in die Scharte zwischen Lachenkopf und Schochen. Jetzt wird's zum ersten Mal richtig ernst. Eine merkwürdige, dem Gipfelaufbau des Lachenkopfs vorgelagerte scharfe, 30 Meter lange Felsschneide stellt sich in den Weg. Zu spät realisierte ich, dass der AVF an dieser Stelle eine Umgehung empfiehlt.
Zu Recht, denn die Überkletterung ist nicht ganz ohne. Technisch nur II, aber unheimlich ausgesetzt, dazu eine nordseitige Querung über moosigen und mit Heidekraut überwucherten Untergrund, also wahnsinnig glitschig...Mir war schnell klar, dass das nicht der einfachste Weg sein konnte. Eine Querung unter den Felsen in der Südseite wäre viel weniger zeitintensiv gewesen, aber naja...irgendwann lag dieser ganze Sch.. hinter mir.

Danach vorerst mit leichten Abweichungen auf dem Grat bleiben und einen Felskopf (P.2079m) überklettern (I). Aus der dahinter liegenden kleinen Lücke nach rechts einige Meter absteigen und unter dem Grat über geröllbedeckte Platten und schrofige Stufen wieder hoch zur Grathöhe. Schließlich in leichter Kletterei (I) über den schmalen Grat auf den Lachenkopf (2111m).

NB: Die Überschreitung des gesamten Grates ist teils sehr ausgesetzt, brüchig und anspruchsvoll (T 6 und bis II).

Nach Überschreiten der kleinen Gipfelfläche in die folgende Lücke. Danach verließ ich den Grat wie im AVF beschrieben nach rechts, und zwar zunächst über sehr steiles Gras (T 5-6) in eine kleine erdige Mulde, dann rechts hinüber auf eine Rippe.

NB: Die Überschreitung des Ostgipfels ist leichter, als es aussieht. Beim Aufstieg ist eine kurze II er-Stelle zu meistern. Der Abstieg auf der gegenüberliegenden Seite ist 55 Grad steil, das Gras ist aber recht gut gestuft. Weiter unten in den leichten, aber brüchigen Felsen ist jedoch Vorsicht geboten.

Auf dieser ging's abwärts zum Wanderweg. In dieser Phase der Tour ist besondere Vorsicht geboten, denn jeder noch so kleine Stein träfe auf direktem Weg die Wanderer, von denen sich einige "Gaffer" ebenso regungs- wie verantwortungslos minutenlang in der Falllinie aufhielten.

Auf dem Wanderweg traf ich sofort auf Seilversicherungen. Im Anschluss wird dann gemütlich der Sattel zwischen Lachenkopf und Laufbacher Eck anvisiert. Alternativ kann man auch über den steilen, aber unschwierigen Westgrat (T 4) aufsteigen.
150 Höhenmeter hinauf in den stets vielbevölkerten Laufbacher Eck-Sattel (2145m) und auf Wegspuren leicht in wenigen Minuten auf die grüne Kuppe des Laufbacher Eck (2178m).

Die angenehme Wärme des Altweibersommers und die wirklich beeindruckende Aussicht veranlassten mich zu einer ausgiebigen Mittagspause. Auf dem Gipfel selbst fanden sich heute lediglich noch drei andere Wanderer ein, die ich mit der Ankündigung, meinen Weiterweg Richtung Salober einzuschlagen, doch sehr überraschte.

Zeitbedarf vom Schochen: 1 Std 40 min


Nun also zum Highlight der heutigen Tour, dem Gratübergang zum Salober.
Zunächst auf dem Nordostgrat des Laufbacher Eck auf leichten Wegspuren mäßig fallend, umgehend aber steil über Gras und kleine Felsschneiden (brüchig, Vorsicht) sowie Platten, denen man eventuell leicht ostseitig ausweicht (T 5 und Kletterei I-II), hinab zur tiefsten Lücke. Der Grat wird dabei zunehmend ausgesetzter. Ein kleines waagrechtes Gratstück wird überklettert, dann kommt der anspruchsvollste Teil der Tour.

Der alte AVF (einzige offizielle Beschreibung, auch im Internet ist bisher nichts zu finden) hat hier ein Schlüsselstellen-Symbol drin: Bei einer Bewertung mit III und in Kenntnis der gesamten restlichen Grattour ist ja völlig klar, dass ich an dieser Passage großen Respekt gepaart mit der Bereitschaft jederzeitigen Umkehrens besaß. Im Hüttenführer Luitpold-Haus wird auf eine Beschreibung des Grates ab dem Salober ganz verzichtet, so dass ich glaube, dass dieser Gratabschnitt wirklich nur von Insidern, also Einheimischen, die sich bestens auskennen, begangen wird. Ja, und genau das war eben der Anreiz für mich...

Auf meiner Giebel-Salober-Tour vor zwei Wochen *Giebel-Salober und Rotköpfe-Überschreitung--Allgäuer Grasgrate deluxe hatten sich die beiden fitten einheimischen Bergsteiger für den Weiterweg zum Laufbacher Eck entschieden. Ich beobachtete von einem sicheren Standort, wie an der schwierigsten Stelle rückwärts abgeklettert wurde. Daher machte ich mich auf alles gefasst, beruhigte mich aber mit der Annahme, dass die Kletterei im Aufstieg sicher weniger heftig sein würde.


Steil geht es aus der Lücke aufwärts. Die Kletterei fängt locker an, bis eine quaderähnlicher Felsmauer, eine 2,5 Meter hohe Steilstufe, den Weg verbaut. Deshalb vor diesem Hindernis rechts zur Begrenzung des Blockes und schräg links über ein steiles grasiges Band wieder auf den Grat (T 6 und kurz II).

Weiter in leichter Kletterei (eine Stelle II, meist I), dann recht flach auf einen kleinen Gipfel im Kamm (P. 2119m) und in reinem Grasgelände breit und einfach über eine weitere Kuppe zu einer mit senkrechtem Abbruch nach Nordost abfallenden Erhebung. Unter dieser Erhebung befindet sich eine weite Lücke: Rechts verläuft eine Grasrippe abwärts, daneben befindet sich vorwiegend felsiges, steiles Schrofengelände. Hier beschloss ich nach ausgiebiger Geländeerkundung, meinen Abstieg zu beginnen.

Zunächst querte ich noch unter der Erhebung in auffallend rötlichem Gestein hinüber in die tiefste, ebenfalls grasige Lücke vor dem Salober. Dieser kann ohnehin nicht direkt überklettert werden, da sich die Südwestwand aus der Scharte überhängend und unheimlich brüchig zum Gipfel zieht. 
Vor allem aber war mir schleierhaft, wie ein vernünftiger Abstieg über eine senkrechte und dazu äußerst brüchige Stufe von über 10 Metern oder gar eine Querung "waagrecht hinüber in die Scharte"(AVF) vonstatten gehen soll. Also kehrte ich in die obere Lücke zurück und begann den zunächst steilen und etwas heiklen Abstieg (T 6).

Vielleicht wäre es auf der daneben liegenden Grasrippe besser hinab gegangen, aber es war auch so ohne großes Harakiri durchführbar.

NB: Der einfachste Abstieg vollzieht sich tatsächlich auf dieser Grasrippe (T 5+).

Nach 30 Höhenmetern kommt ohnehin steiles Gras, das aber trotz teilweise platt aufliegender Halme wegen der anhaltenden Trockenperiode ganz gut zu begehen war. Ein Pickel schadet hier aber bei weniger guten Verhältnissen keineswegs. 

Unten folgte ich noch kurz der Querung unter den Felsstufen und Abbrüchen bis zu dem Punkt, an dem ich vor zwei Wochen vom Salober herunterkam, entschied mich aber, diesen Gipfel heute nicht mehr zu besteigen, da ich noch etwas Zeit mit meiner Freundin am Giebelhaus verbringen wollte. Vielmehr peilte ich die Ochsenalpe (1729m) an, in deren unmittelbarer Nähe ich mir eine weitere kleine Pause im Schatten gönnte.

Zeitbedarf vom Laufbacher Eck inklusive Umwege: 1 Std 15 min (nur zur Ergänzung: für den Weg vom Salobergipfel bis Laufbacher Eck sind bei normalem Tempo gut 1 Std 30 min zu veranschlagen.)


Ein breiter unbefestigter Alpweg führt in leichtem Gefälle auf den Weg, der zur Feldalpe führt, danach in steilem Abstieg hinunter zur Pointhütte (1319m). Der Weg zur Feldalpe scheint ausgebaut zu werden, und auch die Feldalpe selber hatte nunmehr ein neues Dach. Auf jeden Fall fand in den letzten Tagen umfangreiche Bautätigkeit hier oben statt.

Da ich auch heute kein Mountainbike für eine schnelle Abfahrt zur Verfügung hatte, ging's per pedes zum Giebelhaus (1068m; gut 50 min von der Ochsenalpe), auf der Fahrstraße, die ich in letzter Zeit häufiger einschlug als die vertrauten Wege meines Wohnortes.

Leider waren in der Zwischenzeit einige Wolken aufgezogen, so dass wir unser Wiedersehen und unsere Speisen im Garten des Giebelhauses bei recht kühler Witterung genossen. Irgendwie kam das Gefühl auf, der Bergsommer wäre heute schon vorbei, aber wider Erwarten war der Donnerstag auch noch traumhaft...

Fazit: Ein wunderschöner Saisonabschluss 2011. Schade, dass die schönen Tage am Ende doch recht schnell dem Winter gewichen sind. Nun fängt wieder die Zeit des fleißigen Trainierens und des Pläneschmiedens fürs neue Jahr an.     


Tourengänger: quacamozza


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