Rutschen statt Laufen


Publiziert von rojosuiza , 8. Oktober 2011 um 22:31.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:23 September 2011
Wandern Schwierigkeit: T4- - Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: L
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Zeitbedarf: 1 Tage
Aufstieg: 1600 m
Abstieg: 1600 m
Strecke:4 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Täsch
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Täsch
Unterkunftmöglichkeiten:keine; kaum Wasser zu finden unterwegs, mitnehmen also

Einmal ist kein Mal. Darum wiederholt rojosuiza so gern.Er will von Täsch aufs Mettelhorn; auf der anderen Seite dann hinab nach Zermatt. Es geht beim zweiten Mal aber nicht immer ganz gleich gut wie das erste Mal, wie nachfolgendes Geschichtlein beweist.

Von Täsch aus führt der Pfad steil hinauf durch den Wald zum Kreuz nach Arigscheis. Ausblicke auf die gegenüberliegende Seite mit dem Rimpfischhorn, und nach 'vorn' ins Gebiet über Zermatt. Bei Arigscheis übernimmt ein anderer die Hauptrolle: das Weisshorn. Einschwenken nach Westen, hinein in den geschlossenen Gletscherbecher, mit den Eckpunkten Weisshorn und Mettelhorn. Jetzt sind es Alpenweiden in ihrer herbstlichen Glut. Bald erscheint unten die Gletscherstirn des Hohlichtgletschers. Noch bevor die Gletscherstirn erreicht ist, schräg nach Süden abdrehen und zwischen Getschung und Triftji über Blöcke und Geschiebe gemächlich nach oben steigen. Der Schutt hält meistens. Um die 3000m queren nach Westen, über den Gletscher unterhalb des Mettelhorns. Der ist flach, hat aber obendran einen Wulst. Der Wulst ist die Schlüsselstelle.

Was soll ich sagen? Das erste Mal, dass ich diese Stelle passiert habe, habe ich den Wulst leicht und unbeschwert überschritten - durchgängig Firnschnee, eine wahre Freude! Dieses Mal ist es dort, in der idealen Linie, so zerschrunden, dass ich mich entscheide, es auf der Westseite zu versuchen, über den Bergschrund. Was leuchtet der Gletscher da! Etwas näher gekommen, sehe ich, wie die Wasser fröhlich sprudeln und springen über just der Stelle, wo ich das andere Ufer zu gewinnen trachte. Noch näher ist die Wahrheit ersichtlich: Blankeis! Eine Stufe höher vielleicht, über dem nächsten Loch? Etwas weiter hinter dann halt? - Überall Blankeis.

Kurz vor dem Ziel, - der Überschreitung des Furggji - umgedreht, weil der Wulst heute für mich nicht zu nehmen ist. Volle Kraft zurück! - Warum heisst dieser Bericht denn aber nun Rutschen statt Laufen? Weil das beherrschte Steigen plötzlich übergeht in jähes Rutschen. Die Steigeisen beissen nicht, rojosuiza fängt an zu gleiten. Weiter unten harren zwei offene Mäuler im Eis, wie aufgerissene Schnauzen. Zum Glück, sie sind schneegefüllt bis fast zum Rand. Fängt uns Schneekuhle eins, oder wird es Kuhle zwei? Ist die Kuhle gutartig, ist sie bösartig? - Plumps! Kuhle eins fängt rojosuiza, und sie fängt ihn gutartig. Ein paar Schrammen an den Unterarmen, etwas Blut; ein paar blaue Stellen, weiter keine Schäden. 

Gut davongekommen! Zwar um den Gipfel des Mettelhorns betrogen, aber man ist heil. Statt auf neuen Wegen nach Zermatt ist man aufs neue auf dem Täscher Weg auf dem Rückmarsch - aber rojosuiza tanzt den ganzen Weg hinab. Was ist einem das Gehen doch leicht, wenn man nicht steigen muss. Was sind diese Alpweiden doch heiter. Wie ist die Aussicht doch wunderschön! Wie haben unser Vorfahren nur den Mut gehabt, solch einen Weg anzulegen!

Ein paar Kratzer mehr hat der Körper, gewiss, doch was für ein Genuss ist es für die Seele, Bergwandern! 


Tourengänger: rojosuiza
Communities: Alleingänge/Solo


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