Überschreitung der Steinmandlspitze (2347m) - ruhige Nachbarin des Roten Steins


Publiziert von felixbavaria , 1. Oktober 2011 um 22:07.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum: 1 Oktober 2011
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 7:15
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:siehe Wegpunkt Parkplatz und Google Maps
Kartennummer:Kompass 25 (Zugspitze) oder Kompass 24 (Lechtaler Alpen)

Die sehr aussichtsreiche Steinmandlspitze ist die ruhige Nachbarin des Roten Steins - während sich auf diesem die Berggeher an schönen Tagen quasi tottreten, wird die Steinmandlspitze in einem ganzen Jahr weniger besucht als der Rote Stein an einem einzigen sonnigen Oktobertag. Dieser Tourenbericht beschreibt daher die Überschreitung ohne Mitnahme des überlaufenen Roten Steins. Stattdessen wird der Ostgrat der Steinmandlspitze zum Abstieg benutzt, und der Ausgangs- und Endpunkt befindet sich an der Straße Bichlbach - Berwang.

Der erste Teil der Tour ist zugegebenermaßen nicht der absolute Hit: Man steigt vom P auf Spazier- und Fahrwegen nach Berwang und eine Skipiste hinauf. Sobald der Weg von der Skipiste in den Wald eintritt, wird die Tour aber schlagartig schön und landschaftlich sehr abwechslungsreich: Zuerst folgt ein schöner Grasgrat, dann Schrofengelände zur Vorderen und Hinteren Suwaldspitze; folgt man dem Gratverlauf weiter, gibt es eine kostenlose Latschenkiefertherapie. Der Weiterweg zur Steinmandlspitze entspricht einem typischen Lechtaler Schrofenaufstieg (wie auch z.B. zur Aserlespitze oder zum Seelakopf); der Ostgrat bietet dann brüchiges Plattengelände ähnlich wie an der Gartnerwand, aber völlig weglos und ohne Sicherung. Über schönes kupiertes Gelände geht es zum Bichlbächler Jöchle, kurz danach schließt sich der Kreis und eine Traumtour bei AKW ist Geschichte.

Routenbeschreibung:

Vom P auf Spazier- und Fahrwegen ins Zentrum von Berwang. Kurz hinter der Kirche links auf einen Fahrweg in Richtung Kögelehütte; kurz vor dieser auf die Skipiste. An deren Ende rechts halten und auf kleinem, aber guten Steig die Hänge queren. Sobald man eine Mulde erreicht, kann man rechts in 2 min. zum Aussichtspunkt Sattelkopf; der Weiterweg geht nach links den steilen Grashang hinauf, durch den guten Steig ist der Aufstieg aber mühelos. Auf dem Grat weiter zum Hönig und zum Sonnberg. Hinab ins Älpelejoch und auf Trittspuren über Wiesen- und Schrofengelände zunächst an der Vorderen Suwaldspitze vorbei, dann weglos zum Gipfel (oder über eine weite Schleife).

Abstieg von der Vorderen Suwaldspitze direkt am Grat und weiter zur Hinteren Suwaldspitze. Von dort wie im AVF über den teils latschenbewachsenen Grat zu einer tiefen Einschartung (ca. 2070m). Den Latschen wird öfters nach links in die ausgesetzte Nordflanke ausgewichen; die Südflanke ist steil und brüchig und wenig empfehlenswert. Der Grat ist nicht schwieriger als I, aber wegen der vielen Latschen etwas mühsam. Beim Schreiben dieser Zeilen steigt mir immer noch der Duft von Tiroler Latschenkiefern in die Nase :)
Alternativ kann der Grat über Pfadspuren weit unten in der Flanke umgangen werden (siehe *Bericht von sven86).

In jedem Fall gelangt man von der Scharte über Schrofengelände und vereinzelte Steigspuren zum Gipfel der Steinmandlspitze; ein Grataufschwung wird rechts auf günstiger Route umgangen. Danach immer nahe der Abbruchkante bleiben, die Flanke ist sehr mühsam!

Vom Gipfel über den Ostgrat hinab; der Ostgrat ist im oberen Teil erstaunlich fest, man sollte also auch hier möglichst immer am Grat bleiben. Teilweise erfordert das plattige Gelände etwas Übung - ähnlich wie an der Gartnerwand haben die Platten zahlreiche Risse, über die sie überwunden werden können. Der Grat geht bald in Gehgelände (gut gestufte Schrofen) über und man erreicht das untere Lackekar mit Tümpel. Nach NO teilweise auf alten Almsteigen zum markierten Wanderweg vom Roten Stein nach Bichlbächle. Mit kurzem Gegenanstieg durch Latschen zum Bichlbächler Jöchle und auf gutem Steig (im Herbst etwas klamm) zur Fahrstraße im Bichlbächler Tal; auf dieser in 15 min. zum P.

Schwierigkeiten:
Bis zur Hinteren Suwaldspitze: T3.
Suwaldspitze Ostgrat: T4, I.
Weiter zur Steinmandlspitze: T3+.
Steinmandlspitze Ostgrat: T4, I.
Zum Bichlbächler Jöchle: T3.
Abstieg: T2.

Tourengänger: felixbavaria


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Kommentare (4)


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83_Stefan hat gesagt:
Gesendet am 1. Oktober 2011 um 22:14
Glückwunsch zu dieser landschaftlich beeindruckenden Bergtour! Vor allem die Kontraste zwischen den Grasbergen Hönig und Joch und den "wilden Felsbergen" im Kamm zwischen Rotem Stein und Nördlichem Kreuzjoch haben mir dort gefallen.

felixbavaria hat gesagt: RE:
Gesendet am 1. Oktober 2011 um 22:18
danke - stimmt, vor allem der Grat zur Galtbergspitze schaut beeindruckend aus, aber auch der Zackengrat zum Roten Stein.

sven86 hat gesagt:
Gesendet am 2. Oktober 2011 um 15:13
Sehr gut- mal sehen wie lange das Steinmandl noch ein Geheimtipp bleibt :) War denn seit meinem Besuch am 10.9 nochmal jemand oben?
Die SW- Flanke ist tatsächlich eine enorme Schinderei (technisch wohl auch schwieriger durch viele Geröllströme, m.E bis T4), ärgerlich dass ich mich von vermeintlich ungünstigem Gelände an der Kante habe täuschen lassen. Am Ostgrat der Hinteren Suwaldspitze müsste man mal mit der Machete für Ordnung sorgen...

Noch viel Spaß im Goldenen Oktober- ich gehe jetzt erstmal baden ;)
Sven

felixbavaria hat gesagt: RE:
Gesendet am 2. Oktober 2011 um 19:57
Das Steinmandl ist wohl kein echter "Geheimtipp" (im AVF prominent mit 3 ausführlich beschriebenen Routen vertreten!), sondern eher ein Berg, der für die meisten einfach zu weit ab vom Schuss ist und zudem im Schatten der höheren Nachbarn steht. Seit Deinem Besuch waren doch einige oben (kein Wunder bei dem schönen Wetter); insgesamt ca. 30 "Seilschaften" pro Jahr, also etwa so viele wie gestern am Roten Stein.

Ja, der nächste Begeher sollte eine Kettensäge mitbringen, dann wird eigentlich schöne Grat von der Suwaldspitze auch wieder attraktiver.

Danke übrigens nochmal für deinen Tourenbericht, so war die Orientierung wenigstens kein Problem.


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